Der Tabakanbau in Deutschland

- ein kurzer Streifzug durch seine Geschichte -

Joachim Acker

Einleitung

Als Columbus am 12. Oktober 1492 seinen Fuß auf das bis dato unbekannte Land im Westen setzte, hatte dies nicht nur für die Ureinwohner weitreichende und auch tragische Folgen. Auch im alten Europa begann eine Epoche der Veränderungen sowohl im Handel als auch in der Politik und im Vormachtstreben der Nationen. Alle wollten sie sich eine Scheibe von dem riesigen Kuchen der Amerika genannt wurde abschneiden. Und dieses Abschneiden geschah wahrlich nicht zimperlich: Mit Musketenfeuer und Schwert wurden den Ureinwohnern die neuen Machtverhältnisse und zugleich das Christentum beigebracht, uralte Kulturen und Traditionen wurden im Pulverdampf der Kanonen zerstört und vernichtet.

Neue Erkenntnisse über fremde Kulturen, die Kunde von seltsamen Bräuchen und Sitten, von ungeheuren Schätzen an Gold und Silber und noch niemals gesehene Pflanzen kamen mit den heimkehrenden nach Europa. Unter diesen Pflanzen waren auch drei Gewächse der Gattung Nachtschatten die im heutigen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Die Tomate diese unvergleichbar leckere Frucht die in keiner Küche mehr fehlt, die Kartoffel anbaufähig auch noch in klimatisch ungünstigen Lagen und der Tabak.
Betrachten wir einige Augenblicke den Weg den Tomate, Kartoffel und Tabak genommen haben denn allen war zu Beginn ein ähnliches Schicksal beschieden.
Eingeführt in Europa wurden alle drei Pflanzen im 16. Jahrhundert, und alle drei waren zuerst in den Ziergärten der Adeligen zu finden wo sie wegen ihrer schönen Blüten bewundert und gezüchtet wurden.
Die Tomate selber wurde erst im 20. Jahrhundert, während und nach dem 1. Weltkrieg, ein Faktor in der Weltwirtschaft, vorher führte sie ein mehr oder weniger ausgeprägtes Schattendasein und kam im übrigen erst sehr spät (1890) nach Deutschland.
Die Kartoffel wurde in Deutschland erst durch die Einflussnahme Friedrich II. von Preußen als Nahrungsmittel anerkannt., davor wusste die Bevölkerung nichts mit diesen Knollen anzufangen.
Da sie auch in klimatisch sehr ungünstigen Gebieten angebaut werden kann wurde die Kartoffel ein Grundnahrungsmittel der Iren. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die irische Kartoffelernte durch Krankheiten (Hauptsächlich die Braunfäule) nahezu vernichtet wurde starben in den schrecklichen Hungerjahren 1845 bis 1849 Hunderttausende Iren an Krankheiten und Seuchen weil ihre unterernährten Körper zu geschwächt waren und keinen Widerstand mehr entgegen bringen konnten.
Auch der Weg des Tabaks führte zuerst in die Ziergärten der europäischen Höfe und in die Arzneifläschchen der Mediziner, dann aber schon nach wenigen Jahren bereits in die Tabakpfeifen.
Von allen neu entdeckten Pflanzen erfolgte die Verbreitung des Tabaks am schnellsten, nur hundert Jahre nach der Entdeckung der Neuen Welt war der Tabak schon weithin bekannt und bereits eifrig als Genussmittel in Gebrauch. Seinen entgültigen Durchbruch erlangte er dann in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts.

1. Die Pflanze

Der Tabak gehört ( zusammen mit Paprika, Tomate und Kartoffel) in die Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse, lat. Solanaceae, die etwa 2600 Arten umfasst.
Vom Tabak, insgesamt gibt es davon 70 Arten, sind für uns drei Arten von Bedeutung: der Ziertabak >Nicotiana sylvestris< den wir auch in manchen unserer Gärten finden, den Bauerntabak lat.: >Nicotiana rustica< und den Tabak auf den es uns ankommt: >Nicotiana tabacum< mit den Varianten: havanensis; brasiliensis, macrophylla (= Maryland-Tabak); chinensis und virginia.

Die Tabakpflanze

Die Tabakpflanze ist Einjährig, nicht winterhart und Selbstbestäuber, hat behaarte und leicht klebrige Blätter, die Farbe ihrer Blüten reicht von Weiß bis zum Rot, sie sind fünflappig und Nachts in der Regel geöffnet während sie tagsüber geschlossen bleiben.
Die Blätter der Tabakpflanze sind wechselständig und werden >Hände< genannt, eingeteilt im deutschen Sprachraum in, von unten nach oben: Grumpen, Sandblatt, Mittelgut, Hauptgut und Obergut. Letztere sind an der Tabakpflanze die wertvollsten Blätter, während die Grumpen und das Sandblatt von etwas minderwertiger Qualität sind. Die Samen des Tabaks sind sehr klein: ca. 14000 Samenkörner sollen 1 gr. wiegen.

Die Tabakpflanze kann, wenn man sie wachsen lässt, bis zu 2 oder gar 3 Meter hoch werden, Bauerntabak (Nicotiana rustica), vornehmlich noch in Polen und in Russland (dort Machorka genannt) angebaut, erreicht eine Höhe von etwa 1m - 1.5 m. Optimal für die Kultur der Tabakpflanzen sind Temperaturen zwischen 15 und 27 Grad und Niederschläge um die 750 mm. Die Tabakpflanze benötigt zwischen 200 und 900 Liter Wasser (je nach Sorte verschieden) um 1 kg Trockensubstanz zu bilden, auf Grund dieser notwendigen Wassermenge ist es in manchen Anbauländern nötig die Pflanze künstlich zu bewässern.

Um optimal zu gedeihen braucht der Tabak ein ausreichendes, aber nicht immer vorhandenes Nährstoffangebot im Boden: Stickstoff, Phosphor, Kalzium, Kalium, Magnesium und noch weitere Spurenelemente. Böden auf denen Tabak angebaut wird und die diese Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße aufweisen werden als Folgeerscheinung sehr schnell ausgelaugt. Künstliche Düngung ist daher in vielen Ländern notwendig um eine gute Qualität der Tabakpflanzen zu gewährleisten. In vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt sind künstliche Düngemittel aber sehr teuer und oftmals fehlt auch das Wissen der Pflanzer, die Folge davon ist ein Raubbau im ökologischen System der betreffenden Länder.

> Wegen der hohen Erträge und der günstigen Verkaufsbedingungen steigen immer mehr Bauern in Afrika auf den Anbau von Tabak um. "Die Bauern entwalden ein Gebiet, in dem nur zwei Ernteperioden lang Tabak angebaut werden kann ", empört sich der Forstwissenschaftler Aaron S. Mganim von der Universität in Morogoro, dem Zentrum des tansanischen Tabakhandels.
"Danach ist der Boden ausgelaugt, die Produktion geht zurück und die Bauern müssen sich nach neuer Anbaufläche umsehen. Der Entwaldung folgen Erosion und Verwüstung. " Keine andere Pflanze entzieht dem Boden so viele Nährstoffe wie der Tabak. Ehemalige Tabakfelder sind auf Jahre hinaus nicht zu bewirtschaften. In den letzten 50 Jahren hat sich Tansanias Waldbestand halbiert. Folge auch der Rodung für neue Tabakanbauflächen und der Suche nach Feuerholz, mit dem die braunen Blätter getrocknet werden. Das Hartholz aus den Miombowäldern ist wegen seiner hohen Rauchentwicklung dafür besonders geeignet. 160 Kilo Holz müssen kokeln, um ein Kilogramm markfähigen Tabak zu erzeugen. <
Quelle: Regenwald Report 1.Quartal 2003 http://www.gruene.de/salzgitter/aktuelles/030127Rauchen.html

 

Wenn über Tabakanbau geschrieben werden soll können und dürfen solche Tatsachen nicht verschwiegen und übergangen werden.Genauso wenig übergangen werden darf auch die Tatsache dass im Tabakrauch eine Vielzahl von Substanzen freiwerden die erhebliche gesundheitliche Risiken beinhalten.

>>Tabak enthält nach derzeitigen Erkenntnissen mehr als 4.000 Inhaltsstoffe. Das Hauptalkaloid ist Nikotin, das je nach Herkunft und Zubereitung des Tabaks in unterschiedlichen Mengen in den Blättern enthalten ist. Es wurde erstmals 1928 isoliert und wird für die akute Wirkung des Zigarettenrauchens und die Entwicklung einer Abhängigkeit verantwortlich gemacht. Es handelt sich hierbei um ein toxisches Alkaloid, das sich sowohl in Wasser und organischen Lösungsmitteln wie auch in fetten Ölen löst. Neben diesem Hauptwirkstoff enthält Tabak eine Reihe weiterer Alkaloide und zahlreiche andere Stoffe, darunter beispielsweise Cyanwasserstoff, Benzol, Formaldehyd, Hydrazin, Vinylchlorid, Cadmium, Blei, Nickel, Chrom, Aluminium und Kohlenmonoxid. Unter den Schadstoffen befinden sich allein mehr als 40 Substanzen, die nachweislich krebserregend sind. Diese zusätzlichen Schadstoffe sind es, auf die in erster Linie die gesundheitsschädigende Wirkung des Rauchens zurückzuführen ist und die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft auch im Nebenstromrauch der Zigarette
enthalten sind und somit auch Nichtraucher schädigen können (Passivrauchen).<<
Quelle: Nikotin Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen http://www.dhs.de/basis/nikotin.htm

In früheren Zeiten war der Anbau von Tabak ein sehr mühselig und arbeitsintensives Unterfangen, Fachleute sagen es sei 100 mal arbeits-und ernteintensiver wie der Anbau von Weizen. Von dem immer drohenden Befall durch Schädlinge und Krankheiten der Pflanze will ich erst gar nicht reden.

