Gedanken zum Rauch

Joachim Acker

ein kleiner Streifzug durch die Geschichte des Rauches in Religion, Heilkunde und Alltagsleben

13. Und von ihrem Gott ergriffen
Hub sich jetzt die Seherin,
Blickte von den hohen Schiffen
Nach dem Rauch der Heimat hin.
Rauch ist alles irdsche Wesen,
Wie des Dampfes Säule weht,
Schwinden alle Erdengrößen,
Nur die Götter bleiben stet.
Um das Roß des Reiters schweben,
Um das Schiff die Sorgen her,
Morgen können wirs nicht mehr,
Darum laßt uns heute leben!

Friedrich Schiller: Das Siegesfest. (1803)

Es ist ein vielschichtiges, weitverzweigtes Thema an das wir uns nun heranwagen wollen. Und oft gebietet es das bessere Verständnis daß wir uns auf abseitige Wege begeben, Wege die mit dem eigentlichen Thema nur entfernt zu tun haben aber dennoch für den Zusammenhang wichtig sind.

Laßt uns nun also, geneigter Leser, die Pfeifen mit einem edlen Kraut füllen, sie anzünden und uns gemütlich im Sessel zurücklehnen, den Rauchwolken nachschauen und einen kleinen Streifzug hinab in die Tiefe des Brunnens der Vergangenheit machen, zurück zu den Anfängen der Feuernutzung.

Wie lange der Mensch das Feuer schon kannte und nutzte darüber kann uns die Archäologie eine Antwort geben. In Europa finden wir die ältesten Zeugnisse menschlicher Feuernutzung ab dem Altpaläolithikum. Vérteszöllös in Ungarn, von dort kennen wir aufgeschlagene und verbrannte Tierknochen; Torralba in Spanien, dort wurde ein Holzspeer mit einer im Feuer gehärteten Spitze gefunden und eine Brandstelle mit organischen Substanzen in den archäologischen Schichten von Swanscombe in England sollen als Beispiele des allerfrühesten Feuergebrauchs durch den Menschen dienen. Die chinesische Fundstelle Chou-k´ou-tien, der man ein Alter von rund 500.000 Jahren zuschreibt habe ich in einem anderen Artikel (Gedanken zum Feuer) schon einmal erwähnt.
Unklar ist allerdings, und wird es auch bleiben, ob die frühen Menschen nur Feuerbewahrer oder schon Feuererzeuger waren. Die ersten Nachweise einer möglichen intentionellen Feuererzeugung finden wir erst im Mittelpaläolithikum. In der Grotte de l´Hyène bei Arcy-sur-Cure in Frankreich wurde eine Schwefelkiesknolle (Pyrit) gefunden die darauf hindeutet daß mit ihr Feuer geschlagen wurde. Zu beweisen ist diese Vermutung allerdings nicht weil eindeutige Spuren fehlen.

Wir wissen aus vielerlei Sagen und Mythen daß die Menschen das Feuer als von den allmächtigen Göttern kommend betrachteten. Oftmals wurde es durch Raub und kühne List den Göttern entwendet um fortan den Menschen dienbar zu sein. Wir kennen alle die Sage von Prometheus der durch List den Göttern das Feuer entwendete, es zu den Menschen brachte und dafür, aber auch noch für andere Taten, bestraft wurde. Die Indianer Nordamerikas erzählten sich die Geschichte vom Raben der ins Dorf der Tiere ging und dort das Feuer stahl und zu den Menschen brachte. Und bei den Indianern Südamerikas ist die Geschichte von den feuerbesitzenden Geiern die Rede denen es ein alter Mann entriß und in den Stamm der Tanne einschloß. Daher brennen diese Bäume besonders gut.
Nun, wir wollen nicht zu weit abschweifen und wieder zurück kommen zum eigendlich Thema.

