Die
Pfeifen der nordamerikanischen Indianer Joachim AckerTrade-Pipes: Europäische Pfeifen in Nordamerika Einleitung In diesem vorläufig letzten Teil der Artikelserie über die Pfeifen der Indianer werden wir die sogenannten Handelspfeifen (Trade Pipes) betrachten. Dies ist ein weites, nahezu unerschöpfliches Gebiet und wird uns teilweise auch aus der Welt der Indianer heraus und in die Pfeifenwelt der Einwanderer hineinführen. Der neue Kontinent ( Nord- Mittel- und Südamerika) war entdeckt
und wagemutige Männer begannen ihn zu erkunden und zu erforschen.
Das neue Land lag da wie ein großer leckerer Kuchen und die großen
und mächtigen Nationen im alten Europa wollten davon ein möglichst
großes Stück für sich selber abschneiden.
>>The four major "things" brought to Native Americans
by the early Europeans and the mountain men were diseases, alcohol,
trade guns, and the Spanish Colonial horses. Of these four, disease
and alcohol had the most devastating affects on the Native American
Indians. The smallpox outbreak of 1781-1782 killed over half of the
Plains Indians, and the one in 1837 was as bad or worse (Plains and
Rocky Mountain Indians are grouped together as Plains Indians). The
mountain man whiskey turned a great many proud, self-reliant Native
American Indians into drunken beggars, willing to trade anything they
had for more of the mountain man liquor. << Spanier, Franzosen., Niederländer und Briten gründeten die
ersten Siedlungen und begannen die Reichtümer der neuen Länder
auszubeuten und sie auf ihren Schiffen nach Europa zu transportieren.
Handelspfeifen Insbesondere der Pelz und Fellhandel entwickelte sich in Nordamerika zum höchst gewinnträchtigen Geschäft, Marder-Hermelin-Otter und Luchsfelle, ganz besonders aber die Biberpelze waren in Europa hochbegehrt. Die Modebranche riss sich förmlich um die Biberfelle und kein Gentlemen ging ohne modischen Biberfellhut aus dem Haus.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurden an die 10.000 Biberfelle von den französischen Händlern erstanden, um 1630 waren es bereits 15.000 und hundert Jahre später betrug der Export bereits über 100.000 Felle, der Gewinn erreichte dabei astronomische Höhen. Um die Handelsgüter die hauptsächlich aus Pelzen bestanden
möglichst effektiv vermarkten zu können wurden Handelsgesellschaften
gegründet, so z.B.bereits 1621 die holländische West-Indische-Company
(WIC) und einige Jahrzehnte (1670) später dann die mächtige,
einflussreiche und bald den Handel beherrschende britische Hudson Bay
Company (NWC) der im 18. Jahrhundert in der britisch-französischen
North West Company ein großer Konkurrent erwuchs. Handelspartner der Gesellschaften waren die Indianer die für die abgelieferten Felle mit allerlei Waren bezahlt wurden. Welche Waren das waren ist im folgenden Zitat zu lesen: >>The Mohawks came into the Mohawk Valley only shortly before
the first white explorers visited this region, and a majority of their
sites show evidence of trade with the Dutch, French or English in the
form of scraps of iron and brass, clay trade pipes, Venetian glass beads,
iron knives and axes and other trade goods.<< Für eine Axt musste z.B. ein Indianer ca. 30 Felle abliefern und dies durften keine mangelhaften oder durch Risse und ähnliches beschädigte sein. Handelspfeifen aus Ton Handelsschiffe deren Laderäume in den Hafenstädten Europas
mit Krimskrams vollgestapelt wurden begannen die Wogen des Atlantiks
zu durchpflügen. Die Seereise war lang und nicht ungefährlich,
manches Schiff ereichte niemals seinen Zielhafen.
>> The Monte Cristi "Pipe Wreck" lies at a depth
of 4.4 meters in a bed of sea grass in Monte Cristi Bay, on the northern
coast of the Dominican Republic near the Hatian border. The wreck earned
its moniker from the inordinately large number of clay tobacco smoking
pipes that were carried as cargo aboard the vessel. Archaeological data
indicate the wreck is the remains of a merchant trader. Historical and
geographical information suggest the vessel may have ventured in search
of salt, or, perhaps, to trade with the contrabandistas and boucaniers
common to the region during the second half of the seventeenth century.
