German Pipemakers & Friends 2007 Am 4. und 5. August 2007 fand in Rheinbach die zweite Pipeshow unter dem Titel „German Pipemakers & Friends 2007 “ statt. Im Gegensatz zum letzten Jahr wurden auch international bekannte ausländische Pfeifenmacher dazu eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren. Vorab möchte ich versuchen, mit meinen Fotos ein wenig von der dort herrschenden Stimmung wiederzugeben. Meinungen, Kommentare und Eindrücke von Besuchern und Ausstellern sind im Anschluß daran zu finden.
Axel Reichert (www.reichert-pipes.de): Jürgen Moritz (www.moritz-pipes.com): Frank Axmacher (www.axmacher-pipes.com): Da aber die Shows ja in wirklich überschaubaren Zeitabständen stattfinden, kann man sich so ein Wochenende gut mal antun und dann auch noch in vollen Zügen genießen. Und ein Genuß war es wieder, genau wie in 2006. In allererster Linie dank derer, die sich wochen- oder monatelang aus dem Hemd gearbeitet haben, um dieses Event auf die Beine zu stellen. Von Routine kann ja wahrscheinlich bei der gerade mal zweiten Rheinbachshow noch lange nicht die Rede gewesen sein – der Aufwand im Vorfeld und während der Veranstaltung wird der gleiche gewesen sein wie im letzten Jahr. Meinen herzlichen Dank also an Achim und seine Crew, an Willi und alle anderen, die durch ihren Einsatz das Gelingen dieses Ereignisses möglich gemacht haben. Rheinbach 2006 war für mich persönlich die erste Pipeshow. Danach kam Lohmar, dann Chicago, und jetzt wieder Rheinbach. So langsam fange ich an zu begreifen, wie wichtig solche Veranstaltungen für die Pfeifenszene sind. Man findet zusammen: Macher mit Usern, User untereinander, Macher untereinander, Händler sind dabei. Es treffen sich einfach alle Gruppen, die irgendwie mit Pfeifen zu tun haben. Gespräche sind möglich, Kontakte werden geknüpft oder aufgefrischt, Freundschaften geschlossen oder wiederbelebt. Und das alles nicht im festen Zeitrahmen zwischen Einlaß und Feierabend, sondern über die reine Ausstellungszeit hinaus in gemütlicher Runde beim Essen, beim Gläschen Wein, bei Kaffee oder Bier. Man ist zusammen und hat Zeit. Das ist etwas ganz Besonderes, was gepflegt werden muß und von mir aus noch kräftig wachsen darf. Achim hat sich ein Herz gefaßt und den Anfang gemacht. Und siehe da: plötzlich gab es Lohmar, und dieses Jahr im November läuft die Szene nochmal – quasi zum Jahresabschluß – in Fürth auf. Wer hätte das gedacht, vor 3 Jahren? Es tut sich was, die Szene brummt und rumort, und in mir festigt sich der Verdacht: Deutschland wird zum Pfeifenland! In diesem Sinne nochmal meine besten Grüße an alle, die dabei waren. Und wer nicht kommen konnte: man sieht sich, irgendwo, die Szene gedeiht! Christoph Demian (www.smokingheads.com): Rheinbach, der theoretische Apfel Um mal mit einer Anekdote anzufangen: als ich einige Zeit vor Rheinbach jemand, den ich sehr schätze fragte, ob er denn da sein würde, schrieb er mir er halte es mit jenem Philosophen, der meinte zwischen dem Reinbeißen in einen Apfel und der lebhaften Vorstellung man würde in einen Apfel beißen bestünde im Grunde kein Unterschied. Das brachte mich tatsächlich in ein Grübeln, denn zum einen kenne ich jene “Denkart” recht gut, zum anderen herrschte bei mir eine ähnliche Einstellung vor, vielleicht nicht unbedingt was Äpfel angeht, jedoch mindestens im Bezug auf Pfeifen-Shows. Ich kenne die letztjährige German Pipemakers – so seinerzeit gedacht - und es wäre gelacht, wenn die Vorstellungskraft nicht ausreichte um sich ‘07 auszumalen. Zudem kenne ich alle, viele kennen mich - was soll da noch kommen? Nun waren aber die Bahntickets bereits gekauft, das Versprechen sich in Rheinbach blicken zu lassen war so vielen Bekannten und Freunden gegeben, daß an einen Rückzieher