Der Tabak und seine verschiedenen
Sorten
Vorwort, von Joachim Acker
Die Fermentation, von Joachim Acker
Der Virginia, von Joachim Acker
Der Burley, von Joachim Acker
Der Kentucky, von Joachim Acker
Der Perique, von Willi Albrecht
Der Cavendish, von Lothar Winands
Der Maryland, von Joachim Acker
Der Orienttabak, von Joachim Acker
Der Latakia, von Willi Albrecht
Der Java, von Joachim Acker
Vorwort
Bevor wir uns den verschiedenen Tabaksorten zuwenden die im
Pfeifentabak Verwendung finden sei eine kleine botanische Zusammenfassung
des Tabaks vorangestellt.
Eine große und weltweitvorkommende Blütenpflanzenfamilie
sind die Nachtschattengewächse, lat.: Solanaceae, dazu gehören
nicht nur die Kartoffeln, Tomaten, Paprika und Auberginen sondern
auch der Tabak.
Vom Tabak, insgesamt gibt es davon 70 Arten, sind für uns
drei Arten von Bedeutung: der Ziertabak, Nicotiana sylvestris.
den wir auch in manchen unserer Gärten finden, den Bauerntabak
lat.: Nicotiana rustica und den Tabak auf den es uns ankommt:
Nicotiana tabacum mit den Varianten: havanensis; brasiliensis,
macrophylla (= Maryland-Tabak); chinensis und virginia.
Letzterer, nicotiana
tabacum, hat auch die größte wirtschaftliche Bedeutung.
Die Jahresproduktion 1995 betrug zum Beispiel in den USA 723
tausend Tonnen, in der Türkei 220 tT. Um nur diese zwei
Länder zu nennen. Der Name nicotiana wurde dieser Pflanze
zu Ehren des Jean Nicot (1530 - 1600), Gesandter Frankreichs
am Hofe von Portugal, er führte im Jahre 1560 den Tabak
in Frankreich ein.
Die Tabakpflanze, sie ist im übrigen einjährig,
nicht winterhart und Selbstbestäuber, hat behaarte und leicht
klebrige Blätter, die Farbe ihrer Blüten reicht von
Weiß bis zum Rot, sie sind fünflappig und Nachts in
der Regel geöffnet während sie tagsüber geschlossen
bleiben.
Die Blätter der Tabakpflanze sind wechselständig und
werden -Hände- genannt, eingeteilt im deutschen Sprachraum
in: Grumpen, Sandblatt, Mittelgut, Hauptgut und Obergut. Letztere
sind an der Tabakpflanze die wertvollsten Blätter, während
die Grumpen und das Sandblatt von etwas minderwertiger Qualität
sind. Die Samen des Tabaks sind sehr klein: ca. 14000 Samenkörner
sollen 1 gr. wiegen. Die Tabakpflanze kann, wenn man sie wachsen
lässt, bis zu 2 oder gar 3 Meter hoch werden, Bauerntabak,
vornehmlich noch in Polen und in Russland (Machorka) angebaut,
erreicht eine Höhe von etwa 1m.
Die Inhaltsstoffe des Tabaks sind verschiedene Alkaloide von
denen das hochgiftige Nikotin das bedeutendste ist, dann noch
Zucker und verschiedene Eiweißstoffe, Stärke und Zellulose.
Angebaut wird der Tabak vornehmlich in den gemäßigten
Zonen unserer Erde, USA, China, Brasilien, Simbabwe, Malawi,
Sambia, Türkei, Griechenland und in Deutschland.
Noch ein paar kurze Sätze zur Weiterbehandlung des Tabaks
nach der Ernte:
Zuerst wird der geerntete Tabak getrocknet wobei mehrere Methoden
unterschieden werden:
Sun cured: An der Sonne getrocknet,
Flue cured: Heißlufttrocknung,
Air cured: An der Luft getrocknet.
Dark fired: Trocknung der Tabakblätter auf einem offenen
Feuer.