Fotos: Hans-Jürgen Rieger

Bereits im zeitigen Frühjahr wurden die Saatbeete mit Stallmist und Humus für die Aussaat des Samens vorbereitet. Ende März wurde dann das Saatgut in die Anzuchtbeete eingebracht, innerhalb einer knappen Woche zeigten sich dann die ersten Pflänzlein die dann bis gegen Ende April durch fürsorgliche Pflege -bewässern, lüften und immer wieder abdecken- etwa 1 bis 2 cm groß waren. Diese kleinen Tabakpflänzchen mussten dann vereinzelt werden, dies war hauptsächlich die Arbeit der Frauen denn das pikieren der jungen Pflanzen erforderte ein großes Maß an Fingerspitzengefühl. Mitte Mai, wenn die Gefahr der späten Nachtfröste vorüber war wurden die nun etwas größer gewordenen Pflanzen ins Freiland ausgepflanzt, es wurde nun Unkraut gehackt und angehäufelt, in trockenen Jahren durfte auch die regelmäßige Wässerung nicht versäumt werden. Es war Alles in Allem ein mühseliges und arbeitsreiches Unterfangen bis so ab Mitte Juli die ersten Blätter (je nach Reifegrad) geerntet werden konnten. Die Ernte ist auch Heute noch reine Handarbeit, allerdings gibt es inzwischen dafür Vollerntemaschinen die diese Arbeit wesendlich erleichtern. So gibt es z. B. in Wittlich vier Vollernter die an den Tabakstauden vorbeifahren, die Pflücker sitzen auf den Maschinen und können so die Blätter ernten.
Zuerst wurden (und werden auch Heute noch) die unteren Lagen, der Grumpen und das qualitativ minderwertigste Blatt der Pflanze, geerntet während die oberen Blätter, das waren die Besten, erst etwas später gepflückt wurden. Das oberste Blatt (Obergut), es wurde auch manchmal als >Nachgut< bezeichnet, kam als Letztes zur Ernte manchmal geschah dies erst im September. Nach dem Pflücken der Blätter wurden diese am Stiel mit einer Nadel durchstochen und auf Schnüre aufgezogen, anschließend wurden die Girlanden aus Tabakblättern zum Trocknen in den Tabakschuppen aufgehängt.


Einteilung der Blattstände

Wie die Trocknung der Blätter heutzutage erfolgt können wir einem Amtsblatt der EG für das Jahr 2000 entnehmen:

>>a) 'Flue-cured' Virginia: Tabak, der unter künstlichen atmosphärischen Bedingungen in einem Verfahren getrocknet worden ist, bei dem Hitze und Luftzirkulation kontrolliert werden, ohne daß Rauch mit den Tabakblättern in Berührung kommt. Die Färbung des getrockneten Tabaks reicht normalerweise von zitronengelb bis dunkelorange oder rot. Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen;

Foto: Hans-Jürgen Rieger

b) 'light-air-cured' Burley (einschließlich Burleyhybriden): Tabak, der unter natürlichen atmosphärischen Bedingungen getrocknet worden ist und, sofern er zusätzlicher Hitze oder Luftzirkulation ausgesetzt wurde, keinen Rauch oder Rauchgeruch angenommen hat. Die Blätter haben normalerweise eine hellbraune bis rötliche Färbung. Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen;
c) 'light-air-cured' Maryland: Tabak, der unter natürlichen atmosphärischen Bedingungen getrocknet worden ist und, sofern er zusätzlicher Hitze oder Luftzirkulation ausgesetzt wurde, keinen Rauch oder Rauchgeruch angenommen hat. Die Blätter haben normalerweise eine hellgelbe bis dunkelkirschrote Färbung. Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen;
d) 'fire-cured': Tabak, der unter künstlichen atmosphärischen Bedingungen bei offenem Feuer getrocknet wird und dessen Holzrauch zum Teil absorbiert worden ist. Die Blätter von 'fire-cured' Tabak sind normalerweise dicker als Blätter von Burley-, 'flue-cured' oder Maryland-Tabak aus entsprechender Wuchshöhe. Die Färbung reicht normalerweise von gelblich-braun bis sehr dunkel-braun. Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen.<<
Quelle: Amtsblatt der europäischen Gemeinschaften C167 43. Jahrgang 16. Juni 2000

Foto: Hans-Jürgen Rieger

Nach der Trocknung wurden die Tabakblätter sortiert, gebündelt und für den Verkauf bereitgestellt.
Jacob Christoph von Grimmelshausen schrieb im Jahre 1667 in seiner Schrift >Satyrischer Pilgram:
>>Er nutzt ja dem Bauern, der ihn ziehet, demjenigen, der ihn spinnet, dem Kaufmann, der ihn über Land bringt und dem Kaufherrn oder Krämer, der damit schachert.<<
Quelle: Egon Caesar Conte Corti >Geschichte des Rauchens< Seite 109

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Neue Welt und nach England.
In Nordamerika, genauer gesagt in der englischen Kolonie Virginia und ihrer Hauptstadt Jamestown, wurde der Tabak seit 1612 kommerziell kultiviert. Davor wurde der Tabak für den englischen Bedarf von den Indianern eingetauscht, möglicherweise gab es aber auch schon eigene, kleinere Anbauversuche. Bereits im Jahre 1614 wurden die ersten in eigener Regie angebauten Tabakblätter nach England exportiert. Die Siedler und Farmer erkannten bald dass mit dem Tabak ein gutes Geschäft zu machen ist und vergrößerten ihre Anbauflächen bis ganz Virginia beinahe ein einziges Tabakfeld war. Der Tabak aus Virginia wurde Dank seiner hervorragenden Qualität und der großen Nachfrage im Mutterland sehr schnell zum Exportschlager.
Die Tabakfarmer erkannten aber auch dass die umfangreichen Arbeiten die nun anstanden nicht mit den zur Verfügung stehenden Arbeitskräften durchgeführt werden konnten und gingen 1619 auf das Angebot eines holländischen Unternehmers ein. Der Holländer bot den Farmern eine Schiffsladung importierter Sklaven (es sollen 19 Menschen gewesen sein) aus Afrika an und so begann ein schreckliches und düsteres neues Kapitel in der Geschichte Nordamerikas: Der Handel mit Sklaven. Billige Arbeitskräfte für die riesigen Tabak- und Baumwollplantagen Nordamerikas, die dazu noch ohne jegliche Rechte der puren Willkür ihrer Besitzer ausgesetzt waren.
Auch in England wurde Tabak angebaut. Offensichtlich war dies dem regierenden Monarchen König James I. der im übrigen ein Tabakhasser war, ein Dorn im Auge denn in einer Verfügung vom 30. September 1619 verbot er ab dem 2. Februar 1620 das Säen und Pflanzen des Tabaks in seinem Reich. Der Grund war einfach: der Monarch wollte den Import des Kolonialtabaks nicht durch eigene Anpflanzungen gefährdet wissen. Gleichzeitig erklärte er den Tabakimport als königliches Monopol. Zum Handel mit Tabak war nur derjenige berechtigt der vom König das Patent dazu erhielt. Dass diese Gunst nicht gerade billig zu erhalten war versteht sich wohl von selbst. Das Tabakanbauverbot wurde, wie konnte es auch nicht anders sein, nicht eingehalten und im Jahre 1643 beschloss das Unterhaus eine bescheidene Steuer auf den Kolonialtabak und eine hohe auf den im Lande gezogenen Tabak zu erheben. Am 1. März 1644 wurde dann noch ergänzend festgehalten dass der aus den spanischen Kolonien stammende Tabak mit einer Einfuhrsteuer von 1 sh pro Pfund, der aus Virginia stammende Tabak jedoch nur mit 2d pro Pfund belegt wurde. Das Tabakanbauverbot in Großbritannien wurde erst im Jahre 1920 wieder aufgehoben. Meines Wissens nach wird Heute im Vereinigten Königreich kein Tabak mehr angebaut.
Soweit in ganz groben Zügen einige Einzelheiten über den Tabak aus botanischer, landwirtschaftlicher und historischer Sicht.
Der Tabak wird heute in sehr vielen Ländern der Erde angebaut: USA, China, Brasilien, Simbabwe, Malawi, Sambia, Türkei, Griechenland und in Deutschland.

