Weltmeisterschaft 2002

Lothar Winands

 

Ein grosses Ereignis ist für jeden Freund von Pfeife und Tabak die alljährlich stattfindende Weltmeisterschaft in verschiedenen Gegenden dieses Kontinents. Betrachtet man die Teilnehmerlisten sowie die Resultate solcher Treffen, dann ist es fast nicht zu glauben, dass es Teilnehmer gibt, die 3 Gramm Tabak über mehrere Stunden in der Pfeife unter Brand halten können. So fand die Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Sint-Niklaas im Waasland / Belgien statt.
Als sprühende Kleinstadt präsentierte sich dieser Ort den Pfeifenfreunden aus aller Welt und Petrus hatte auch Einsehen und bescherte den Besuchern Sonnenschein. ( www.sint-niklaas.be )

Als Mitglieder des Pipa Clubs von Barcelona war es regelrecht Pflicht an diesem Event dabei zu sein, da die kommenden Weltmeisterschaften 2003 in der Katalanischen Metropole ausgetragen werden und der dortige Club die Organisation übernommen hat. Daniel Schneider und ich machten uns also auf, um den Pipa Club und die WM 2003 dort zu bewerben. Da die Hotels in der Kleinstadt Sint Niklaas bereits ausgebucht waren, logierten wir uns mit den Clubkollegen im nahegelegenen Antwerpen ein.

Bereits am frühen Vormittag des Vortages drängten die Teilnehmer des Wettbewerbes in die Halle, um sich am Tisch der Organisation für den Wettkampf einzutragen.

Wir bauten deshalb rechtzeitig unseren Stand auf, um die Besucher gebührend zu empfangen.

Die Kollegen aus Spanien brachten eine Reihe Prospekte, Pins und Programme mit, um das Programm für die Veranstaltung am 4. 10. 2003 jedem Interessenten mitzugeben. Ein vorbereitetes PC - Animationsprogramm mit einer Show über den Club und die Stadt Barcelona lief auf einem Notebook am Stand den ganzen Tag und weckte zusätzliches Interesse.

Neben einem Stand von Genod aus St. Claude, dem Stand von Per Billhäl und Tom Eltang bauten sich um uns herum auch noch regionale Tabakhändler auf. Ein Kollege mit einer attraktiven Kollektion kam aus Grossbritannien ein anderer aus Spanien.

Zur Einschreibung fuhren Japaner, Tschechen und Ungarische Teilnehmer mit Bussen vor der Halle vor. Manche Club`s erschienen in einheitlichem Outfit, andere Teilnehmer schmückten sich mit Pins und Aufnähern aus der ganzen Welt am Hut und auf dem Jacket. Pfeifenraucher, die der Organisation in St. Claude angehören, zeigten dies selbstbewusst an ihrer umgehängten gelben Schärpe.

Ein grosses Hallo ertönte als ein Synjeco-Kunde aus Portugal am Stand erschien. Von imponierender Grösse ist der Mann ja schon, und er rauchte die grösste Pfeife in der Halle. Der Autor dieses Berichtes ist in dieser Richtung einiges gewöhnt, doch die Pfeife des Portugiesen, die er auch während dem Sprechen zwischen den Zähnen hielt, würde manch einem Pipero dem Kiefer sprengen.

Dieser Kollege ist ein Original. Er zog aus seiner Tasche eine grosse mit Excel erstellte Liste, wo er alle Tabaksorten, die er schon bei Daniel bestellte, aufgelistet und bewertet hat. Natürlich fragte er nach neuem und so war er der erste Kunde, der die kommende geheime Weihnachtsmischung bereits in seine Pfeife füllte und nach Stunden, so lange zog er an seinem Gerät, als gelungen bezeichnete (Hersteller: S. Gawith)

Internationale Mitglieder der Akademie tagten bereits seit ein paar Tagen in Sint-Niklaas und machten unserem Stand und der Präsidentschaft des Pipa-Clubs von Barcelona ihre Aufwartung. Pierre Müller aus der Schweiz, Suzuki aus Japan, Toni Pasqual aus Spanien, Franz Wandinger aus Deutschland, Alexey Sekhovtsov aus Russland sind nur einige Namen aus diesem erlauchten Kreise der internationalen Föderation.