Nach dem Trocknen beginnt der wichtigste Abschnitt: die Fermentation,
ein sehr komplizierter chemischer Prozess der Nachreife und Gärung
bei dem die in den Tabakblättern enthalten Eiweiße
und Schadstoffe (Pflanzenschutzmittel) abgebaut werden, außerdem
wird der sehr hohe Nikotingehalt durch diese Vorgänge gesenkt.
Erst durch die Fermentation erhält man einen rauchbaren
Tabak, man kann sie daher ruhig als den wichtigsten und verantwortungsvollsten
Abschnitt in der Herstellung des Pfeifentabaks bezeichnen. Fehler
und Versäumnisse die hier gemacht werden haben unter Umständen
den Verlust der ganzen Ernte zur Folge.
- nach oben -
Die Fermentation
Wenn der Tabak geerntet und getrocknet
ist dann bedeutet es noch lange nicht dass wir hier schon ein
rauchfertiges Erzeugnis hätten. Das Rauchen von diesem Tabak
wäre etwa so, als wenn sich der Pfeifenfreund getrocknete
Eichen-oder Buchenblätter oder was auch immer in die Pfeife
stopfen würde. Der Geschmack und das Rauchvergnügen
wäre jenseits des Zumutbaren und Erträglichen.
Daraus ersehen wir, dass der Fermentation eine besondere Bedeutung
zukommt, sie ist eigentlich mit das wichtigste Ereignis bei der
Herstellung von Rauchtabak.
Unter Fermentation verstehen wir die Nachreife und Gärung
des zuvor getrockneten Tabaks. Bei diesem Vorgang werden Eiweißstoffe
abgebaut und Blattstärke in Zucker umgewandelt. Das hört
sich einfach an ist aber in Wirklichkeit ein sehr komplizierter
Vorgang bei dem höchste Sorgfalt geboten ist.
Es werden zwei Arten der Fermentation unterschieden: die natürliche,
und die Kammerfermentation.
Betrachten wir im folgenden zuerst die natürliche Fermentation
bei der zwei Stufen unterschieden werden können:
Erste Stufe:
Die Tabakblätter sind getrocknet und werden nun Bündelweise
in große Haufen zusammengeschichtet. Da der Tabak noch
eine gewisse Restfeuchtigkeit hat, der Restwasseranteil kann
bis zu 32 Prozent betragen, entsteht im Inneren der Haufen dampfgesättigte
Luft die sich bis zu 60 Grad erwärmen kann. Diese Erwärmung
wird durch verschiedene Mikroorganismen hervorgerufen, wie aufwendige
Untersuchungen gezeigt haben. Unklar ist aber, ob die Selbsterwärmung
der Tabakblätter die chemischen Reifungsprozesse im Tabak
auslösen, oder ob es die Mikroorganismen selber sind die
in Verbindung mit der Wärme dies bewirken. Im Allgemeinen
lässt man es aber nur zu einer Temperatur von 50 Grad kommen,
dann werden die Haufen umgeschichtet so dass auch die Randpartien
nach Innen kommen.
Während dieses Prozesses
der Gärung wird im Innern der Blätter das Eiweiß
abgebaut und die Blattstärke in Zucker verwandelt, außerdem
werden noch im Blattgut vorhandenen Reste von Schadstoffen wie
etwa Schädlingsbekämpfungsmittel abgebaut, zualledem
wird noch der hohe Nikotingehalt des Tabaks reduziert. Dieser
ganze Vorgang der Reifung bzw. Gärung des Tabaks dauert
in der Regel drei bis vier Monate.
Ist der ganze Tabakhaufen durchgeschichtet lässt man
ihn auskühlen und dann kann, muss aber nicht, die zweite
Stufe mit einer nochmaligen Fermentation beginnen. Wenn diese
abgeschlossen ist dann haben wir einen rauchfertigen Tabak vor
uns, der aber dann noch durch verschiedene Aromastoffe aufgebessert
werden kann.
Die Art der natürlichen Fermentation ist sehr zeitaufwendig,
daher entwickelte man im Laufe der Jahre ein wesendlich schnelleres
Verfahren:
Die Kammerfermentation:
In Klimakammern werden künstlich die optimalen Umweltbedingungen
(Feuchtigkeit 80 - 95 Prozent und Wärme 40 - 60 Grad) erzeugt.