Stellen wir uns einmal eine Gruppe von Urmenschen vor wie sie um ein wärmendes Feuer geschart eng beieinander sitzen. Einer der Gruppe kommt mit frischen Hölzern und Gestrüpp zurück, wirft alles ins Feuer. Rauch steigt auf, aber diesmal nicht in den Augen beißend und stechend wie zuerst sondern anders, aromatisch riechend und irgendwie wohltuend, vielleicht auch beruhigent.
Archäologisch faßbar, beweisbar ist dies Geschehen freilich nicht, aber so oder so ähnlich wird es sich sicherlich ereignet haben. Möglicherweise begannen dann die frühen Menschen gezielt nach solchen wohlriechenden Kräutern oder Hölzern zu suchen und gaben dieses neue Wissen von Generation zu Generation weiter.
Im Laufe ihrer Geschichte begannen dann die Menschen zudem für die vielen unerklärlichen Begebenheiten in der Natur eine Ursache und einen Namen zu suchen. Es entstand die große, beinahe unüberschaubare Welt der Götter und der Dämonen und damit auch ihre Verehrung in kultischen Handlungen. In vielfältigen und geheimnisvollen Ritualen in denen das Feuer eine Hauptrolle spielte wurde den Göttern Gaben dargeboten. Auf Feueraltären wurden Lämmer und Ziegen den Göttern als Geschenk, als Buße für begangene Untaten, als Sühne dargebracht. Kräuter und harzreiche Gewächse: aromatisch duftender Weihrauch, Myrrhe, das Holz der Zeder, Thymian und noch vieles an Räucherwerk mehr wurden auf den Altären verbrannt und stiegen als Rauchopfer, den Göttern zum Wohlgefallen, in den Himmel empor.

 

Der Rauch als Opfergabe

Das Rauchopfer mit Spezereien.

Das älteste uns bekannte schriftliche Zeugnis eines solchen Rauchopfers finden wir im altmesopotamischen Gilgamesch Epos. Dort berichtet auf der 11. Tafel Utnapischtim über das Ende der Flut und sein Dankopfer an die Götter:

"ließ ich hinaus in die vier Winde,
und bracht ein Opfer.
Trankspende goß ich auf des Berges Gipfel,
je sieben Räucherschalen stellt´ ich hin.
Und füllte Süßrohr, Zeder und Myrte ein.
Die Götter aber rochen ihren Duft,
sie rochen süße Düfte.
Es scharten sich den Fliegen gleich
die Götter um den Opferspender".

 

Gilgamesch Epos Tafel 11 Zeile 155-162

In diesem Vers kommt sehr deutlich zum Ausdruck daß nicht der Rauch selber sondern der Duft des Verbrannten den Göttern wohlgefällig war. Gleichwohl spricht man aber in der Literatur nicht von Duft- sondern von Rauchopfer.

Sehr bald wurde das hocharomatische Harz des Weihrauchs das neben den Tieren am meisten geopferte Gut auf den Altären der alten Hochkulturen im Raum des fruchtbaren Halbmondes.
Weihrauch (Olibanum) wird aus dem milchähnlichen Saft (daher auch olibanum, vom hebräischen lebonah, "Milch" ) der Weihrauchbäume (Boswellia-Arten) gewonnen. Die Rinde der Bäume oder Sträucher wird eingeritzt, der herausträufelne Saft erstarrt bald an der Luft zu Körnern die beim erhitzen einen sehr aromatischen, ganz charakteristischen Duft von sich geben.
Vom Weihrauchland Punt, dessen genaue Lage nicht genau zu lokalisieren ist, zog sich einst die Weihrauchstraße, eine der ältesten Handelstraßen in der Geschichte der Menschheit, bis zum Mittelmeer hoch. Von den dortigen Häfen aus wurde dieses begehrte Gut in alle damaligen Länder verschifft und gehandelt. ( Anmerkung 1)
Herodot erwähnt in seinen Schriften daß beim großen Baal Fest in Babylon für 1000 Talente Weihrauch geopfert wurden. (Anmerkung 2)
In die Geschichte eingegangen ist eine große Expedition die von der ägyptischen Pharaonin Hatschepsud (Regierungszeit etwa 1478 - 1458) ins Land Punt durchgeführt wurde. In der Punthalle im Terrassentempel Deir el Bahari befinden sich Inschriften die einen genauen Bericht dieser Reise geben:
Ein Auszug davon lautet wie folgt:

