Die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer
Teil 5

Joachim Acker

 

Mein Pferd, sei im Fluge rasch
-Gleich einem Vogel;
Mein Pferd, sei im Fluge rasch.
Trag` mich jetzt in Sicherheit,
Weit von den Pfeilen des Feindes,
Und du sollst belohnt werden
Mit Streifen und roten Bändern.

Lied eines Sioux an sein Pferd
Quelle: http://home.germany.net/101-66169/Indianer/main/Pferde.htm


Die Pfeifen der Shoshonen
Die Pfeifen der Ute
Die Pfeifen der Cherokee


Bild 132: Indianerstämme im Großen Becken

Zwischen der Sierra Nevada und der Kaskaden Kette im Westen und den Rocky Mountains im Osten liegt auf einer Fläche von an die 400.000 Quadratmeilen das Große Becken (Great Basin), eine teilweise karge, steppen-und wüstenartige trockene Landschaft. Schon in prähistorischer Zeit wurde dieses Land von nomadisierenden Jäger-und Sammlergruppen durchstreift die von dem lebten was dieses karge Land zu bieten hatte: Präriehunde, Erdhörnchen, Kaninchen, Hirsche und Antilopen sowie die Samen der Wildgräser, Wurzeln und was sonst noch an eßbarem zu finden war.

Als gegen Ende des 16. und im späten 17. Jahrhundert die ersten Europäer dieses Land betraten war es Lebensraum einiger umherschweifender Indianerstämme: Washo, Ute, Paiute, Chemehuevi, Kwaiisu und Shoshonen die sich in mehrere Gruppen aufgeteilt hatten.

Die Shoshonen

gehörten mit den Ute und Paiute der uto-aztekischen Sprachgruppe an. Ihr Name bedeutet: >Grashüttenbewohner< sie werden aber auch >Schlangen< (Snakes) genannt, dieser Name wird auf Eigenarten ihrer Zeichensprache zurückgeführt.
Die Shoshonen waren Jäger und Sammler die sich ziemlich mühsam von dem ernährten was sie mit Pfeil und Bogen jagen und erbeuten sowie an Wildfrüchten sammeln konnten. Eine wichtige Nahrungsquelle waren dabei (neben verschiedenen Wildgräserarten) die Samen des Pinon-Baumes (Pinon Pine = Pinus monophylla).

"Animals, especially hares, pronghorn antelope, mule deer, bighorn sheep and insects were also important and formed a major aspect of Great Basin subsistence. Hares were important for both their meat and their skins, the latter being processed into a number of useful items including clothing, blankets, etc. And in the southern Great Basin, several large reptiles (such as the desert tortoise and the chuckwalla) were eaten. Insects (including crickets, grasshoppers, shore flies, caterpillars, ants) also formed an important and highly nutritious food source and were purposefully hunted or gathered, and some even taken in large communal drives. Waterfowl were also heavily utilized, as were a number of fish species. Two large fish, the Lahontan cutthroat trout and the cui-ui sucker were heavily exploited by the Northern Paiute."
Quelle: http://www.cabrillo.edu/%7Ecrsmith/noamer_basin.html

Die wirtschaftliche Situation besserte sich erst etwas als die Shoshonen das Pferd kennengelernt hatten und damit effektiver auf die Jagd gehen konnten. Die südlichen Ute Stämme und die östlichen Shoshonen waren die ersten Indianer nördlich der spanischen Siedlungen in New Mexico die sich Pferde anschafften, das soll möglicherweise noch vor 1680 geschehen sein. Es hat den Anschein als seien diese beiden Stämme maßgeblich an der weiteren Verbreitung des Pferdes in die Plains-Region beteiligt gewesen:

"There is some evidence that these bands acted as middlemen in the transmission of horses and horse culture from New Mexico to the northern Plains in the 1700s. As the Northern Shoshoni of Idaho obtained horses in the 18th century, they were joined by Northern Paiute speakers from eastern Oregon and northern Nevada to form the Shoshoni-Bannock bands of historic times. By 1800, the Southern and Northern Ute, the Ute of central Utah, the Eastern Shoshoni, the Lemhi Shoshoni, and the Shoshoni-Bannock were well equipped with horses, lived in skin tepees, and were oriented toward the Great Plains, the pursuit of bison, and warfare with other tribes."
Quelle: http://www.cabrillo.edu/~crsmith/noamer_gbasin.html



Bild 133: Expedition Lewis and Clark


Bild 134: Ausschnitt aus Tagebuch W. Clark

Den ersten Kontakt zu den >Bleichgesichtern< hatten die Shoshonen im Jahre 1805 als die Naturforscher und Entdecker Clark und Lewis in ihr Gebiet kamen und von den Ureinwohnern freundlich aufgenommen wurden. Diese Freundlichkeit hatten sie möglicherweise mit dem Umstand zu verdanken dass eine Stammesangehörige der Shoshonen, "Sacajawea" hieß die Dame, die Führerin der Expedition war.


