Die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer
Teil 6

Joachim Acker

 

Trade-Pipes: Europäische Pfeifen in Nordamerika

Einleitung

In diesem vorläufig letzten Teil der Artikelserie über die Pfeifen der Indianer werden wir die sogenannten Handelspfeifen (Trade Pipes) betrachten. Dies ist ein weites, nahezu unerschöpfliches Gebiet und wird uns teilweise auch aus der Welt der Indianer heraus und in die Pfeifenwelt der Einwanderer hineinführen.

Der neue Kontinent ( Nord- Mittel- und Südamerika) war entdeckt und wagemutige Männer begannen ihn zu erkunden und zu erforschen. Das neue Land lag da wie ein großer leckerer Kuchen und die großen und mächtigen Nationen im alten Europa wollten davon ein möglichst großes Stück für sich selber abschneiden.
Ein neues Zeitalter brach an, nicht nur für die Europäer sondern auch für die Ureinwohner der entdeckten Länder.


Bild 161: Pfeifen aus dem Occaneechi Dorf

>>The four major "things" brought to Native Americans by the early Europeans and the mountain men were diseases, alcohol, trade guns, and the Spanish Colonial horses. Of these four, disease and alcohol had the most devastating affects on the Native American Indians. The smallpox outbreak of 1781-1782 killed over half of the Plains Indians, and the one in 1837 was as bad or worse (Plains and Rocky Mountain Indians are grouped together as Plains Indians). The mountain man whiskey turned a great many proud, self-reliant Native American Indians into drunken beggars, willing to trade anything they had for more of the mountain man liquor. <<
Quelle: http://www.thefurtrapper.com/

Spanier, Franzosen., Niederländer und Briten gründeten die ersten Siedlungen und begannen die Reichtümer der neuen Länder auszubeuten und sie auf ihren Schiffen nach Europa zu transportieren.
Die Kosten der langen und nicht ungefährlichen Schiffsreise, die Ausgaben für das Personal, die Finanzierung der Expeditionen, all dies musste schließlich auf irgendeine Art und Weise ausgeglichen werden und dazu möglichst mit einem hohen Gewinn.

Handelspfeifen

Insbesondere der Pelz und Fellhandel entwickelte sich in Nordamerika zum höchst gewinnträchtigen Geschäft, Marder-Hermelin-Otter und Luchsfelle, ganz besonders aber die Biberpelze waren in Europa hochbegehrt. Die Modebranche riss sich förmlich um die Biberfelle und kein Gentlemen ging ohne modischen Biberfellhut aus dem Haus.


Bild 162: Biberfalle und 163: Biberpelz

Anfang des 17. Jahrhunderts wurden an die 10.000 Biberfelle von den französischen Händlern erstanden, um 1630 waren es bereits 15.000 und hundert Jahre später betrug der Export bereits über 100.000 Felle, der Gewinn erreichte dabei astronomische Höhen.

Um die Handelsgüter die hauptsächlich aus Pelzen bestanden möglichst effektiv vermarkten zu können wurden Handelsgesellschaften gegründet, so z.B.bereits 1621 die holländische West-Indische-Company (WIC) und einige Jahrzehnte (1670) später dann die mächtige, einflussreiche und bald den Handel beherrschende britische Hudson Bay Company (NWC) der im 18. Jahrhundert in der britisch-französischen North West Company ein großer Konkurrent erwuchs.
Andere britische Unternehmen waren die London Company, auch Virginia Company genannt 1606, Plymouth Company 1607 und die Massachusetts Bay Company 1628 gegründet.
Schon 1581 waren bretonische und normannische Pelzhändler in Kanada aktiv und erwirtschafteten durch den Verkauf der Felle in Europa einen beträchtlichen Gewinn. Später gründeten dann die Franzosen in Kanada zahlreiche Gesellschaften so z.B. die Compagnie de la Nouvelle-France und die Compagnie du Canada (1613).

Handelspartner der Gesellschaften waren die Indianer die für die abgelieferten Felle mit allerlei Waren bezahlt wurden. Welche Waren das waren ist im folgenden Zitat zu lesen:

>>The Mohawks came into the Mohawk Valley only shortly before the first white explorers visited this region, and a majority of their sites show evidence of trade with the Dutch, French or English in the form of scraps of iron and brass, clay trade pipes, Venetian glass beads, iron knives and axes and other trade goods.<<
Quelle: http://www.fortklock.com/hartleyindianmilitary.htm

Für eine Axt musste z.B. ein Indianer ca. 30 Felle abliefern und dies durften keine mangelhaften oder durch Risse und ähnliches beschädigte sein.

