Die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer
Teil 1

Joachim Acker

 

Einleitung
Die Mound Pfeifen

1855 hielt Chief Seattle, Häuptling der Duwamish Indianer, an den damaligen Präsidenten der USA Franklin Pierce seine berühmt gewordene Rede > Wir sind ein Teil der Erde<. Seine letzten Sätze lauteten:

"Wir werden Euer Angebot bedenken.Wenn wir zustimmen, so nur, um das Reservat zu sichern, das ihr versprochen habt. Dort vielleicht können wir unsere kurzen Tage auf unsere Weise verbringen. Wenn der letzte rote Mann von dieser Erde gewichen ist und sein Gedächtnis nur noch der Schatten einer Wolke über der Prärie, wird immer noch der Geist meiner Väter in diesen Ufern und diesen Wäldern lebendig sein. Denn sie liebten diese Erde, wie das Neugeborene den Herzschlag seiner Mutter. Wenn wir Euch unser Land verkaufen, liebt es, so wie wir es liebten, kümmert Euch, so wie wir uns kümmerten, behaltet die Erinnerung an das Land, so wie es ist, wenn Ihr es nehmt. Und mit all Eurer Stärke, Eurem Geist, Eurem Herzen, erhaltet es für Eure Kinder und liebt es - so wie Gott uns alle liebt. Denn eines wissen wir - unser Gott ist derselbe Gott. Diese Erde ist ihm heilig. Selbst der weiße Mann kann der gemeinsamen Bestimmung nicht entgehen. Vielleicht sind wir doch - Brüder. Wir werden sehen."
Quelle: http://www.i-bahmueller.de/seattle.htm

Als diese Worte gesprochen wurden neigte sich das Schicksal der nordamerikanischen Ureinwohner bereits dem Ende entgegen. Wenige Jahrzehnte später verdämmerten die Reste einst stolzer Stämme unter vielfach unwürdigen Verhältnissen in den Reservationen.

Wir wollen nun gemeinsam zurückwandern ins dunkle der vergangenen Zeiten: Vorbei an den Gräbern von Wounded Knee und am verzweifelten Fluchtversuch der Nez Percés, vorbei am Little Big Horn River, am Sand Creek, vorbei auch an den Skeletten von unzähligen Büffeln, wir sehen die Umsiedlung der Cherokee in die Reservation ins ferne Oklahoma, als >Pfad der Tränen< geht er in die Geschichte ein. Tiefer und tiefer führt uns der Weg hinab in den Brunnen der Vergangenheit und immer wieder vorbei an gebrochenen Verträgen, an Leid, Not und Elend. Aber, und dies ist das tröstliche, wir kommen auch an guten Zeiten vorbei, an Tagen und Jahren der Freude und des Wohlstandes, am Spiel glücklicher Kinder, an Tanz zu Ehren der Götter. Schließlich sind wir am Ziel angekommen, am Anfang der Zeit, dort wo alles begann.

Einleitung

In den folgenden Abschnitten dieses Artikels wird viel von Archäologie die Rede sein, da das Hauptanliegen aber die Pfeifen sind werde ich mich so kurz wie möglich fassen und nur das zum Verständnis notwendige anführen. Wenn sich der werte Leser näher mit diesem Gebiet beschäftigen will findet er im Internet eine riesige Auswahl an Literatur.

Noch nie wurden in Nordamerika Spuren der menschlichen Vorfahren gefunden, weder Knochen des Homo habilis noch des Homo erectus, die logische Schlussfolgerung daraus würde lauten dass die Paläo-Indianer bereits als Homo sapiens diesen Erdteil betraten. Aber woher?
Sprachforscher, Völkerkundler und Archäologen vermuten dass sie aus Asien kommend über die Beringstrasse einwanderten und nach und nach den Kontinent besiedelten. Als Zeitraum wird das ausgehende Paläolithikum genannt, also eine Zeit zwischen 15.000 und 9.000 v.u.Z. Zu dieser Zeit waren noch riesige Mengen an Wasser in Form von Gletschereis auf dem Festland gebunden, der Meeresspiegel soll an die 100 m tiefer gelegen haben als Heute. Eine Zuwanderung über die Meerenge der Beringsee wäre also theoretisch möglich gewesen.
Diese Einwanderung ist, so die Vermutung, in drei größeren Wellen geschehen: Zuerst die Menschen die später die Clovis Kultur gründeten, dann die Athapasken und Eskimos. Aus diesen drei Besiedlungswellen entwickelten sich im Laufe der Jahrtausende und mit zunehmender Sesshaftigkeit die verschiedenen Indianerstämme und Kulturen. Allerdings gibt es über den Besiedlungsverlauf Nord- und auch Südamerikas noch eine ganze Vielzahl anderer Theorien die wir jetzt aber nicht betrachten wollen.