Bild 135: Häuptlings Washakie, Bild 136: Shoshonen Krieger



Bild 137: Häuptling Washakie (Mitte) Studioaufnahme

In seinen Tagebucheintragungen schildert Captain William Clark immer wieder welch große Bedeutung das Rauchen der Pfeife bei den Indianern hatte, eine besonders eindrucksvolle Passage vom 13. August 1805 sei hier zitiert:

"The chief next produced his pipe and native tobacco and began a long ceremony of the pipe, when we were requested to take off our moccasins, the chief having previously taken off his, as well as all the warriors present. This we complied with. The chief then lit his pipe at the fire, kindled in this little magic circle, and, standing on the opposite side of the circle, uttered a speech of several minutes in length, at the conclusion of which he pointed the stem to the four cardinal points of the heavens, first beginning at the east and ending with the north. He now presented the pipe to me as if desirous that I should smoke, but when I reached my hand to receive it, he drew it back and repeated the same ceremony three times, after which he pointed the stem first to the heavens, then to the center of the magic circle, smoked himself with three whiffs, and held the pipe until I took as many as I thought proper. He then held it to each of the white persons and then gave it to be consumed by his warriors.

This pipe was made of a dense semitransparent green stone, very highly polished, about 21/2 inches long and of an oval figure, the bowl being in the same direction with the stem. A small piece of burned clay is placed in the bottom of the bowl to separate the tobacco from the end of the stem and is of an irregularly rounded figure not fitting the tube perfectly close in order that the smoke may pass. This is the form of the pipe. Their tobacco is of the same kind as that used by the Minnetarees, Mandans, and Arikaras of the Missouri. The Shoshones do not cultivate this plant, but obtain it from the Rocky Mountain Indians and some of the bands of their own nation who live further south. I now explained to them the objects of our journey, &c."
Quelle: http://xroads.virginia.edu/~HYPER/JOURNALS/LEWIS5.html#chpt15


Bild 138 und 139: Shoshonenpfeife

Auf dem Bild 134 sehen wir die Skizze der Pfeife aus der bei der oben zitierten Pipe-Ceremony geraucht wurde. Es handelt sich hier um sehr einfaches Rauchgerät bei dem der Pfeifenkopf in einer Linie mit dem Holm bzw. Stiel angebracht ist. Bei dieser Pfeifenart handelt es sich um eine sehr frühe Form die sich möglicherweise aus der Röhrenpfeife entwickelt hat. Im Bild 140 sind nochmals solche Pfeifenköpfe zu sehen, deutlich erkennbar dabei das Loch an der Unterseite des Kopfes welches den Stiel aufnimmt. Die gleiche Pfeifengrundform, allerdings ist hier der Pfeifenkopf fest mit dem Stiel verbunden, finden wir auch bei den Pfeifen der Pomo und Yuki Indianer. (Bild 141 und 142, beide Pfeifen sind aus Holz gefertigt).
Als Pfeifenstiel diente meistens ein Aststück (Weide z.B.) aus dem das weiche Mark entfernt wurde oder Schilf dass es entlang der Flüsse vermutlich reichlich gab.
Die Pomo sind bzw. waren ein kalifornischer Indianerstamm der an der San Franzisco Bay lebte. Ihren Lebensunterhalt sicherten sie sich durch das sammeln von Wildfrüchten und durch die Jagd auf Rotwild.
Der Stamm der Yuki wohnte im nördlichen Kalifornien am Sacramento River, ihre Lebensgewohnheiten ähnelten denen der Pomo.


Bild 140: Pfeifenköpfe aus Ton


Bild 141: Pfeife der Pomo, Bild 142: Pfeife der Yuki

Die zwei in den Bildern 141 und 142 gezeigten Pfeifen sind aus Holz gefertigt, ob es sich hier um die Originale oder um Reproduktionen handelt vermag ich nicht zu sagen. Die Bilder stammen aus der Sammlung des Hearst Museums of Anthropologie Berkeley/Californien/USA und sind nicht näher erläutert.


