Smoker´s Weekend 2004 (16. 07. - 18. 07.)
Lothar Winands
Pfeifenraucher müssen wohl die besseren Menschen sein, denn pünktlich
gegen Mittag machte der Himmel auf und das Sonnenlicht liess die Schönheiten
am Hochrhein um Schaffhausen voll erstrahlen. Im Garten des kleinen Hotels
im Paradies, so heisst dieser Ortsteil, stiegen schon bald darauf Tabakwölkchen
zu den Kastanienbäumen empor und die Vögel quietschten vor Freude
ob der illustren Gesellschaft.
Helmut, der wieder drei Rucksäcke an den Tisch brachte,
gehörte zu den ersten Piperos die sich den Thurgauer Moscht servieren
liessen. Daniel, Joachim, der Schwarzwälder Uli folgten, während Herr Acimovic unser Wirt,
alle Hände voll zu tun hatte den Durst und den Appetit der Pfeifenraucher
in seinem Garten zu stillen. Am frühen Abend stiess dann noch Jürgen
aus Mönchengladbach zu uns, der seine erst kürzlich gefertigten
Stücke stolz am Tisch kreisen liess
Wie immer bei solchen Treffen
liegen dann neben den Weissbiergläsern und Tabakdosen unzählige
Rauchgeräte auf dem Tisch und das Thema „Pfeife & Tabak“ findet
laufend neue Ansätze zu heissen Diskussionen. Bis weit nach Mitternacht
gehörte die Show in Chicago, die amerikanischen Tabaksorten von
Greg Pease und Cornell & Diehl, und die „Italienische und Dänische“ Liga
zu den dominierenden Themen die sich alsbald zum Frühstück
am nächsten Morgen fortsetzten.
Roland Walter, Fährmann vom Rheinufer Alt – Paradies hatte sein
Boot zum Empfang der Gruppe schon in Position gefahren und pünktlich
gesellte sich noch Joerg, Ha-Jü, Kalle & Gabi, Stephan, der Calabash-Fischer
und Roman der Pfeifendoktor ( http://www.peterpfeifenbau.ch/ )
aus der Innerschweiz zu der gut aufgestellten Gruppe. Der Rhein hatte an
dem frühen Vormittag noch keinen Wellengang und so ging es zügig
stromaufwärts zu unserem Ziel in Stein am Rhein. Vorbereitete
Lunchpakete liessen keinen Hunger oder Durst aufkommen, und bei nur leichter
Brise durch den Fahrtwind wurden auch die Pfeifen nicht heiss.
Über
uns zog der Zeppelin aus Friedrichshafen dahin und prompt kam auch die
Frage auf, ob man beim nächsten Smoker´s Weekend dieses Gefährt
in Betracht ziehen sollte. Der ruhige grosse Aussenborder schnurrte leise
vor sich hin und störte keine Unterhaltung. Es versteht sich fast
von selbst, dass die Themen vom Vorabend, und natürlich auch pro-
und kontra Latakia im Vordergrund standen.
Auf der Flusstrecke hinter Diessenhofen bekommt der Rhein mehr Strömung
und links und rechts vom Boot sprangen die Fische aus dem Wasser als wir
vorbei gleiteten . Vermutlich waren sie so angetan von den gutgelaunten
Piperos, die alle herrlichen Tabakduft verströmten.
Im Rathaus der Stadt Stein am Rhein ( http://www.steinamrhein.ch/ )
wurden wir von dem Stadtpräsidenten Franz Hostettmann
begrüsst und willkommen geheissen. Er freue sich sehr den fremden
Besuchern etwas über seine Stadt zu erklären und den altehrwürdigen
Brauch des Willkommenstrunkes aus dem „Goldenen Becher“ zu zelebrieren.
Aufmerksam und ehrfürchtig lauschten wir den Ausführungen über
die Stadtentwicklung vom Mittelalter bis in die Neuzeit im Ratssaal dieses
ehrwuerdigen Gebäudes.
Als Sklave an türkische Emire verkauft, entwickelte sich ein Sohn
der Stadt Stein am Rhein zu Ruhm und Ehre und schenkte der Gemeinde dann
den goldenen Becher mit der Auflage, dass seine Geschichte in Verbindung
mit der Stadtentwicklung, von dem jeweiligen Bürgermeister den Besuchern
erklärt werden soll, um dann Wein aus den Rebhängen der Stadt
daraus zu kredenzen.