Bild 1: Clovis Artefakte, Bild 2: Bering Landenge

 

Die Mound Pfeifen

Über das Wort >Mound< gibt uns das Wörterbuch eine ausführliche Erklärung: Erdwall, Erdhügel, Grabhügel, Aufschüttung, Haufen.

Als im 17. und 18. Jahrhundert die ersten weißen Pioniere über die Appalachen in das Tal des Ohio und des Mississippi vordrangen standen sie sehr erstaunt und verwundert vor riesigen künstlich aufgeschichteten Erdhügeln und seltsam geformten Wallanlagen die oftmals die Form von Tieren hatten wie der berühmte Serpent Mound im Adams County/Ohio.


Bild 3: Serpent Mound

Lange Zeit wussten die Wissenschaftler diese Bauten nicht zu deuten und die Herkunft ihrer Erbauer blieb ebenso im Dunkel wie der Zweck der Anlagen.
Der spätere Präsident Thomas Jefferson, der auch der Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung war, führte 1784 auf seinem Landgut in Virginia an einem Mound eine archäologische Ausgrabung durch und fand dabei menschliche Knochen und verschiedene Artefakte. Diese Ausgrabung soll im übrigen vorbildlich gewesen sein und seiner Zeit weit voraus denn er ergrub den Hügel durch einen senkrechten Schnitt und konnte so die verschiedenen Schichten aus dem der Mound aufgebaut war genau erkennen und die Funde zuordnen.

>> Vom Golf von Mexiko bis etwa in die Höhe von St. Louis sind die zahllosen »Mounds« quadratisch oder rechteckig angelegte 15 bis 35 Meter hohe Hügel, zu deren abgeflachter, plattformartiger Spitze einst hochstufige Treppen aus behauenen Holzstämmen führten. Dies ist heute noch deutlich zu erkennen. Die Ähnlichkeit mit den steinernen Pyramidenbauten der südamerikanischen Indianer-Kulturen ist deutlich. Wahrscheinlich stand auf der oberen Plattform ein Tempelgebäude, weshalb man diese »Mounds« auch »Tempel-Mounds« nennt. Weiter nördlich werden die »Mounds« niedriger und rund oder elliptisch. Sie sind selten höher als zehn Meter manchmal nur knappe zwei Meter hoch. Fast alle sind »Burial Mounds«, Grabstätten, Bestattungsgrüfte, Grabhügel. In Wisconsin und Ohio schließlich nehmen die »Mounds« die Formen von auf dem Boden ausgebreiteten Tieren (Schildkröten, Adler, Bären, Füchse, Bisons, Elche etc.) und Menschen an, teilweise in geradezu gewaltigen, vom Boden aus unübersichtlichen Dimensionen. Diese sogenannten »Effigy Mounds« geben der Archäologie Rätsel auf.
Häufig sind Gruppen von (licht beisammenstehenden »Mounds« durch umwallte, breite Straßen miteinander verbunden und von runden oder elliptischen Wallstraßen umgeben. So umfasst zum Beispiel der »Great Circle« (Großkreis einer Wallkonstruktion bei Newark, Ohio) ein Areal von 365 Metern Durchmesser, darin befindet sich ein großer »Adler-Mound«. Über mehr als sechseinhalb Quadratkilometer erstrecken sich hier die wallumsäumten, breiten »Boulevards« einer Siedlung, die man wohl als »Großstadt« der Vorzeit ansprechen kann. Die Bewohner pflegten einen Totenkult, der ihr ganzes Leben beherrschte. Sie wohnten in Blockhäusern mit mehreren Stockwerken. Der Mittelpunkt ihrer Stadtkultur dürften Grab- und Tempelmounds gewesen sein.<<
Quelle: http://www.indianer-scout.de/id319.htm

Im Laufe der Jahrzehnte wurde dann durch die Tätigkeit vieler Archäologen ein immer genaueres Bild über die Mounds und ihre Erbauer gewonnen. Heute wissen wir dass es drei große Kulturen waren die diese Bauwerke erschufen: Die Adena, die Hopewell und die Mississippi Kultur. Für diese Kulturen wird auch der Begriff >Woodland Periode<, eingeteilt in frühe-mittlere und späte Woodland Periode, verwendet. Ein anderes Chronologie Schema teilt diese Zeit wie folgt ein:

