Die Gawith-Betriebe in Kendal / GB

Lothar Winands

 

Der Tabaktest und die verlorene Wette
Lakelandtabake, der Tradition verpflichtet

 

 

Der Tabaktest und die verlorene Wette

Unsere Reise zu den Tabakbetrieben in Nordengland hatte neben der Wissenserweiterung und dem touristischen Hintergrund auch eine knifflige geschäftliche Komponente. Kundeneinwände zur geschmacklichen Veränderung einzelner Sorten und unsere eigenen Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit hatten wir anhand von Mustern zu einem Reklamationspaket zusammengefasst.

Kaum hatten wir uns im "Ring ó Bell" zugeprostet zur Begrüssung, schon legten wir mit unserer Schelte los. Bob Gregory bestätigte gewisse Abweichungen in der Vergangenheit und hatte sich auf unseren Besuch gut vorbereitet wie wir am nächsten Morgen im Gawith Betrieb erfahren sollten.
Nach einigen weiteren Pints bot Bob Gregory eine Wette an. Er behauptete dass wir, die Spezialisten vom Kontinent, aus drei Sorten Tabak nicht bestimmen könnten welcher der richtige "Best Brown" ist. Als Wette bot er an, die gesamte Zeche der nächsten drei Tage zu übernehmen.

Irritiert über die Wette und müde von der langen Reise kletterten wir die Stufen im 700 Jahre alten Gasthof Ring ó Bell hoch und überlegten vor der Nachtruhe noch wie wir die Wette wohl für uns entscheiden können.

Tabakmeister Graham Forrest und Bob Gregory erwarteten uns bereits und mit den besten Pfeifen, die wir mit auf die Reise genommen hatten begannen wir den Wettbewerb. Es lagen drei Tabakstapel mit 6" Flakestreifen auf dem Schriebtisch. Daniel fing mit Nummer drei an, während ich die Nummer eins in die Pfeife schraubte. Gut schmeckte der Flake und ich glaubte Caramelflavour zu spüren, während Daniel meinte, bei seiner Füllung Nussgeschmack zu spüren. Nach einer Weile tauschten wir sogar die Pfeifen um die Unterschiede besser orten zu können. Mittlerweile hatte ich auch noch in eine andere Pfeife die Nummer zwei gefüllt und hatte so gleich zwei Pfeifen parallel in Brand. Hinzu kam dann noch die Nummer drei von Daniel, an dessen Pfeife ich auch noch abwechselnd zog.
Wir liessen uns viel Zeit und konnten uns auch besprechen. Jeder tippte auf einen anderen Tabak zum Schluss. Die Gawith - Mitarbeiter lachten und es gesellte sich auch noch der kaufmännische Leiter Jon Lloyd zu der Runde.

Das Ergebnis war kurios, es war alles der gleiche Tabak vom gleichen Tabakkuchen frisch abgeschnitten. (Auf dem Bild ist es der kleine Tabakkuchen rechts).

Das Fazit bei diesem Test ist recht einfach, es gibt wohl nichts Schwierigeres als geschmackliche Unterschiede festzustellen. Von Emotion begleitet, in verschiedenen Pfeifen geraucht wird wohl Jedermann gleich geschehen.

 

 

Wir gingen hinunter in den Betrieb, schnappten uns den Kuchen und Graham liess die Flake-Schneidemaschine an. Unsere Deutschen Tabakfreunde sollten den gleichen Test mit machen. So wurden 9 Beutel vom Verfasser dieses Berichtes gefüllt, und je drei an Virginia Freunde in Deutschland gesandt. Nicht nur wir, im fernen Kendal waren die Verlierer, auch die Aussagen von Peter, Willi und Hans - Jürgen lagen daneben.

Bob Gregory liess es sich nicht nehmen diese Geschichte zur Freude seiner Landsleute in den diversen Pubs zu erzählen. Als Gentleman übernahm er aber trotz unserer Wettniederlage die reichliche Zeche.

 

 

 

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Lakelandtabake, der Tradition verpflichtet

 

Die Fotos können durch Anklicken in einem neuen Fenster vergrößert werden.

 

Der Weg nach Kendal im Distrikt Cumbria im Norden von England ist schwerlich und vom Kontinent aus auf direktem Wege nicht zu erreichen.