Bild 143: Flathead-Indianer, Bild 144: Nez Percé Häuptling

Kommen wir wieder zurück zu den Pfeifen der Shoshonen. Auch hier treffen wir wieder auf das Standard-Modell (wie ich es bezeichnen möchte) den T-förmigen Pfeifenkopf (Bilder 135 bis 138 und Bild 143) dem wir ja schon bei den Prärie-Indianern begegnet sind. Im Bild 143 sehen wir zwei Flathead-Indianer <Grizzley Bear and Marie Steve-ich-im<, Grizzley Bear hält in seiner Hand eine T-förmige Zeremonienpfeife, eine zweite >heilige< Pfeife wird von Marie gehalten.
Das Bild 139 zeigt eine Elbow-Pipe, eine Form die ebenfalls sehr oft anzutreffen ist, so zum Beispiel in einer etwas anderen Modifizierung auf dem Bild 144 das den Nez Percé Häuptling Timothy zeigt.

Auch das Leben der Shoshonen war geprägt vom Kampf, nicht nur der um das sogenannte “tägliche Brot“ sondern auch der gegen die Feinde dieses Stammes: Dakotas, Arapahos und Cheyenne. Mit den Weißen verstanden sie sich sehr gut und unter der Führung ihres berühmtesten Häuptlings Washakie (Bild 135 und 137) zogen sie sogar gemeinsam (mit den Crow die ihre Freunde waren) in den Kampf gegen die Stämme der Plains, sie waren sogar an den Kämpfen am Little Big Horn beteiligt. Aber trotz der Loyalität gegenüber der amerikanischen Regierung führte kein Weg an einer Übersiedlung in die Reservate vorbei.
Die Shoshonen wurden sogar gezwungen sich die Wind River Reservation (Wyoming) mit ihren ärgsten Feinden, den Arapahoe, zu teilen. Erst 1938, fast 40 Jahre nach dem Tode von Washakie (1900) erhalten die Shoshonen von der Regierung eine Entschädigung für das enteignete Land.

Die Ute

Der Stamm der Ute (nach ihm wurde der Bundesstaat Utah benannt) war ebenfalls im Great Basin heimisch, sie waren Jäger und Sammler wie die Shoshonen und ebenso die erbitterten Feinde der Arapaho und Navaho.
Den ersten ausgedehnten Kontakt mit den Weißen hatten die Ute Indianer durch den Franziskanermönch Escalante der das Gebiet der Utes 1776 bereiste. Allerdings hatten Gruppen der Southern Ute schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts die erste Bekanntschaft mit den Spaniern gemacht.

Zwischen 1800 und 1850 gingen einige Gruppen der Ute Indianer einer besonders verwerflichen Beschäftigung nach: Sie raubten Angehörige der Shoshoni-Paiutes-und Gosiute Indianer um sie an die spanischen Siedler in New Mexico und Süd-Californien als Sklaven zu verkaufen.


Bild 145: Nanise, Häuptling der Ute

Die näheren Lebensumstände der Indianer im Great Basin waren recht einfach und karg, es wurde ja schon diesbezügliches bei den Shoshonen vermerkt:

"The people followed an annual round, exploiting plant and animal resources as they became available in the several ecological zones. Well over 70 percent of the food supply was vegetal. Over 200 species of plants were named and used, principally seed and root plants. Piñon pine groves were found in upland areas of Nevada and central Utah, and large quantities of piñon nuts were collected in the autumn and cached for winter use. Rabbit drives were also held in the autumn. The drives provided an occasion for larger numbers of people to come together for gambling, dancing, and courting. Winter was spent in small villages, living on cached foods and such game as might be taken. Early spring was a poor time; stored resources were often exhausted, and the people were forced to seek early greens and roots for food. Late spring and summer were devoted to collecting seeds, roots, insects, fishing where possible, and continued hunting."
Quelle: http://www.cabrillo.edu/~crsmith/noamer_gbasin.html


Bild 146: 3 Ute-Indianer, Bild 147: Buckskin Charly, Häuptling der Ute mit seiner Frau

Als ab 1847 immer mehr Wagenzüge mit Siedlern, meistens waren es Mormonen, nach dem heutigen Utah kamen und den Ute´s ihren Lebensraum drastisch beschnitten, begann ein sehr heftiger Konflikt der schließlich im Jahre 1879 im sogenannten Ute Krieg seinen Höhepunkt fand. Nach heftigen Kämpfen wurden die Ute unter ihrem Häuptling Quray besiegt und in verschiedene Reservate zwangsumgesiedelt. Dadurch wurden riesige Landflächen frei für die aus dem Osten ins Land strömenden Siedler.