Burial Mound Periode I: 1000 bis 300 v. Chr.
Burial Mound Periode II: 300 v. Chr. bis 700 v. Chr.
Tempel Mound Periode I: 700 v. Chr. bis 1200 n. Chr.
Tempel Mound Periode II: 1200 n. Chr. bis 1700 n. Chr.
Quelle: http://www.indianerwww.de/indian/n_fk_a_z.htm

 

Die Pfeifen der Adena Kultur

Bild 4: Adena Pfeifen, Bild 5: Adena Pfeifen, Bild 6: Adena Pfeifen

Die Adena Kultur (der Name ihrer Träger ist nicht bekannt), benannt nach einem Farmer auf dessen Grundstück (in der Nähe von Chillicothe/Ohio) ein Grabmound archäologisch untersucht wurde, hatte ihren Anfang um die 1000 v.u.Z. und dauerte bis ins erste nachchristliche Jahrhundert. Ihre höchste Blütezeit begann, so fanden die Forscher heraus, um 500 v.u.Z., ab dieser Zeit entstanden die großen Begräbnismounds dieser Kultur.
Die Adena Menschen wohnten in kleinen Dörfern und ernährten sich von der Jagd, Fischfang und dem sammeln von Früchten sowie einem einfachen Ackerbau. Sie waren geschickte Handwerker und verstanden sich sehr gut auf die Herstellung von Schmuck und Töpferwaren.
Ihre Toten bestatteten sie in den erwähnten Mounds die einen Durchmesser von 6 bis 90 Meter und eine Höhe zwischen 6 und 20 Metern erreichen konnten und oftmals mehrfach belegt wurden.

"Only important Adena were buried inside of the mounds, inside of log tombs. The tombs were constructed by placing the logs on the ground for a floor. Then, they placed poles in the ground, constructing a platform, and then roofing that with bark. Because of the weight of the earth on top and the rotting of the timbers, most tombs ended up collapsing shortly upon construction. Burials included cremations, decapitated and mutilated people, and mass burial sites. Often the body would be placed in the grave on its back. After some time the body would decompose. At this timet the bones would be painted with red dye. Less important Adena were cremated. The body would be burned in a circular clay basin, and its ashes would then be placed within the grave complex."
Quelle: http://www.mankato.msus.edu/emuseum/prehistory/northamerica/culture/plains/adena2.html


Bild 7: Shrum Mound/Ohio

Als Grabbeigaben dienten Armbänder, Äxte, Muscheln, Kupferperlen, gravierte Steinplättchen und bei den männlichen Toten Pfeifen aus Ton oder Stein.

Die frühesten Pfeifen die dieser Kultur zugeordnet werden können gehören zu den sogenannten Röhrenpfeifen: Dies sind gerade, zigarrenförmige Röhren bei denen der Tabak an einem Ende eingefüllt wird.
Eine eigenartige Mundstücksform besitzen die Pfeifen im Bild 5, eine Deutung dieser Ausformung ist sehr schwierig. Vielleicht handelte es sich hier um einen Versuch denn es wurden nur wenige Exemplare dieser Art gefunden. Gefertigt wurden diese Tubular Pfeifen aus Kalkstein und aus Ohio Pfeifenstein.

"During the early Adena period in the Scioto River valley in Ohio, perhaps prior to 500 B.C., the straight or cigar shaped tube dominated. This style featured a dramatically reduced stem end orifice of no more than 1/16th of an inch. A circular drilling technique was employed. During the middle Adena period the earlier form evolved into a type with a slightly flared stem. This style may have migrated to Ohio form the Northeast where the form was more common. In Late Adena, roughly 1 A.D. to 200 A.D., pipe forms featured more variety and more advanced stylization.
Two forms were diagnostic the so-called "constricted mouthpiece" style with a flattened or beveled stem end, and the very rare flared stem style. The latter was a further development of the earlier Adena pipe forms and seems to have been produced to provide a more comfortable mouthpiece. Also, in Late Adena we see effigy tubular pipes, another extremely rare form, featuring three dimensional effigy portrayals covering the entire length of the tube or along a portion of it. In this case the effigy normally begins at the stem end of the tube.
"
Quelle: http://www.ohioarch.org/PastArticles5.htm


