Das Pfeifenmacher-Seminar

Willi Albrecht

 

Seit langem hatte ich schon den Wunsch, mir eine richtige Pfeife selber herzustellen. Nicht etwa aus einem Hobbyblock sondern aus einem normalen Ebauchon.

Peter Klein erklärte sich bereit, mich in die Geheimnisse der Pfeifenbaukunst einzuweisen und mir mit Rat und Tat in seiner Werkstatt zur Seite zu stehen. So besuchte ich ihn dann mit mehreren Skizzen ausgestattet und war voller Tatendrang. Ein paar der Zeichnungen schieden gleich aus, weil die aufgezeichneten Modelle für einen blutigen Anfänger viel zu schwierig waren. Wir einigten uns auf ein leicht gebogenes Vulcano-Modell, eine Form, die mich schon immer fasziniert.

Jetzt konnte das Holz ausgesucht werden. Hier traf ich schon auf die erste Schwierigkeit von vielen, die noch folgen sollten. An einem rohen Ebauchon kann ich beim besten Willen keine Maserungsstruktur erkennen, doch Peter wählte mit sicherer Hand einen Block mit cross-grain. Als Mundstück nahmen wir einen vorgefertigten Rohling aus Acryl.

Mittels eine Schablone wurde nun die Form auf das Holz übertragen und die Hilfslinien für die Bohrungen eingezeichnet. Das sah doch schon recht vielversprechend aus. An der Bandsäge schnitt Peter mit Rücksicht auf meine Finger den Kantel grob vor und spannte ihn dann in die Drehbank, um Tabakkammer und Rauchkanal zu bohren. Hier muß sehr präzise gearbeitet werden, damit der Rauchkanal sauber auf dem tiefsten Punkt der Tabakkammer austritt. Auch der Winkel für die Zapfenbohrung muß exakt ausgeführt werden, damit die Strömungsverhältnisse stimmen und die Pfeife später "funktioniert".


Bei einfachen Formen kann jetzt auch der Kopf zu einem Teil außen vorgedreht werden. Hier braucht man viel Erfahrung und Geschick, denn das Messer der Drehbank muß gleichzeitig mittels zweier Kurbeln horizontal und vertikal vom Kopf bewegt werden.

Nachdem das Mundstück mit der Bohrung für den Teflonzapfen versehen ist, kann dieser einklebt werden. Der Teflonzapfen hat gegenüber dem abgedrehten Ebonitzapfen den Vorteil, das er sich durch Hitze nicht verzieht, immer leichtgängig bleibt und das erschreckende Quitschen beim Ein- und Ausdrehen niemals auftritt.

Nun geht es an die Schleifscheibe. Hier wird nun die Form grob herausgearbeitet und das überstehende Holz, das an der Drehbank nicht weggenommen werden konnte, abgeschliffen. Man sollte dabei nur nicht den gleichen Fehler machen wie ich und sich dabei das gerade angefertigte Mundstück zersemmeln.

Jetzt folgt die Feinarbeit an der Bandschleifmaschine um der Pfeife die endgültige Form zu geben und Mundstück und Holm sauber zu verschachteln. Hier ist eine gute Portion Augenmaß gefragt. Während des Schleifens muß die Arbeit ständig auf Symetrie überprüft werden.

Lässt man die Pfeife durch die Hände gleiten, entdeckt man immer wieder irgendwo noch eine kleine Unebenheit, die es zu beseitigen gilt. Schnell ist bei dieser Prozedur eine weitere hinzugefügt und die ursprünglich gewünschte Form wandelt sich stetig in ein komplett anderes Modell. Kleine Unregelmässigkeiten werden per Hand mit einem Stück feinen Schmirgelpapier nachbearbeitet bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.

 


Spätestens jetzt ist eine kreative Schaffenspause mit Kaffee und Pipe angesagt, bevor es an die Bearbeitung des Mundstückes geht. Auch bei einem vorgeformten ist noch viel Arbeit an der Bandschleifmaschine nötig, um zu einem individuellen Ergebnis zu kommen. Mit dem Dremel wird der Biß innen noch etwas nachgeformt und die Kanten gebrochen.

Das Mundstück wird mit einem Heißluftfön erwärmt und kann dann in die gewünschte Form gebogen werden. Hier ist es wichtig, einen Reiniger im Rauchkanal zu belassen, damit dieser offen bleibt und seinen Durchmesser behält.


Für die Beizung trägt man erst die dunkle Farbe auf, die natürlich zuerst in die weichen Teile des Holzes einzieht und somit den Konrast der Maserung erhöht. Nach einer halben Stunde wird sie wieder abgeschliffen wobei dann die Stellen dunkel bleiben, die die Farbe besonders gut aufsaugen konnten. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden wobei das Holz immer wieder mit feinem Schleifpapier geglättet wird. Zum Schluß erfolgt eine Beizung mit einem hellen Ton und das Werk muß nur noch poliert werden um endlich von allen Seiten begutachtet werden zu können.


Ich muß ehrlich gestehen, das ich mir das ganze etwas einfacher vorgestellt hatte und nie mit all den Problemen und Fragen gerechnet hätte, die während dieses Tages auftauchten. Ohne Peter wäre nie diese wunderschöne Pfeife entstanden, die auf Grund der besonderen Entstehungsgeschichte einen Ehrenplatz in meiner Vitrine erhielt.


Danke Peter für deine Geduld und deine Fachkenntnis. Pfeifenmacher und ihre Werke sind seit diesem Tag noch höher in meiner Achtung gestiegen.