In diesen Kammern bleibt der Tabak ca. 1-2 Wochen und durchläuft
dort eine Art der Schnellfermentation. Die Vorgänge die
sich dabei im Tabak selber abspielen sind die gleichen wie bei
der natürlichen Fermentation, nur eben stark zeitverkürzt.
Bei manchen Tabaksorten, Virginia z.B. wird auch das Redrying
Verfahren angewendet, dies ist eine verkürzte Fermentation
mit anschließendem Aging.
Eine Redrying Anlage ist eine sehr lange tunnelförmige
Maschine. Die Tabakblätter durchlaufen fließbandartig
innerhalb von max. 2 Stunden alle Stadien der Fermentation: starke
Erwärmung auf an die 100 Grad, dabei werden die Tabakblätter
bis auf einen Wasseranteil von 8-10 Prozent ab- bzw. ausgetrocknet,
dann erfolgt die Phase der Abkühlung und abschließend
die Anfeuchtung der Tabakblätter. Sind diese Schritte beendet
wird der Tabak in Fässer oder Ballen verpackt und dort beginnt
dann eine Zeit der Nachreife bzw. Nachfermentation. Die Zeitangaben
darüber reichen von 1-2 Wochen bis zu max. 2 Jahren.
Soweit also eine kurze Einführung in die geheimnisvolle
Welt der Tabakaufbereitung.
Aufbereitungsverfahren nach Art der Tabake (Quelle:
Transport-Informations-Service)
- nach oben -
Der Virginia
1585 gründete der Seefahrer Sir Walter Raleigh in Nordamerika
die erste englische Kolonie der er, zu Ehren seiner Königin
Elizabeth I., den Namen Virginia gab. 1607 wurde dann die Siedlung
Jamestown gegründet, die älteste englische Siedlung
in Nordamerika, übrigens im Gebiet des Indianerstammes der
Powhatan der zur Nation der Algonkin Indianer gehörte.
Die Powhatan bauten schon seit
alters her in ihrem Gebiet Bauerntabak (nicotiana rustica) an,
und die ersten Siedler wurden sicherlich mit diesen Anbaumethoden
vertraut.
Der Vorsteher der neugegründeten Siedlung John Rolfe erkannte
wohl die großen wirtschaftlichen Möglichkeiten eines
Tabakanbaus im großen Stil und mit besseren Pflanzen. Einige
Jahre später, es war im Jahre 1610, ließ Rolfe aus
Mittelamerika eine bessere Tabaksorte von der Art nicotiana tabacum
in die Kolonie einschmuggeln und begründete so den bis heute
andauernden Anbau des Virginia Tabaks. John Rolfe heiratete übrigens,
dies nur am Rande, im Jahre 1614 die Häuptlingstochter Pocahontas,
die während eines Englandaufenthaltes im Jahre 1616 an den
Pocken verstarb.
Allerdings ist der Virginiaanbau heutzutage nicht mehr nur
auf den namengebenden Staat beschränkt, dieser Tabak wird
in fast allen Ländern in denen man Tabak anbauen kann kultiviert.
Der Virginia ist ein sehr milder Tabak, großblättrig,
in der Farbe goldgelb bis hinein in ein sattes braun, und durch
den hohen Zuckergehalt sehr süß. Er bildet oftmals
den Hauptanteil beim Pfeifentabak, manche Pfeifentabaksorten
bestehen sogar aus reinem Virginia ohne jegliche andere Beimischungen.
Beim Rauchen solcher reiner Virginias ist aber eine gewisse Vorsicht
angesagt, dieser Tabak raucht sich sehr schnell zu heiß
und beginnt dann unangenehm auf der Zunge zu beißen.
Als beste Qualität wird im allgemeinen der Bright Virginia,
ein sehr helles Blattgut, angesehen, er bildet oftmals die Grundlage
mancher ausgezeichneter Mixtures. Eine andere, ebenfalls sehr
gute Qualität aber etwas kräftiger und herber im Geschmack
ist der dark fired Virginia, auch ihn finden wir in vielen Pfeifentabaksorten
wieder.