kein Gedanke zu verlieren war. Nichtsdestoweniger waren die Erwartungen eindeutig vom erwähnten theoretischen Apfel geprägt, sprich Rheinbach hatte aus unserer (den Plural erkläre ich vielleicht später) Sicht vorab ein wenig den – nun ja - schalen Charme des mehr oder weniger Erwartbaren. Rheinbach, die „Szene“ und Szenerie So kamen wir also am Samstag auf Vorhersehbares eingestimmt an: Pfeifen und pfeifen-bewegtes Publikum, das würde wohl da sein? Aber was noch? Gibt es einen Geist des Enthusiasmus und der Leidenschaft, der über so einer Veranstaltung schwebt und sich auch manifestiert? Mit dieser Erwartung hinzufahren hielten wir im Vorlauf für falsch und sollten doch eines Besseren belehrt werden. Es wird oft von der „Szene” gesprochen ohne, daß man einigermaßen eine Vorstellung vermittelt bekommt, was eigentlich gemeint sei. Nun, wie ich jetzt weiß, muß man nach Rheinbach um dem was man leichthin “Szene” nennt eine lebhafte und vor allem emotionale und atmosphärische Vorstellung zuzuordnen. Rheinbach ist keine Show, auch keine Messe, denn Messen diverser Art kenne ich zur Genüge. Rheinbach ist ein Phänomen, was sich erschließt, wenn man zugegen war, wenn man Gegenstand von Interesse und Menschen mit Interesse aufeinander treffen sieht. Es sind keine Akteure oder Figuren, wie bei Shows oder Messen oft zu finden, die man trifft. Hier trifft man Begeisterte, Begeisterte auf beiden gedachten Seiten der “Szene” - begeisterte Macher und Anbieter und nicht minder von der Sache begeisterte Liebhaber, Käufer, Raucher. Ich erwähne es nicht ohne Hintergrund, denn oft haben vergleichbare sog. Events eine präfabrizierte Atmosphäre, einen „Touch“ von hergestelltem Charme, der so gut einstudiert ist, daß er mit dem Ende des offiziellen Teils, des Ausstellungsteils rasch vergeht und zumindest bei einem Teil der Involvierten einen Nachgeschmack hinterläßt, der nichts anderes offenbart als die Tatsache, daß man nicht an ihnen selbst interessiert war, sondern ein sichtbares Interesse geheuchelt hat, das eigentliche Interesse aber dem Portemonnaie galt. Man möge mich nicht falsch verstehen, natürlich ist Rheinbach eine dem Grunde nach kommerzielle Veranstaltung! Es wäre töricht und naiv dies zu übersehen. Dennoch ist von einem geheuchelten Interesse, kaum etwas zu vernehmen. Rheinbach ist doch in erster Linie ein Come-Together unter dem Vorzeichen einer Leidenschaft, keine Kauf-oder-Stirb Show, kein Marketing-Gag, wie manche unkten und selbst jetzt noch unken. Das Gegenteil ist der Fall. Was Rheinbach ausmacht ist just jenes, was sich jenseits des – noch mal: mehr als legitimen – Interesses an Umsätzen und Verkäufen abspielt. Der Geist von Rheinbach fängt da an wo die Leidenschaft für eine bestimmte Sache anfängt, wo sich Sammler freuen eine neue Form zu sichten, oder sich leidenschaftlich streiten, ob eine bestimmte Linie in einer Blowfish-Variante stimmig sei, oder nicht, ob die Würdigung des absoluten Blicks für Symmetrie nicht zu wenig sei um diese oder jene Pfeife zu goutieren, wo so gewichtige Sätze fallen wie “Symmetrie? Das ist doch gepflegte Langeweile - diese Pfeife kultiviert die Langeweile, Asymmetrie ist Inspiration!” (ein Pfeifenmacher zu einem anderen, zur fortgeschrittenen Stunde, über einen noch unbekannten skandinavischen Macher), oder ein großer Pfeifenmacher lange und interessant(!) über seinen Kater doziert, dann wieder über die Mechanismen des Marktes oder mit einem bekannten Sammler dessen neue Pfeifen begutachtet. Wer an dieser Stelle meint so etwas sei aus dem Geist des Kommerz’ geboren – was man als Nachlese hie und da lesen konnte – der versteht, oder besser will nicht verstehen, daß die Zueignung zur Sache immer ihr Primat bewahrt hat! Rheinbach, offizieller