"Mining, ranching, and farming activities destroyed or closed off traditional Indian food-gathering areas. Piñon groves were cut for firewood, fence posts, and mining timbers. The Indians attempted to resist white encroachment. Mounted bands of Ute, Shoshoni, Shoshoni-Bannock, and Northern Paiute preyed on ranches and wagon trains and tried to drive the intruders away. The struggle culminated in several local "wars" and "massacres" in the 1850s and 1860s."
Quelle: http://www.cabrillo.edu/~crsmith/noamer_gbasin.html

Im Bild 145, einer Aufnahme die vermutlich aus dem Jahr 1901 stammt, sehen wir Nanise, einen Unterhäuptling der Ute der in der Hand seine Pfeife hält. Es ist deutlich zu erkennen dass es sich bei der Pfeife um das T-förmige Standart Modell handelt.
Bild 146, entstanden zwischen 1890 und 1900, zeigt uns drei Ute Indianer. Links sitzt, mit der Pfeife in der Hand der Medizinmann Canalla. Seine Pfeife ist eine Elbow-Pfeife. Die anderen sehr grimmig blickenden Indianer sind unbekannt.
Und Bild 147 schließlich, entstanden vermutlich 1899, zeigt Buckskin Charly (gestorben 1936 im Alter von 96 Jahren), Häuptling der Moache Ute und To-Wee, seine Frau. Buckskin Charly hält in der Hand ebenfalls eine T-förmige Pfeife.

Ende des 19. Jahrhunderts werden die Ute auf verschiedene Reservationen in Utah und Colorado verteilt. 1937 und 38 bekommen die Ute Teile ihres Landes von der amerikanischen Regierung zurück.

Die Pfeifen der Cherokee

Im Südosten der USA lebten einige Indianerstämme die schon frühzeitig mit den weißen Siedlern in Berührung kamen und ihre Lebensweise sehr schnell annahmen bzw. sich ihrer anpassten. Es waren dies die Stämme der Cherokee, Creek, Chickasaw, Choctaw und Seminolen Indianer die deswegen >Die fünf zivilisierten Nationen< genannt wurden.


Bild 148 A: Landkarte


Bild 148 B: Indianerterritorium

1540 traf der spanische Entdecker und Forscher de Soto zum ersten Mal auf die Cherokee die zu diesem Zeitpunkt bereits eine hoch entwickelte Kultur besaßen deren Ursprung bis in die Zeit um 1000 u.Z. zurückzuverfolgen ist. In dieser frühen Zeit, die von den Archäologen Pisgah Phase genannt wird, errichteten die Vorfahren der Cherokee Palisadendörfer deren Reste von den Forschern archäologisch untersucht werden und uns so ein genaues Bild dieser Kultur geben.
Die damaligen Indianer lebten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen die sie auf ihren Feldern anbauten (Mais, Kürbisse und Bohnen) ergänzt wurde diese Nahrung durch das Fleisch von Wildtieren. Sie waren zudem noch geschickte Handwerker die sich auf das Herstellen von Töpferwaren und Schmuckgegenständen verstanden.

"When Europeans first arrived in North America, the Cherokees occupied a large expanse of territory in the Southeast. Their homeland included mountains and valleys in the southern part of the Appalachian Mountain chain. Their territory stretched from North Carolina to Virginia to Tennessee, South Carolina and Alabama."
Quelle: http://www.ez-essays.com/free/876.html

Die Cherokee waren ein Teil der großen Irokesen Sprachfamilie und nannten sich selber: Ani-yun-wiya, das bedeutet soviel wie: “Wahre Menschen". Der populäre Name Cherokee ist aus der Creek Sprache entnommen: >Cherokee<, das bedeutet: >Menschen die verschiedene Sprachen sprechen<.
Dass die Creek ( Bild 149 und 150) diesen Namen verwendeten war eigentlich logisch denn sie gehörten (wie die Seminolen, Chickasaw und Choctaw) der Muskhogee Sprachfamilie an. Wenn sie auch verschiedene Sprachen verwendeten, ihr Schicksal ähnelte aber einander: Auch die Creek und die anderen Stämme wurden von den Weißen um ihr Land gebracht, belogen und betrogen.