"...Die Fahrt auf dem Meere. Glückliche Abreise nach Tanurer (etwa = Orient). Glückliche Ankunft der Soldaten des Herrn der beiden Länder (Unter- und Ober-Ägypten) im Lande Punt. Gemäss der Anordnung des Götterherrn Ammon, des Gebieters von Nestaui in Theben, um herbeizuführen für ihn die Kostbarkeiten aus dem ganzen Lande, nach der Grosse seiner Liebe... Die Königin Makara (Hatschepsut) hat es ausgeführt für ihren Vater Ammon Ra. Nichts dem Ähnliches ist unter einem andren Könige geschehen in diesem Lande jemals... Ein mächtiges Gebiet des Gotteslandes... das die Ägypter nur vom Hörensagen kennen...

Man nimmt Weihrauch, so viel man will, und beladet damit die Schiffe nach Wohlgefallen. Da gibt es Bäume frischen Weihrauchs und alle möglichen schönen Dinge... Die Bewohner von Punt wissen von den Ägyptern nichts... Unter den früheren Königen wurden seine Produkte von einem zum andren gebracht seit der Zeit der Ra... (Die Bewohner von Punt fragen:) Wie seid ihr in dieses den Menschen unbekannte Land gelangt? seid ihr auf dem Himmelspfade gekommen, oder seid ihr zu Wasser über das grosse Meer des Götterlandes gefahren?"
(Anmerkung 3)

Der Weihrauch war nicht nur wichtiger Bestandteil des religiösen Lebens der alten Ägypter sonder fand auch in der Mumifizierung ihrer Verstorbenen Verwendung. In den Gräbern und Mumien der Pharaonen wurden oftmals die Überreste von Weihrauchbeigaben gefunden. So zum Beispiel in dem berühmten Grab des Tutanchamun im Tal der Könige. (Anmerkung 4)

Weihrauch war mit ein wichtiger Bestandteil der Salböle mit denen der Körper eingerieben wurde. Ausgehend von der Vorstellung daß der Ägypter den Lebenshauch durch die Nase aufnimmt, wurden duftenden Substanzen als regenerierend und belebend betrachtet und dementsprechend auch verwendet. Aber nicht nur das: Weihrauch und den anderen Stoffen (Myrrhe, Öle, Harze, Fette und Bienenwachs), die bei der Mumifizierung verwendet wurden schrieb man auch eine konservierende Wirkung zu.
Einen Bericht von Plutarch zufolge opferten die Ägypter dreimal am Tag, morgens, mittags und abends der Sonne Weihrauch.

Die Israeliten machten in Ägypten vermutlich Bekanntschaft mit dem Rauchopferritus und übernahmen ihn in ihren eigenen Kult. Im Alten Testament wird oftmals auf das Rauchopfer und den verwendeten Weihrauch Bezug genommen.
Im Buch Exodus wird die genaue Anleitung zum Bau eines Räucheraltares gegeben:

"Mache eine Statt, eine Räucherstatt für Räucherwerk,
aus Akazienholz sollst du sie machen,
eine Elle in der Länge, eine Elle in der Breite,
geviert sei sie,
und zwei Ellen in der Höhe,
ihre Hörner aus ihr,
überschale sie mit reinem Gold,
ihr Dach, ihre Wände ringsum, ihre Hörner."