Handelspfeifen aus Ton

Handelsschiffe deren Laderäume in den Hafenstädten Europas mit Krimskrams vollgestapelt wurden begannen die Wogen des Atlantiks zu durchpflügen. Die Seereise war lang und nicht ungefährlich, manches Schiff ereichte niemals seinen Zielhafen.
So wie jenes unbekannte Schiff das einst in der Monte Christo Bay vor der Küste der Dominikanischen Republik, in den Wellen versank. Wegen der großen Menge an Tonpfeifen die es an Bord hatte wurde das Wrack alsbald >Pipe Wreck< genannt.


Bild 164: Pfeifen aus dem Monte Christi Wrack und 165: Zeichnung vom Monte Christi Wrack

>> The Monte Cristi "Pipe Wreck" lies at a depth of 4.4 meters in a bed of sea grass in Monte Cristi Bay, on the northern coast of the Dominican Republic near the Hatian border. The wreck earned its moniker from the inordinately large number of clay tobacco smoking pipes that were carried as cargo aboard the vessel. Archaeological data indicate the wreck is the remains of a merchant trader. Historical and geographical information suggest the vessel may have ventured in search of salt, or, perhaps, to trade with the contrabandistas and boucaniers common to the region during the second half of the seventeenth century. Comparative cultural material from contemporary sites indicates most cargoes were intended for European-American outposts on the eastern seaboard of what is now the United States of America, although at least one cohortof trade goods was specifically for Native Americans.<<
Quelle: http://www.sandiego.edu/anthropology/jerome%20new%20website_1.htm


Bild 166: Pfeifen aus dem Monte Cvhristi Wrack

Die archäologischen Untersuchungen haben ergeben dass dieses Schiff ein holländisches Handelschiff war das in der Bay zwischen 1652 und 1665 mit seiner Fracht unterging. Die Ladung des Schiffes bestand unter anderem aus an die 30.000 Tonpfeifen die (wir haben es im obigen Zitat gelesen) für den Handel mit Indianern bestimmt waren. Während der 2001 Kampagne wurden 2361 Clay Pipes geborgen. 94% der gefunden Pfeifen haben einen fassförmigen, die restlichen 6% sind Elbow Pfeifen mit einem schlanken, kaminförmigen Kopf. Siehe Bild 164 und 166.
Nachträglich wurden noch 1.998 Kopf- und 15.050 Stielfragmente entdeckt und geborgen. Über etwaige Herstellermarken kann ich nichts aussagen weil ich darüber keine Hinweise in der Literatur fand.

Weitere Informationen über untergegangene Handelsschiffe die Tonpfeifen in ihrer Ladung hatten findet der geneigte Leser im Artikel über Tonpfeifen Teil 2 Holland, ebenfalls auf dieser HP.

Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert wurden enorme Mengen an Clay Pipes die für den Handel mit den Indianern aber auch für die Einwanderer bestimmt waren nach Nordamerika verschifft. Für den Export aus England, Holland und Deutschland habe ich nur sehr wenige Daten gefunden. So wurden z.B. allein aus Exeter/GB im Zeitraum von 1660 bis 1720 jährlich durchschnittlich 56. 000 Pfeifen exportiert, davon gingen zwischen 1666 und 1720 39% in die amerikanischen Kolonien, 1720-1730 stieg der Anteil sogar auf 58%, danach kam der Export aus Exeter allerdings zum erliegen, andere Firmen aus England waren offensichtlich mit ihren Vermarktungsstrategien erfolgreicher.
Aber es wurden ja nicht nur aus Exeter Tonpfeifen nach Nordamerika exportiert sondern aus allen Städten im Königreich in denen Clay Pipes produziert wurden: Brosely, Hull, Bristol, London und York um nur einige zu nennen, die Menge der ausgeführten Pfeifen muss also eine enorme Größenordnung erreicht haben.
Der Export niederländischer Tonpfeifen, hauptsächlich Ware aus Amsterdam und Gouda, lag in der Mitte des 19. Jahrhunderts oftmals um die 100.000 Stück pro Jahr. Gegen Ende des Jahrhunderts kam dann die Ausfuhr von Tonpfeifen nahezu zum erliegen, vermutlich ein Zeichen dass die Pfeifen aus Bruyeré langsam den Markt eroberten.
Auch aus den deutschen Herstellungsregionen Westerwald, Großalmerode und Uslar wurden Tonpfeifen ausgeführt. Aus Uslar wurden 1834 4,5 Millionen Pfeifen exportiert, der Anteil stieg bis 1866 auf 11 Millionen Pfeifen pro Jahr.
Aus der Westerwaldregion gingen gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1885) 13 Millionen Pfeifen in den Export, wie viele davon nach Nordamerika kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen aber sicherlich ein gewaltiger Prozentsatz.