Der Anbau in Deutschland

Auf die deutschen Tabakanbaugebiete in ihrer geschichtlichen Entwicklung näher einzugehen ist etwas schwierig weil wir da Probleme mit den damaligen Grenzen bekommen. In den früheren Jahrhunderten war Deutschland, besser formuliert >Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation< (es hatte Bestand bis zum Jahre 1806) ja kein so gut gegliederter Staat wie Heute sondern in zahllose Fürstentümer und Kleinstaaten zersplittert die zudem noch oftmals untereinander in Fehde lagen. Ungeachtet der damaligen geographischen Lage und der politischen Zugehörigkeit ist es daher wohl besser die einzelnen Anbaugebiete in ihrer heutigen (nach dem 2. Weltkrieg erschaffenen) Gestalt zu betrachten.
In Deutschland gab bzw. gibt es noch drei größere Hauptanbaugebiete: Die Pfalz, Baden-Württemberg und Brandenburg. Kleinere Anbauflächen finden wir noch im fränkischen Bayern, Südhessen, Thüringen, in der Lausitz und in Schleswig-Holstein.
>>Aus einer Liste von 1882 zur Gewerbezählung im Deutschen Reich geht hervor, daß damals in der Rheinebene zwischen Mainz und Straßburg rund zwei Fünftel des deutschen Tabaks angebaut wurden. Im Jahre 1925 zählte man allein im Amtsbezirk Karlsruhe 912 Arbeiter, die in der Tabakindustrie beschäftigt waren. Der Gewerbezweig blühte in den 20er und 30er Jahre auf, eine Entwicklung, die erst durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde.<<
Quelle: http://www.knielingen.de/knielinger/heft_66/a66s063.htm

Rheinland- Pfalz

Die frühesten Nachricht über Tabakanbau in deutschen Ländern stammen aus dem 16. Jahrhundert. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit waren es Hugenotten die in den Jahren um 1570 aus Frankreich flüchteten und die Kenntnisse des Tabakanbaus und das dazu benötigte Saatgut mit in die Pfalz brachten, dort wurde im Jahre 1573 in der Ortschaft Hatzenbühl der vermutlich erste Tabak in Deutschland angepflanzt und zwar vom Pfarrer Anselm Anselmann im Pfarrgarten, so wird es jedenfalls in der Ortsgeschichte überliefert. Wir werden weiter unten nochmals auf diesen Ort der in früheren Zeiten wegen seiner ausgedehnten Tabakfelder: >Pfälzisch Mazedonien< genannt wurde zurückkommen.
Ebenfalls um 1570 sollen hugenottische Flüchtlinge im rechtsrheinischen (Damals noch zur Kurpfalz gehörend, Heute Baden-Württemberg) Seckenheim, Oftersheim und Friedrichsfeld Tabak angepflanzt haben.
Es gibt allerdings auch noch eine zweite, plausible Möglichkeit wie der Tabakanbau in die Pfalz kam: In Holland das ja sehr starke Handelskontakte zu England (dem >Mutterland der Pfeifenraucher<) hatte, wurde bereits einige Jahre vorher (1561) Tabak angebaut. Es ist wahrscheinlich dass auch durch holländische Einflüsse der Tabakanbau an den Rhein gelangte.
Die Pfalz ist also möglicherweise als Keimzelle des Tabakanbaus zu betrachten, sie war durch ihre fruchtbaren leichten humosen Lehm-Sand-Böden für diesen Anbau nahezu prädestiniert dazu.
Der Tabakanbau ging über den Rhein bis in den Westerwald. Da von der Obrigkeit das Rauchen zeitweilig als der pure Luxus betrachtet wurde und deshalb der geneigte Untertan nicht rauchen müsse besannen sie die Oberen darauf den Tabak zu verbieten. An anderer Stelle war davon schon zu lesen ( Der verbotene Genuss). Im Jahre 1681 gab es im Westerwald eine Verordnung die den Krämern das Tabak verkaufen verbot. Später wurde es wieder erlaubt aber nun musste jeder der rauchen wollte den Nachweis liefern dass er jährlich an die 50 Tabakpflanzen selber ziehe, so entstanden dann überall im Westerwald Tabakplantagen.
In der Gegend von Straßburg (um dies noch anzuführen) gab es ebenfalls ein sehr frühes Zentrum des Tabakanbaus:
>>Der Kaufmann Robert Königsmann aus Straßburg wird genannt als derjenige, der damals aus England "Virginen-Saatgut" mitbrachte und in Wachwörth 1620 Tabak anbaute und später um 1648 in Benfelden und Mazenheim den Tabak ausweitete.<<
Quelle: Tosera - privater Tabakanbau für Zuhause http://www.tosera.de/geschichte.htm

Diese ersten zaghaften Anfänge in der Pfalz wurden einige Jahre später deutlich forciert, denn im Jahre
1598 soll Pfalzgraf Friedrich IV. in der Kurpfalz die ersten größeren Versuche im Tabakanbau unternommen haben. Offensichtlich erwiesen sich diese Versuche als sehr positiv denn im Laufe der Jahre entwickelte sich die Pfalz zum Tabakhauptanbaugebiet in Deutschland.
1880 gab es in der Pfalz mehr als 200. 000 Pflanzer die an die 20.000 Hektar Tabakanbaufläche bewirtschafteten.
Heute ist der Tabakanbau in der Pfalz und namentlich in Hatzenbühl sehr stark zurückgegangen: 1973 gab es in diesem Ort noch 322 Betriebe, davon waren 241 im Nebenerwerb und 81 im Haupterwerb tätig, im Jahre 2000 gab es nur noch 10 Haupterwerb- und etwa 15 Nebenerwerbsbetriebe.

In Wittlich bzw. in der Wittlicher Senke, eine ebenfalls sehr fruchtbare und für den Tabakanbau geeignete Ebene, wurde seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Tabak angebaut., der erste Hinweis darauf befindet sich in einem Schriftstück das darauf hinweist dass 1747 in dieser Stadt bereits Tabakspinner ihr Handwerk ausübten.


Foto: Hans-Jürgen Rieger

Über den Tabakanbau in dieser Gegend lesen wir:
>>So wurde im Jahr 1820 im Raume Wittlich auf einer Fläche von über 100 ha Tabak angebaut. 1850 hatten 660 Betriebe im Wittlicher Raum Tabak gepflanzt. 1926 dagegen wuchs die ehemals beliebte Kultur nur noch auf 8,02 ha und 1968 war mit einer Anbaufläche von nur mehr 6,3 ha der absolute Tiefstand erreicht. 1970, nach Abschluss von Anbau- und Lieferverträgen mit festen Preisen, pflanzten 21 Tabaker insgesamt wieder 14,03 ha mit Tabak, was einer Fläche von 0,66 ha je Tabakbaubetrieb entsprach. Heute sind es zwar nur mehr 8 Pflanzer, die sich der Tabakproduktion verschrieben haben, aber diese wenigen Pflanzer bewirtschaften wieder eine Tabakfläche von insgesamt 55,8 ha, das sind 9,3 ha je Betrieb Tabak. Hinter Schleswig-Holstein haben somit die Wittlicher Tabakpflanzer die zweitgrößte Tabakfläche je Betrieb in Deutschland.<<
Quelle: Kulturdatenbank Region Trier http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html

Wittlicher Tabak wurde nicht nur für Schnupf- und Kautabak und später für Zigaretten verwendet, er bekam eine gewisse Berühmtheit als >Wittlicher Strang<.
>>Besonders im Saarland erfreute dieser Tabak sich großer Beliebtheit, da er dort eine Doppelfunktion erfüllte. Waren die Kumpels in den Kohlegruben bei der Arbeit unter Tage, nutzten sie ein abgeschnittenes Stück Strang, wegen des Rauchverbotes, als Priem. War der Feierabend gekommen, wurde vom gleichen Strang eine passende Ration in feine Streifen geschnitten und in Ruhe ein Pfeifchen gepafft.<<
Quelle: Kulturdatenbank Region Trier http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html

Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Pützfeld an der Ahr ein großangelegter Versuch des Tabakanbaus gestartet. Im Frühjahr 1947 wurde von zahlreichen Hilfskräften erstmals der Tabak angepflanzt und in der Folgezeit gepflegt.
Der Stundenlohn für die Arbeiter betrug damals 0,60 RM, dazu gab es noch 1 gr. Tabak. Der gutgemeinte Versuch im Ahrtal Tabak anzubauen und vielen Menschen nach den schweren Kriegsjahren Arbeit und Brot zu geben schlug aber 1948 fehl. Die Währungsreform füllte die Läden der Geschäfte wieder mit fast allen Sachen die sich ein Mensch erträumen konnte, die Herstellung des Tabaks wurde zu teuer und der Betrieb musste seine Pläne aufgeben.

Der Tabakanbau in Herxheim und Umgebung begann erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, so um das Jahr 1860 als von Hayna aus der Anbau dieser Sonderkultur eingeführt wurde. 1879 wird in der Gaststätte >Zum Anker< die erste Herxheimer Tabakfabrik gegründet.
>> Gerade in Hayna hat der Anbau der Sonderkultur Tabak wesentliche Spuren im Ortsbild hinterlassen. Die dorfbildprägenden Fachwerkgebäude und Tabakschuppen haben dem Dorf in den 80er Jahren den Bundessieg im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" eingetragen.<<
Quelle: CDU Kreisverband Südliche Weinstraße - Gemeindeverband Herxheim
http://www.cdu-suew.de/verbaende/gvherxheim.htm

Tabelle 1
Quelle der Tabellen 1-3 und 5: http://www.wiz.uni-kassel.de/art/mit/boris/tabak/vortrag/t_dok1.html

 