Bild 149 und 150: Pfeifen der Creek

Das Bild 149 zeigt eine Creek Pfeife die in der Nähe von Birmingham/Alabama gefunden wurde, datiert wird sie ins späte 17. jahrhundert. Die Pfeife wurde aus dunklem Steatit gefertigt, hat einen vierkantigen Holm und aus dem Holm eine durchbohrte segelartige Fläche. Die Bohrung diente möglicherweise zum durchziehen einer Schnur um den Stiel an restlichen Teil der Pfeife festzubinden. Vielleicht wurde die Pfeife aber auch wie eine Art Amulett um den Hals getragen um sie nicht zu verlieren. Die Länge der Pfeife wird mit 5 ½ Zoll und die Höhe mit 3 Zoll angegeben. Es wird vermutet dass es sich bei dieser Pfeife um eine Zeremonienpfeife handelt.
Die zwei Pfeifen in Bild 150 sind ebenfalls Anfertigungen der Creek. Die obere Pfeife ist die Nachbildung einer britischen Zinn Pfeife aus dem 17. Jahrhundert die von den Creek kopiert wurde. Die Länge der aus Ton gefertigten Pfeife beträgt 6 3/16 Zoll und die Höhe 2 1/8 Zoll. (Über die Metallpfeifen werden wir im nächsten Teil noch näheres erfahren).
Die untere Pfeife ist die Creek Kopie einer im 17. Jahrhundert handelsüblichen Tonpfeife deren Form wiederum von einer Zinnpfeife stammt. Die Pfeife hat eine Länge von 8 1/8 Zoll und eine Höhe von 1 3/4 Zoll. Beide Pfeifen wurden während einer archäologischen Ausgrabung in der Nähe des Tallapoosa Rivers im Macon County/Alabama gefunden.

Als die Weißen ins Land kamen erkannten die Führer der Cherokee sehr schnell dass ein weiteres Überleben ihres Volkes nur möglich ist wenn es zwischen den beiden Völkern eine friedliche Koexistenz gab und sie sich den Lebensgewohnheiten, Sitten und Gebräuchen der Neuankömmlinge anpassten. Den Cherokee Indianern, und auch denen der anderen 4 Stämme, gelang diese Umwandlung ihrer Gesellschaft:

"Im Gegensatz zu den vielen anderen Indianervölkern Nordamerikas verfügten sie über ein Regierungs- und Verwaltungssystem, das man mit westlichem Standart vergleichen konnte. Es gab Kirchen, Schulen, Gymnasien, Akademien, Bibliotheken und Hospitäler. Die Stammesmitglieder hatten richtige Berufe, wie z. B. Lehrer, Ärzte, Rechts- anwälte, Architekten, Richter, Bauern, Polizisten und Staatsanwälte. "
Quelle: www.welt-der-indianer.de/staemme.htm

Sogar am Hofe König Georgs III. hatten sie einen Botschafter, wohl der einzige Indianerbotschafter den die Geschichte kennt.


Bild 151: Sequoyah, Erfinder des Cherokee Alphabets

Sequoyah (Bild 151), ein Cherokee deutscher Abstammung (sein Vater war ein Deutscher, die Mutter eine Indianerin) entwickelte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein eigenes Cherokee Alphabet das 1819 fertig wurde, 1827 wird die Cherokee Verfassung in dieser Schrift veröffentlicht und 1828 erscheint die erste eigene Zeitung: The Cherokee Phoenix.

Die Cherokee waren tapfere und äußerst mutige Kämpfer die auch vor Grausamkeiten nicht zurückschreckten. Im Krieg der Briten gegen die Franzosen (als es um die Vormachtstellung in den neuen Ländern ging) stellten sie sich auf die Seite der Engländer denen sie auch im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776 – 1783) die Treue hielten und dafür durch Verträge Landzusicherungen in Georgia erhielten.
Diese Treue zahlte sich aber nicht aus denn nach dem Sieg der Unionstruppen begannen die Enteignungen des Cherokee Landes. In einer Fülle von Verordnungen und Gesetzen wurden die Siedlungsräume der Ureinwohner immer drastischer beschnitten und eingeengt.
Schließlich wurde im Jahr 1819 das Land der Cherokees durch Bestechung und Verrat einiger Stammesmitglieder gegen die Stammesmehrheit an die USA verkauft.