Das sind wahrlich respektable Größenordnungen es ist daher wohl verständlich dass es unmöglich ist präzise zu sagen welche und wie viele Tonpfeifen in den Handel mit den Indianer kamen. Genauso schwierig ist es die zahllosen Bodenfunde von Clay Pipes eindeutig bestimmten Benutzer zuzuordnen. Wir wissen zwar dass bei den Indianer die Elbow Pfeifen sehr beliebt waren dennoch könne wir nicht jedes Fragment einer Elbow den Indianern zuordnen, es könnte sich genauso gut um die Lieblingspfeife eines weißen Trappers oder Siedlers gehandelt haben. Oder anders herum: Nicht jede gefundene klassische Tonpfeife muss zwangsläufig einem Europäer gehört haben. Um den Unterschied zwischen beiden Tonpfeifenformen nochmals zu zeigen: Im Bild 167 a und b sehen wir zwei Elbow Pfeifen und im Bild 168 einige klassische (wie ich es bezeichnen möchte) Pfeifen.


Bild 167 a und b: Elbow Pipe, Bild 168: Verschiedene Tonpfeifen

An Hand der archäologischen Ausgrabung eines Occaneechi Indianerdorfes und der dabei gefundenen Artefakte läßt sich ein gutes Beispiel über den Handel mit Tonpfeifen bei den Indianern aufzeigen.


Bild 169: Occaneechi Trail

Die Occaneechi waren ein kleiner Stamm der Sioux Sprachfamilie und gehörten zu den Saponi Indianern. Ursprünglich war dieser Stamm jenseits der Appalachian und Blue Ridge Mountains beheimatet, zogen dann in das Gebiet des Ohio River Valleys bis sie von dort vertrieben wurden und im heutigen Virginia und North Carolina neue Siedlungsstätten fanden.
Die Occaneechi waren Farmer und Händler. Über ihr Land lief ein alter Handelsweg der im Volksmund Occaneechi Trail genannt wurde, er führte von Virginia nach Georgia. Siehe Bild 169

>>The first known notice of the Occaneechi is that of Lederer, who visited them in 1670. They then dwelt on the middle and largest island in Roanoke river, just below the confluence of the Staunton and the Dan, near the site of Clarksville, Mecklenburg county, Va. Their fields were on the north bank of the river, where they raised large crops of corn, having always on hand as a reserve a year's supply.

They combined later with the Saponi, Tutelo, and others. They were cultivators of the soil and traders. We are assured by Beverley that their dialect was the common language of trade and also of religion over a considerable region. They divided the year into the five seasons of budding or blossoming, ripening, mid-summer, harvest, and winter. They were governed by two chiefs, one presiding in war, the other having charge of their hunting and agriculture. Ceremonial feasting was an important feature of their social life. Their tribal totem was a serpent. <<

Quelle: http://www.accessgenealogy.com/native/tribes/siouan/occaneechihist.htm


Bild 170: Lage der Siedlungen


Bild 171: Occaneechi Town Fundstellenzeichnung, Bild 172: Occaneechi Town Übersicht

Eine Ansiedlung der Occaneechi Indianer (Occaneech Town bzw. Fredricks Site genannt) lag am Eno River in der Nähe von Hillsborough, North Carolina und wurde ab 1983 von den Research Laboratories of Anthropology at The University of North Carolina archäologisch untersucht. Siehe die Bilder 170, 171 und 172.
Das kleine Dorf dessen wenige Rundhütten sich um einen Platz gruppierten war von etwa 1680 bis 1710 besiedelt.

Unter den vielen Artefakten die während der Ausgrabungskampagnen gefunden wurden befanden sich auch sehr viele Reste von Tonpfeifen die zum Teil als Importe von Europa bestimmt werden konnten, insgesamt waren es 154 Pfeifen.
In den Bildern 173 bis 177 ist eine kleine Auswahl an europäischen Tonpfeifen bzw. Fragmenten zu sehen, sie wurden mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Felle von den weißen Händlern eingetauscht.