Wir, Daniel Schneider und ich wählten dieses Jahr die Flugroute über London nach Edinburgh in Schottland. Dort in der Dunkelheit angekommen mieteten wir einen Kleinwagen und fuhren im strömenden Regen bei heftigen Sturmbojen im Linksverkehr durch unbekanntes Land in Richtung der "Lakelands".

 

Während Daniel es kategorisch ablehnte im Linksverkehr seine Fahrkünste zu erweitern, kamen mir die Tausende von Kilometern per Auto auf Südafrikas Strassen entgegen und wir meisterten die Strecke in einer bemerkenswerten Zeit, wie Bob Gregory bei der Begrüssung im Ring ò Bell anmerkte.

 

8 Meilen vor Kendal riefen wir per Handy an und Bob liess dann die Guiness Pints in richtiger Konsistenz zapfen, die bei unserem Eintreffen dann mit satter "Sahnekrone" vor uns auf der Theke standen. Viel hatten wir uns zu erzählen und auch zu fragen, da einige Geheimnisse der Tabakherstellung, die wir ein Jahr zuvor erfuhren, für uns noch unbekannt waren.

 

Thomas Harrison gründete im Jahre 1792 die Firma mit seinem Partner Mr. Brocklebank. Es war ein kühnes Unternehmen, die schweren Gerätschaften aus dem entfernten Schottland per Pferdefuhrwerk nach Kendal an das Flussufer zu bewegen.

 

 

Per Wasserkraft wurden die gebrauchten Snuffmühlen installiert, die zuvor zur Herstellung von Schiesspulver verwendet worden sind. Zwischen den Bergbauregionen im Süden und in Schottland war der Standort ideal um den Snuff und später auch den Pictail (Prim) an die Bergleute zu vermarkten, denen das Rauchen wegen der möglichen Explosionsgefahr streng untersagt ist.

 

 

 

So wird seit dieser Zeit der "Kendal Brown" Snuff bis zum heutigen Tage in den gleichen Mühlen hergestellt.

 

 

 

 

Thomas Harrison hatte eine Tochter, die den Namensgeber des Unternehmens Samuel Gawith heiratete. Dieser wurde im Jahre 1865 auch noch Bürgermeister in Kendal. Zwei seiner 6 Söhne, John Edward und Samuel Gawith jun. führten nach seinem Tod den Betrieb weiter. Sie stritten sich dann über die zukünftige Strategie und John Edward startete eigenständig das Tabak - Blending.

Er scheiterte, und so stieg sein Bruder William mit dem Schwager Henry Hoggarth in den Betrieb ein und es entstand so eine weitere Tabakfirma in Kendal mit dem Namen Gawith & Hoggarth.

Beide Firmen konkurrenzierten sich in dem Snuff- und auch in dem Tabakmarkt, da auch in dem Betrieb S. Gawith parallel zum Snuff, Tabak-Blending betrieben wurde.

 

 

Mrs. Dakeyne Cannon, die heutige Firmenbesitzerin übernahm die Samuel Gawith Ltd & Co. Im Jahre 1962 nach dem Tod Ihres Mannes. Da sie bereits 96 Jahre alt ist wird der Betrieb seit einigen Monaten durch den Geschäftsführer Bob Gregory und Ihren Neffen geleitet.

Der rohe, trockene Tabak aus den verschiedenen Anbaugebieten kommt in grossen Ballen, die Jute verpackt sind, in ein Zollfreilager in die Firma. Für die Herstellung einer bestellten Charge wird die benötigte Menge jeder Tabaksorte exakt auf einer Waage gewogen, um dann in einer Wanne mit feinem Rost von unten heiss bedampft zu werden.




Dazu wird das Gut mit Jute - Teppichen abgedeckt. Die genaue Zeit der Bedampfung ist sehr wichtig, da Toleranzen in "mehr oder weniger" erheblich auf den zukünftigen Geschmack Auswirkung haben werden.

Die feuchten Tabakblätter werden dann im Anschluss auf ein unterlüftetes Sieb in einer grossen Wanne ausgebreitet und abgedeckt um zu reifen.

Hierbei werden mögliche Schadstoffe und Nikotinüberschüsse abgebaut. Dieser Prozess ist ausgesprochen aggressiv und wird aufgrund von Korrisionsbildung in einer Hartholzwanne durchgeführt. Hier ruht der Tabak in der Regel über Nacht oder mindestens 8 Stunden bevor er sorgfältig Schicht für Schicht in den Schacht der Presse für die Fertigung des Plug/Flake eingelegt wird.