"Die Wahl Andrew Jacksons zum Präsidenten der USA im Jahre 1828 war für die Indianer eine Katastrophe. Nun, nachdem die Cherokee eine blühende Wirtschaft, ein politisches Gesellschafts-, sowie ein funktionierendes Bildungssystem aufzuweisen hatten, wurde seitens der USA gefürchtet, dieser Zustand könnte sich auf die Nachbarstämme ausdehnen. Er wollte, nötigenfalls mit Gewalt, alle Stämme des Ostens in die damals noch wenig bekannte "Great American Desert" westlich des Mississippi umsiedeln. Dort, so meinte er, könnten sie sicher vor Feindseligkeiten der Weißen so leben, wie sie wollten. So bemächtigte er den Staat Georgia, die polizeiliche und juristische Gewalt auf die dort lebenden Cherokee auszudehnen. Die Regierung von Georgia bat Jackson um Hilfe, woraufhin er den Druck auf die Stämme verstärkte und die Umsiedlung der Indianer zu einer nationalen Aufgabe machte."
Quelle: http://www.indianer-feder.de/cherokee.htm
Als dann im Jahre 1828 auch noch Gold auf dem Lande der Cherokee gefunden wurde hatte dieses Volk keine Chance mehr, zu Zehntausenden strömten die Goldsucher ins Land und vertrieben die Indianer von ihren Farmen.
1833 wurde sogar eine Lotterie um das Land der Indianer abgehalten, viele Cherokee verloren daraufhin ihren Besitz und all ihr Eigentum.
1838 begann dann schließlich das dunkelste Kapitel in der Geschichte dieses Stammes: Die Vertreibung aus dem Land nach der Reservation in Oklahoma. Sie ist in die Geschichte als der >Trail of Tears< (Pfad oder Weg der Tränen) eingegangen. Tausende starben bei diesen in mehreren Wellen verlaufenden Umsiedlungen, teils durch Hunger, an Erschöpfung und nicht zuletzt an den Krankheiten wie Pocken oder Cholera.


Bild 152: Trail of Tears



Bild 153: Umsiedlungen der Indianer

Diejenigen die fliehen konnten versteckten sich in den Bergen und gründeten den Eastern Cherokee Stamm der noch Heute in dieser Gegend lebt.

Doch wir wollen nun die Geschichte dieses Stammes verlassen und uns den Pfeifen zuwenden.


Bilder 154 und 155: Steinpfeifen der Cherokee

"The usual Cherokee pipe varies in length from two and a half to five inches, and generally has a small bowl which is at right angles to the stem, although some are slightly obtuse angled. The bowl are circular in cross-section, and in almost every case have a litle pointet prow or rounded lip at the front edge of the bowl."
Quelle: John Witthoft: >Stone Pipes of the historic Cherokees< Southern Indian Studies October 1949 Vol.2 Seite 46

Die Steinpfeifen der Cherokee Indianer ( in ihrer Sprache “ganc nawá“ genannt) sind in ihrer Art einzigartig.
Sie sind zwar wie viele Pfeifen anderer >native Americans< aus den gleichen Materialien wie grüner und grauer Steatit, Schieferton und Seifenstein gefertigt tragen jedoch auf ihrem Holm vollplastische, separat stehende Figuren. Meistens werden Tiere dargestellt wobei die bevorzugte Gattung der Bär und das Eichhörnchen (Squirell) ist, seltener vorkommende Tierplastiken stellen Eidechse, Murmeltier, Kaninchen, Pferd und zuweilen auch eine menschliche Gestalt dar.
Die Pfeife die wir auf dem Bild 155 sehen zeigt zusätzlich zu einem Bären auf dem Holm noch einen weiteren der sich an der Außenwand der Pfeife festklammert.
Das Besondere an den Figuren ist dass sie sich in der Mehrzahl dem Raucher zuwenden, ihn anschauen so als wollten sie ihn bei seinem Tun betrachten und beobachten, vielleicht auch mit ihm in stille Zwiesprache treten wollen.(Siehe Bild 154 und 155)
Nur sehr wenige Exemplare der gefundenen Pfeifen zeigen Figuren die sich vom Benutzer der Pfeife abwenden.


Bild 156: Steinpfeife der Cherokee

Bild 156, eine Pferdepfeife, ist eines der wenigen Beispiele dafür, überhaupt sind offensichtlich Pfeifen die Pferde darstellen relativ selten.