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg, genauer gesagt im Landesteil Baden, wird ebenfalls seit langer Zeit Tabak angebaut. Hier konzentrieren sich die Anbaugebiete um die Städte Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, die Ortenau südlich von Karlsruhe und im Markgräfler Land, das ist der Landstrich vom Rheinknie bei Basel bis Breisach.
Es ist sehr wahrscheinlich dass in der heutigen Region Baden der Tabakanbau vom Straßburger Raum über den Rhein kam und in der fruchtbaren Rheinebene schnell Fuß fasste. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts gab es im Raum Basel und im Markgräfler Land Tabakfabriken die den hier angebauten Tabak verarbeiteten.
Eines der Zentren des Tabakanbaus in der Ortenau war (und ist es immer noch) Lahr mit der Badischen Tabak Manufaktur (BTM) die im Jahre 1920 in Lahr ansässig wurde. Der Grundstein für die heutige BTM war die im Jahre 1871 in Straßburg gegründete >Tabakfabrik Jules Schaller<.
Lange davor, im Jahre 1774, wurde ebenfalls in Lahr von Carl Ludwig Lotzbeck eine Schnupftabakfabrik gegründet in der einheimischer Tabak verarbeitet wurde.
In der Ortenau bauen Heute 120 Tabakpflanzer auf einer Fläche von 500 Hektar Tabak an: vor allem den badischen Geudertheimer (wir kommen später auf diese Tabaksorte zurück) und Virginia.
Der Raum Karlsruhe-Mannheim und Heidelberg ist wohl mit das traditionsreichste Anbaugebiet in Baden. Ortschaften wie Knielingen, Oftersheim, Hockenheim, Heddesheim und Heidelsheim sind eng mit der Kultur der Tabakpflanze verbunden. So sehr verbunden dass in der Chronik der Ortschaft Heidelsheim im Jahre 1737 vermerkt wurde dass bei Strafe von 200 Talern das Rauchen und Schnupfen von fremden Tabak verboten wurde.
Offensichtlich sollten also die Raucher in dieser Gemeinde dem hier angebauten Tabak den Vorzug geben.
Hockenheim ist nicht nur wegen seiner Rennstrecke bekannt sondern auch durch den dort seit dem 17. Jahrhundert angebauten Tabak, der allerdings keine besonders große Rolle mehr spielt. Zigarren aus Hockenheim, die Zigarrenfabrik "Piazolo und Ikrath" wurde 1860 gegründet, erfreuten sich lange Zeit großer Beliebtheit. Aber auch hier war ein Niedergang nicht mehr aufzuhalten: Die letzte Hockenheimer Zigarrenfabrik schließt 1979 ihre Tore. Schuld daran war unter anderem das Aufkommen des Zigarettenrauchens und der Wegfall der Exportländer im Osten sowie eine übermächtige Konkurrenz von Billiganbietern aus Übersee.
Betrachten wir nun einmal die Gemeinde Heddesheim, eine uralte fränkische Siedlung >Heim des Hedo< , etwas näher. Dort führen die ältesten Belege für den Tabakanbau in das Jahr 1756, es wird berichtet dass der katholische Pfarrer in eben diesem Jahr einen neuen Tabakschuppen erhalten hat.
>> Am 21.10.1772 erkaufte Leonard Baußewein, hießiger Bürger, von der Bürgerin Wittib Gaberin, geborene Schrödelseckerin, auf Gutheißung ihres Bruders Schultheis Conradt Schrödelsecker, eine Behausung im Prostock (=Vorstadt) gelegen mit Platz für eine Tabakkutsche." <<
Anmerkung 1
"Ein Jahr später, am 3.3.1773 erkeuft hießiger Bürger Franz Maas vom Bürger Michael Schubach und seiner Ehefrau Johanna, geb. Scherbin, eine Behausung mit Tabakschoppen im unteren Dorf gelegen" und am 5. März 1775 kauft Nikolai Alles, Bürger und Sattlermeister dahier, Tabakstangen". Nochmals ein weiterer Beleg stammt vom 28.4.1780. Hier verkauft Agnes Keßlerin Wittib zweiviertel Garten, bezahlt von Adam Reinhardt mit noch vorrätig habenden 1778iger Tabak". Diese letzte Äußerung zeigt dass Tabak offensichtlich in hohem Ansehen stand, so dass er als Zahlungsmittel verwendet wurde.
Quelle: http://www.heddesheim.de/download/1-3-Tabakanbau.pdf
Nach dem ersten Weltkrieg bis zum Jahre 1939 nahm Heddesheim mit seiner Anbaufläche von 292,40 Hektar eine Spitzenposition in den Tabakerzeugenden Ländern Deutschlands ein. 1935 betrug der Tabakertrag 17938,52 Zentner. 1986 war der Ertrag auf 1615,80 Zentner.
Der Einschnitt kam aber im Jahre 1960 als der gefürchtete Blauschimmelpilz große Teile der Anbauflächen vernichtete.
>>Für den entstandenen Schaden erhielten die Pflanzer einen Zuschuß von Bund und Land, dennoch waren die Folgen verheerend. 1961 konnte das Sandblatt und das Hauptgut nicht verkauft werde. Ein drastischer Rückgang der Anbaufläche folgte. Im Jahr 1963 bauten noch 74 Pflanzer eine Fläche von 96 Hektar Tabak an und 1970 gab es 64 Pflanzer und eine Anbaufläche von ca. 80 Hektar. Bis zum Jahr 1986 ging die Anbaufläche auf 67 Hektar und die Zahl der Pflanzer auf 34 zurück.<<
Quelle: http://www.heddesheim.de/download/1-3-Tabakanbau.pdf
Nicht nur Schädlinge und Krankheiten setzten den Tabakpflanzen zu sondern auch die Gewalten der Natur. So zerschlug im Jahre 1936 ein verheerendes Hagelunwetter den gesamten Tabakanbau der Gemeinde Dielheim. Der Hagel soll auf der Dorfstraße an die 5 cm hoch gelegen haben, so die Überlieferung.

Die mittelbadische Gemeinde Rust (Heute bekannt durch den Europapark) war eine der ersten Ortschaften in Mittelbaden die den Tabakanbau einführte, auch hier ging die Anregung dazu von den Brüdern Lotzbeck aus die ja schon im Jahre 1774 in Lahr eine Schnupftabakfirma gegründet haben.
>> Mit schier unermüdlichem Eifer wurden die Landwirte durch gedruckte Anweisungen, unentgeltliche Austeilung von Tabaksamen, Abgabe von Setzlingen und durch Prämien zum Anbau der Tabakpflanze ermuntert. <<

Weiter vernehmen wir aus der Gemeinde Rust:
>>Vermutlich wurde der Hanf durch das Aufkommen des Tabakanbaus nach und nach aus der hiesigen Landwirtschaft verdrängt, der gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auch dem Zuckerrübenanbau ein Ende bereitete. Dazu schreibt die Lahrer Zeitung vom 18. Oktober 1892: "Das Abliefern der Zuckerrüben an die Zuckerfabrik Waghäusel geht ihrem Ende entgegen. Die Pflanzer sind sehr unzufrieden mit diesem Artikel, da er erstlich keinen hohen Ertrag abwirft und zweitens das Reinigen der Rüben, die nicht geschabt, nicht an der Haut verletzt und nicht gewaschen werden dürfen, unsäglich viele Mühe macht, und es drittens an der Bahn beim Einwiegen durch hohe Prozentabzüge nicht lobend zugeht. So wurden von 4 bis 16 Prozent Abzüge gemacht, weshalb denn von Rust aus klagend vorgegangen wird. Im ganzen Bezirk wird das nächste Jahr kein Accord mehr gemacht werden, denn jeder erkennt, dass das Tabakpflanzen angenehmer und lohnender ist." <<
Quelle: http://www.rust.de/Geschichte/landwirt.htm

Eine überaus interessante Begebenheit gibt es noch aus Sandhausen zu berichten.
>>1854 kam es wegen Vermietung der Kirchenspeicher Sandhausen und St. Ilgen zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen dem Ordinariat und der Regierung des Unterrheinkreises. Das Ganze kam so: Der neue Pfarrer von Leimen trug Bedenken gegen die Vermietung der Kirchenspeicher zum Trocknen von Tabak und Hopfen und legte Einspruch dagegen zumal die Kirchenspeicher nur durch Kirche begangen werden können. Mieter hätten sogar eigene Schlüssel, der in St. Ilgen sei Nichtkatholik, der andere wohl Katholik, führe aber in Wirtshäusern gehässige Reden gegen die Kirche und habe sich auch schon an fremdem Eigentum vergriffen. Die Regierung lehnte den Einspruch als ebenso unbegründet wie gehässig ab, zumal das Ganze zum Vorteil des Stiftungsfonds dieser Gemeinden sei. Das Ordinariat verbat sich den Ton, stimmte aber unter der Bedingung, daß der Schlüssel bei der Kirche bleibe, der weiteren Verpachtung zu, »weil auch in früheren Jahren solche Verpachtungen geschehen sind und die Local Kirchenfonds dieser kleinen Gewinne dringend bedürfen «.
Quelle: http://www.kirche-sandhausen.de/kath/geschichte.htm

In Waibstadt begann der Tabakanbau zu Beginn des letzten Jahrhunderts, also recht spät im Vergleich zu anderen Ortschaften im nördlichen Baden-Württemberg. 1938 wurde auf der Flur >Schellmenbaum< ein Tabakschuppen errichtet in dem die Tabakblätter getrocknet wurden. Die Tabakblätter wurden dann im Winter abgenommen und zu Büscheln gebunden, diese Büschel wurden dann am Verkaufstag von den Begutachtern geprüft und nach Qualitäten beurteilt. So konnten je nach Qualität der Ware noch Zuschläge zum Grundpreis erhofft werden.
>> Der Tabakanbau wurde von der badischen Landesdirektion streng überwacht. Mit Zustimmung der amerikanischen Militärregierung durften 1946 in Nordbaden 3500 ha Tabak angepflanzt werden. Hiervon entfielen auf Waibstadt 12 ha. Diese 12 ha verteilten sich auf 121 Planzer.<<
Quelle: http://www.olfs-online.de/img/kurt/htm/tabak.htm

Aber auch in dieser Gemeinde war dem Tabak keine überaus lange Zukunft beschieden: 1962 erfolgte der letzte Tabakanbau auf der Markung Waibstadt.