Bild 8: Fragment einer Pfeife

Im Bild 8 sehen wir das Fragment einer (Röhren?) Pfeife die beim Bohren zerbrach.
Wie die Pfeifen hergestellt wurden beschreibt der große Indianerforscher George Catlin, nachdem auch der Pfeifenstein benannt wurde:

"The Indians shape out the bowls of these pipes from the solid stone, which is not quite as hard as marble, with nothing but a knife. The stone is of a cherry red, admits of a beautiful polish, and the Indian makes the hole in the bowl of the pipe, by drilling into it a hard stick, shaped to the desired size, with a quantity of sharp sand and water kept constantly in the hole, subjecting him therefore to a great labour and the necessity of much patience."
George Catlin, 1832-39
Quelle: http://www.mississippian-artifacts.com/html/pipes.html

Offensichtlich war das rauchen in diesen Röhrenpfeifen nicht besonders praktisch denn im Laufe der Zeit wurde die Pfeife modifiziert, dabei wurde der Tabakraum auf die nun etwas vergrößerte Röhre aufgesetzt, der Vorläufer der Plattformpfeifen war entstanden, wenigstens kann ich es mir so vorstellen.
Bild 6 zeigt 4 solcher Pfeifen die aus sehr feinkörnigen Sandstein gefertigt wurden.
Die Pfeifen der Ardena Leute zeigen zum Einen einfachen Formen mit glatten ovalen Köpfen aber auch bildlich gestaltete - die sogenannten Effigy Pfeifen sind im Fundmaterial vorhanden.


Bild 9: Effigy Pfeife, Bild 10: Effigy Pfeife in situ

Eine besonders eindrucksvolles Exemplar einer solchen Effigy Pfeife ist im Bild 9 zu sehen: Eine menschliche Figur ((5 x 6 x 20 cm).aus einem Adena Grabhügel im Ross County/Ohio (gefunden im Jahre 1901), hergestellt wurde sie aus Catlinit, dem berühmten Pfeifenstein der Indianer. Das Bild 10 zeigt die Pfeife in ihrer Fundlage im Grab 21.
Es ist anzunehmen dass die Effigy Pfeifen irgendeine kultisch-religiöse Bedeutung hatten, für den alltäglichen Gebrauch war sie vermutlich nicht bestimmt. Andere Pfeifen der Adena Leute waren Pfeifen aus Ton oder Stein wie sie auf Bild 4 gezeigt werden.
Was sofort auffällt ist die eigenartige Form der Pfeifen die sich von den unseren doch sehr unterscheiden. Auf einer Art Plattform (daher werden diese Pfeifen auch Platform Pipes genannt) die flachbreit und meistens sichelförmig gekrümmt ist sitzt der Pfeifenkopf der oftmals die Spuren seines Gebrauchs zeigt.
Eines aber ist sicher: Die aus Stein gefertigten Pfeifen waren schwer und ein lässiges zwischen den Zähnen halten war sicherlich nicht möglich oder doch mit erheblichen Kieferschmerzen verbunden.

 

Die Pfeifen der Hopewell Kultur


Bild 11: Time Line

Bild 12: Landkarte

An die Adena schließt sich die der Hopewell Kultur an. Der Übergang von einer Kultur zur nächsten geschah aber mit Sicherheit nicht abrupt sondern war fließend. Gewisse Funde in den Mounds deuten darauf hin dass beide Völker eine gewisse Zeit nebeneinander, vielleicht auch miteinander lebten. Dass es verschiedene Völker waren fanden die Archäologen heraus: Die Adena Menschen hatten rundlichere Schädel, die der Hopewell Bevölkerung längliche.
Der Name Hopewell stammt (so wie derjenige der Adena Kultur) von einem Farmer.

"With the myth of the Moundbuilders solved, at least in the minds of archeologists and scientists, new nomenclature became necessary. Modern archeology adopted the name "Hopewell" when a rich lode of artifacts Warren K. Moorehead excavated from twenty-eight mounds on Capt. Mordecai C. Hopewell's farm near Chillicothe were prepared for Chicago's Columbian Exposition in 1893."
Quelle: http://www.nps.gov/hocu/adhi/adhi1c.htm

Die Hopewell Bevölkerung besorgte ihren Lebensunterhalt ebenfalls durch jagen, fischen, sammeln und durch den Anbau von Feldfrüchten (Mais). Sie sollen, so führen die Forscher aus, in Familienverbänden mit bis zu 13 Mitgliedern gelebt haben.