Neugierde erweckte die Vorstellung der Kollektion des spanischen Pfeifenbauers Emilio Navarro auf unserem Stand. Diese Firma produziert die Wettbewerbspfeife für das kommende Jahr. Viele wollten exakt dieses Modell bereits erwerben um auf den kommenden Event hin schon zu trainieren. Sie wurde von allen Seiten fotografiert und begutachtet.

Am Sonntagnachmittag wurde es dann hektisch, der Wettbewerbsbeginn näherte sich.

Die Preisrichter und Teilnehmer nahmen ihre reservierten Plätze ein.

Hektisch stürmten auch die Mitglieder des Pfeifenclubs Uster/Schweiz und die Mannschaft aus Luzern/Schweiz in die Halle. Auf Kommando wurde dann der Start zum Füllen der Wettbewerbspfeife aus dem Hause Butz Choquin mit drei Gramm Amphora Tabak freigegeben.

Hierfür haben die Teilnehmer exakt fünf Minuten Zeit. Hektisch wird der Tabak sorgfältig in den Händen aufgerieben und mit all erdenklichem Geschick in die Pfeife gefüllt.

Dann ein weiteres Signal, die Fernsehleute und Pressefotografen rissen ihre Gerätschaften hoch, denn es wurde angezündet. Hierfür haben die Teilnehmer zwei Streichhölzer zur Verfügung und eine Minute Zeit. Ein echt ergreifender Moment ist das wenn 500 Personen im gleichen Augenblick ihre Pfeife anzünden.

1 02:49:48 Cinka Lubomir Pipe Club Brno Tsjechië
2 02:48:36 Ruscalla GianFranco Pipe club d'Italie Italië
3 02:45:35 Buchtrup Bent Roskilde Pibeklub Denemarken
4 02:37:09 Kinouchi Shigeichi Tokushima Japan
5 02:30:59 Cosmo Mauro Pipe club d'Italie Italië

Beachtliche Zeiten wurden auch in diesem Jahr erzielt, doch es sind sicher nicht die Preise und Pokale die Pfeifenraucher aus aller Welt zusammen führen. Es ist der gesellschaftliche Spass mit Gleichgesinnten über Tage zusammen zu sein. Nahezu alle Teilnehmer nutzen solch einen Anlass für einen Kurzurlaub mit entsprechendem Programm. Hier in Belgien boten sich dafür neben Brüssel die Städte Brugge, Antwerpen und Gent an. Ein Schweizer Teilnehmer berichtete, dass er extra nach dem Melken seiner Kühe in der Nacht abgefahren sei und jetzt nach dem Wettbewerb sofort wieder zurück fährt um sein Fleckvieh wieder rechtzeitig melken zu können. Er war deshalb gar nicht enttäuscht, dass er bereits nach 25 Minuten ausgeschieden ist. Er meinte entweder ich gewinne oder liege sehr weit vorne; deshalb volles Risiko beim Zug am Topf.

Schaut man in die Pressemappe und in die Siegerlisten der vergangenen Jahre dann kommen die Pfeifenraucher aus:Belgien, Holland, Deutschland, Schweiz, Japan, Dänemark, Frankreich, Polen, Spanien, Italien, Oesterreich, Portugal, Grossbritannien, Tschechien, Russland und Canada.

Sieger:

1992 Jakob Herren/Schweiz
1993 Claudio Cavicchi/Italien
1994 Claudio Cavicchi/Italien
1995 Claudio Cavicchi/Italien
1996 Jakob Herren/Schweiz
1997 Zsolt Zsakai/Ungarn
1998 Zsolt Zsakai/Ungarn
1999 Thomas Horvath/Ungarn
2000 Jakob Herren/Schweiz
2001 Lubomir Cinka/Tschechien

Mit 485 Piperos war es die bisher grösste Weltmeisterschaft an Teilnehmern. Bedauerlicherweise sind nur ganz wenige deutsche Teilnehmer zu verzeichnen. Hier stellt man sich die Frage, weshalb das Clubleben und die entsprechenden Fumadas nur ganz vereinzelt zu finden sind. Der Verfasser würde sich wünschen in Barcelona 2003 seinen Landsleuten dann die Vielfalt der Catalanischen Metropole mit der Lebensfreude seiner Bewohner vorzustellen.

13. Sep. 2002