Comparative cultural material from contemporary sites indicates most
cargoes were intended for European-American outposts on the eastern
seaboard of what is now the United States of America, although at least
one cohortof trade goods was specifically for Native Americans.<<
Die archäologischen Untersuchungen haben ergeben dass dieses Schiff
ein holländisches Handelschiff war das in der Bay zwischen 1652
und 1665 mit seiner Fracht unterging. Die Ladung des Schiffes bestand
unter anderem aus an die 30.000 Tonpfeifen die (wir haben es im obigen
Zitat gelesen) für den Handel mit Indianern bestimmt waren. Während
der 2001 Kampagne wurden 2361 Clay Pipes geborgen. 94% der gefunden
Pfeifen haben einen fassförmigen, die restlichen 6% sind Elbow
Pfeifen mit einem schlanken, kaminförmigen Kopf. Siehe Bild 164
und 166. Weitere Informationen über untergegangene Handelsschiffe die Tonpfeifen in ihrer Ladung hatten findet der geneigte Leser im Artikel über Tonpfeifen Teil 2 Holland, ebenfalls auf dieser HP. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert wurden enorme Mengen an Clay Pipes
die für den Handel mit den Indianern aber auch für die Einwanderer
bestimmt waren nach Nordamerika verschifft. Für den Export aus
England, Holland und Deutschland habe ich nur sehr wenige Daten gefunden.
So wurden z.B. allein aus Exeter/GB im Zeitraum von 1660 bis 1720 jährlich
durchschnittlich 56. 000 Pfeifen exportiert, davon gingen zwischen 1666
und 1720 39% in die amerikanischen Kolonien, 1720-1730 stieg der Anteil
sogar auf 58%, danach kam der Export aus Exeter allerdings zum erliegen,
andere Firmen aus England waren offensichtlich mit ihren Vermarktungsstrategien
erfolgreicher. Das sind wahrlich respektable Größenordnungen es ist daher wohl verständlich dass es unmöglich ist präzise zu sagen welche und wie viele Tonpfeifen in den Handel mit den Indianer kamen. Genauso schwierig ist es die zahllosen Bodenfunde von Clay Pipes eindeutig bestimmten Benutzer zuzuordnen. Wir wissen zwar dass bei den Indianer die Elbow Pfeifen sehr beliebt waren dennoch könne wir nicht jedes Fragment einer Elbow den Indianern zuordnen, es könnte sich genauso gut um die Lieblingspfeife eines weißen Trappers oder Siedlers gehandelt haben. Oder anders herum: Nicht jede gefundene klassische Tonpfeife muss zwangsläufig einem Europäer gehört haben. Um den Unterschied zwischen beiden Tonpfeifenformen nochmals zu zeigen: Im Bild 167 a und b sehen wir zwei Elbow Pfeifen und im Bild 168 einige klassische (wie ich es bezeichnen möchte) Pfeifen.
An Hand der archäologischen Ausgrabung eines Occaneechi Indianerdorfes und der dabei gefundenen Artefakte läßt sich ein gutes Beispiel über den Handel mit Tonpfeifen bei den Indianern aufzeigen.
Die Occaneechi waren ein kleiner Stamm der Sioux Sprachfamilie und
gehörten zu den Saponi Indianern. Ursprünglich war dieser
Stamm jenseits der Appalachian und Blue Ridge Mountains beheimatet,
zogen dann in das Gebiet des Ohio River Valleys bis sie von dort vertrieben
wurden und im heutigen Virginia und North Carolina neue Siedlungsstätten
fanden. >>The first known notice of the Occaneechi is that of Lederer, who visited them in 1670. They then dwelt on the middle and largest island in Roanoke river, just below the confluence of the Staunton and the Dan, near the site of Clarksville, Mecklenburg county, Va. Their fields were on the north bank of the river, where they raised large crops of corn, having always on hand as a reserve a year's supply. They combined later with the Saponi, Tutelo, and others. They were cultivators of the soil and traders. We are assured by Beverley that their dialect was the common language of trade and also of religion over a considerable region. They divided the year into the five seasons of budding or blossoming, ripening, mid-summer, harvest, and winter. They were governed by two chiefs, one presiding in war, the other having charge of their hunting and agriculture. Ceremonial feasting was an important feature of their social life. Their tribal totem was a serpent. << Quelle: http://www.accessgenealogy.com/native/tribes/siouan/occaneechihist.htm
Eine Ansiedlung der Occaneechi Indianer (Occaneech Town bzw. Fredricks
Site genannt) lag am Eno River in der Nähe von Hillsborough, North
Carolina und wurde ab 1983 von den Research Laboratories of Anthropology
at The University of North Carolina archäologisch untersucht. Siehe
die Bilder 170, 171 und 172. Unter den vielen Artefakten die während der Ausgrabungskampagnen
gefunden wurden befanden sich auch sehr viele Reste von Tonpfeifen die
zum Teil als Importe von Europa bestimmt werden konnten, insgesamt waren
es 154 Pfeifen.