"Durch Begräbnis- und anderen Zeremonien entstand bei der Elite ein immenser Bedarf an Zeremonialgegenständen und Grabbeigaben, inklusive der exotischen Rohstoffe, aus denen sie hergestellt wurden. Deswegen wurde ein Handelsnetz geschaffen, das fast den ganzen nordamerikanischen Kontinent umfasste, von den Rocky Mountains bis zum Atlantischen Ozean und von den Great Lakes und Kanada bis zur Golfküste. Der Handel erfolgte in erster Linie auf Wasserwegen. Kupfer und Silber wurden vermutlich aus der Region des Lake Superior und dem Norden Ontarios auf Nebenarmen des Ohio, Miami und dem Scioto nach Süden transportiert. Aus North Carolina kam Glimmer und Bildtäfelchen, aus Florida und von der Golfküste kamen Schildkrötenpanzer, Barrakuda-Kiefer, Muschelgehäuse und Alligatorzähne. Sogar Obsidian aus Idaho und Wyoming wurde in Gräbern der Hopewell-Indianer gefunden."
Quelle: http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/hopewell.htm

Dem Totenkult maßen die Hopewell Leute einen besonderen Wert zu, anhand der Bestattungen in den Mounds konnte festgestellt werden dass 75% der Verstorbenen verbrannt wurden, eine Körperbestattung war vermutlich nur der herrschenden Klasse vorbehalten.

"Jüngste Untersuchungen von Hopewell-Schädeln aus den reichsten Begräbnisstätten deuten an, dass es sich möglicherweise bei den Herrschenden um eine erbliche Aristokratie gehandelt hat: Eine Knochenwucherung in den inneren Ohrkanälen (Exostosis), die nur genetisch übermittelt werden kann, deutet an, dass die Herrschenden sich ausschließlich innerhalb ihrer Kaste fortpflanzten."
Quelle: http://www.indianer-scout.de/id457.htm

Dass die Hopewell Menschen großartige Handwerker waren zeigt sich auch in ihren Pfeifen die in sehr großer Anzahl in den Mounds gefunden wurden. Einer dieser Mounds bekam deswegen den Ehrennamen >Pipe Mound<, über 200 Bildnispfeifen konnten dort von den Archäologen geborgen werden.
Wie das Bild zeigt ein recht unscheinbarer Hügel. (Unter solch einem kaum wahrnehmbaren Hügel war z.B. der berühmte Keltenfürst von Hochdorf begraben)


Bild 13: Pipe Mound, Bild 14: Hopewell Platform Pipes


Bild 15 und 16: Effigy Pfeifen

Die Pfeifen der Hopewell Kultur sind zum Teil glatt und ohne Ornamente, es gibt aber auch Effigy Pfeifen in den mannigfaltigsten Formen. Eine kleine Auswahl dieser Pfeifen zeigen die Bilder 14 bis 16

Aber nicht nur die Pfeifen künden von der Handwerkskunst der Hopewellians sondern auch zahllose Schmuckgegenstände die in den Mounds gefunden wurden. Als Bespiel ist in Bild 17 ein aus Kupferblech gefertigter Falke zu sehen.


Bild 17: Effigy Pfeife

Wenn wir uns nun die Frage stellen warum die Hopewell Pfeifen mit den Abbildungen von Tieren versehen sind könnte eine mögliche Antwort im religiösen Brauchtum der frühen Indianer zu finden sein: Im Totemkult
Darüber lesen wir im Brockhaus Lexikon:

Totem: [englisch, aus indianisch] das, bei vielen Naturvölkern ein Tier, seltener eine Pflanze oder Naturerscheinung und deren bildliche oder symbolische Darstellung, mit denen sich ein Mensch oder eine Gruppe seelisch verbunden fühlt. Das Totem gilt als Ahne, Schützer, Helfer oder Gefährte für die Mitglieder der gleichen Totemgruppe, die sich als blutsverwandt betrachten. Daraus und aus dem Glauben an das Totem (Totemismus) entspringen Tabuvorschriften (Tabu).
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Die Totemverehrung war möglicherweise der Anlass die sehr sorgfältig gearbeiteten und höchst ausdrucksstarken Effigy Pfeifen zu erschaffen, so jedenfalls die Meinung vieler Forscher. Mit Sicherheit wissen wir dies freilich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.

Über die Gründe warum die Hopewell Kultur in der Mitte des ersten Jahrhunderts verschwand kann nur spekuliert werden.
An ihrer Stelle entstand (vielleicht gefördert durch die Zuwanderung neuer Stämme) die letzte der großen archaischen vorkolumbianischen Kulturen, die Mississippi Kultur.