Bild 157: Steinpfeife der Cherokee

Im Bild 157 sehen wir eine menschliche Gestalt die sich gemütlich an die Wandung des Pfeifenkopfes anlehnt. Dass diese Form (die nahezu wie eine Karikatur aussieht) außerordentlich selten ist bedarf sicherlich keiner besonderen Betonung. Gefunden wurde sie möglicherweise bei archäologischen Ausgrabungen in einem Mound bei Natchez/Mississippi.
An dieser Pfeife ist auch deutlich der etwas nach außen gewölbte lippenartige Vorderrand zu sehen, auch eine charakteristische Besonderheit die vielen Cherokeepfeifen zu eigen ist


Bild 158: Steinpfeife der Cherokee

Auch die Pfeife in Bild 158 ist ein sehr seltenes, wenn nicht sogar einmaliges Exemplar der Pfeifenbaukunst der Cherokee Indianer. Vor einem vierkantigem mit Gitterlinien verzierten Pfeifenkopf blickt ein menschliches Gesicht in die Ferne. Deutlich herausgearbeitet ist die Frisur, das Gesicht lässt (so kommt es mir vor) asiatische Züge erkennen. Bemerkenswert auch die Andeutung der angelegten Arme die beinahe wie Flügel aussehen.
Diese Pfeife wurde im Frühjahr 1997 aus dem Rankin Museum in Ellerbe/NC/USA gestohlen.


Bild 159: Pfeife der Blackfoot

"Ethnological Cherokee pipes most closely resemble recent Plains pipes of catlinite, steatite, and shale. The bowl shape, stem form, and isolated effigies have their closest parallels in Plains and Prairie area calumets."
Quelle: John Witthoft: >Stone Pipes of the historic Cherokees< Southern Indian Studies October 1949 Vol.2 Seite 55

Ein gelungenes Beispiel dafür sehen wir im Bild 159 das eine Pfeife der Blackfoot Indianer zeigt. Auch hier wendet sich die vollplastische Figur eines Bären? dem Raucher der Pfeife zu. Es kann mit Sicherheit angenommen werden dass die Plains Indianer diese Pfeifenform von den Cherokee übernommen haben als sie auf dem oben erwähnten >Trail of Tears< nach dem Reservat in Oklahoma kamen. Möglich wäre natürlich auch dass die Prärieindianer diese Pfeifenform eigenständig kreiert haben.

Es gab bei den Cherokee Indianern natürlich nicht nur Pfeifen aus Stein sondern auch welche aus Ton, im englischen Sprachgebrauch werden sie auch häufig >Pottery Pipes< genannt. Die Formen die wir hier vorfinden ähneln denen der uns schon bekannten Tonpfeifen. Neben Pfeifen mit geraden Köpfen wurden auch welche mit einer lippenförmigen Auswölbung an der Oberkante des Kopfes angefertigt, ferner noch kegelförmige Pfeifenköpfe und eine Besonderheit die unter dem Namen: >Coffee-Bean-Pipe< bekannt wurde.
Bei diesem Pfeifentyp wurde an der Außenwand des Kopfes noppenartige Verzierungen die wie Bohnenkerne aussehen angebracht. Ein Exemplar dieser Pfeifenart (allerdings ist es keine Cherokeepfeife) sehen wir im Bild 160. Diese Pfeife wurde aus Steatit gefertigt und hat eine Länge von 4 1/2 Zoll.
Pfeifen dieser Art wurden relativ häufig im südöstlichen Tennessee und in Nordgeorgia gefunden und mit der sogenannten Dallas Kultur, einem Vorläufer der Mississippian-Kultur in Verbindung gebracht.

"The Mississippian Dallas people frequently made and used these bean pipes. It is curious why the name "bean pipe" is used to describe these stone elbow pipes as there is no evidence that the Mississippians were coffee users or that they even knew of the coffee bean. The name is intended to describe circular convex patterns carved along the pipe bowl. Actually, the "beans" appear to be sets of eyes that can be identified depending on the angle of the pipe when it is viewed. These bean pipes tend to be small personal pipe bowl. Although the longest bean pipes exceed four inches, the vast majority range in length from an 1 1/2 inches to 3 inches. They certainly could have been used with a stem."
Quelle: http://www.mississippian-artifacts.com/html/pipes.html


Bild 160: Coffee-Bean-Pipe

Und nun sind wir wieder am Ende dieses Teiles angelangt, ich danke dem Leser für seine Geduld. Ein weiterer Teil wird noch folgen.