Im Tempel zu Jerusalem stand vor den Stufen die zum Allerheiligsten führten ein goldener Rauchopferaltar auf dem Morgens und Abends Weihrauch und andere aromatische Gewächse verbrannt wurden. So wie es der Allmächtige im Exodus Buch befohlen hatte:

Und der Herr sprach zu Mose:
Nimm zu dir Spezerei: Balsam, Stakte, Galban und reinen Weihrauch, von einem soviel wie vom andern,
Und mache Räucherwerk daraus, nach der Kunst des Salberbereiters gemengt, daß es rein und heilig sei. Exodus 30 Vers 34 und 35

Wir alle kennen zudem aus dem Neuen Testament die Geschichte der Heiligen Dreikönige die dem neugeborenen Kind Gold, Weihrauch, und Myrrhe als Geschenk darbringen.

Myrrhe, eine körnige Substanz ähnlich dem Weihrauch, wurde gleich wie dieser aus dem Saft bzw. dem Harz eines Baumes (Balsamodendron Myrrha) gewonnen und wurde im Rauchopferritual ebenfalls sehr gerne und in großen Mengen verwendet.
Neben dem Weihrauch und der Myrrhe fand auch der Thymian Verwendung. Der Thymian, er gehört zur Pflanzenfamilie der Lamiaceae (Lippenblütengewächse) ist eine sehr aromatische Pflanze die nicht nur zum Räuchern verwendet wird sondern auch als Gewürzkraut in der Küche sehr beliebt ist.
Über die Herkunft des Namens herrscht übrigens Unklarheit, es ist nicht sicher ob der Name vom griechischen >thymos< Mut oder vom ebenfalls griechischen >Thymiama< Rauchopfer hergeleitet wird. Möglich ist auch eine Abstammung aus dem ägyptischen >tham<, eine Pflanze die zur Mumifizierung verwendet wurde.

Auch im griechischen Opferkult wurde mit dem Räuchern von Weihrauch, Myrrhe und anderen Spezereien versucht die Götter gnädig zu stimmen, um etwas bestimmtes zu bitten oder um einen Dank auszusprechen.
Homer erwähnt in der Ilias und auch in der Odyssee weder den Weihrauch noch Myrrhe wohl aber die Verwendung der Gerste als Rauchopfergabe:

Nestor, der Alte, beginnt nun mit Wasser und Gerste. Er betet
lang zu Athene und wirft dann als Erstes die Haare vom Schädel
opfernd ins Feuer. Da flehen nun alle und werfen die Gerste.

Odyssee 3. Gesang Zeile 445
(Die Haare vom Schädel- gemeint ist der Opferstier)

Die Römer opferten ebenfalls an Räucheraltären ihren Göttern. Dies bezeugen unter anderem zwei marmorne Votivreliefs die in Virunum (Zollfeld bei Klagenfurt in Kärnten) gefunden wurden. Auf beiden Reliefplatten wird der Göttin Nemesis, die neben dem Altar steht, geopfert. Der Opferbringende hat eine kleine Weihrauchkugel in der Hand und bringt sie auf dem Altar der Göttin dar
Daß die Römer mit dem doch sehr kostbarem Weihrauch nicht gerade sparsam umgingen bezeugt Plinius der Ältere. Im 12. Buch seiner Historien beschreibt er die Begräbnisfeierlichkeiten zu Ehren der verstobenen Gemahlin des Nero Poppäa: Nero opferte mehr Weihrauch als Arabien in einem Jahr liefern konnte.

Die christliche Kirche übernahm schließlich den Brauch des Räucherns mit Weihrauch, aus dem Rauchopferaltar wurde der Weihrauchkessel der bei den heiligen Handlungen in der Kirche nach einem genauen Plan geschwenkt wurde und den Duft des Weihrauchs im ganzen Gotteshaus verteilte.

Das Brandopfer

Daß im Altertum die Tieropfer Nachfolger der Menschenopfer waren möchte ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen und erörtern, es würde eindeutig zu weit führen. Ich möchte auch das Tierbrandopfer nicht zu weit ausdehnen, sondern nur das wichtigste zum Verstehen mitteilen.

