Mein erster Eigenbau

Willi Albrecht

 

Irgendwann im Herbst kam ich auf die Idee, mir eine eigene Pfeife anzufertigen. Diese vorgebohrten Bruyere-Kantel waren mir schon oft beim Pfeifenhändler aufgefallen, aber nie hatte ich genug Mut besessen, einen zu kaufen und mich in die Werkstatt zu verkriechen.

Jetzt sollte es aber sein, der Zeitpunkt war gekommen. Für ca. 15 Euro suchte ich mir ein Stück Holz mit, im 90-Grad-Winkel, angepaßten Mundstück aus dem reichhaltigen Angebot bei Peter Heinrichs und saß nun mit dem unförmigen Ding grübelnd an meinem Schreibtisch. Da soll eine Pfeife drin versteckt sein? Ich drehte und wendete das Holz und versuchte mir vorzustellen, wie ich es schaffen könnte, ein halbwegs rauchbares Gerät aus seinem Innern hervorzulocken.

Plötzlich hatte ich die Idee. Ich nahm eine Billard aus meinem Schrank, legte sie auf das Holz und zog mit einem Bleistift die Umrisse des Kopfes nach. Das sollte mir als Anhaltspunkt genügen. Nun half kein Grübeln mehr, jetzt mußte gehandelt werden.

In der Werkstatt spannte ich die Bohrmaschine in den Schraubstock und setzte einen Schleifteller mit einem groben Papier ein. Ich redete mir noch einmal Mut zu und begann vorsichtig das überschüssige Holz entlang meiner Skizze wegzuschleifen. Das ging eigentlich ganz gut und der Kantel nahm bald eine Form an, die entfernt an eine Pfeife erinnerte.

Mit einer Schraubzwinge hatte ich am Arbeitstisch ein zurechtgefeiltes Stück eines Besenstiels befestigt, das mit einem Lappen umwickelt in den Kopf passte. So hatte ich einen Arbeitsgriff um die unzugänglichen Stellen mit verschiedenen Raspeln und Feilen zu bearbeiten. Die Werkzeuge und Schleifpapiere wurden im Laufe der Zeit immer feiner um die herausgearbeitete Form nicht durch einen ungeschickten Handgriff zu zerstören. Nach ca. 4 Stunden harter und spannender Arbeit setzte ich das Mundstück an und verschachtelte es mit dem Holm mittels eines Streifens Schmiergelpapiers. Die grobe Arbeit war getan, es lag tatsächlich eine Billard vor mir.

Nun begann der schönere Teil der Arbeit, das Feinschleifen. Immer wieder prüfte ich mit den Fingern, ob noch irgendwo eine Delle oder eine leichte Erhebung war, die es auszugleichen galt. Zwischendurch betrachte ich immer wieder mein Werk von allen Seiten, ob es auch symetrisch war. Noch war Zeit, um eventuelle Änderungen vorzunehmen.

Nachdem ich irgendwann mit der Form zufrieden war, glättete ich das Holz mit 800er bis 1000er Nassschleifpapier, das ich zwischendurch immer wieder in Wasser tauchte. Jetzt ließ ich das Holz ersteinmal über Nacht trocknen und gab ihm am anderen Tag den letzten Schliff.

Das Mundstück bearbeitete ich von außen wie im Artikel "Gebrauchte Pfeifen" beschrieben. Zum Schluß bekam mein erster Eigenbau noch eine Politur mit Carnauba-Wachs, wodurch die erstaunlich gute Maserung kräftig hervortrat. Ich hatte meine erste selbstgemachte Pfeife in der Hand, ein erhebendes Gefühl.

Einen Designwettbewerb kann ich damit bestimmt nicht gewinnen, aber für jeden einigermaßen handwerklich geschickten Pfeifenraucher ist diese Arbeit auf jeden Fall empfehlenswert.

Durch den Erfolg angestachelt, erwarb ich kurze Zeit später einen weiteren Kantel und begann aufs neue. Hier lernte ich dann die Enttäuschung kennen, die wohl auch jeder Profi oft erfahren mußte. Kurz bevor die Form endgültig fertig war, taten sich zwei Einschlüsse auf, die immer größer wurden, je mehr ich versuchte, sie wegzuschleifen.

Ich sah also bei der Entstehung zweier Spots zu und konnte nichts dagegen tun. Da aber auch diese Fehlstellen zum Naturmaterial Bruyere dazugehören, fand ich mich schnell damit ab und am Rauchverhalten ändern sie eh nichts.