Die Occaneechi Indianer fertigten auch selber ihre Pfeifen, ein Beispiel dafür sehen wir in Bild 178. Auffallend an dieser Tonpfeife sind die drei konkaven und zwei geraden Flächen des Pfeifenkopfes, eine Anordnung die mir aus frühen europäischen Pfeifen nicht bekannt ist. Sie zeugt aber, so meine ich, vom kreativen Gestaltungswillen des Pfeifenbauers.
Ein anderes Beispiel für eine von Indianern handgefertigte Pfeife sehen wir in Bild 179, sie stammt aus Jamestown/Virginia, der ersten englischen Kolonie in Nordamerika. >>This hand-formed pipe, dating to the second quarter of
the 17th century, was made from the Virginia red clay. It has an octagonally
facetted large bowl with chamfered edges. The heel consists of a diamond-shaped
pad with an incised cross.<< Der Unterschied zwischen einer handgefertigten Indianerpfeife und einer Tonpfeife die in einer europäischen Manufaktur hergestellt wurde ist nicht nur in der Herstellungsqualität, der Form der Pfeife oder im verwendeten Material zu sehen sondern auch: >>The pipe bowls on Indian pipes are typically much larger
than the European bowls because the Indians did not think of the tobacco
pipe as a personal possession.<< Es wurde schon angedeutet dass Tonpfeifen nicht nur an die Ureinwohner
Nordamerikas gehandelt wurden sondern auch an die europäischen
Einwanderer. Als Beispiel soll dafür eine Farm, die Strickland
Plantation in der
Bei archäologischen Ausgrabungen wurden in Bereich der Wohn- und
Wirtschaftsgebäude 925 Tonpfeifenfragmente gefunden. Davon waren
268 Pfeifenköpfen die entweder noch intakt oder fragmentiert waren,
außerdem noch 741 Stielfragmente. Die Datierung der Pfeifen stimmt
in etwa mit der Besiedlungsdauer auf der Farm überein.
RT Robert Tippens/ Bristol, zwischen 1660 und 1720 Über den Herstellungsort der restlichen Pfeifen kann nur spekuliert werden: Entweder sind die Überreste zu sehr fragmentiert sodass keine Marke mehr zu erkennen ist oder die Pfeifen wurden ohne Marke hergestellt und waren daher vielleicht günstiger in der Anschaffung. Letzteres ließe dann vielleicht den Schluss zu dass es sich um Pfeifen der Sklaven gehandelt hat. Dies trifft sicherlich auch auf Southall´s Quarter, eine Farm in der Nähe von Williamsburg/Virginia zu. Dort wurden 660 Pfeifenfragmente die aus der Zeit gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts stammen bei archäologischen Ausgrabungen geborgen. Siehe Bild 181
In der Beschreibung zu Bild 181 könne wir lesen:
Bild 182 zeigt zwei rotgebrannte Tonpfeifen die von der Akron Manufaktur in Ohio speziell für den Handel mit den Indianern angefertigt wurden. Der Wulst am Ende des Pfeifenstiel deutet darauf hin dass es sich bei diesen Exemplaren um Gesteckpfeifen handelte. Der Stiel wurde entweder gesondert gehandelt oder der Besitzer der Pfeife musste ihn sich selber anfertigen.
Handelspfeifen aus Metall Tabakpfeifen die aus Metall gefertigt wurden kennen wir aus vielen
Ländern der Erde, besonders im asiatischen und pazifischen Raum,
in Afrika und zum Teil in Sibirien scheinen sie sich einer gewisse Beliebtheit
oder Gunst der Raucher erfreut zu haben.