Im Raum Bodensee bestand ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ebenfalls ein kleineres Anbaugebiet. Rauch- und Schnupftabakfabriken wurden zwischen 1764 und 1766 gegründet jedoch erlangte der Tabakanbau in dieser Region keine große Bedeutung

Tabelle 2

 

Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen

In Bayern gewinnt der Tabakanbau im Laufe des 17. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung, er war allerdings noch im Jahre 1654 in Franken mit einem völligen Verbot belegt. Der Rat der Stadt Nürnberg duldete aber eigenartigerweise den wilden Anbau.
Der Tabak wird hauptsächlich im fränkischen Landesteil angebaut. Zwei Anbaugebiete sind hier bekannt: Die Gegend um Schwabach und das sogenannte Knoblauchland, gelegen zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen.
Im Jahre 1667/68 wurden dem städtischen Schauamt in Nürnberg 2.700 Zentner Tabak, 1668/69 über 6.000 Zentner und 1669/70 etwa 4.000 Zentner zur Festsetzung des "Schaugeldes" vorgelegt. Anmerkung 2
In Schwabach wurde und wird noch die Dreifelderwirtschaft betrieben: Zwei Felder wurden mit Getreide bepflanzt, das Dritte lag brach und wurde entweder mit Kartoffeln oder mit Tabak bepflanzt. Nach dem gleichen Verfahren wurde auch im Knoblauchland in den Ortschaften Boxdorf, Neunhof, Großgründbach und Sack der Tabak angebaut.
Die Anbaufläche im Kreis Schwabach beträgt an die 401 ha, insgesamt werden in Franken von 75 Tabakpflanzern ca. 724 ha Tabak angebaut.

In Hessen, vornehmlich in Südhessen, hat der Tabakanbau ebenfalls eine lange Tradition die bis in die Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück reicht.
In Lorsch, der Gemeinde mit dem weltberühmten Kloster, wurde Tabak seit 1670 angebaut. 1940 gab es in Lorsch 6000 Einwohner von denen 2000 in der Tabakindustrie tätig waren. Heute ist der Tabakanbau und seine Verarbeitung zu Zigarren nahezu zum erliegen gekommen. Die letzte Zigarrenfabrik schloss im Jahre 1983 ihre Tore, die letzte Tabakfabrik 1994. Nur die Exponate im Museum von Lorsch erinnern noch an diese Zeit.
Vom Kloster, 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, stehen Heute nur noch die berühmte Königshalle, die Zehntscheune und die Reste der Klosterkirche in der die Lorscher bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ihren Tabak trockneten. Alle übrigen Gebäude der weiträumigen Klosteranlage brannten während des Dreißigjährigen Krieges fast komplett nieder.
Noch eine kleine Anmerkung: Siegfried, der vom grimmigen Tronjer erschlagene Held, soll im Kloster Lorsch seine letzte Ruhestätte gefunden haben.
In vielen Gemeinden im südlichen Hessen wurde und wird immer noch Tabak angebaut: Bensheim, Nordheim, Hofheim und Lampertheim (dort begann der Tabakanbau bereits im Jahre 1686) sind alte traditionsreiche Tabakanbaugemeinden. In Hofheim wurde sogar der Dachboden des Alten Rathauses als Tabakspeicher genützt, im säulengestützten Untergeschoss standen die Erntewagen. Die Räumlichkeiten des Rathauses optimal als Lagerfläche ausnutzen war offensichtlich auch in anderen Ortschaften üblich: Auch in Schwabach im fränkischen Teil von Bayern wurde im Rathaus Tabak gelagert.
Heute wird noch eine Fläche von etwa 30 Hektar für den Tabakanbau genützt, das ist im Vergleich zur Pfalz (1.222 ha) und Baden-Württemberg (1.794 ha) sehr gering.

Nordrhein-Westfalen

In dem Abschnitt über die Pfalz wurde das Tabakanbaugebiet Wittlich erwähnt. Wittlich gehörte in früheren Zeiten zum Tabakgebiet Rheinland welches von Kleve im heutigen Nordrhein-Westfalen bis nach Sobernheim an der Nahe reichte. In diesem großen Gebiet, einst das zweitgrößte Anbaugebiet Deutschlands, wurde im Jahre 1827 2740 Morgen Tabak angepflanzt. (1 Morgen entsprach ursprünglich der Fläche die ein Bauer an einem Morgen umpflügen konnte. Im allgemeinen ca. 0, 25 ha)
Im rechtsrheinischen Emmerich lässt sich der aus den nahen Niederlanden übernommene Anbau erstmals für das Jahr 1720 nachweisen.
In Kleve wurde ebenfalls schon Mitte des 17. Jahrhunderts Tabak kultiviert. Es wird vermutet dass er von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus der Pfalz die sich um 1740 auf der Gocher Heide niederließen ins Land gebracht wurde. Der Anbau des Tabaks der zudem noch recht kräftigen Gewinn abwarf verbreitete sich sehr rasch im Großraum Kleve. Das kleine Dörfchen Wissel, am linken Rheinufer gelegen, wurde im Laufe der Jahre zu einem der Hauptorte des Tabakanbaus in dieser Gegend deren sandig-lehmige Bodenbeschaffenheit bestens für den Anbau dieser exotischen Pflanze geeignet war.
>>Das ganze 19. Jahrhundert hindurch wurde der 'Wissel-Rico' weithin hoch geschätzt: Galt er zur Zeit Napoleons als 'den ersten van het fransche Keyser-Ryk', wurde er um 1875 in den Auslagen Pariser Läden als 'Veritable tabac de Wissel' angepriesen und war dort auch noch 1957 erhältlich. <<
Quelle: http://www.stiftsmuseum-wissel.de/Ausstellungen/Tabak/body_tabak.html
1960 wurde die Tabakproduktion in Wissel eingestellt, das veränderte Konsumverhalten der Raucher und die Konkurrenz ausländischer Tabakerzeuger untergruben die wirtschaftliche Bedeutung des Anbaus für die einheimischen Pflanzer.

Niedersachsen und Thüringen

In Südniedersachsen finden wir, grenzüberschreitend zu Thüringen, das Eichsfeld, mit eines der ältesten Anbaugebiete in Deutschland. Der nördliche Teil des Eichsfeldes das >Untereichsfeld<, auch >Goldene Mark< genannt wird von Duderstadt dominiert, im südlichenTeil >das Obereichsfeld< sind die Kleinstädte Heiligenstadt und Worbis die wichtigsten. Der Name >Goldene Mark< entstand zum einen aus der Fruchtbarkeit des dortigen Bodens und zum anderen wegen dem gewinnbringenden Tabakanbau.
In der Goldenen Mark hat der Tabakanbau eine sehr lange Tradition. In Duderstadt wird erstmals im Jahre 1666 urkundlich der Tabakanbau erwähnt. In einer Kämmereirechnung finden wir die Aussage; daß Friedrich Widitz eine Strafe von 20 Fürstengroschen zu zahlen habe weil er am heiligen Tage im >Tuback< gearbeitet hat.
1673 wurde vom Rat der Stadt Duderstadt eine Ratsordnung erlassen in der die Qualitätsanforderungen, die Handels-und Geschäftsbedingungen genauestens geregelt wurden.
1682 erfasste die Pest die Bevölkerung des Eichsfeldes und der Tabakanbau ging dramatisch zurück, erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts erholte er sich wieder, aber erst im Jahre 1872 erreichte die angebaute Fläche die Größe wie sie vor der Pest war.

Ausbringen der jungen Tabakpflanzen im Eichfeld 1930
Quelle: Knasterkopf 11

>>Die Zeit bis zum 2. Weltkrieg ist gekennzeichnet durch ein starkes auf und ab der Anbaufläche und der Zahl der Pflanzer. Die Anbaufläche reichte von 45 bis zu 361ha, die Pflanzerzahl von 441 bis 2338.<<
Quelle: http://www.wiz.uni-kassel.de/art/mit/boris/tabak/vortrag/t_dok2.html

Tabelle 3

 

In den Jahren nach dem Krieg war ein starker Anstieg des Tabakanbaus zu verzeichnen der aber sehr bald ins stocken geriet: Der gefürchtete Tabakmosaikvirus schlug zu und vernichtete die Ernten. Mit dem aussäen resistenter Sorten schien diese Gefahr gebannt als 1960 der Blauschimmel dem Tabak den Garaus machte. 1968 war das Ende des Tabakanbaus in der Goldenen Mark gekommen. Beigetragen zu dem Ende hat nicht nur der Blauschimmel, eine gefürchtete Pilzerkrankung der Tabakpflanze, sondern auch die gestiegenen Löhne in der Landwirtschaft und die Konkurrenz billigerer Tabakerzeugerländer auf dem Weltmarkt. Es war hier im Eichsfeld die gleiche Situation wie in vielen anderen Anbaugebieten.
1983 wurde im Eichsfeld dann ein Neuanfang gewagt. Heute wird auf einer Fläche von etwa 8 ha wieder Tabak angebaut.
Ein weiterer Standort der Tabakerzeugung ist die Stadt Northeim und Umgebung aber auch dort haben sich, wie in manchen anderen Gebieten, nur noch geringe Reste erhalten. Im 18. Jahrhundert war >Northeimer Tabak< allerdings ein Begriff wegen seiner guten Qualität.
In Nörten im Kreis Northeim wurde der Tabakanbau bereits im Jahre 1663 urkundlich erwähnt.
Im übrigen Niedersachsen war der Tabakanbau ohne nennenswerte Bedeutung, er wurde hauptsächlich für den Eigenbedarf angebaut. Ein Großteil des verarbeiteten Tabaks war Importware der über Hamburg und Bremen verhandelt und in Niedersachsen verarbeitet wurde.
Die hannoversche Regierung versuchte zwar gegen Ende 18. Jahrhunderts dem Tabakanbau neue Impulse zu geben, es wurden sogar von dem Beamten Wundram Fragebögen und Anleitungen verschickt die Resonanz war aber sehr gering.
Der kommerzielle Anbau von Tabak wurde nach 1945 wieder aufgenommen. Es waren zumeist Flüchtlinge aus dem Osten die auch dort schon Tabakbauern waren und sich nun hier in Niedersachsen eine neue Existenz aufbauen wollten. Auch einheimische Bauern wollten sich mit dem Anbau von Tabak, der in den damaligen Zeiten Mangelware war, eine neue Verdienstmöglichkeit erschaffen. Im Kreis Sulingen waren es in jenen Jahren an die 40 Bauern die Tabak anpflanzten. Anfang der 50er Jahre wurde der nordwestdeutsche Tabakanbauverein mit 200 Mitgliedern gegründet, bis Ende der 50er Jahre stieg die Anzahl der Mitglieder auf über 400. danach nahm die Zahl der Betrieb wieder ab. Eine Pilzepidemie im Jahre 1959 tat das übrige zu diesem Schwund noch dazu.
Heute sind im gesamten norddeutschen Raum nur noch 7 Betriebe mit dem Anbau von Tabak beschäftigt.