In allen alten Kulturen der Antike wurde Tiere, Schafe, Lämmer, Ziegen und Rinder geopfert, und ihr Fleisch auf Altären verbrannt. Auch hier sollte, wie im Rauchopfer mit Spezereien, ein günstiger Einfluß auf die Götter genommen werden.
Ob der Gestank des verbrennenden Fleisches dabei die Götter erfreute wage ich allerdings beinahe zu bezweifeln.
Mitteleuropäische prähistorische Brandopferplätze liegen sehr oft unter freien Himmel, auf Berghöhen oder an besonders charakteristischen Naturdenkmälern, oftmals auch an Mooren oder Seen. Die ältesten Brandopferplätze die man in Europa kennt sind aus der Bronzezeit (um 1800 v.u.Z.), die jüngsten aus der römischen Kaiserzeit (200 n. Chr.). Der größte Brandopferplatz ist der vom Langacker in Reichenhall, ein 4 m Hoher und an die 32 m langer Hügel aus verbrannten Tierknochen.
Zu einem solchen Platz gehört ein Altar auf dem die Tiere den Flammen übergeben wurden. Dies kann ein geeigneter Stein, eine ebene Fläche oder auch eine gemauerte Stelle gewesen sein. Meistens aber, wie schon erwähnt unter freien Himmel. Als dann in späterer Zeit Tempel errichtet wurden nahm man oftmals den Brandopferplatz mit hinein in den Tempel.
In der Nordhalle des Erechtheion in Athen, erbaut zwischen 421 und 406 v.u.Z., befinden sich die Reste eines Rauchopferaltares, was darauf aber geopfert wurde kann man Heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Da aber die eigentlichen Rauchopferaltäre säulenartig waren lassen die großen viereckigen Überreste des Altars die Vermutung aufkommen daß es sich hier um einen Altar zum Opfern von Tieren handelte.

In den Schriften Homers, Ilias und Odyssee, finden wir sehr viele Stellen bei denen Tiere den Flammen übergeben und geopfert wurden. Sehr präzise und genau schildert der Dichter dabei den Opferritus:

420 Sondern er nahm sein Opfer, und häuft' ihm unnennbare Drangsal.
Aber nachdem sie gefleht, und heilige Gerste gestreuet;
Beugten zurück sie den Hals, und schlachteten, zogen die Haut ab,
Sonderten dann die Schenkel, umwickelten solche mit Fette
Zwiefach umher, und bedeckten sie dann mit Stücken der Glieder.
425 Dies verbrannten sie alles, gelegt auf entblätterte Scheiter;
Wendeten dann durchspießt die Eingeweid' an der Flamme.
Als sie die Schenkel verbrannt, und die Eingeweide gekostet;
Schnitten sie auch das übrige klein, und steckten's an Spieße,
Brieten es dann vorsichtig, und zogen es alles herunter.
430 Aber nachdem sie ruhten vom Werk, und das Mahl sich bereitet;
Schmausten sie, und nicht mangelt' ihr Herz des gemeinsamen Mahles.
Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war;
Jetzo begann das Gespräch der gerenische reisige Nestor:
Atreus Sohn, ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon: Ilias II Gesang

 

Oder wie es der Fabeldichter Hagedorn in etwas anderen Worten umschreibt:

der opferbrand wird angeschürt;
die priester stellen sich in reihen.
es wird ein bock herbeigeführt,
den sie mit mehl und salz bestreuen;
man rauft aus seiner stirne haar
und wirft es auf den rauchaltar.
HAGEDORN 3, 128; (Grimm, Deutsches Wörterbuch)

Fassen wir zusammen: Beim Rauchopfer war nicht der Rauch das wirklich Entscheidende sondern der Duft des jeweilig dargebrachten Räuchergutes, sei es nun ein Tier oder eine Pflanze gewesen. Es mag durchaus sein daß Rauchopfer auch einen Sühnecharakter hatten, aber:
"Die ursprüngliche Bedeutung des Rauchopfers kann schwerlich eine andere als die sein, Gott durch solche zu ihm aufsteigenden Wohlgerüche zu ehren." Lehrbuch der hebräischen Archäologie Band 2 Seite 248