In der Regel umfasst das Gawith Programm nur Virginia Tabake und Dark Fired Leaf Sorten für die Flake, Plug und Twistfertigung. Es können aber bei diesem Prozess auch Anteile anderer Tabaksorten schichtweise mit eingebracht werden.

Per Muskelkraft wird dann die Spindel der Presse angedreht. Trotz eines eingebrachten Hebels wird der Mann an dem Gerät echt gefordert um die nötige Härte eines Tabakkuchens hier vorzubestimmen. Der Kuchen bleibt einige Zeit unter Druck und die Presse wird mehrfach nachgezogen.

 


Jetzt wird der zukünftige Best Brown, Cob- oder Dark Virginia Flake in den Ofen eingebracht und unter Druck und Hitze reift er hier zu seinem späteren Endprodukt. Der Medium Virginia Flake wird nur kalt gepresst und erhält vor dem Schnitt keine Hitzebehandlung.

Die Tabakplatten bleiben nun über mindestens 8 Tage zur Nachreifung stehen, bis sie entweder geschnitten zu Flake oder zu Plug verarbeitet und verpackt werden.
Danach werden die Tabakkuchen, die ein Gewicht von rund 5 Kg haben in 6" Blöcke geschnitten.

Diese passen exakt in den Schacht der Schneidemaschine. Selbstständig rutscht der einzelne Block dann an das Messer und wird in rauchfertige 6" Scheiben geschnitten.

Aus den 6" Blöcken wird auch der Plug geschnitten. Aus einem Kuchenteil kommen 8 Plugs mit leicht unterschiedlichem Gewicht. Die einzelnen Plugs müssen beim Import in die Schweiz aufwendig nachgewogen und beschriftet werden, da sich hiervon die CH -Tabaksteuer und der Verkaufspreis ableitet.

Die aromatisierten Plugs wie der Grouse Moor, der RB oder auch der Cannon Plug werden zum Schluss, vor dem Verpacken feucht äusserlich auf allen 6 Flächen aromatisiert. Sie ruhen dann noch etliche Stunden bis sie dann in die bunten Beutel verpackt werden.

Die Aromastoffe für Snuff und Tabak sind alle lebensmittelecht und werden seit jeher in all möglichen Bereichen unserer täglichen Küche verwendet. Mit der Essenz Zitrone wird z. B. genau so der Geschmack der Zitronenlimonade wie der gelben Gummibärchen produziert. Andere Essenzen verwendet die Hausfrau zum Kuchenbacken oder sie findet sich in jedem Fruchtjoghurt wieder.

Bei Mixtures oder Feinschnitten werden die Leafs ebenfalls bedampft, wie oben beschrieben, und unter Planen von unten belüftet über Nacht ruhen gelassen. Hier wird dann mittels Besprühung eine mögliche Aromatisierung, je nach Sorte beigefügt. Danach werden die feuchten Tabakblätter in einer über Band angetriebenen Schneidemaschine geschnitten.

 

Die Wahl der Getriebeübersetzung lässt das Fallmesser entweder schneller (Feinschnitt) oder gemächlicher laufen für Krüll oder Pfeifentabak. Auf dem Bild sind diese Getriebeteile an der Wand links aufgehängt. Die unterschiedlichen Schnitte sind auch massgebend für die anfallende Tabaksteuer. Feinschnitt wird in Grossbritannien anders besteuert als Krüll- und Pfeifentabak. Ausgebreitet auf einem sehr heissen aufgeheiztem Blech erhält auch dieser Tabak hier seine Reife und Tabaksüsse. Hierbei wird er des öfteren gewendet.

Die Messer der Schneidemaschinen werden laufend geschliffen um einen sauberen Schnitt zu gewährleisten. Vor einigen Jahren geschah dies noch von Hand auf einem durch Bandantrieb bewegtem Schleifstein. Der Mitarbeiter musste da mit beiden Händen das Messer an den Stein herandrücken. Eine sehr mühsame Arbeit die volle Konzentration erforderte. Heute erledigt dies eine Maschine, die nur exakt auf den Messertyp eingestellt werden muss.