Bilder

Bild 132
http://www.cabrillo.edu/~crsmith/noamer_basinmap.html

Bild 133
http://www.peabody.harvard.edu/Lewis_and_Clark/map.html

Bild 134
http://www.l3-lewisandclark.com/Resources/Content/ShoPipeTendoy%27sLCHS460.jpg

Bild 135
http://www.archives.gov/research_room/research_topics/native_americans/select_list_129.html

Bild 136
http://etext.lib.virginia.edu/VAR/bw/indianph.htm

Bild 137
http://photoswest.org/cgi-bin/imager?10032257+X-32257

Bild 138
http://www.l3-lewisandclark.com/Resources/Content/ShoPipeTendoy%27sLCHS460.jpg

Bild 139
http://www.l3-lewisandclark.com/Resources/Content/ShoPipeTendoy%27sLCHS460.jpg

Bild 140
http://bcartifacts.50megs.com/Rod/RSTONE80703KlamathPipe.jpg
http://bcartifacts.50megs.com/GroundStone.htm

Bild 141
http://hearstmuseum.berkeley.edu/exhibitions/ncc/gallery_3_3_11.html

Bild 142
http://hearstmuseum.berkeley.edu/exhibitions/ncc/gallery_3_3_9.html

Bild 143
http://photoswest.org:8080/cgi-bin/cw_cgi?fullRecord+19834+594+25863+9+13

Bild 144
http://photoswest.org/cgi-bin/imager?10032140+X-32140

Bild 145
http://photoswest.org:8080/cgi-bin/cw_cgi?fullRecord+6659+594+623657435+25+0

Bild 146
http://photoswest.org:8080/cgi-bin/cw_cgi?fullRecord+6659+594+1475782+102+0

Bild 147
http://photoswest.org:8080/cgi-bin/cw_cgi?fullRecord+6659+594+23133+43+0

cherokee 7 Bild 148a
http://www.texasindians.com/cherokee.htm

Bild 148b
http://www.rootsweb.com/~okgenweb/maps/images/okinterrmap.gif

Bild 149
http://www.artifactsetc.com/personal/pipes.htm

Bild 150
http://www.csasi.org/2003_spring_journal/two_unique_alabama_creek_pipes.htm

Bild 151
http://photoswest.org:8080/cgi-bin/cw_cgi?fullRecord+13460+594+623522216+2+5

Bild 152
http://www.arigonstarr.com/backflip/images/mwindsongmap2.jpg

Bild 153
http://mailbox.univie.ac.at/kurt.mayer/graphics/TrailTearsl.jpg

Bild 154 – 157
http://rla.unc.edu/Publications/NCArch/SIS_41(e-book).pdf.

Bild 158
http://pasnsc.org/stolen.htm

Bild 159
http://www.pueblopottery.com/plain~1.htm

Bild 160
http://www.mississippian-artifacts.com/html/pipes.html

Quellen

Great Basin
http://college.hmco.com/history/readerscomp/naind/html/na_041600_ute.htm
http://www.axel-jacob.de/nations1.html#SHO
http://www.umsl.edu/~econed/louisiana/Am_Indians/12-Shoshoni/12-shoshoni.html
http://www.cabrillo.edu/%7Ecrsmith/noamer_basin.html
http://www.cabrillo.edu/~crsmith/noamer_gbasin.html
http://college.hmco.com/history/readerscomp/naind/html/na_035900_shoshone.htm
http://xroads.virginia.edu/~HYPER/JOURNALS/lewis6.html#chpt17
http://xroads.virginia.edu/~HYPER/JOURNALS/lewis6.html#chpt18
http://www.juntosociety.com/native/nezperce.htm

Cherokee
http://www.indianerwww.de/indian/st_sudst.htm
http://www.travelworldonline.de/cherokeeentwicklung.html
http://www.ngeorgia.com/history/cherokee.html
http://www.rosecity.net/tears/
http://www.rosecity.net/tears/trail/tearsnht.html
http://www.rosecity.net/tears/trail/timeline.html
http://www.tolatsga.org/Cherokee1.html
http://www.indianerwww.de/indian/st_sudst.htm#cherokee
http://home.earthlink.net/~pj3place/cherokee.htm
http://www.accessgenealogy.com/native/tribes/creek/creekhist.htm
http://www.wilder-westen-web.de/is008.htm
http://www.indianer-web.de/suedost/osceola.htm
http://www.welt-der-indianer.de/staemme.html
http://www.karl-may-stiftung.de/koch/traenen.html
http://www.amerika-live.de/Indianer/Kriege.htm
John Witthoft: >Stone Pipes of the historic Cherokees< Southern Indian Studies October 1949 Vol.2