Der Rauch in der Heilkunde

Asiatische Philosophie und Heilkunde erfreut sich in unseren Tagen in weiten Gesellschaftskreisen eines regen Zuspruchs. Unter den vielerlei Therapien die uns bekannt sind ist die Aromatherapie weitverbreitet. Bei der Behandlung durch Wohlgeruch werden entweder ätherische Öle oder die uns schon bekannten Substanzen (z.B. Weihrauch) zum Räuchern und Inhalieren verwendet. Gelindert und geheilt werden damit Beschwerden von Atmungsorganen und Frauenleiden, ebenso sollte der Rauch des Weihrauchs gegen die Lepra ein wirksames Mittel sein.
Im Zen Buddhismus hat das Räuchern eine sehr lange Tradition. Im 6. nachchristlichen Jahrhundert wurde durch den Buddhismus das Räuchern in Japan eingeführt. Das >Koh Do< ist eine besondere Form der rituellen, spirituellen Form einer Räucherzeremonie. Sinn und Zweck sollte dabei sein durch aromatische Düfte Geist und Seele zu beruhigen. Unter der Leitung von Zen Mönchen wurden sogar Räucherwettbewerbe abgehalten >Koh-awase< genannt, dabei mußten die Teilnehmer verschiedene Düfte erkennen und selber auch Neue kreieren. Solche Wettbewerbe fanden in totaler Stille statt, denn nur so konnten die schwierigen Aufgaben gemeistert werden.
Räucherstäbchen und diverse Räucherkerzen finden wir zuhauf in jedem gutsortiertem Geschäft daß sich auf Fernöstliches spezialisiert hat.

Daß die Verwendung von Rauch bei der Behandlung von mancherlei Krankheiten schon sehr alt ist wissen wir.

Im altägyptischen Papyrus Ebers (etwa 1568 v.u.Z.) finden wir die ersten schriftlichen Hinweise darauf daß Rauch auch in der Heilkunde Anwendung findet. In diesem Werk wird ein Apparat geschildert der durch das Verbrennen von Stechapfel und Bilsenkraut Rauch erzeugt dessen Einatmung die Atemnot bei bronchialen Beschwerden lindert. ( Anmerkung 5)



Der berühmte griechische Arzt und "Vater der Heilkunde" Hippokrates hat das Einatmen von Rauch zur Linderung und Heilung von verschiedenen Frauenkrankheiten empfohlen. (Anmerkung 6)
Plinius der Ältere erwähnt in seiner »Naturalis historia« daß der Rauch von getrockneten Huflattichblättern (er verbrennt sie auf Zypressenkohle) sehr wirksam gegen veralteten Husten sei. Bei ihm findet sich auch der Hinweis daß der Rauch durch ein Rohr (harundo) eingezogen werden kann. (Buch XXVI.C.VI (Anmerkung 7)
Dioskurides erwähnt das Räuchern von Huflattichblättern zum Heilen von Husten und Schweratmigkeit ebenfalls. (Anmerkung 8)

Tussilago farfara (Compositae) - Huflattich
Das Bechion [Einige nennen es Richion, Andere Petrine, Peganon, Pithion,
Pagonaton, Chamaileuke, Procheton, Arkophyton, Chamaigeiron, die
Aegypter Saartha, die amer Tusilago, Pharpharia, Pustulago, die Bessier
Asa] hat epheuähnliche Blätter, aber grösser, sechs bis sieben, an der Ober-
seite sind sie grün, auf der Unterseite weiss und haben mehrere Ecken,
der Stengel ist eine Spanne hoch. Es entwickelt im Frühjahr eine gelbe
Blüthe, wirft Blüthe und Stengel aber bald ab, weshalb Einige glaubten,
die Pflanze habe weder Stengel noch Blüthe. Die Wurzel ist zart. Es
wächst an Buchen und feuchten Stellen. Seine Blätter mit Honig fein
zerrieben als Umschlag heilen roseartige und alle anderen Entzündungen.
Trocken aber zur Räucherung augezündet hilft es denen, die von trockenem
Husten und Orthopnöe belästigt worden, wenn sie den Dampf mit ge-
öffnetem Munde aufnehmen und herunterschlucken.
Buch 3 Kapitel 116 (126)