Die wohl aufwendigste Art Tabak zu blenden, ist das Verfahren einen Twist oder Rope zu fertigen. Hier werden wie oben beschrieben die Blätter auch bedampft und zum Nachreifen eine Nacht ruhen gelassen, bevor diese durch Handarbeit sortiert und geglättet werden, um grosse und kleinere Tabakblätter zu einem Strang zu flechten, während einige Personen damit betraut sind die grossen Blätter auszusortieren und zu ebnen, damit sie an einem anderen Tisch dem "Geber" und dem "Wickler" einen reibungslosen Ablauf der Twistfertigung ermöglichen.

Falls der Tabakstrang noch weitere Tabaksorten als Virginia enthalten soll, dann wird der "Geber" regelrecht gefordert, die Blätter auch im richtigen Mischungsverhältnis zu reichen.

Der Strang wird dann in eine Vorrichtung eingeführt wo er mittels Klauen hart gepresst wird, während über eine Spindel gezogen und gestreckt, der Twist an weiterer Festigkeit gewinnt.

Das gerollte Paket wird danach mit Pflanzenoel benetzt, damit es bei der Hitze- Druckbehandlung keinen Schaden nimmt und möglicherweise zusammenklebt. Aufwenig verschnürt und in Jute verpackt kommen dann die Twist- und Ropebündel unter Druckplatten in den Ofen und werden je nach gewünschtem Endprodukt entsprechend lange mit Druck und Hitze behandelt. Die würzigsten Sorten reifen dort bis zu 8 Stunden.

 

Ein typischer Tabak dieser Gattung ist der Oxenfisl - Twist, der als Deckblatt auch noch ein "Dark Fired Leaf" bekommt. Der dünnere Rope ist eigentlich ein Ableger des Kautabakes der in England per uraltem Gesetz verbannt wurde.

 

 

Das Herstellungsverfahren ist nahezu das gleiche wie beim Twist, doch der Reifevorgang im Ofen wird hier stärker variiert um ihn als Pigtail in kleinen Verpackungseinheiten auch als Prim zu veräussern. Wie bereits erwähnt, liegt Kendal zwischen den grössten Bergbauregionen in Grossbritannien, und der Steiger war bis vor wenigen Jahrzehnten noch der Hauptkonsument von Snuff und Prim. (Explosionsgefahr unter Tage)

Die fertigen Produkte kommen dann in diverse Räume zum Verpacken. Da es sich um reine Naturprodukte handelt, muss hier mit äusserster Präzision und Hygiene vorgegangen werden, da der feuchte Tabak nicht unbedingt resistent gegen Schimmelbildung ist. Die Bulkpackungen sind innen mit einer Wachspapierschicht versehen und auch die 6" Flakes werden in Wachspapier eingeschlagen und bekommen dann noch in eine Kunststofftülle die leicht atmungsaktiv ist. S. Gawith operierte in der Vergangenheit mit Vakuumverpackungen.

Diese haben zwar den Vorteil der besseren Lagerfähigkeit, doch durch den Vakuumprozess werden die Flakescheiben wieder so gepresst, dass sie später beim Konsument nur schwer pfeifengerecht abzunehmen sind. Eine neue Vakuumanlage soll hier zukünftig Abhilfe verschaffen und das Vakuum druckgesteuert auf die Verpackung abgeben. In gleichem Gerät werden auch die Tins nach der Füllung abgedichtet. Die Pigtails werden in 25 Gramm Einheiten gewogen und in Kunststoffsäckchen gefüllt.


Beim Zusehen wie der Tabak verpackt wird entstand die Idee des Oxenfisl Twist und des Clegir Ropes. Da der britische Stammkunde noch immer die schweren Sorten des Black xx. Cob Flake, Dark Flake usw. in grossen Mengen konsumiert, fragten wir, ob es nicht möglich sei, für die zarten Gaumen der Festlandeuropäer einen Twist zu blenden. Heraus kamen dann die beiden Ropes, die sich zunehmender Beliebtheit auch in Uebersee erfreuen.