Bild 173 bis 177: Europäische Pfeifen der Occaneechi

Die Occaneechi Indianer fertigten auch selber ihre Pfeifen, ein Beispiel dafür sehen wir in Bild 178. Auffallend an dieser Tonpfeife sind die drei konkaven und zwei geraden Flächen des Pfeifenkopfes, eine Anordnung die mir aus frühen europäischen Pfeifen nicht bekannt ist. Sie zeugt aber, so meine ich, vom kreativen Gestaltungswillen des Pfeifenbauers.


Bild 178: Occaneechi Pfeife, Bild 179: Indianerpfeife aus Jamestown

Ein anderes Beispiel für eine von Indianern handgefertigte Pfeife sehen wir in Bild 179, sie stammt aus Jamestown/Virginia, der ersten englischen Kolonie in Nordamerika.

>>This hand-formed pipe, dating to the second quarter of the 17th century, was made from the Virginia red clay. It has an octagonally facetted large bowl with chamfered edges. The heel consists of a diamond-shaped pad with an incised cross.<<
Quelle: http://www.apva.org/ngex/c2local.html

Der Unterschied zwischen einer handgefertigten Indianerpfeife und einer Tonpfeife die in einer europäischen Manufaktur hergestellt wurde ist nicht nur in der Herstellungsqualität, der Form der Pfeife oder im verwendeten Material zu sehen sondern auch:

>>The pipe bowls on Indian pipes are typically much larger than the European bowls because the Indians did not think of the tobacco pipe as a personal possession.<<
Quelle: http://www.apva.org/ngex/c2local.html

Es wurde schon angedeutet dass Tonpfeifen nicht nur an die Ureinwohner Nordamerikas gehandelt wurden sondern auch an die europäischen Einwanderer. Als Beispiel soll dafür eine Farm, die Strickland Plantation in der
Nähe von Smyrna im / Kent County/ Delaware gelegen, dienen. Diese Farm wurde von 1726 bis 1764 von William Strickland und seiner Familie sowie ihren Sklaven bewohnt.


Bild 180: Pfeifen von der Strickland Farm

Bei archäologischen Ausgrabungen wurden in Bereich der Wohn- und Wirtschaftsgebäude 925 Tonpfeifenfragmente gefunden. Davon waren 268 Pfeifenköpfen die entweder noch intakt oder fragmentiert waren, außerdem noch 741 Stielfragmente. Die Datierung der Pfeifen stimmt in etwa mit der Besiedlungsdauer auf der Farm überein.
Von den 268 Pfeifenköpfen besaßen 19 Pfeifen eine Herstellermarke. So konnte der Herstellungsort der Pfeifen: Bristol, London und die Niederlande (1 Exemplar) zweifelsfrei bestimmt werden.
Als Pfeifenmacher konnte bestimmt werden:


Marke
Hersteller
TD Diese Marke wurde von verschiedenen Herstellern verwendet:
Tomas Dennis/ Bristol ca. 1734-1781
Thomas Dormer/London ca. 1748 – 1770

RT Robert Tippens/ Bristol, zwischen 1660 und 1720
CR Charles Hickes/ Bristol, er produzierte seine Pfeifen zwischen 1721/2 und 1746
IA Diese Marke wurde von 9 verschiedenen Herstellern (Bristol, Liverpool, Hull, Slowmarket und Ludlow) verwendet. Eine genaue Identifikation ist daher nicht möglich.
TO Thomas Owen/Bristol ca. 1725 – 1739
Crowned 16 Pfeifenmarke aus den Niederlanden, sie wurde zwischen 1719 und 1865 verwendet.

Quelle:
http://www.deldot.net/static/projects/archaeology/william_strickland_plantation/artifact_analy_tobacco_pipes.html

Über den Herstellungsort der restlichen Pfeifen kann nur spekuliert werden: Entweder sind die Überreste zu sehr fragmentiert sodass keine Marke mehr zu erkennen ist oder die Pfeifen wurden ohne Marke hergestellt und waren daher vielleicht günstiger in der Anschaffung. Letzteres ließe dann vielleicht den Schluss zu dass es sich um Pfeifen der Sklaven gehandelt hat.