Der Huflattich gehört mit zu unserern ältesten Heilpflanzen die in der sogenannten "Volksmedizin" eine wichtige Rolle spielen. Hildegard von Bingen, Paracelsus und Andere sahen im Huflattich das Mittel gegen Lungenerkrankungen schlechthin. (Anmerkung 9)
Weiter erwähnt Dioskurides (neben dem Weihrauch) noch das Aloëholz:

>Das Agallochon ist ein aus Indien und Arabien hergebrachtes Holz, ähnlich
dem Thuja-Holze gesprenkelt, wohlriechend, beim Kosten etwas zusammen-
ziehend zugleich mit einer gewissen Bitterkeit, mit lederartiger und gefleckter
Rinde. Es dient zerkaut und in der Abkochung als Spülwasser zum Wohlgeruch
des Mundes, auch ist es ein Parfüm (Streupulver) für den ganzen Körper.
Es wird statt des Weihrauchs zum Räuchern benutzt. Die Wurzel davon
zu 1 Drachme genommen lindert die Schlaffheit, Schwäche und Hitze des
Magens.> Buch 1 Kap. 21.

Ebenfalls im 1. Buch finden wir die Cypresse nicht nur als Heil- sondern auch als fliegenvertreibendes Mittel:
>Die Cypresse adstringirt und kühlt; ihre Blätter mit süssem Wein und
etwas Myrrhe getrunken helfen bei Blasenrheumatismus, lindern Harnver-
haltung. Die gestossenen Früchte mit Wein genossen erweisen sich
heilsam bei Blutsturz, Dysenterie, Blasenrheumatismus, Orthopnöe und
Husten. Auch ihre Abkochung leistet dasselbe. Mit Feigen gestossen
erweichen sie Verhärtungen und heilen den Nasenpolyp. Mit Essig kräftig
gekocht und mit Lupinen zerrieben ziehen sie krätzige Nägel heraus. Im
Umschlag bringen sie Darmbrüche in Ordnung. Die Blätter leisten das-
selbe. Die Früchte mit dem Laub zum Räuchern angezündet sollen die
Mücken vertreiben.< Buch 1 Kapitel 102.

Dioskurides bezeugt daß auch anorganische Stoffe zum Räuchern verwendet werden:
>Vom Gagatstein soll man den nehmen, welcher sich schnell entzündet und
einen asphaltartigen Geruch hat. Im Allgemeinen ist er Schwarz und dürr,
dabei plattenartig und sehr leicht. Er hat erweichende und zertheilende
Kraft. Zum Räuchern angezündet ist er ein Mittel zur Entdeckung der
Epilepsie, beseitigt auch hysterische Krämpfe. Angezündet verscheucht
sein Rauch Schlangen; auch wird er den Mitteln gegen Podagra und
den stärkenden Salben zugesetzt. Er entsteht in Lykien bei der Mün-
dung eines Flusses ins Meer, es ist dies nahe bei der Stadt, welche
Palaiopolis heisst. Die Gegend und der Fluss aber führen den Namen
Gagos, an dessen Mündung werden diese Steine gefunden.<
Buch 5 Kapitel 145 (146) (Anmerkung 10)