Bild 18: Landkarte

 

Die Pfeifen der Mississippi Kultur

Chronologisch ist diese Kultur in die späte Woodland Periode, also in die Zeit von etwa 700-1600 u.Z. einzuordnen.

"Diese Kultur erstreckte sich von Wisconsin bis hinunter zum Golf von Mexiko und von der Küste von Georgia westwärts durch Tennessee, Ohio, Illinois, Arkansas, Texas bis hinein nach Oklahoma. Da sich der Brennpunkt der Kultur anscheinend im Mississippi-Tal befand, wurde der Begriff Mississippi-Kultur geprägt. Es entwickelten sich aber lokale Varianten im gesamten Gebiet des Südostens, z. B. die Caddo-Mississippi-, Plaquemine-Mississippi- und Süd-Appalachen-Mississippi-Kultur. Auch in der Prärie-Region entstand ein Ableger mit Namen Oneota-Kultur."
Quelle: http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/missis.htm

Die Mississippi Kultur wird auch als Tempel Mound Kultur bezeichnet, einfach deshalb weil die Mississippians sehr viele Mounds mit einer abgeflachten Spitze bauten auf der entweder ein Tempel, das Haus des Stammesfürsten oder ein öffentliches Gebäude stand. Hier zeigen sich auch gewisse Parallelen zu den Ureinwohnern Mesoamerikas, den Mayas. Die dortigen Pyramiden waren möglicherweise das Vorbild der Mississippian Mounds, insofern es einen Einfluss aus Mittel-Amerika gegeben hat. Die Hügel der Tempel Mounds waren allerdings nicht aus Steinen errichtet sondern Erdaufschüttungen die mit Holz verstärkt wurden.
Um die Mounds gruppierten sich dann die Wohnhäuser der Bevölkerung. Cahokia im Bundesstaat Illinois war das größte Zentrum dieser Kultur und kann als Stadt bezeichnet werden, es sollen einst bis zu 30.000 Menschen dort gelebt haben.
Der größte Mound ist der Monk Mound in Cahokia, >Mönchs Hügel< der einst von französischen Trappistenmönchen als Obst und Gemüsegarten benützt wurde und so seinen Namen bekam. Der Monk, mit einer Grundfläche von 325x210 m, war auch das Hauptheiligtum der Mississippians. Auf ihm stand ein 30 m langer, 14 m breiter und 15 m hoher Holzbau der entweder die Residenz des Herrschers war oder kultisch-religiösen Handlungen diente.


Bild 19: Monk Mound

Die Menschen der Mississippi Kultur waren ebenfalls Jäger und Fischer, bebauten die Felder mit Mais und mexikanischen Bohnen und besaßen sehr großes Geschick im Töpferhandwerk und im herstellen von Schmuckgegenständen.

"Aus bisher völlig unbekannten Gründen begann die Bevölkerung von Cahokia ab 1300 zu schwinden und die Stadt schrumpfte zu einem Dorf. Um 1500 war die Stätte von allen Bewohnern verlassen. Eventuell waren die natürlichen Ressourcen in unmittelbarer Nähe aufgebraucht. Über einen langen Zeitraum hatten die Menschen Holz gefällt, um Häuser und Palisaden zu bauen und um Feuerholz zu haben. Wahrscheinlich mussten sie zum Schluss immer weitere Strecken laufen, um an das lebensnotwendige Holz zu kommen. Durch die Holzknappheit verschwand natürlich auch das Wild, eine notwendige Nahrungsquelle. Auf der anderen Seite kann es aufgrund der Überbevölkerung und mangelnder sanitärer Einrichtungen zu Krankheiten bzw. Seuchen gekommen sein. Durch Skelettuntersuchungen konnte man nachweisen, daß Tuberkulose, Blastommykosen und Syphilis nicht unbekannt waren."
Quelle: http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/missis-cahokia.htm

Nach dem Niedergang der Mississippi Kultur hielt noch ein Stamm den Traditionen der Vorväter die Treue und bewahrte sie für eine gewisse Zeit, die Natchez Indianer die das Erbe der Mississippians übernommen hatten.. Aber ihre Zeit war ebenfalls vorbei als weiße Siedler in ihr Land eindrangen und sie im 18. Jahrhundert (1731) massakrierten, die überlebenden Natchez fanden bei den Creek und Cherokees eine neue Heimat.