- nach oben -
Der Burley
Im Jahre 1864 wurden auf dem Feld eines Tabakpflanzers in
Ohio/USA mutierte Tabakpflanzen festgestellt. Es handelte sich
um eine ganz spezielle Mutation die einen Chlorophyllmangel erzeugte.
Bedingt durch diesen Mangel zeigten sich aber dann doch verschiedene
negative Aspekte: geringere Widerstandsfähigkeit gegenüber
Krankheiten, reagieren auf extreme Witterungseinflüsse und
ein verlangsamtes Wachstum.
Dennoch wurde diese Pflanze, der man den Namen Burley gab,
ein sehr wichtiger Basistabak für Mixtures mit vornehmlich
amerikanischen Charakter, wir finden Burleyanteile aber auch
in mancherlei dänischen Mixtures.
Burley Tabak wird, ebenso wie
der Virginia, inzwischen in aller Welt angebaut, sogar in der
Schweiz (auf einer Fläche von insgesamt 583 Hektar) wie
der Schreiber dieser Zeilen bei der Recherche festgestellt hat,
die Anbaufläche in Deutschland beträgt etwa 964 ha
(1999). Die amerikanischen Anbaugebiete sind Kentucky und Tennessee.
Es werden zwei Burley-Sorten unterschieden: der White Burley
und der Kentucky Burley, Ersterer ist leichter und süßer,
der Andere schwerer und kräftiger. Die Farbe dieses Tabaks
reicht vom hellen braun bis in dunkelbraune Töne.
Der Burley Tabak wird nicht Blatt für Blatt wie der Virginia
geerntet sondern die ganze Pflanze die dann in einem Trockenschuppen
getrocknet (air-cured) wird, dieser Vorgang dauert etwa 1 bis
2 Monate.
Burley ist etwas locker-schwammig und sehr saugfähig
daher besonders gut als natürlicher Aromaträger geeignet,
sein kakao-oder schokoladenartiges Eigenaroma mag zwar nicht
Jedermanns Sache sein aber vielen guten Mixtures gibt der Burley
den entscheidenden perfekten Schliff.
Um dieses schokoladige Aroma noch zu steigern wird der Burley
von vielen Tabakpflanzern noch geröstet: Die Blätter
werden auf einer Schnur aufgefädelt und über einem
Feuer erhitzt. Dieser Tabak kann, wie der Virginia auch, pur
geraucht werden, er ist etwas kräftig und sein Nikotingehalt
etwas höher als der vom Virginia.
- nach oben -
Der Kentucky
Der Name deutet es schon an, dieser Tabak hat seine ursprüngliche
Heimat in Kentucky/USA, wird aber inzwischen wie so viele Tabaksorten
auch in anderen Ländern angebaut. In Europa zum Beispiel
in Polen und in Italien, in Deutschland dagegen wird er nach
meinen Informationen nicht kultiviert.
Den Kentucky zählt man zu den Würztabaksorten, in
der Farbe ist er dunkelbraun und im Geschmack recht kräftig.
Dieser Tabak wird sehr sorgfältig und nur in geringen Prozentmengen
einer Mischung beigegeben, man rechnet im allgemeinen mit max.
5 Prozent Kentuckyanteil in einer Mixture.
Die Blätter des Kentucky sind relativ groß, harz-
und fettreich, sie werden über einem Holzfeuer aus Ahorn-
Eichen- oder Hickoryholz getrocknet und dabei geräuchert
bzw. geröstet, fire curing genannt, dies gibt ihm seinen
etwas nussigen und schweren Geschmack.
Die Räuchertrocknung des Tabaks haben übrigens die
ersten Siedler von den Indianern gelernt die dieses Verfahren
der Tabakaufbereitung schon seit langen kannten und praktizierten.
Diese Art der Trocknung und Aufbereitung war in früheren
Zeiten die bevorzugte Behandlung des Tabaks, er wurde, unter
anderem, auf diese Art für die langen Schiffstransporte
nach Europa konserviert und gegen die salzhaltige Meerluft widerstandsfähiger
gemacht. Wir kennen solch ein Verfahren der Haltbarmachung und
Geschmacksverbesserung ja bestens vom Rauchfleisch her.