Teil Rheinbach aus persönlicher Sicht Für jemanden, dem zuweilen rabaukisches Umhergeistern in der “Szene” vorgehalten wird – zu unrecht, versteht sich – müßte Rheinbach erfunden werden, wenn es das nicht gäbe. Oft genügte ein Handschlag oder ein Blick um einen vielleicht noch nicht vergessenen Streit oder ein Mißverständnis, aus der Vergangenheit sofort zu klären. Umgekehrt gilt Gleiches für Sympathien und Freundschaften, die sich auf weniger persönlichem Kontakt begründeten; sie bestätigten sich mit einem Blick, oder festigten sich sofort auch auf einer persönlichen Ebene - wohl nur in extremsten Ausnahmefällen geschah das Gegenteil und das sogar hat sein Gutes, wie man zu berichten wußte. Jenseits des wirklich erfreulichen “Einfindens” in die jeweilige zwischenmenschliche, persönliche Beziehung steht die zweite wichtige Erfahrung, nämlich Rheinbach als Fundus und Quell für Fachliches. Es ist mitnichten das gemeint, was man “Fachsimpeln” nennt, nein die “Show” zeichnete sich tatsächlich auch dadurch aus - und das ist nicht ohne Bedeutung - daß konkret am Gegenstand, am Problem oder an einer Fragestellung diskutiert wurde. Noch mehr als für einen Besucher, schien dies für professionell Involvierte, eine wesentliche Erfahrung zu sein. Man sah und hörte Details der Fertigung diskutiert, Fehler erklärt und sogar direkt an der Schleifscheibe lehrbuchmäßig korrigiert. Man hörte am Abend den Ausführungen zu, wie es um die Fachpresse steht und was wo wie “läuft”. Man debattierte mit Machern am einzelnen Stück, wenn es sein mußte steckte man die Köpfe zusammen und sprach über jedes einzelne Detail der oder jener Pfeife, stritt und urteilte darüber – für mich persönlich eine sehr erfreuliche und grundsätzliche Erfahrung – ein highlight in jeder Hinsicht und fernab von jeder theoretischen Apfelverspeisung. Rheinbach als fester Bezugspunkt der Szene Natürlich ist diese – zugegebenermaßen sehr positive - Sicht eines einzelnen, der zudem irgendwie mit dem ganzen Geschäft „verbandelt“ ist nicht übertragbar auf das Empfinden und die Einschätzung eines Besuchers, zumal das spezielle Interesse für dies oder jenes, bei mir etwa für Stilfragen oder Aspekte gestalterischer Entwicklungen, stets verschieden gelagert ist. Dennoch ist an Rheinbach aus der Sicht eines Pfeifenenthusiasten (ganz gleich, ob professionell oder privat interessiert) just das wesentlich, das Interesse, welches man persönlich einbringt oder pflegt, bewegt sich stets inmitten Interessierter. Beileibe nicht immer d’accord gehender, oft mit ähnlicher, oft aber auch konträrer Meinung, verwandter oder konkurrierender Sicht, begeisterter oder aber abgeneigter Haltung, aber immer und das kann man mit Bestimmtheit sagen, immer ist das Interessiertsein anderer durch verbindende Beschäftigung mit Tabakpfeifen garantiert. Sollte man also resümierend festhalten, ob – und diese Frage verbietet sich fast von selbst – und wie gestaltet solche Events der “Szene” zuträglich sind, ist die Antwort einfach – man schaue nach Rheinbach. Man erlebe Rheinbach und vergesse die Frage nach der Daseinsberechtigung und dem „ob“ sogleich wieder. Bedenkt man zu guter Letzt, daß ein Teil der überaus positiven Stimmung, der Zufriedenheit und der Bestärkung im Engagement sogleich aus Rheinbach auf die nächste, hoffentlich ähnlich erfreuliche Veranstaltung projiziert wurde, kann man die German Pipemakers and Friends 2007 wohl als einen genuinen und bedeutenden Bezugspunkt für die Szene betrachten. Im Hinblick auf Auflage 3 der Rheinbacher Show könnte man jetzt bereits eine alte Grußformel abgewandelt als Empfehlung und Beschwörung einer wünschenswerten Kontinuität bemühen: “Next year in Rheinbach!”
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