 

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

Im neuen Bundesland Brandenburg liegt die Uckermark, eine eiszeitlich geformte Landschaft zwischen oberer Havel und unterer Oder, die im Norden hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wird. Hier hat der Tabakanbau ebenfalls eine sehr lange Tradition die von den aus Frankreich eingewanderten Hugenotten gegen Ende des 17. Jahrhunderts begründet wurde.

Junge Tabakpflanzen
Quelle: Internet

Deutschland war nach dem Dreißigjährigen Kriege verwüstet, die Bevölkerung durch die Kriegsfolgen und die in weiten Teilen des Landes wütende Pest ausgedünnt, zudem lag das Land in seinen landwirtschaftlichen Anbauflächen zum größten Teil brach. Diesen Missstand wollten die deutschen Könige, allen voran der Große Kurfürst von Brandenburg durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte zu beheben versuchen.
Mit dem Erlass von Potsdam vom 29. Oktober (8. November) 1685 versuchte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Ansiedlung der Hugenotten besonders zu fördern.
Es heißt darin:
"Nachdem die harten Verfolgungen und rigoureusen proceduren, womit man eine zeithero in dem Königreich Frankreich wider Unsre der Evangelisch-Reformierten Religion zugethane Glaubensgenossen verfahren, viel Familien veranlasset ihren Stab zu versetzen und aus selbigem Königreich hinweg in andere Lande sich zu begeben, sind wir aus gerechtem Mitleiden bewogen worden vermittelst dieses von Uns eigenhändig unterschriebenen Edikts denselben eine sichere und freye retraite in allen unsern Landen und provincien in Gnaden zu offerieren, und ihnen daneben kund zu thun, was für Gerechtigkeiten Freyheiten und Proerogativen Wir ihnen concedieren gnädigst gesonnen seyn, um dadurch die große Noth und Trübsal auf einige Weise zu sublevieren und erträglicher zu machen."
Quelle: http://www.ingwi.de/Chronik/Hugenotten/body_hugenotten.html

So entstanden hauptsächlich in der Uckermark mehrere Siedlungen in denen sich französische Tabakbauern niederließen und dort den Grundstein für die aufkommende Tabakproduktion legten. Viele dieser Zuwanderer kamen aus der Pfalz wo sie sich zuerst niedergelassen hatten aber infolge der pfälzischen Erbfolgekriege zur Emigration nach Osten gezwungen wurden.
Schwedt, dort war im Jahre 1686 der aus Holland geworbene Tabakpflanzer Couverden der Erste, und Vierraden in der Uckermark wurden durch die Einwanderer langsam die Zentren des brandenburgischen Tabakanbaus.

>>Schwedt (vermutlich altslawisch: swjaty, sweti, suetu) bedeutet etwa "heilig" In Schwedt, wo der Dreißigjährige Krieg (1618 - 48) viele Verwüstungen angerichtet hatte, und nur noch etwa 15 Prozent der zuvor vorhandenen Bevölkerung zurückgeblieben war, kamen die Neuzuwanderer genau richtig, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Während und nach dem Krieg waren finanzielle Probleme im Kurfürstentum aufgetreten, was Friedrich Wilhelms Vorgänger unter anderem dazu zwang, die Herrschaft Schwedt an den Grafen Harrensbach zu verpfänden. Seine dritte Frau, Dorothea von Holstein kaufte die Stadt zu einem Preis von 26'500 Talern von diesem Grafen zurück und die Herrschaft ging auf sie über. Die Kurfürstin plante, aus der Herrschaft Schwedt einen Kurfürstensitz für ihre Söhne zu machen. Damit schuf sie für Schwedt für die Dauer eines Jahrhunderts einen Abschnitt der Blüte.
Sie bot den Hugenotten die Besiedlung dieser Region unter besonders günstigen Bedingungen an. Ihnen wurden die verlassenen Höfe und Ländereien angeboten, sie erhielten 10 "Freijahre" und gegen Zahlung eines Dienstgeldes die Freistellung von Frondiensten. Diese Freiheiten wurden als Privilegien definiert und durch ein sog. Koloniegericht kontrolliert. Als Ergebnis dieser Besiedlung entstand zum Beispiel der von der Markgrafenfamilie erbaute Berlischky Pavillon als französich-protestantische Kirche. Ebenso legten die Hugenotten in Schwedts Niederungen die sog. "Französischen Gärten" an, zu deren Bewässerung später unter anderem der inzwischen restaurierte Wasserturm genutzt wurde. Ortschaften in der Schwedter Umgebung, wie Groß- und Klein Ziethen, Berkholz und Vierraden sind fast vollständig von Hugenotten gegründete Gemeinden. 1689 starb die Kurfürstin und hinterließ in Schwedt 125 bewohnte Bürgerhäuser, statt 43, die sie nach dem Krieg vorgefunden hatte.
Wichtig für unsere Region sind dabei die von den Hugenotten mitgeführten kulturellen und wissentschaftlichen Errungenschaften. Auffällig ist unter anderem die Vielzahl der unterschiedlichen Berufsgruppen: Vom tailheur d'habits (Herren und Damenschneider) über den mestre armurier (Waffenschmied) und den chef de cuisine bis zum Webermeister, Kurzwarenkaufmann, Kleinhändler von Manufakturwaren, Wollkämmer, Chirurgen und natürlich planteur de tabac, bourgeois (Tabakpflanzer- und Bürger) waren die unterschiedlichsten Handwerke und Zünfte vertreten. Beispiele für die gehobene Lebensart der Franzosen sind das eingeführte Bier (bekanntestes Beispiel ist die "Berliner Weiße"), die heute als "Eberswalder Würstchen" bekannten "saucischen", Spargel, Blumenkohl, Weißbrot und natürlich der Tabak.
Der dafür besonders günstige Boden und das Klima in Schwedt und Vierraden war der Schlüssel für die Entwicklung vieler vom Tabakanbau abhängiger Wirtschaftsgruppen:
Tabakplanteure, Tabakkaufmänner- und Fabrikanten, Hersteller von Kau- und Zigarrentabak. Unter Dorotheas Nachfolger, ihrem ersten Sohn Philipp Wilhelm, entwickelte sich Schwedt zu der sog. "Perle der Uckermark". Während seiner Regentschaft entstanden unter anderem die ersten Tabakspeicher, er veranlaßte auch den Bau des Berlischky Pavillons.
Die Familie Harlan (Abraham und Jakob H.) betrieb unter anderem eine Schnupf- und Rauchtabakfabrik auf dem Gelände des heutigen Flinkenbergs mit 188 Beschäftigten und Lagerraum für 25'000 Zentner Tabak. Im Jahre 1800 gab es in Schwedt 310 Bürgerhäuser, 4196 Einwohner, davon 198 französische Refugiés, außerdem 374 bestellte Morgen Tabak, die etwa 2619 Zentner (etwa 130 Tonnen) Ertrag einbrachten, 3 Tabakfabriken beschäftigten 316 Mitarbeiter, 75 Tabakpflanzer (Planteure) und 11 Tabakspinner. Damit waren die französischen Zuwanderer ein herausragendes Beispiel für die wirtschaftliche Kompetenz und die Integrationsfähigkeit der Hugenotten in Brandenburg. <<
Quelle: http://gauss.schwedt.com/projekte/migration/leithuge.htm

Als in Nordamerika der Unabhängigkeitskrieg (1775-1781) begann kam die Einfuhr des Virginiatabaks ins stocken, dadurch erfuhr der Tabakanbau in der Mark Brandenburg eine beträchtliche Ausdehnung. Allerdings wurde Damals nur der gewöhnliche Landtabak angebaut und dessen Qualität war ganz gewiss nicht überragend. Friedrich Wilhelm II., preußischer König ab 1740, wollte aber die einheimische Produktion so verbessern dass sie mit dem Tabak aus Virginia gleichziehen konnte.
>> Er habe die Idee, schrieb er am 16. Januar 1780 an Franz Carl Achard (1753-1821), den Chemiker der Berliner Akademie der Wissenschaften, »ob es möglich sei, eine solche Sauce zu erfinden, die auf keine Weise schädlich sei und dennoch den hiesigen Landblättertabak verbessern kann, daß solche dem virginischen, wo nicht in totum, so doch in tantum an Bonité gleichkömmt. Ich bin gesonnen und verspreche es hiermit, demjenigen, der ein dergleichen Mittel, das nicht schädlich sei, ausfindig macht, ... eine Pension von eintausend Taler jährlich zu geben, und trage Euch also hierdurch auf, allen ersinnlichen Fleiß daran zu wenden und recht darauf zu studieren, wie Ihr mittelst Eurer chemischen Kenntnisse ein dergleichen Mittel erfinden möget.«
Quelle: http://www.berlinische-monatsschrift.de/bms/bmstxt99/9911prod.htm

Wie diese großangelegten Versuche ausgegangen sind ist unbekannt geblieben. Näheres dazu findet der geneigte Leser unter der in der Anmerkung angebebenen URL.

