Tabakgeld
Joachim Acker
Der Begriff "Geld" stammt aus dem gemeingermanischen
Wort gelt: ahd.: gelt; asächs: geld; got: gild; aengl: gield;
aisl: gjald, und bdeutete in seinem ursprünglichen Sinn:
Zahlung, Tribut, Opfer, Abgabe. Diese Begriffe weisen auf die
einstige Verwendung im kultisch-rechtlichen Bereich hin. Seine
Bedeutung als "geprägtes Zahlungsmittel" erhält
das Wort erst im 14. Jahrhundert. Münzgeld so wie wir es
kennen und im täglichen Leben verwenden gibt es seit etwa
Mitte des 7. vorchr. Jahrhunderts. Die ersten Metallmünzen
wurden in Griechenland und im kleinasiatischen Lydien aus Elektron,
einer Legierung aus Gold und Silber im Verhältnis 3:1, geprägt.
Das Papiergeld entwickelte sich im Mittelalter, genauer gesagt
im 16. Jahrhundert, und diente zuerst als Ersatz oder Nachweis
für ein hinterlegtes Münzgeld oder als Zahlungsverpflichtung.
Wie das Geld letztendlich entstand wissen wir nicht mit größter
Sicherheit, können aber mit Recht annehmen daß es
sich aus dem Bedürfnis nach einem Wertmaßstab der
qualitative Beurteilungen und Vergleiche zuließ entwickelte.
Wir können mehrere Arten des Geldes unterscheiden:
Schmuckgeld: Ringe aus seltenen Metallen, Feder, Muscheln
usw. Die Kaurimuschel "Cypraea moneta" diente bis ins
19. Jahrhundert in manchen Ländern Asiens und Afrikas als
Zahlungsmittel.
Nutz- oder auch Naturalgeld: Darunter versteht man
Nahrungs und Genußmittel die ebenfalls wegen ihrem Wert
als Tausch und Handelobjekte sehr hochwillkommen waren, Salz,
Gewürze und Tabak z.B. Eine besondere Form des Naturalgeldes
war das Viehgeld das bei viehzüchtenden Völkern Verwendung
fand. Das lateinische Wort: "pecunia" für Geld
wird auf "pecus" = Vieh zurückgeführt. Oftmals
wurde in die Münze das Abbild eines Tieres eingeschlagen,
und deutet so zurück in Zeiten als im Handel der Wert eines
Tieres der Maßstab und die Richtschnur war.
Später kamen dann noch das
Metallgeld und Papiergeld dazu, auch sie sind,
wenn man so will, eine erweiterte und modifizierte Form des Tauschhandels.
In der neuesten Zeit kommt noch das Plastikgeld, Kreditkarten,
hinzu.
Das Tabakgeld gehört in die Reihe der Naturalgelder
und war in früheren Zeiten in vielen Ländern der Erde
weit verbreitet, so z.B. in Afrika, auf pazifischen Inselgruppen
und in Amerika. Eingeführt wurde es oftmals von den europäischen
Händlern und Kolonisten die Tabak als Tauschobjekt für
andere Güter die sie mitgebracht hatten, oftmals wertloser,
billiger Plunder, erhielten.
In den amerikanischen Kolonien Virginia und Maryland wurde
der Tabak im Jahre 1619 zum Hauptwährungsmittel erklärt,
im Handel mit den Indianern spielte dieses Tabakgeld oder Währung
eine sehr große und wichtige Rolle, die bis ins 18. Jahrhundert
hinein seine Gültigkeit bewahrte. Die von den Tabakaufkäufern
ausgestellten Quittungen über angelieferten Tabak wurden
überall im Lande als Zahlungsmittel anerkannt. Derjenige
der eine solche Quittung besaß konnte sie jederzeit in
irgendeinem Handelshaus gegen andere Güter einlösen.
Im Jahre 1620 war die Frauenarmut in einigen amerikanischen
Kolonien so groß daß die Siedler einen Hilferuf an
die englischen Geschäftsleute und Tabkhändler im Mutterland
richteten. Von dort wurden dann 90 Jungfrauen, die sich freiwillig
auf dieses Abenteuer einließen, nach Virginia geschickt
und dort für 120 bis 150 Pfund Tabak verkauft.
Von Peter Rosegger dem Heimatdichter wissen wir daß
er 1848 in einer Schule den Kindern versuchte Lesen, Schreiben
und Rechnen beizubringen, als Entlohnung erhielt er Essen und
Tabakgeld.
Auch in einer alten Sage finden wir das Tabakgeld wieder:
Drei Karrer: der Jager, der Balzer und der Wendl errichteten
im felsigen Revier unterhalb Karres insgeheim eine Tabakpflanzung,
um das Tabakgeld für die vielen Steuerlasten beiseite legen
zu können.
Da sie nun gelegentlich mit dem Dungkorb am Rücken dorthin
kamen, saß ein Zwerg auf der Felsplatte. In der Hand hielt
er einen Stab und zeigte damit gerade auf die letzte Seite eines
dickleibigen Buches. Die Männer befragten ihn nach dem Zweck
seines Hierseins. Er antwortete orakelhaft: "Jetzt haben
wir lei mehr eine Seite, dann werd ich abgelöst!" Damit
verschwanden Zwerg und Buch und die drei, die unter den drückenden
öffentlichen Abgaben ihrer Zeit zu leiden hatten, deuteten
diese Erscheinung als den baldigen Anbruch der so sehr ersehnten
"Neuen Zeit", von der sie sich viel viel Besseres erhofften.
Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936,
Seite 49
In den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es
die sogenannte "Zigarettenwährung". Mit vornehmlich
amerikanischen Zigaretten konnte damals so ziemlich alles erhandelt
und erworben werden was es auf dem Schwarzmarkt gab. Erst mit
der Währungsreform 1948 verschwand diese Zweitwährung
von der Bildfläche.
Auch heute noch öffnet eine Schachtel Zigaretten oder
eine Dose Tabak manchen sonst verschlossenen Weg.
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