Die Pfeife im Bild 183 A stammt aus dem Grab 3 und war die Beigabe eines männlichen Toten der mit etwa 32 verstarb. Die Pewter Pipe war sicherlich ein sehr kostbarer Gegenstand und lässt auf eine besondere gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen schließen. Sie gleicht in ihrer Grundform einer tulpenförmigen Tonpfeife und ist entweder ein holländisches oder britisches Erzeugnis. >>It is also possible that this pipe could be of Anglo-American
origin and was produced specifically for trade among the Indians. Noël
Hume (1969:308) has noted that metal pipes were popular items among
White hunters and travelers in the latter part of the eighteenth century
because clay pipes tended to be too fragile for travel. Archaeological
remains of lead ammunition manufacturing at the Fredricks site suggests
that the natives themselves were knowledgeable about casting methods
and could have made this pipe.<< Ob die Indianer von Occaneechi Town nun tatsächlich diese oder andere Zinnpfeifen in eigener Fertigung herstellten (wie oben im Zitat vermutet) ist noch nicht beweisbar, möglich wäre es. Aus Grab 6 (siehe Bild 184 A und B) stammt die Tube-Pfeife die ebenfalls aus Zinn angefertigt wurde. Der in diesem Grab bestattete Tote war männlichen Geschlechtes und zwischen 25 und 35 Jahre alt. >>A second, hand-carved pewter pipe stem found in Burial
6 strengthens this observation. The stem consists of a hollow tube of
pewter encased in an outer sleeve with geometric cut-outs decorating
the bowl end. Three small spurs were noticed at this end and may have
served to attach a wooden bowl (not archaeologically preserved). Observations
in the field during excavation of this object suggested the deteriorated
remains of a metal bowl rim or liner were present. A funnel-shaped,
hand-made pewter object was found in Feature 13 which has been tentatively
identified as a pipe-bowl liner for a wooden bowl. A similar pipe-bowl
liner made of copper was found at an historic Indian cemetery known
as the Grimsby site (Kenyon 1982:108). A bowl liner of this type could
have been used with the carved pipe stem from Burial 6.<<
Über die Tomahawk Pfeifen (auch Axe und Hatchet Pipes genannt) die ebenfalls zu den Metallpfeifen zu zählen sind wurde im Teil 3 schon berichtet. Um dem Leser zeitraubendes Suchen zu ersparen und um die Faulheit des Autors dieser Artikel zu pflegen kopiere ich die betreffenden Sätze hier nochmals in den Text. >>Tomahawk ist ein Ableitung aus dem Algonkinwort >tamahak
oder tamahakan< das soviel wie >Keule aber auch Beil oder Axt<
bedeutet. Die frühen Tomahawks waren einfache Keulen mit einen
Steinknauf oder einer Feuersteinklinge, Werkzeug und zugleich gefährliche
Nahkampfwaffe mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen. Die frühesten Tomahawkpfeifen stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden zuerst in Europa von französischen und englischen Schmieden hergestellt, nach Amerika verschifft und dort in den Handel gebracht. Dies geschah nicht ohne tieferen Hintergrund erhofften doch Franzosen und Engländer in ihrem Kampf um die Vormachtstellung in der Neuen Welt durch diesen (sehr lukrativen) Handel Bündnisse mit den Eingeborenen abschließen zu können.<<
Tomahawk Pfeifen wurden in den vielfältigsten Ausführungen hergestellt, vom einfachen schmucklosen bis zum prachtvollen Exemplar das oftmals mit Einlagearbeiten aus Silber verziert war. Die Bilder 186 bis 188 geben einen kleinen Überblick. Der im Bild 187 dargestellte Pfeifentomahawk, vermutlich aus dem Jahr 1830, ist ein in zweifacher Hinsicht herausragendes Exemplar seiner Art. Zum Einen ist er sehr kunstfertig von Hand geschmiedet, mit Silbereinlagen im Stiel und einem Zinn-Mundstück versehen. Zum Anderen ist auf dem Schneideblatt (leider nicht gut sichtbar) eine Karikatur eingeprägt: >>The blade is engraved with a caricature of a “drunken
Indian on horse back holding a jug of whiskey.” In 1822, the United
States Congress wanted to ban carrying of liquor into Indian country
by fur traders, this of course was opposed by John Jacob Astor who at
that time was the wealthiest man in America primarily from the fur trade.