"However, diseases introduced by the Europeans, along with the savagery and barbarity of the conquerors, took a fearful toll on people throughout the southeast. Populations fell and the vast majority of Mississippian societies imploded. By the time the conquerors left and the diseases had run their courses, the native population was a miniscule fraction of what it had been. Groups had neither the membership, nor the accumlated knowledge, to maintain their Mississippian lifeways, to build public works, to maintain continent-wide trading networks. Instead, the survivors created new social and political realities and became those nations known to generations of Euroamericans as the Creeks, Chickasaws, Choctaws, Cherokees, and Muskogee, to name a few."
Quelle: http://www.cabrillo.cc.ca.us/%7Ecrsmith/mississ.html


Bild 20 bis 24: Effigy Pfeifen der Mississippians

Wenden wir uns nun den Pfeifen der Mississippi Kultur zu. Auch hier finden wir wieder die prachtvollen Effigy Pfeifen, gefertigt aus Catlinit, Steatit, Kalk und Bauxit. Diese Mineralien haben den großen Vorteil dass sie sich zum Einen wegen ihrer geringen Härte vorzüglich mit den Feuersteinwerkzeugen bearbeiten lassen und zum Anderen werden sie nach dem austrocknen hart genug um den Anforderungen gerecht zu werden.
Die Bilder 20 bis 24 zeigen eine Auswahl dieser Pfeifen.
Die Frosch Pfeife in Bild 21, wurde aus grünem Sandstein gefertigt und 1878 in einem Mound in Arkansas gefunden.
Die Pfeife in Bild 24 stellt einen Fischreiher dar und ist sehr sorgfältig aus Schiefer gearbeitet, sie wurde 1858 beim roden eines Baumstumpfes gefunden.
Die Adler Pfeife in Bild 22 wurde 1961 gefunden und ist aus Limonite (Brauneisenerz).
Die Pfeife mit dem kauernden Mann in Bild 20 fand ein kleiner Junge 1865 auf den Felder der Farm seines Vaters. Sie ist aus grauem Schiefer und besticht durch ihre Aussagekraft.
Ein Greifvogel und darunter das Gesicht eines Mannes ist auf einer anderen Pfeife, gefertigt aus Kalkstein, dargestellt ,.Bild 23. Im Pfeifenkopf sind noch die Spuren ihres Gebrauches sichtbar. Sie soll, so wird vermutet, mit dem Totenkult in Zusammenhang stehen.

Alle Effigy Pfeifen, die der Adena-Hopewell und der Mississippi Kultur sind beeindruckende Meisterwerke frühen Handwerkskunst der nordamerikanischen Ureinwohner. Wie weiter oben schon angedeutet fanden diese Pfeifen vermutlich bei zeremoniellen Handlungen oder bei religiös-kultischen Riten Verwendung. Einige Forscher sind der Ansicht dass die kleineren Pfeifen zum persönlichen Gebrauch waren und nur die größeren bei zeremoniellen Anlässen geraucht wurden.


Bilder 25 bis 27: Disc Pfeifen


Bilder 28 bis 30: Elbow Pipes

Eine eigenartige Form haben die sogenannten Disc Pfeifen in den Bildern 25 bis 27, der Pfeifenkopf ist eine große runde Scheibe, und wie die rote Farbe schon andeutet aus Catlinit gefertigt. Disc Pfeifen sind im archäologischen Fundmaterial sehr rar, offensichtlich wurden sie nicht sehr oft gefertigt.

Neben den Effigy Pfeifen fanden auch noch Tonpfeifen rege Verwendung. Eine der bekanntesten Formen ist die Elbow (Ellenbogen oder Winkel) Pfeife, sie wurde in sehr zahlreichen Exemplaren bei Ausgrabungen gefunden. Nicht nur in glatter Ausführung sondern auch mit vielerlei Ornamenten bis hin zu animalischen Abbildungen versehen. Wir sehen einige auf den Bildern 31 bis 33.
Unklar ist bei den Clay Pfeifen der Mississippians ob sie mit einem Mundstück versehen waren oder in der hier gezeigten Form geraucht wurden. Ich vermute eher dass es einfache Mundstücke gab, möglicherweise aus den Röhrenknochen der Vögel oder auch aus Schilfrohr, dies würde das Rauchen doch etwas angenehmer gestaltet haben.