Heute ist die Uckermark ( sie gehört zu der Erzeugergemeinschaft Nordost) neben der Pfalz und Baden das drittgrößte Erzeugerland in der Bundesrepublik Deutschland

Tabelle 4
Quelle: http://www.brandenburg.de/land/mlur/l/pflanze/tabak.htm

 

Der hohe Norden

Im Jahre 1627 wird das Rauchen (Toback-Drincken) in Schleswig heimisch und, so wird überliefert, es galt als Zeichen ihres Ehestandes wenn eine Frau auf der Straße rauchte.
Wann erstmals Tabak im nördlichsten Bundesland angebaut wurde kann ich nicht sagen, die Quellen geben keine Auskunft darüber. Fest steht aber dass Heute an die 180 ha landwirtschaftliche Nutzfläche dem Tabakanbau vorbehalten sind. Diese Fläche bewirtschaften an die 32, nach einer anderen Quelle 20 Tabakbauer die hauptsächlich den Virginia Tabak der Sorte Goltar (Glotha, Glota) anbauen, Burley oder gar der Geudertheimer wird in Schleswig-Holstein nicht kultiviert.
Die Anbaugebiete, leichte und lockere Sandböden, liegen in der Gegend von Lauenburg, Rendsburg-Eckernförde, bei Klein Vollstedt und in Gnutz.
Über den Tabakanbau in der Gegend um Gnutz wird berichtet:
>>Auf dem mittelschweren Boden wird vielerlei angebaut. Die für uns interessanteste Frucht ist der Tabak! Nach dem Kriegsende fing ein Bauer damit an. Viele folgten ihm, und auch als die DM und damit wieder die Importtabake kamen, blieb man dabei. Im Gnutzer Raum werden heute noch ca. 10 ha Land mit Tabak bebaut. Auf den ha rechnet man eine Ernte von ca. 20 Doppelzentnern. Abnehmer ist die bekannte Bremer Firma Brinkmann. Zur Zeit der Tabakernte im Juli und August rollt Woche für Woche ein Spezialtransporter ins Dorf und nimmt hier seine Ladung auf." Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Tabakanbau in Gnutz rationeller und professioneller. Die Anbaumethoden, Trocknungsanlagen und weitere technische Hilfsmittel wurden mit der Zeit modernen Erfordernissen angepaßt. 1995 - so ist es in der jüngeren Ortschronik nachzulesen - wurden von den vier Gnutzer Tabakbauern noch immer rund 25 Hektar angebaut. Folglich pustet so mancher Raucher den blauen Dunst aus Gnutzer Tabak in die Luft, ohne es zu wissen. <<
Quelle: http://www.amt-nortorf-land.de/gemeinden/10/10-geschichte.html

Die in Deutschland angebauten Tabaksorten

Ohne hier nochmals zu ausführlich ins Detail gehen zu wollen will der Verfasser dennoch die in Deutschland angebauten Tabaksorten im Einzelnen noch kurz vorstellen. (Siehe dazu auch den Artikel "Der Tabak und seine verschiedenen Sorten" zufinden in >Tabakkunde<).

Virginia
Diese Tabaksorte wird in allen tabakerzeugenden Ländern Deutschlands in unterschiedlichen Mengen angebaut und ist wohl auch zugleich die bekannteste. Er bevorzugt einen leichten und lockeren sandigen Boden, das Klima sollte gemäßigt bis warm sein. Düngung und Feldpflege, die Pflanzen lieben ausreichend Platz zum wachsen, werden optimal auf die Bedürfnisse der Pflanze abgestellt und garantieren, wenn das Wetter und Ungeziefer keinen Streich spielt, einen hohen Ertrag. Die 18 bis 20 erntefähigen Blätter werden heißluftgetrocknet (flue-curing) und dann in der Hauptsache für Zigarettentabak verwendet.
Die Beliebtheit des Virginia Tabaks nimmt in Deutschland laufend zu, dies verdankt er nicht nur seiner schönen gelben Farbe sondern auch seinen relativ milden und leichten Rauch. Es ist noch anzumerken dass es eine Vielzahl von Virginiazüchtungen gibt, die bekannteste dürfte vermutlich Gold A und D sein, die Sorte Glotha wird, wir haben es gelesen, in Schleswig-Holstein kultiviert und hat einen besonders niedrigen Nikotin und Teergehalt.
Im deutschen Anbau, er wurde nach dem zweiten Weltkrieg stärker forciert, nimmt der Virginia Tabak ca. 10% der Fläche ein.

Der Burley

Dieser Tabak hat eine eigenartige Geschichte denn er entstammt keiner Züchtung sondern auf Grund einer Mutation die zuerst im Jahre 1864 auf einem Feld im amerikanischen Bundesstaat Ohio entdeckt wurde. Burley weist einen genetisch bedingten Chlorophyllmangel aus, der sich ungünstig auf das Wachstum nicht nur des Burley´s sondern aller Pflanzen auswirkt. Im Falle des Burley verursacht dieser Mangel eine verlangsamtes Wachstum, eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber einem Nährstoffmangel. Im Vergleich zu dem recht unempfindlichen und pflegeleichten Virginia Tabak erfordert der Burley dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit.
Der Burley unterscheidet sich von anderen Sorten durch sein schnelleres vergilben, seine hell bis mittelbraune Farbe und dem aromatischen Geruch des Rauches. Der Burley, speziell der in Deutschland angebaute Badische Burley E reagiert auf Witterungseinflüsse sehr ungünstig, ist anfällig gegen Wurzelerkrankungen und verträgt keine zu enge Stellung der Fruchtfolge.
Burley, er wird zur Zigaretten und Pfeifentabakherstellung verwendet, gedeiht am besten auf leichten bis mittelschweren Böden, braucht ein mäßig warmes, nicht zu trockenes Klima und dazu noch die optimale Pflege.
Burley wird, außer in Schleswig-Holstein, in allen Bundesländern angebaut, seine Anbaufläche nimmt etwa 50% ein. Ebenso wie beim Virginia gibt es von diesem Tabak eine Vielzahl von Varianten.

Der Geudertheimer

Dieser Tabak wurde nach einem Ort im Elsaß benannt und gehört zu einer alten Landtabaksorte. Der Geudertheimer wurde ursprünglich für die Zigarrenherstellung angebaut, Heute findet er aber daneben auch noch als Schneidegut in der Zigaretten und Pfeifentabakherstellung seine Verwendung.
Geudertheimer benötigt für sein optimales Wachstum lehmig-sandige Böden, bei einer verwertbaren Blattzahl zwischen 16 und 18 bringt er mittlere bis hohe Erträge im Anbau.
Der Geudertheimer ist in seinen Ansprüchen gegenüber Umweltbedingungen etwas toleranter als der Burley, außerdem ist er gegen Wurzelkrankheiten und Virenbefall relativ unempfindlich.
In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in Baden und in der Pfalz versucht den Tabak unter Schattenzelten zu kultivieren um Deckblätter für die Zigarrenherstellung zu gewinnen, diese Versuche wurden aber aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingestellt.
Sein Blatt wird ausschließlich in der Luft, im Freien, getrocknet (air-curing), und bekommt dadurch eine rotbraune, helle Farbe. Die Lufttrocknung des Geudertheimers hat allerdings einen gravierenden Nachteil: Bei ungünstigen Wetterbedingungen kann es zu erheblichen Qualitätseinbußen kommen.
Geudertheimer Tabak wird hauptsächlich in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz (dort auf einer Fläche von 60% der gesamten pfälzischen Tabakanbaufläche) und in Brandenburg angebaut und belegt insgesamt eine Anbaufläche von ca. 40% im bundesrepublikanischen Tabakanbau.
In den Statistiken, um dies noch zu erwähnen, taucht der Geudertheimer gelegentlich unter der Bezeichnung DLT (dunkler Luftgetrockneter) auf.

Tabelle 5

 

Einen interessanten Hinweis auf frühere Praktiken bei der Rauchtabakherstellung fand der Verfasser im Meyers Konversationslexikon vom Jahre 1897 Band 16. Dort wird angeführt dass es oftmals zu Unterschiebungen minderwertiger Tabaksorten kommt um bessere vorzutäuschen und möglicherweise den Ertrag zu strecken. Auch würden fremde Blätter wie z.B. Runkelrübe, Kartoffel, Ampfer, Zichorie, Rhabarber, Huflattich, Kirsche, Rose und noch andere mehr dem Tabak beigemengt. In einem Gesetz vom 16. Juli 1879, betreffend der Besteuerung des Tabaks, werden Kirschen,, Rosen- und Weichselkirschenblätter als erlaubte Zusätze zum Tabak angeführt.