Mancher Konsument wird sich fragen warum bei diesen Betrieben die Tabake nicht auf Vorrat produziert werden um evtl. Schwankungen beim Rohtabak, hervorgerufen durch unterschiedliche Ernteerträge usw. zu vermeiden. Die Tabaksteuer ist der Grund. Die Betriebe werden alle sehr genau kontrolliert und müssen bei "Fertigprodukten", die sich im Firmengelände befinden sofort 78% Tabaksteuer bei Pfeifentabak und noch die Mehrwertsteuer entrichten. So ist es auch zu erklären, dass in Grossbritannien unendliche Mengen an Tabakprodukten gefertigt werden, die alle ins Ausland gehen. Die Auslandsbestellung ist quasi der Freipass für Fertigtabakprodukte innerhalb der Betriebe. So entstanden auch die Firmengeflechte auf der Insel mit Firmen auf dem Kontinent, deren Tabaksteuerberechnung nicht nur in der Höhe differenziert, sondern auch im Verfahren.

So hat die geschäftliche Verflechtung von Gawith & Hoggarth mit Pöschl und anderen Betrieben in Deutschland immer den Auslastungshintergrund der Auslandsbestellung, die als fertiges Produkt auf den Kontinent kommt und erst dort durch die Steuermarken gekennzeichnet, deklariert wird. Gegenseitige Zollabkommen in vielen EU Staaten verhindern dann wieder den direkten Export sodass die Produktlinien in Lizenz gefertigt werden.


Der Betrieb Samuel Gawith Ltd. ist wohl der letzte Tabakblender auf der Insel, der keinem Konzern oder Verbund angehört und selbstständig mit seinen Vertriebspartner in der Schweiz, Mexico und den USA, sowie in einigen Commenwelth Ländern nach uralten Rezepten Tabakprodukte fertigt und vertreibt.

 

 


Die Möglichkeit auch kleine Chargen herzustellen ermöglicht dem Unternehmen ganz spezielle Sorten für nur wenige Kunden zu blenden, zu mischen oder auch zu aromatisieren. So gibt es eine Tabaksorte mit dem Namen "Flycatcher", die nur von zwei Kunden in Schottland geraucht werden, und wie der Name schon andeutet sehr "heftig" ist. Einmal habe ich ihn probiert, ich hatte mit dieser Pfeife noch Monate später den Flycatcher Geschmack im Hintergrund. Der Pipa Club in Barcelona erhält mit einem eigenen Label versehen ebenfalls eine speziell für diesen Verein gefertigte Sorte.

Ein breites Feld nimmt auch der Feinschnitt von Tabaken in den Betrieben ein. Durch die hohe Besteuerung in GB ist der Tabak-Konsument auf der Insel mehr und mehr auf das Handrollen bei Zigaretten übergegangen. Für diesen Markt werden etliche Mischungen und auch verschiedenen Schnittarten produziert. Vieles ist in Grossbritannien sehr teuer, so mussten wir auch etliche Male den Bancomaten bedienen um unseren Aufenthalt dort zu gestalten.

 

 

Das Urprodukt beider Firmen ist der Snuff. Als Pfeifenraucher ist das ein etwas fremdes Produkt und so waren wir bei unserem ersten Besuch in den Lakeland - Betrieben auch skeptisch ob uns der Vertrieb gelingen sollte.

Wir platzierten einige Sortimente in der Schweiz und waren recht schnell überrascht was da so über den Tresen geschoben wird. Der Konsument ist auch hier sehr wählerisch, und so erfreuen sich seit geraumer Zeit britische Aromen und der klassische Snuff steigender Beliebtheit. Also schnupften wir in den Tagen in Kendal was das Zeug hält um uns auch mit der "Prise" zu identifizieren.

In riesigen Behältern wird die getrocknete Tabakpflanze in mehreren Vorgängen gemahlen und auch hitzebehandelt zu einem feinen Mehl aufbereitet.

 

 

 

Hier stehen in einer grossen Halle noch die Gerätschaften des Unternehmens aus den Gründerjahren. Eine der Mühlen ist noch mit den original Holzzahnkränzen ausgerüstet. Wenn die Gerätschaften in Gang gesetzt werden entsteht ein Höllenlärm, und nur mit Ohrschützern ist es dann dort auszuhalten.

Die Firmenchefin Mrs. Daykeane Cannon hat in Ihrem Büro eine Mini - Snuff - Mühle installiert, um Besuchern den Vorgang zu erklären. Dieses Modell wurde für eine grosse Ausstellung in London in den 30iger Jahren gefertigt und zeigt am Strom angeschlossen die gesamten Abläufe der Snuff Fertigung. Interessant waren ihre Schilderungen aus den Zeiten des Kolonialismus in Afrika, wo sie mit ihrem Mann das Leben verbracht hat. Sie schilderte Geschehnisse aus einer Zeit, die uns nachdenklich stimmten.