Dies trifft sicherlich auch auf Southall´s Quarter, eine Farm in der Nähe von Williamsburg/Virginia zu. Dort wurden 660 Pfeifenfragmente die aus der Zeit gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts stammen bei archäologischen Ausgrabungen geborgen. Siehe Bild 181


Bild 181: Pfeifen von Southall´s Quarter

In der Beschreibung zu Bild 181 könne wir lesen:
>>Most of the 660 pipe fragments (93%) were made of white clay, although 48 red clay (locally made) fragments also were recovered. The sample shown above includes: a - red clay, b - reed pipe stem, green glaze, c - pipe bowl, white clay with hole drilled in bowl back, d - pipe bowl, white clay, 1730-1790, e - pipe bowl, white clay, pillar-molded with spur, f - pipe bowl, white clay, rouletted with cloverleaf on heel, g - pipe bowl, white clay, possible “IB” marked on base, SS over shields on heel sides, h - pipe stem, white clay marked with “W. MORGAN LIVE[RPOOL]”, i - pipe stem, white clay marked “MB”, possibly seventeenth-century Dutch.<<
Quelle: http://web.wm.edu/wmcar/sq/pipes.htm


Bild 182: Akron Handelspfeifen

Bild 182 zeigt zwei rotgebrannte Tonpfeifen die von der Akron Manufaktur in Ohio speziell für den Handel mit den Indianern angefertigt wurden. Der Wulst am Ende des Pfeifenstiel deutet darauf hin dass es sich bei diesen Exemplaren um Gesteckpfeifen handelte. Der Stiel wurde entweder gesondert gehandelt oder der Besitzer der Pfeife musste ihn sich selber anfertigen.


Wir wollen uns nun einer anderen Pfeifenart zuwenden und dabei wieder zu den Ureinwohnern zurückkehren.

Handelspfeifen aus Metall

Tabakpfeifen die aus Metall gefertigt wurden kennen wir aus vielen Ländern der Erde, besonders im asiatischen und pazifischen Raum, in Afrika und zum Teil in Sibirien scheinen sie sich einer gewisse Beliebtheit oder Gunst der Raucher erfreut zu haben.
Metall war in früheren Zeiten ein Werkstoff der in der Regel nicht Jederzeit und in beliebiger Menge zur Verfügung stand. Es kann daher durchaus vermutet werden dass Pfeifen aus Metall (Eisen, Zinn, Kupfer, Messing) ein gewisses Statussymbol darstellten. Bei den Silberpfeifen die wir aus England kennen war es mit großes Gewissheit der Fall.
Einen großen Vorteil hatten die Metallpfeifen allemal: Sie waren nicht bruchanfällig und so für lange Reisen nahezu prädestiniert. Ob sie sich allerdings gut rauchen ließen wage ich zu bezweifeln denn Metall leitet Wärme außerordentlich gut. Vermutlich hatten sich die Raucher eine besonders unempfindliche Zunge antrainiert und wurden mit diesen Widrigkeiten leicht und locker fertig.
Bei den nordamerikanischen Indianern können zwei Arten von Metallpfeifen unterschieden werden: Pfeifen die in ihrer Form den Clay Pipes gleichen und regelrechte Kopien von ihnen sind (ein Beispiel dazu findet der Leser in Teil 5 im Abschnitt über die Cherokee Pfeifen) und als zweite Kategorie die Tomahawk Pfeifen.
In dem oben erwähnten Occaneechi Town konnten in zwei Gräbern zwei vollständig erhaltene Zinn Pfeifen von den Archäologen geborgen werden.

 

Bild 183 A: Zinnpfeife aus Grab 3
Bild 183 B: Grab 3 des Occaneechi Dorfes
Bild 184 A: Zinnpfeife aus Grab 6
Bild 184 B: Grab 6 des Occaneechi Dorfes

 

Die Pfeife im Bild 183 A stammt aus dem Grab 3 und war die Beigabe eines männlichen Toten der mit etwa 32 verstarb. Die Pewter Pipe war sicherlich ein sehr kostbarer Gegenstand und lässt auf eine besondere gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen schließen. Sie gleicht in ihrer Grundform einer tulpenförmigen Tonpfeife und ist entweder ein holländisches oder britisches Erzeugnis.