Durch eine grosszügige Stiftung die dem Wohl und der Schönheit
Stein am Rhein zukommen muss, ist dieser Ort in der Lage über
ein zusätzliches Budget von einigen Mio Franken jährlich zu verfügen.
Dies führt einerseits immer wieder zu heftigen Diskussionen in der
Bevölkerung und in den politischen Lagern, doch als Besucher sieht
man sehr deutlich mit welcher Liebe bis zum Detail dieser mittelalterliche
Ort, dank der Mittel, gestaltet ist.
Im Gartenlokal >Zum Wasserfels< ( http://www.wasserfels.ch/ )
stärkten wir uns und immer noch durch die Eindrücke um den „Goldenen
Becher“ und dem mittelalterlichen Rittersaal berührt, traten die Themen
ums Gerät und der Füllung etwas in den Hintergrund.
Ein weiterer Höhepunkt erwartete uns im Museum Lindwurm ( http://www.museum-lindwurm.ch/flash.htm ).
Die Geschwister Jakob und Emma Windler, die der
Stadt Stein am Rhein die riesige >Windler Stiftung< hinterlassen
hat, lebte in diesem Bürgerhaus mit seiner Empire - Fassade. Liebevoll
restauriert und dem Besucher der Stadt als Museum geöffnet, versetzt
es den Betrachter in die Zeit um 1850. Von den Stallungen über die
Wirtschaftsräume und Dienstbotenzimmern erreicht man dann den Salon,
wo uns die Mitarbeiter des Museum einen Aperó servierten. Der
Museumsleiter ist selbst passionierter Pfeifenraucher und hatte den grössten
Plausch einer solchen Besuchergruppe Internes zu erklären.
Zurück aufs Boot wo Roland Walter geduldig auf uns gewartet hat.
Flussabwärts über den nun zeitweise recht bewegten Fluss durch
Bade – und Bootsbetrieb ging es zurück zum Paradies um dann
nach kurzem Transfer im schon traditionellen „Café de Tobacco“ die
Krüge an den Hals zu setzen. Daniel Jud und Maria waren auch zugegen,
Dagmar hatte bereits das Essen vorbereitet und flugs war der Grill entzündet
um als Vorspeise die herrlichen importierten Thüringer Rostbratwürste
zu geniessen. „Augustiner Edelstoff“ aus München floss ohne Unterbruch
aus dem Hahnen und im Wohnraum hatten die Pfeifenbauer Peter Fischer und
Daniel Jud ihre neuesten Werke ausgebreitet . Tabakgefässe kreisten
von Nase zu Nase und das neue Buch für den Tabak-Freak: "Kendal
Brown, the History of Kendal´s Tobacco and Snuff Industrie“ machte
jeden neugierig. Nicht nur Pfeifen, Tabak und Literatur wurden noch in
der Nacht in diverse Autos verladen, auch sackweise Bruyere Plateaus in
allen Grössen
und zwei von Daniel Jud konstruierte Vakuumierautomaten fanden den Platz
im Kofferraum. Hoch ging es her bis weit nach Mitternacht
und der Eindruck täuschte nicht, dass die Vögel am nächsten
Morgen viel später zu pfeifen anfingen. Diese Tabakschwaden bekommen
sie ja auch nur einmal im Jahr in ihrem natürlichen Umfeld am Fenisberg
in Langwiesen zu spüren.
Der Sonntag klang aus mit einem Besuch der Klosterinsel Werd im Auslauf
des Bodensees und einer kleinen Stärkung bei Wirtin Dagmar im „Café de
Tobacco“.
Ein besonderer Dank richtet sich an die Stadt Stein am Rhein mit ihrem
umtriebigen Stadtpräsidenten Franz Hostettmann , der Leitung des Museums
Lindwurm und an den Fährbetrieb von Roland Walter sowie an Milan Acimovic
den Wirt des Hotels > Bahnhöfli < in Paradies/ Schlatt und an
Dagmar, die das „Café de Tobacco“ wieder voll im Griff hatte.
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