Neben seiner Verwendung als Würztabak ist der Kentucky
ein sehr wichtiger Bestandteil des Kautabaks der allerdings keine
größere Bedeutung mehr hat, aber immer noch von einigen
Firmen hergestellt wird.
- nach oben -
Der Perique
Perique wächst ausschließlich
in einem kleinen Gebiet von Louisiana nahe der Ortschaft St.
James Parish. Alle bisherigen Versuche, den Tabak woanders anzubauen,
schlugen fehl.
In der Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitskriege
lernte der Franzose Pierre Chenet die Weiterverarbeitung des
Rohtabaks von den dort ansässigen Indianern, die die Blätter
pressten und sie im eigenen Saft fermentieren ließen. Er
verbesserte die Methoden der Indianer, worauf der Tabak nach
ihm (Perique = span. Koseform für Pedro, Pierre) benannt
wurde.
Die Tabakblätter werden nach
der Ernte mit Pflaumensaft und Fruchtmark durchtränkt, in
feste Bündel, carottes genannt, gerollt und in hölzernen
Fässern gepresst. Nach einer gewissen Zeit der Fermentation
kommt er an die Luft, wird mit Wasser befeuchtet um anschließend
wieder in den Fässern gepresst zu werden. Dieser Vorgang
wird sechs mal wiederholt.
Der seltene und teure Perique
mit seiner schwarzbraunen Farbe wird als Würztabak vielen
englischen Mischungen und Flakes wie etwa dem Escudo zugesetzt
und verleiht diesen Pfeifentabaken ihr charakteristisches Aroma.
Alle Fotos: www.perique.com
- nach oben -
Der Cavendish
Diese Bezeichnung ist eher eine Aufbereitungsmethode als eine
Tabaksorte. Englischer Cavendish Tabak wird mittels dunklen Virginia-Blättern
oder hitzebehandeltem hellen Virginiatabak heiss bedampft und
unter Druck zur
Reifung gebracht. Dieser Prozess dauert einige Tage bis wenige
Wochen. Je sorgfältiger diese Aufbereitung geschieht, desto
milder wird der Tabak nach Fertigstellung.
Cavendish Tabak kann aus jedem Typ von Grundtabak gefertigt
werden (normalerweise werden Virginia- und Burley- Tabake verwendet)
Englischer Cavendish wird aus reinem Virginia hergestellt, der
vorsichtig aromatisiert wird und unter hohem Druck und Hitze
reifen muss. Dadurch bekommt Englischer Cavendish die dunkle,
fast schon schwarze Farbe.
Andere Sorten, die auch unter dem Begriff "Modern Cavandish"
in den Handel kommen sind generell stark aromatisiert. Der natürliche
Tabakgeschmack wird dadurch stark überdeckt. Diese Aromatisierung
ist auch unter dem Begriff
"Casing" geläufig. Hierbei werden vor allem geschmackfremde
Additive dem Tabak zugeführt. So kommen Zuckerlösungen,
Liköre und andere Aromaflüssigkeiten in den Tabak,
der sich damit vollsaugt. Das Ergebnis ist dann ein tabakfremdes,
süsses, glattes Aroma in der Pfeife. Modern Cavendish hat
meist die Aromen Kirsche, Rum, Schokolade, Erdbeere, Kokosnuss
usw.
- nach oben -
Der Maryland
Auch dieser Tabak hat sein ursprüngliches Anbaugebiet
in den USA, wie der Name sagt in Maryland, wird aber wie so viele
Tabaksorten inzwischen in anderen Ländern der Erde kultiviert,
u.a. in China, der Türkei und in Italien.
Wie an an früherer Stelle schon einmal erwähnt ist
der Marylandtabak eine Unterart des nicotiana tabacum, er hat
die lateinische Bezeichnung: nicotiana tabacum var. macrophylla.
Von diesem Tabak werden zwei Sorten unterschieden: der ungestielte
und der gestielte-kleinblättrige Maryland.