>>It is also possible that this pipe could be of Anglo-American origin and was produced specifically for trade among the Indians. Noël Hume (1969:308) has noted that metal pipes were popular items among White hunters and travelers in the latter part of the eighteenth century because clay pipes tended to be too fragile for travel. Archaeological remains of lead ammunition manufacturing at the Fredricks site suggests that the natives themselves were knowledgeable about casting methods and could have made this pipe.<<
Quelle: http://www.ibiblio.org/dig/html/part3/tab4.html

Ob die Indianer von Occaneechi Town nun tatsächlich diese oder andere Zinnpfeifen in eigener Fertigung herstellten (wie oben im Zitat vermutet) ist noch nicht beweisbar, möglich wäre es.

Aus Grab 6 (siehe Bild 184 A und B) stammt die Tube-Pfeife die ebenfalls aus Zinn angefertigt wurde. Der in diesem Grab bestattete Tote war männlichen Geschlechtes und zwischen 25 und 35 Jahre alt.

>>A second, hand-carved pewter pipe stem found in Burial 6 strengthens this observation. The stem consists of a hollow tube of pewter encased in an outer sleeve with geometric cut-outs decorating the bowl end. Three small spurs were noticed at this end and may have served to attach a wooden bowl (not archaeologically preserved). Observations in the field during excavation of this object suggested the deteriorated remains of a metal bowl rim or liner were present. A funnel-shaped, hand-made pewter object was found in Feature 13 which has been tentatively identified as a pipe-bowl liner for a wooden bowl. A similar pipe-bowl liner made of copper was found at an historic Indian cemetery known as the Grimsby site (Kenyon 1982:108). A bowl liner of this type could have been used with the carved pipe stem from Burial 6.<<
Quelle: http://www.ibiblio.org/dig/html/excavations/exc_bk.html
Der im Zitat erwähnten >pipe-bowl liner< ist im Bild 185 zu sehen.


Bild 185: Fragment eines Zinnpfeifenkopfes

Über die Tomahawk Pfeifen (auch Axe und Hatchet Pipes genannt) die ebenfalls zu den Metallpfeifen zu zählen sind wurde im Teil 3 schon berichtet. Um dem Leser zeitraubendes Suchen zu ersparen und um die Faulheit des Autors dieser Artikel zu pflegen kopiere ich die betreffenden Sätze hier nochmals in den Text.

>>Tomahawk ist ein Ableitung aus dem Algonkinwort >tamahak oder tamahakan< das soviel wie >Keule aber auch Beil oder Axt< bedeutet. Die frühen Tomahawks waren einfache Keulen mit einen Steinknauf oder einer Feuersteinklinge, Werkzeug und zugleich gefährliche Nahkampfwaffe mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen.
Welch gewinnträchtiges Potential in dieser von allen Indianer verwendeten Waffe steckte wurde von den Europäern sehr bald erkannt: Die ersten Tomahawks mit einer Stahlklinge erschienen im Handel und da die Leidenschaft der Indianer für das Rauchen bekannt war wurde dies ebenfalls ausgenützt und Klingen in den Handel gebracht die mit einem Pfeifenkopf versehen waren. So konnte dann der Indianer den Tomahawk auf mehrfache Weise gebrauchen: Zuerst als Kriegspfeife und nachdem er seinen Gegner mit dem Tomahawk massakriert hatte als Friedenspfeife die er den Hinterbliebenen anbot.

Die frühesten Tomahawkpfeifen stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden zuerst in Europa von französischen und englischen Schmieden hergestellt, nach Amerika verschifft und dort in den Handel gebracht. Dies geschah nicht ohne tieferen Hintergrund erhofften doch Franzosen und Engländer in ihrem Kampf um die Vormachtstellung in der Neuen Welt durch diesen (sehr lukrativen) Handel Bündnisse mit den Eingeborenen abschließen zu können.<<


Bild 186: Pfeifentomahawk


Bild 187: Pfeifentomahawk mit Grafik

Tomahawk Pfeifen wurden in den vielfältigsten Ausführungen hergestellt, vom einfachen schmucklosen bis zum prachtvollen Exemplar das oftmals mit Einlagearbeiten aus Silber verziert war. Die Bilder 186 bis 188 geben einen kleinen Überblick.

Der im Bild 187 dargestellte Pfeifentomahawk, vermutlich aus dem Jahr 1830, ist ein in zweifacher Hinsicht herausragendes Exemplar seiner Art. Zum Einen ist er sehr kunstfertig von Hand geschmiedet, mit Silbereinlagen im Stiel und einem Zinn-Mundstück versehen. Zum Anderen ist auf dem Schneideblatt (leider nicht gut sichtbar) eine Karikatur eingeprägt:

>>The blade is engraved with a caricature of a “drunken Indian on horse back holding a jug of whiskey.” In 1822, the United States Congress wanted to ban carrying of liquor into Indian country by fur traders, this of course was opposed by John Jacob Astor who at that time was the wealthiest man in America primarily from the fur trade. <<
Quelle: http://www.garyhendershott.com/productdetail.cfm?Key=1120

Im übrigen ist er der einzige bekannte Tomahawk der die Abhängigkeit der Indianer vom Whiskey in bildlicher Weise darstellt.

