Flöten und Pfeifen aus Tonpfeifenstielen

Joachim Acker

 

Tonpfeifen sind zerbrechliche Wesen, ein jäher Fall auf harten Grund und es ist ihnen der Garaus gemacht. Dass Pfeifen deren Stiel abgebrochen war dennoch weitergeraucht wurden ist im Teil 3 der >Tonpfeifenfunde in Schiffswracks< (Kronan) erwähnt.

Im Bild 1 noch ein Beispiel aus Gloucester. Co. VA/USA

Bild 1: Pfeifen stiel mit Bissmarken

 

Die Bruchstelle am Pfeifenende ist deutlich zu erkennen, ebenso die kräftigen Eindrücke der Zähne. Die Pfeife wurde also offensichtlich während des Rauchens nicht mit der Hand sondern mit den Zähnen gehalten. Möglicherweise sahen dann die Zähne des Rauchers so aus wie diejenigen auf Bild 2.

Bild 2: Pauli-Friedhof in der Brandenburger Neustadt

 

Maren Weidner schreibt über Skelettfunde in Rendsburg bei denen Beschädigungen am Gebiss auffiel:
>>Je zwei gegenüberliegende Zähne in Ober- und Unterkiefer sind betroffen.>> Und weiter: >>Auch ein Fund aus der Brandenburger Neustadt zeigt diese Beschädigungen, hier sind sogar die unteren Schneidezähne angeschliffen. Diese Beschädigungen sind wiederholt beschrieben und eindeutig auf den exzessiven Gebrauch der Tonpfeife zugeführt worden.<<

Zitate: Maren Weidner in: Archäologische Funde vom Rendsburger Neuwerk, Knasterkopf 12/1999 Seite 8 und 10.

 

Doch nun zum eigentlichen Anliegen dieser kurzen Betrachtung.

Getreu dem uraltem Motto: Nichts wegwerfen was noch Verwendung finden könnte, wurden auch die Reste der Stiele gelegentlich weiterverwendet. Kurzerhand ein Loch in den Stiel gebohrt oder gesägt und fertig war eine einfache Flöte bzw. Pfeife. Zu was sie nun Verwendung fand vermag ich nicht zu sagen, möglicherweise um damit Signale zu geben, vielleicht aber auch um Reigentanz mit einer einfachen Tonfolge zu begleiten.

Bild 3 bis Bild 6

 

Die Fundstücke in den Bildern 3 bis 5 stammen von archäologischen Ausgrabungen nahe dem Poropotank Creek in Gloucester County, Virginia/USA. Dasjenige in Bild 6 von der Ausgrabungsstelle King's Reach, einem Bereich der Richard Smith Jr. Plantation, Calvert County, Maryland/USA Weitere Artefakte dieser Art wurden in Ferryland/Neufundland und bei den Ausgrabungen eines afrikanischen Friedhofs in New York City gefunden. Zwei Pfeifenstiele stammen vom Monte Christo Pipe Wreck (siehe Tonpfeifenfunde in Schiffswracks 2).

Es wurden aber nicht nur zerbrochene Pfeifenstiele in Flöten bzw. Pfeifen verwandelt sondern auch in Perlen.

Bild 7: Perle aus einem Pfeifenstiel

 

Das einzige Beispiel das ich dafür fand stammt aus der archäologischen Ausgrabungsstelle LaVase North Bank Archaeological Site nahe North Bay/Kanada. Die Perle ist aus Ton gefertigt, hat einen Durchmesser von 6-7 mm und einen Bohrungsdurchmesser von 4/64“, etwa 1,6 mm. Sie stimmt mit diesen Maßen mit anderen Tonpfeifen bzw. ihren Stielen überein. Und auch mit den Abmessungen eines Tonpfeifenstiels den ich letztes Jahr an einem Strand von Anglesey fand. Das wichtigste Kriterium ist aber die bräunliche Ablagerung bzw. Beize im inneren der Bohrung deren Ursache Tabakrauch gewesen sein könnte.

 

Quellen:
http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/2863/glos/abstract.html
http://tinyurl.com/93g47
http://www.heritage.nf.ca/avalon/artifacts/museum.html
http://www.newsouthassoc.com/newsletters/newsletter28.html
http://tinyurl.com/7wa8e
Maren Weidner: Archäologische Funde vom Rendsburger Neuwerk, Knasterkopf 12/1999 Seite 8 und 10.

Bildernachweis:

Bild 1, 4, 5,
http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/2863/glos/cer.html

Bild 2
Knasterkopf Band 12

Bild 3
http://tinyurl.com/8o44v
http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/2863/glos/abstract.html

Bild 6
http://tinyurl.com/dt7mw

Bild 7
http://www.city.north-bay.on.ca/lavase/97FRS423.HTM