<< Im übrigen ist er der einzige bekannte Tomahawk der die Abhängigkeit der Indianer vom Whiskey in bildlicher Weise darstellt. Alkoholische Getränke, insbesondere Whiskey und Rum, die von den Fellhändlern bereitwillig an die Indianer im Tausch gegen Pelze gehandelt wurden führten oftmals zu großen Problemen und Schwierigkeiten. Unzählige Indianer gerieten in die Abhängigkeit vom Alkohol und wohin das führen kann ist uns wohl allen bewusst. The Iroquois chief Scarrooyady said: >>Your Traders now bring scarce anything but Rum and Flour;
they bring little powder and lead, or other valuable goods. The Rum
ruins us. We beg you would prevent its coming such quantities by regulating
the Traders. We never understood the Trade was to be for Whiskey and
Flour. We desire it may be forbidden, and none sold in the Indian Country;
but if the Indians will have any they may go among the inhabitants and
deal with them for it. When these Whiskey Traders come, They bring thirty
or forty kegs and put them down before us and make us drink, and get
all the skins that should go to pay the debts we have contracted for
goods bought of the Fair Traders; by this means we not only ruin ourselves
but them too. These wicked Whiskey Sellers, when they have once got
the Indians in liquor, make them sell their very clothes from their
backs. In short, if this practice be continued, we must be inevitably
ruined.<<
Der Pfeifentomahawk im Bild 188 stammt aus dem Jahr 1807 und war ein Geschenk des damaligen Gouverneurs von Ohio Thomas Worthington (1773-1827) an den Häuptling der Shawnee-Indianer Tecumseh. Der Handel der weißen Einwanderer mit den Indianern erwies sich für die eine Seite als ein sehr lukratives Geschäft, den amerikanischen Ureinwohnern erwuchs daraus aber ein zweischneidiges Schwert. Eigene uralte Handwerkstraditionen gingen nach und nach verloren denn es war einfacher für ein paar Felle Eisentöpfe einzutauschen anstatt selber Töpfe aus Ton zu fertigen, und aus erhandelten Tonpfeifen ließ es sich genauso gut rauchen wie aus einer aus Steatit oder Catlinit im Eigenbau angefertigten Pfeife. Viele Stämme gerieten im Laufe der Jahre in eine große Abhängigkeit gegenüber den Händlern weil sie auf viele der neuen Dinge nicht mehr verzichten konnten und auch nicht wollten. >>Im Zuge dieser Entwicklung veränderten sich auch alte
Stammes- und persönliche Werte, und heilige Beziehungen mit dem
Land und seinen Tieren wurden aufgegeben. Einem britischen Händler
fiel auf, daß die brüderliche Beziehung der indianischen
Jäger zu ihren Beutetieren sowie ihre Dankbarkeit dafür, daß
diese ihr Leben gaben, damit die Menschen nicht hungern und frieren
mußten, im Verschwinden begriffen waren. Für die indianischen Nationen war diese Zeit eine Periode
nie gekannter Gewalttätigkeit. Die verheerendsten Kriege führten
die Irokesen, die zunächst die Holländer in Albany und später
die Engländer mit Pelzen versorgten, bis es in ihrem eigenen Land
keine Biber mehr gab. Ab 1649 kämpften sie dann drei blutige Jahrzehnte
lang darum, sich Zugang zu den Pelztierregionen im Westen und Norden
zu verschaffen und das Pelzgeschäft den Huronen und deren Verbündeten
zu entreißen, die die Franzosen belieferten. Diese Kämpfe
waren reine Vernichtungskriege. Pater Jérôme Lalemant,
ein französischer Jesuitenmissionar bei den Huronen, beschrieb
die Kriege der Irokesen: "Sie pirschen durch den Wald wie Füchse.
Sie greifen an wie Löwen. Sie fliegen wie Vögel und verschwinden,
noch bevor sie richtig aufgetaucht sind." Als sich der Pelzhandel nach Westen verlagerte, hinterließ
er die bleibende Spur einer weiteren Tragödie: Viele Stämme,
die den Tierbestand ihres Landes durch Jagen und Fallenstellen völlig
erschöpft hatten, waren von den Gewehren, Stoffen und anderen Gütern
abhängig geworden, mit denen die Weißen sie bezahlt hatten.
Nun aber waren die Händler und ihre Waren abgezogen. Unfähig,
zu ihrer ursprünglichen Lebensweise zurückzukehren und des
Einkommens von seiten der Weißen beraubt, wurden viele der früheren
Pelzhandelsnationen des Ostens zu Parias und versanken in Armut, Alkoholismus
und Verzweiflung. Das Beste, was sie sich erhoffen konnten, war, nach
den Worten eines Franzosen in Kanada, "zu ihrer eigenen Rettung
zu vergessen, was früher war". Mit diesem Zitat endet der letzte Teil der Artikelserie über die Pfeifen der nordamerikanischen Indianer. Mein Dank gilt den treuen Lesern und meiner Frau die manche Passage aus dem englischen übersetzte.
Bild 161 Bild 162 Bild 163 Bild 164 Bild 165 Bild 166 Bild 167 a Bild 167 b Bild 168 Bild 169 Bild 170 bis 178 BILD 179 Bild 180 Bild 181 Bild 182
Bild 183 B Bild 184 A Bild 184 B Bild 185 Bild 187 Bild 188
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