Alkoholische Getränke, insbesondere Whiskey und Rum, die von den Fellhändlern bereitwillig an die Indianer im Tausch gegen Pelze gehandelt wurden führten oftmals zu großen Problemen und Schwierigkeiten. Unzählige Indianer gerieten in die Abhängigkeit vom Alkohol und wohin das führen kann ist uns wohl allen bewusst.

The Iroquois chief Scarrooyady said:

>>Your Traders now bring scarce anything but Rum and Flour; they bring little powder and lead, or other valuable goods. The Rum ruins us. We beg you would prevent its coming such quantities by regulating the Traders. We never understood the Trade was to be for Whiskey and Flour. We desire it may be forbidden, and none sold in the Indian Country; but if the Indians will have any they may go among the inhabitants and deal with them for it. When these Whiskey Traders come, They bring thirty or forty kegs and put them down before us and make us drink, and get all the skins that should go to pay the debts we have contracted for goods bought of the Fair Traders; by this means we not only ruin ourselves but them too. These wicked Whiskey Sellers, when they have once got the Indians in liquor, make them sell their very clothes from their backs. In short, if this practice be continued, we must be inevitably ruined.<<
Quelle: http://www.ohiohistorycentral.org/ohc/history/h_indian/life/furtrade.shtml


Bild 188: Tecumseh Pfeife

Der Pfeifentomahawk im Bild 188 stammt aus dem Jahr 1807 und war ein Geschenk des damaligen Gouverneurs von Ohio Thomas Worthington (1773-1827) an den Häuptling der Shawnee-Indianer Tecumseh.

Der Handel der weißen Einwanderer mit den Indianern erwies sich für die eine Seite als ein sehr lukratives Geschäft, den amerikanischen Ureinwohnern erwuchs daraus aber ein zweischneidiges Schwert. Eigene uralte Handwerkstraditionen gingen nach und nach verloren denn es war einfacher für ein paar Felle Eisentöpfe einzutauschen anstatt selber Töpfe aus Ton zu fertigen, und aus erhandelten Tonpfeifen ließ es sich genauso gut rauchen wie aus einer aus Steatit oder Catlinit im Eigenbau angefertigten Pfeife. Viele Stämme gerieten im Laufe der Jahre in eine große Abhängigkeit gegenüber den Händlern weil sie auf viele der neuen Dinge nicht mehr verzichten konnten und auch nicht wollten.

>>Im Zuge dieser Entwicklung veränderten sich auch alte Stammes- und persönliche Werte, und heilige Beziehungen mit dem Land und seinen Tieren wurden aufgegeben. Einem britischen Händler fiel auf, daß die brüderliche Beziehung der indianischen Jäger zu ihren Beutetieren sowie ihre Dankbarkeit dafür, daß diese ihr Leben gaben, damit die Menschen nicht hungern und frieren mußten, im Verschwinden begriffen waren.
Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden in ganzen Regionen manche Tierarten praktisch ausgerottet. Gewehre, Fallen aus Eisen und Überjagung führten zu einem Rückgang des Wildes, Hungersnöte waren manchmal die Folge.

Für die indianischen Nationen war diese Zeit eine Periode nie gekannter Gewalttätigkeit. Die verheerendsten Kriege führten die Irokesen, die zunächst die Holländer in Albany und später die Engländer mit Pelzen versorgten, bis es in ihrem eigenen Land keine Biber mehr gab. Ab 1649 kämpften sie dann drei blutige Jahrzehnte lang darum, sich Zugang zu den Pelztierregionen im Westen und Norden zu verschaffen und das Pelzgeschäft den Huronen und deren Verbündeten zu entreißen, die die Franzosen belieferten. Diese Kämpfe waren reine Vernichtungskriege. Pater Jérôme Lalemant, ein französischer Jesuitenmissionar bei den Huronen, beschrieb die Kriege der Irokesen: "Sie pirschen durch den Wald wie Füchse. Sie greifen an wie Löwen. Sie fliegen wie Vögel und verschwinden, noch bevor sie richtig aufgetaucht sind."
Tausende von Indianern fanden in den sogenannten Biberkriegen der Haudenosaunee den Tod.