Die Farbe des Maryland reicht vom hellen gelb bis zum dunkelkirschrot,
seine Blätter sind klein, haben ein eigenartiges charakteristisches
Eigenaroma und sind arm an Nikotin. Dieser Tabak findet gerne
als Weichmacher für kräftige und starke Tabaksorten
Verwendung und eignet sich sehr gut als Aromaträger. Maryland
Tabak wird, das sei noch erwähnt, immer an der Luft getrocknet
(air-curing).
Noch etwas Geschichtliches am Rande: In den englischen tabakanbauenden
Kolonien Virginia und Maryland war der Tabak ab dem Jahre 1619
ein gesetzliches Zahlungsmittel, vielfach die einzige Währung
überhaupt. Noch im 18. Jahrhundert galt in Maryland und
in Virginia diese gesetzliche Tabakwährung.
Die Älteren unter den Lesern kennen noch die Zeit nach
dem 2. Weltkrieg als auf dem Schwarzmarkt die sogenannte Zigarettenwährung
ihre Gültigkeit hatte und man dafür nahezu alles erwerben
konnte.
Wenig bekannt ist auch dass im Jahre 1620 englische Siedler auf
Grund der Frauenarmut in den Kolonien das Mutterland um Hilfe
baten. Daraufhin wurden von englischen Geschäftsleuten 90
Jungfrauen nach Virginia geschickt, für eine jede der Damen
wurde 120 bis 150 Pfund Tabak bezahlt.
- nach oben -
Der Orienttabak
...wächst nur in den Ländern an der Ägäis,
am Rande des östlichen Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres.
Die Versuche ihn woanders zu kultivieren brachten nicht den gewünschten
Erfolg und wurden abgebrochen. Darin gleicht der Orient dem Bruyeré,
Erica arborea, aus dem unsere Pfeifen gefertigt sind. Dies kann
auch nicht außerhalb seines natürlichen Wachstumgebietes
kultiviert werden. Der Anteil des Orient an der Welttabakproduktion
beträgt übrigens ca. 8 Prozent.
Den Orient umweht immer ein klein bisschen ein geheimnisvoller
Schleier einer Welt aus Tausend und eine Nacht, man glaubt das
wilde Treiben in einem Basar vor sich zu sehen, verschleierte
Haremsdamen oder würdige, weisbärtige Männer die
Kaffee oder Tee in kleinen Tassen zu sich nehmen und dabei die
Wasserpfeife rauchen. Allerdings wird in einer Wasserpfeife kein
Orient verqualmt sondern ein weitaus stärkerer Tabak.
Orienttabak ist eine sehr kleinwüchsige Pflanze, dies
ist wohl dadurch bedingt dass dieser Tabak auf sehr nährstoffarmen
Böden wächst.Während Burley oder Virginia Tabak
die stattliche Höhe von bis zu 2 m und noch darüber
erreichen können wird der Orient nur ca. 30 bis 40 cm hoch,
seine Blätter sind dementsprechend klein, zwischen 2 und
10 cm lang. Das Blatt einer Virginia Pflanze kann dagegen bis
zu 40 cm lang werden. Orienttabak wird immer an der Sonne getrocknet
(sun curing), meistens über einen Zeitraum von 14 - 21 Tagen,
dann wird der Tabak in Ballen verpackt und reift in diesen nach.
Orienttabake sind hellgelb bis grüngelb, manchmal auch
bräunlich mit einem Stich ins orangene und zeichnen sich
nicht nur durch einen sehr niedrigen Nikotingehalt sondern auch
durch ihre milde und unvergleichliche Süße aus. Bedingt
dadurch eignen sie sich hervorragend als Mischungsbeigabe, aber
selbstverständlich kann man sie auch pur in der Pfeife rauchen.
Allerdings sind diese Tabake recht teuer und werden daher bei
der Herstellung von Pfeifentabak nur in sehr geringen Mengen
verwendet. Der Hauptanteil des Orients geht in die Produktion
von Zigaretten. Teuer deshalb weil die Ernte der Blätter
nicht maschinell wie beim Virginia oder Burley, sondern per Handarbeit
gemacht werden muss.