Über die momentane Lage am deutschen Tabakmark gibt eine Pressenotiz des ZMP (Zentrale Markt und Preisberichtsstelle für Erzeugnisse der Land- Forst- und Ernährungswirtschaft) Auskunft:
>> Höhere Tabakernte 2001
Fläche nahm erneut zu
(ZMP) - Der deutsche Tabakanbau expandierte in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich. Betrug die Fläche 1996 gerade 3.414 Hektar, waren es 2001 nach amtlichen Angaben bereits 4.624 Hektar; ein Zuwachs von gut 35 Prozent. Die Ertragsschwankungen hielten sich in diesem Zeitraum in engen Grenzen, die Erträge lagen zwischen 24,0 und 25,5 Dezitonnen je Hektar. Im vergangenen Jahr wurden 24,7 Dezitonnen erreicht. Die gesamte Erntemenge, dachreif und trocken, summierte sich 2001 auf 11.440 Tonnen; das waren 4,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und fast 38 Prozent mehr als 1996. <<
Quelle: http://www.zmp.de/presse/nachrichten/zmpnac69.htm

Subventionen und Prämien

Subventionen sind Leistungen die der Staat ohne direkte wirtschaftliche Gegenleistung gewährt. So könnte man diesen Begriff in aller Kürze definieren. Mit den Subventionen, die nicht unproblematisch sind und schon oftmals für erheblichen Ärger gesorgt haben, sollen strukturschwache Gebiete sowie Zweige der Wirtschaft (Nischenprodukte in der Agrarwirtschaft, der Bergbau und anders mehr ) durch finanzielle Zuwendungen bzw. durch steuerliche Vergünstigungen unterstützt und gestärkt werden.
Der Tabakanbau in der EU wird zur Zeit mit ca. 970 Millionen Euro unterstützt. Diese Subventionen sollten nach den Willen der EU-Kommission (nach einem Vorschlag vom Juni 2001) gestrichen werden. Anfang März 2002 hat das EU Parlament diesen Vorschlag kritisiert und einen Änderungsantrag des Landwirtschaftausschusses zugestimmt. Danach sollen eine Entscheidung über die Zukunft der Subventionen des europäischen Tabakanbaus erst nach einer in Arbeit befindlichen Studie getroffen werden.
>>Die Parlamentarier wiesen in diesem Zusammenhang auch auf die sozioökonomische Bedeutung des Tabakanbaus vor allem in den ärmlichen, südlichen Regionen der EU hin. Auch der Dachverband der europäischen Landwirte (COPA) sprach sich für eine Fortsetzung der Tabak-Subventionen aus.
Derzeit gibt es in der EU 101'000 Tabakbauern und 400'000 Saisonarbeiter, die an der Produktion beteiligt sind.<<
Quelle: http://www.schweizerbauer.ch/news/aktuell/artikel/08988/artikel.html
Welch seltsame Wege bei den Subventionen beschritten werden zeigt folgendes Zitat:
>>Die Subventionspraxis ist sogar nach Maßstäben der subventionsgebenden Stelle irrational. So fördert die EU einerseits den Tabakanbau mit jährlich rund 1 Milliarde Euro, andererseits erzwingt sie ein Tabakwerbeverbot. Jede Zigarettenverpackung muss eine Gesundheitswarnung aufweisen, aber die Tabakbauern erhalten von der EU 4 - 5 mal mehr an Subventionen, als sie auf dem Markt für ihren Tabak erzielen.<<
Quelle: http://www.mehr-freiheit.de/faq/subvent.html

Wie sich eine Streichung der Tabaksubventionen in manchen Regionen innerhalb der EU auswirken kann wird im folgenden Zitat verdeutlicht:
>>Die Streichung der Subventionen hätte für Regionen wie die Extremadura, das Armenhaus Spaniens, schwerwiegende Folgen. Ohne die Subventionen ist dort der Tabakanbau ein ruinöses Geschäft: Das Kilo Tabak kostet die Pflanzer 404 Peseten; von den Tabakverarbeitern der Region erhalten sie aber nur 98 Peseten. Ohne Subventionen müssten die Tabakbauer ihre Tätigkeit aufgeben, mit anderen landwirtschaftlichen Produkten könnten sie wegen der schlechten Böden nicht konkurrieren, sagt Moreno, Bürgermeister von Navalmoral. Die Folgen sind klar: noch höhere Arbeitslosenrate (die Extremadura hat die höchste von Spanien), noch grössere Armut. <<
Quelle: http://www.google.de/search?q=cache:_evpScGdChUC:www.rauchenschadet.ch/pdf/Onlinereport13.pdf

Das EG-Rohtabakprämienverfahren in Deutschland
Im Bezug auf eine kurze Darstellung des Prämienverfahrens bei Tabak macht es sich der Verfasser leicht und kopiert einen erläuternden Artikel im originalen Wortlaut:

Tabakanbau in Deutschland
Tabakanbau wird im Allgemeinen mit Ländern wie den USA oder Kuba verbunden, mancher denkt sicherlich auch an den Orient. Es gibt jedoch auch in Europa traditionelle Anbaugebiete, insbesondere in den südeuropäischen Ländern wie Griechenland oder Italien. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt wird aber auch in Deutschland Rohtabak angebaut. Hauptanbaugebiete sind Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, in geringerem Umfang auch Hessen, die neuen Bundesländer und Norddeutschland.

Prämien für Tabakpflanzer
Der Tabakanbau erfolgt in Deutschland, bedingt durch die angebauten Sorten (Varietäten von Virgin D, Badischem Burley und Badischem Geudertheimer) und die kleinen Anbauflächen, überwiegend in Handarbeit. Die "Konkurrenz" auf dem Weltmarkt, insbesondere die USA und China, können hingegen auf gewaltige Anbauflächen zurückgreifen. Hinzu kommen geringe Lohnkosten, so dass auf dem Weltmarkt extrem niedrige Handelspreise gelten. Europäischer Tabak ist daher im freien Wettbewerb zurzeit kaum abzusetzen. Um den traditionellen Tabakanbau zu erhalten, gewährt die EG daher eine qualitätsbezogene Rohtabakprämie. Diese Zahlungen werden allerdings begrenzt durch "Maximalmengen", die die EG jedem Mitgliedstaat zuteilt. Deutschland stehen hier etwas mehr als 11.000 Tonnen zu.

Zoll, Erzeugergemeinschaften und Erstverarbeitungsunternehmen
Die Verteilung von EG-Haushaltsmitteln unterliegt strengen Regeln, um Missbrauch zu verhindern. Im Fall der Rohtabakprämie liegt die Verantwortlichkeit für die Überwachung des Verfahrens bei der Zollverwaltung. Die Aufgaben bestehen u.a. aus Kontrolle der Anbauflächen, Überwachung der Lieferungen und Abwicklung der Prämienzahlung.
Auf Seiten der Wirtschaft sind neben den Tabakpflanzern die "Erzeugergemeinschaften" und die "Erstverarbeitungsunternehmen" beteiligt. Erzeugergemeinschaften (EZG) sind Zusammenschlüsse von Tabakbauern, die die Vermarktung des Rohtabaks gemeinsam betreiben. Da die Erzeugergemeinschaften auch weite Teile der Formalitäten mit dem Zoll durchführen und damit den einzelnen Bauern entlasten, sind derzeit alle deutschen Tabakpflanzer in solchen Gemeinschaften organisiert.
Ihre gewerblichen Partner bei der Vermarktung sind Unternehmen, die den Rohtabak weiter verarbeiten. Diese sog. Erstverarbeitungsunternehmen (EVU) übernehmen den Tabak von den Erzeugergemeinschaften, verarbeiten diesen zu Zwischen- oder Endprodukten und verkaufen ihn weiter.
Quelle: http://www.zoll-d.de/b0_zoll_und_steuern/c0_marktordnung/e0_tabakpraemienv/

 

Quellen

Knasterkopf Band 11 http://www.knasterkopf.de/htm/h11.htm

Der Westerwald und seine Bewohner von den ältesten Zeiten bis heute.
von E. Heyn , Pfarrer in Marienburg Ww., 1893

Tabakanbau an der Ahr vor rund 50 Jahren im Pützfeld
http://www.kreis.aw-online.de/kvar/VT/hjb1995/hjb1995.30.htm

Tabak am Niederrhein
http://www.stiftsmuseum-wissel.de/Ausstellungen/Tabak/body_tabak.html

Bild Statistik http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/starta.htm

Informationsdienst Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim/Baden-Württemberg
http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/starta.htm

Dielheim
http://www.balzfeld.de/ereignisse.html

Heidelsheim
http://www.heidelsheim.de/Heidelsheim/Geschichte/Zeittafel1/zeittafel1.html

Hatzenbühl
http://www.hatzenbuehl.de/TEXTE/tabak.html

Hockenheim
http://www.hockenheim.de/main/info/stadtgeschichte

Kulturdatenbank Region Trier
http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html

Heddesheim
http://www.heddesheim.de/inhalt/f1-3.asp

Zur Geschichte des Obstanbaus in der Fränkischen Schweiz
http://www.affalterthal.com/sonstiges/kirschen.htm

Lorsch
http://www.kloster-lorsch.de/muz/tabak.html

Landwirtschaft im Knoblauchland
http://www.didgeo.ewf.uni-erlangen.de/04Seminare/04weigl.htm

Uckermark
http://gauss.schwedt.com/projekte/migration/leithuge.htm

Anbau Niedersachsen
http://home.arcor.de/danang/Tabak__Zigarren__Zigaretten__G/300_Jahre_Anbau/300_jahre_anbau.html

Tabakanbau Schleswig-Holstein
http://www.flensburg-online.de/shwww/tabak.html
http://www.kn-online.de/htm/dauer/sh/regio-wirt/970730/c-zigarette.html

Anmerkungen

Anmerkung 1 Tabakkutsche
Nach dem französischen Wort "Couchen", das kommt von "coucher" und heißt "schlafen, liegen", Bezeichnung für ein Saatbeet.
Auf den Tabakbau nennt man die Beete immer noch "Couchen". Diese Bezeichnung kommt von "coucher" und heißt "schlafen, liegen".

Anmerkung 2 Schauamt
Schauämter (Schauanstalten) waren öffentliche Ämter in denen eine Ware bevor sie in den Handel kam von Beschauern begutachtet und geprüft wurde. Die für gut befundene Ware wurde mit einem Stempel oder einem Zertifikat versehen. Das Schaugeld war der für diesen Vorgang zu entrichtende Betrag der sich offtmals nach der Qualität der geprüften Waren richtete.

 

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