Als sich der Pelzhandel nach Westen verlagerte, hinterließ er die bleibende Spur einer weiteren Tragödie: Viele Stämme, die den Tierbestand ihres Landes durch Jagen und Fallenstellen völlig erschöpft hatten, waren von den Gewehren, Stoffen und anderen Gütern abhängig geworden, mit denen die Weißen sie bezahlt hatten. Nun aber waren die Händler und ihre Waren abgezogen. Unfähig, zu ihrer ursprünglichen Lebensweise zurückzukehren und des Einkommens von seiten der Weißen beraubt, wurden viele der früheren Pelzhandelsnationen des Ostens zu Parias und versanken in Armut, Alkoholismus und Verzweiflung. Das Beste, was sie sich erhoffen konnten, war, nach den Worten eines Franzosen in Kanada, "zu ihrer eigenen Rettung zu vergessen, was früher war".
Quelle: http://www.indianer-web.de/nordost/pelze.htm

Mit diesem Zitat endet der letzte Teil der Artikelserie über die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer. Mein Dank gilt den treuen Lesern und meiner Frau die manche Passage aus dem englischen übersetzte.


Bilder

Bild 161
http://www.ibiblio.org/dig/html/part1/tab2.html

Bild 162
http://www.thefurtrapper.com/fur_trappers.htm

Bild 163
http://www.thefurtrapper.com/fur_trappers.htm

Bild 164
http://www.sandiego.edu/anthropology/jerome%20new%20website_1.htm

Bild 165
http://www.sandiego.edu/anthropology/jerome%20new%20website_1.htm

Bild 166
http://ina.tamu.edu/montecristi.htm

Bild 167 a
http://www.jacquejane.com/hardstone.htm

Bild 167 b
http://www.ou.edu/cas/archsur/OKArtifacts/claypipe.htm

Bild 168
http://www.cyber-heritage.co.uk/towndung/

Bild 169
http://www.ibiblio.org/dig/html/part5/tab4.html

Bild 170 bis 178
http://www.ibiblio.org/dig/html/part1/tab2.html

BILD 179
http://www.apva.org/ngex/c2local.html

Bild 180
http://www.deldot.net/static/projects/archaeology/william_strickland_plantation/images/fig26.gif

Bild 181
http://web.wm.edu/wmcar/sq/pipes.htm

Bild 182
Pfeifenköpfe Akron sonstige html neu 1
http://www.he-artefakte.de/Amerika/Ethnologie/Sonstige/Sonstige.html


Bild 183 A
http://www.ibiblio.org/dig/html/part1/tab2.html

Bild 183 B
http://www.ibiblio.org/dig/html/excavations/exc_ac.html

Bild 184 A
http://www.ibiblio.org/dig/html/part1/tab2.html

Bild 184 B
http://www.ibiblio.org/dig/html/excavations/exc_bk.html

Bild 185
http://www.ibiblio.org/dig/html/part1/tab2.html

Bild 186
http://www.nebraskastudies.org/0400/frameset_reset.html?http://www.nebraskastudies.org/0400/stories/0401_0121.html

Bild 187
http://www.garyhendershott.com/productdetail.cfm?Key=1120

Bild 188
http://www.ohiohistorycentral.org/ohc/history/h_indian/artifacts/tomahawk.shtml


Quellen

Knasterkopf Band 16 Seite 180 ff.
Das Pfeifenbuch 2002 Académie Internationale de la Pipe Seite 7 ff.
Brockhaus PC Lexikon

http://ina.tamu.edu/montecristi.htm

http://www.sandiego.edu/anthropology/jerome%20new%20website_1.htm

http://www.mpm.edu/wirp/wb.html

http://www.iomshipwrecks.com/news.htm

http://www.vocshipwrecks.nl/out_voyages7/hollandia.html

http://www.mm.wa.gov.au/Museum/march/shipwrecks/Metro/verdra/vergulded.html

http://www.whiteoak.org/learning/timeline.htm

http://www.thefurtrapper.com/indian_alcohol.htm

http://www.thefurtrapper.com/

http://www.indianer-web.de/nordost/pelze.htm

http://www.indianer-scout.de/id503.htm

http://www.occaneechi-saponi.org/home.shtml

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