Die Mini Snuff Mühle in Ihrem Büro ist auch der einzige Bezug den sie wohl zu dem Unternehmen hat. Sie sei noch nie in ihrem Leben in der Produktionsstätte gewesen, versicherten uns die Mitarbeiter. Die 96 jährige fuhr mit eigenem Auto bis vor wenigen Monaten noch zwei bis drei Mal pro Woche zu dem Betrieb und bestieg die Treppe in den ersten Stock, wo sie dann in ihrem Büro wohl noch über die vergangenen Zeiten im fernen Rhodesien und den Parties mit den Mitgliedern des britischen Hochadels sinnierte.

Bei unserem Besuch fragte sie ganz entrüstet was wir wohl stundenlang in der Produktion gemacht hätten, während sie mit dem "Champane" auf uns wartete. Aber mit sicherer Hand schenkte sie uns den Champagner ein und führte mit Stolz eine Jagdtrophäe vor, in dessen Haupt in einer Vertiefung ein Snuff Gefäss und Silberbesteck zur Entnahme eingearbeitet ist. Alte Schriften und Urkunden zeigte uns Mrs. Dakeyne Cannon, die belegten wie gesund die Einnahme von Snuff sei.

Da wurden in den 30iger Jahren sogar medizinische Institute beauftragt, die dem Snuff heilende Wirkung nachsagten. Stolz zog sie aus dem Tresor auch eine königliche Urkunde die Samuel Gawith - Snuff als Hoflieferanten auswiesen.

Wir liessen es uns nicht nehmen und kreierten auch einige Snuff Sorten für unseren Vertrieb in der Schweiz. So kommen in Kürze der "Bongo Bongo", der "Monkey", der "Love Balls" und etliche anderen Nasen-Schmeichler ins "Synjeco - Programm"

Die herrlichen Tage in Kendal gaben uns den Eindruck, dass in dieser wunderbaren Gegend nicht nur guter Tabak hergestellt wird, sondern sich die Landschaft zwischen Schottland und Cumbria als Urlaubsgegend regelrecht prädistiziert ist.

 


Wir besuchten Windermere mit seinen touristischen Einrichtungen am gleichnamigem See und dinierten im ehrwürdigen Linthwaite House Hotel (www.linthwaite.com) Wandern, Radfahren, Lachs-Fischen und im Sommer Wassersport zieht den Lakeland Tourist immer wieder an.


Die Fahrt am Tage zurück nach Edinbourgh zeigte uns beeindruckende Ausblicke einer Gegend, bei dem der Begriff "Highländer" auf die Menschen dieser Gegend passt. Bedingt durch einen Schneesturm konnte unser Flugzeug nicht rechtzeitig starten und so verpassten wir den Anschlussflug nach Zürich in London. Die Eindrücke der Nacht im Swinging London liessen bei uns keine Müdigkeit aufkommen, und so kehrten wir einen Tag später als geplant zurück in die Schweiz.

Wir sahen viele traditionelle Vorgänge und Verfahren auf unserer Reise. Es ist schön zu wissen, dass es so etwas überhaupt noch gibt. Wir lernten Menschen kennen, die Ihr Guiness, das Bitter und den Malt im zwei Klassen - Pup zu sich nehmen und mit einer Selbstverständlichkeit die Schänke verlassen wenn es 23 Uhr ist.

 

Wir erinnern uns an den Taxifahrer in London dessen Fahrzeug bereits 42 Jahre alt ist und er stolz über eine Kilometerleistung seines "British Leyland" von 4, 5 Millionen Kilometern sprach. Jeden Tag reinigt und poliert er seine mobile Antiquität, denn dieses Design eines britischen Taxis wird seit Urzeiten genau so produziert. Sein Motor tuckerte wie ein Flussdampfer und er wollte es gar nicht glauben, dass man auf dem Kontinent nur normale PKW´s als Taxi benutzt.

Seit unserer Lakeland Reise fülle ich den Tabak mit Ehrfurcht in die Pfeife und der Genuss lässt mich dann an die britischen Seefahrer erinnern die das Blattgut mit Segelschiffen aus fernen Ländern bezogen und genau das gleiche Kraut in Ihren Pfeifen rauchten, nachdem einer der Gawith Familie die Blätter bearbeitet hatte.

 

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