Die besten und begehrtesten Qualitäten dieses Tabaks
werden in den Berglagen, djebel genannt, angebaut, aber auch
die mittleren Hanglagen, Yakka, liefern sehr gute Qualität.
Die Lagen des Flachlandes dagegen sind in ihrer Güte nicht
so hervorragend wie die zuerst genannten. Pro ha werden übrigens
in der Regel 100000 Pflanzen aufgezogen. Der Ertrag liegt zwischen
13 und 20 dz pro ha.(Quelle: Veröffentlichungen der EG.)
Beim Orienttabak werden innerhalb der EG verschiedene Sorten
oder Manipulationen kultiviert:
Basmas: diese Sorte gilt als der König des Orienttabaks,
er wird hauptsächlich in Griechenland angebaut, dann noch
der Katerni und der Kaba Koulak. Aus der Türkei stammt der
Izmir, früher Smyrna genannt, ein kleinblättriger,
sehr würziger Orient, ebenfalls ein sehr begehrter und qualitativ
hochstehender Orienttabak.
- nach oben -
Der Latakia
Benannt wurde dieser Würztabak nach dem nord-syrischen
Dorf Lattaquie´, in dessen Gegend er angebaut wird und
in dem er durch Zufall zum ersten mal seinen charakteristischen
Geschmack erhielt.
Nach der Ernte hängten die dortigen Bauern den Überschuß
ihrer Ernte nach dem Trocknen an der Sonne in ihren Hütten
auf, wo er durch das Herdfeuer im wahrsten Sinne des Wortes geräuchert
wurde und die Küchengerüche in sich aufnahm. So entstand
ein neuer, bisher unbekannter Tabakgeschmack, der schnell aufgrund
seines würzig-rauchigen Aromas bekannt wurde.
In den meisten englischen Mixtures, wie etwa Dunhills Nightcap,
Early Morning Pipe, aber auch in dänischen Tabaken, wie
Kong Frederick IX Blanding, wird er in unterschiedlichen Mengen
beigemischt und ergibt das oft genannte "Pferdestallaroma"
dieser Tabake.
- nach oben -
Der Java
...wird auf den Großen Sunda Inseln Sumatra, Java und
Borneo angebaut. Politisch gehören diese Inseln zum größten
Teil zu Indonesien, sie waren aber Jahrhunderte lang eine holländische
Kolonie.
Aus diesem Grunde war es für die holländischen Tabakhersteller
natürlich besonders günstig, Javatabak zu importieren
und zu verarbeiten. Dies mag wohl ein Grund sein, warum der Java
zum wichtigen Bestandteil der traditionellen holländischen
Mixtures geworden ist.
Unter holländischer Mischung versteht der Tabakkenner
eine würzige, aber durchaus kräftige, naturbelassene,
also ohne künstliche Aromasubstanzen hergestellte Tabakmischung
die sich durch einen guten Abbrand noch besonders auszeichnet.
Auf der Insel Java liegt im Dreieck zwischen Ponorogo, Kediri
und Tulungagung der bergige Besuki Distrikt, das beste und berühmteste
Anbaugebiet für den Java Tabak. Aber auch die Anbaugebiete
von Loemadjang und Madoera liefern erstklassige, qualitativ hochstehende
Blätter.
Insgesamt wird in Indonesien auf einer Fläche von ca.
220000 ha Tabak angebaut, ca. 5 Millionen Menschen verdienen
direkt oder indirekt ihr Geld mit dem Tabak.
Java Tabake sind mild und weich, dabei aber recht würzig,
sie werden naturbelassen und sind, wie schon angedeutet, aus
holländischen Mixtures nicht wegzudenken. Da sie eine ganz
hervorragende Glimmfähigkeit besitzen, sind sie auch oder
gerade desswegen für einen Neuling im Pfeiferauchen besonders
empfehlenswert. Anzumerken sei noch, dass dieser Tabak auch pur
geraucht werden kann.
Javatabak wird aber nicht nur als Misch-und Würztabak
im Pfeifentabak verwendet sondern zum größten Teil
in der Zigarrenherstellung, dort hauptsächlich als Deckblatt.
- nach oben -
|