Bilder 31 bis 34: Tonpfeifen

Die Tonpfeife im Bild 34, sie gehört ebenfalls zu den Elbow Pfeifen, erinnert mit ihrem Sporn an der Unterseite des Pfeifenkopfes sehr stark an frühe europäische Pfeifenformen. Siehe dazu auch den Artikel über Tonpfeifen.

Damit sind wir vorläufig am Ende unseres Streifzuges durch die Geschichte der Indianer und ihrer Pfeifen angekommen.Weitere Teile werden folgen

Bilder

Bild 1
news.nationalgeographic.com/.../ 07/0722_020722_clovis.html

Bild 2
http://www.ohiohistorycentral.org/ohc/archaeol/p_indian/maps/bering.shtml

Bild 3
http://www.peabody.harvard.edu/photo/n_america/illustrations.html

Bild 4 und Bild 8
http://www.csasi.org/

Bild 5
http://www.ohioarch.org/PastArticles5.htm

Bild 6
http://www.ohioarch.org/PastArticles3.htm

Bild 7
http://www.ohioarch.org/PastArticles1.htm

Bild 9 und Bild 10
http://www.ohiomemory.org/index.html

Bild 11
http://www.sover.net/~barback/mounds/mounds.html

Bild 12
http://www.comp-archaeology.org/AdenaHopewellMissMap.jpg

Bild 13
http://www.nps.gov/hocu/adhi/fig61.jpg

Bild 14
www.homestead.com/zaneshawneecaverns/ Museum.html

Bild 15
http://www.ohioarch.org/PastArticles8.htm

Bild 16
http://www.nps.gov/hocu/html/museum1.htm

Bild 17
http://www.nps.gov/hocu/html/museum1.htm

Bild 18
http://www.ohiohistorycentral.org/ohc/archaeol/p_indian/maps/chilerwk.shtml

Bild 19
http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/missis-cahokia.htm

Bild 20 bis Bild 24, Bild 26 und Bild 28, Bild 31 bis Bild 33
http://www.mississippian-artifacts.com/html/pipes.html

Bild 25
http://www.ohioarch.org/PastArticles7.htm

Bild 27
http://www.relicshack.com/details.cfm?item_id=12974

Bild 29
http://www.relicshack.com/details.cfm?item_id=10157

Bild 30
http://www.relicshack.com/details.cfm?item_id=13366

Bild 34
http://www.gslas.org/resources.html

 

Verwendete Quellen

Geschichte
http://www.iivs.de/taufk/buerger/badura/geschichte.htm
http://www.indianer-scout.de/id319.htm
http://www.avoca.k12.il.us/os/mariemurphy/moundbuilders/chronologicalgraph.html
http://www.avoca.k12.il.us/os/mariemurphy/moundbuilders/chronological.html
http://ngeorgia.com/history/
http://www.csasi.org/state_societies.htm
http://www.sover.net/~barback/mounds/mounds.html
http://www.homestead.com/zaneshawneecaverns/Museum.html
http://www.dcsi.net/~hohin/homework/fin1.html
http://www.indiana.edu/~arch/saa/matrix/naa.html
http://www.indianer-feder.de/cherokee.htm
http://www.indianerwww.de/indian/n_fk_a_z.htm#mound_builder
http://www.indianer-feder.de/sandcree.htm

Adena Kultur:
http://www.indianer-scout.de/id319.htm
http://www.cr.nps.gov/seac/outline/04-woodland/index-3.htm
http://www.indiana.edu/~arch/saa/matrix/naa/naa_web/mod12B.html
http://www.comp-archaeology.org/USWoodlandAdena.htm
http://www.adena.com/adena/ad/ad01.htm
http://www.cabrillo.cc.ca.us/~crsmith/adena.html

Hopewell Kultur
http://www.nps.gov/hocu/adhi/adhi1c.htm
http://www.nps.gov/hocu/adhi/adhi1c.htm
http://www.indianer-scout.de/id457.htm
http://www.comp-archaeology.org/USWoodlandHopewell.htm
http://www.uwlax.edu/mvac/SpecificSites/Trempealeau/Hopewell.htm
http://www.nps.gov/hocu/adhi/adhit.htm

Mississippi Kultur
http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/missis.htm
http://www.cabrillo.cc.ca.us/%7Ecrsmith/mississ.html
http://www.indianer-welt.de/nord/suedost/mounds.htm
http://medicine.wustl.edu/~mckinney/cahokia/cahokia.html
http://www.avoca.k12.il.us/os/mariemurphy/moundbuilders/mississippian.html
http://www.mississippian-artifacts.com/html/pipes.html

JA