In der Dichtung Hans Sach´s finden wir einen Hinweis wie "Kaltes Fieber" zu behandeln ist:

man must ir (der vom kalten fieber befallenen) wermen ziegelstein,
vil seft zur labung nam sie ein,
ein wachslicht brinnen tete,
ein köstling rauch must man in kamern machen.
H. SACHS dicht. 1, 271, 32 Gödeke; (Grimm, Deutsches Wörterbuch)
Wir wollen uns mit diesen Beispielen begnügen. Es gab natürlich noch eine Vielzahl von Pflanzen (z.B. Wegewarte, Liebstöckel, Eisenhut, Efeu, Bilsenkraut, Beifuß) die in der Volksheilkunde zum Räuchern verwendet wurden, sie alle zu Betrachten wäre dann aber ein Buch wert und würden den Rahmen dieses Artikels sprengen.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Europa von einer schrecklichen Seuche heimgesucht: der Pest, später dann der >Schwarze Tod< genannt. Von Ratten auf Flöhe und von diesen auf Menschen übertragen raffte sie an die 25% der damaligen Bevölkerung Europas dahin. Man schätzt daß etwa 25 - 30 Millionen Menschen in diesen Jahren ihr qualvolles Ende fanden. Ausgehend von Zentralasien kam die Pest 1347 nach Konstantinopel, von dort wurde sie mit Schiffen in die Häfen des Mittelmeeres verschleppt und breitete sich wie ein großes Feuer in mehreren Schüben über ganz Europa aus. 1350, war diese Krankheit bereits in Hamburg, Bremen und Lübeck, in Magdeburg und in Danzig, praktisch überall im damaligen Deutschland. Und überall das gleiche Bild: Elend, Krankheit, verödete, menschenleere Landstriche und Tod. Das soziale Elend war schrecklich in diesen Jahren.

Die nächste große Pestepidemie war dann im 16. Jahrhundert und dann wieder im 17. Jahrhundert.
Verzweifelt suchten sich die Menschen vor dieser >Geisel Gottes< zu schützen. Unter anderem auch durch kräftiges Räuchern mit Weihrauch, Wermut, Beinwell und anderen Pflanzen mehr.

Eine Verordnung aus dem Jahre 1552 gibt zur Pestbekämpfung die folgende Anweisung:

"Anweisungen, mit welchen Mitteln der furchtbarenn Krankheit begegnet werdebn soll.
...weiteter, so findt man hiernach bescheiebenn wie das gemeine volck wer es nicht pessern kann, sich halten soll, damit aus gottes gnaden vor der giefft und beschwerlichen Kranckheit sie bewahrt werden möchten, Nemlich unddt Erstlich sollenn sie morgens frue auchauf den abend folgendden rauuch in stuben und kammern darein sie weßlich seindt, nemlich: Erstlich vonn Wacholderpeer ader desselbigens Reißigk unnd Holtz. Zum andern von Lorbern und derselben schabenn Zum dritten vonn Wermut Kerner und Kreutik Thisten und Thillen (?) und was sie finden daß anher gut sein mocvht. (Anmerkung 11)

Samuel Pepys, ein englischer Gentlemen und Angehöriger der Oberschicht erwähnt sehr oft in seinem Tagebuch die Pestepidemie in London Mitte des 17. Jahrhunderts:
"In Redriffe sind in dieser Woche 1089 an der Pest gestorben. Die Seuche breitet sich unaufhaltsam aus; sie ist jetzt überall in der King´s Street und in Axe Street". (20. 7. 1665)
" Die Seuche hat diese Woche unsere Gemeinde heimgesucht, sie ist jetzt in der tat überall, sodaß ich daran denken muß, meine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen und mich mit Leib und Seele dem Allmächtigen anzuvertrauen". (26. 7. 1665)
"Die Menschen sterben jetzt in solchen Mengen, daß die Beerdigungen der Pesttoten auch tagsüber stattfinden, die Nächte reichen nicht mehr aus. Der Bürgermeister hat angeordnet, daß alle Gesunden um 9 Uhr abends zu Hause sein müssen, damit die Kranken an die frische Luft können. (12. 8. 1665)

Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts war der Tabak bereits in Europa bekannt und wurde allerortens geraucht. Für die weite Verbreitung des Tabakrauchens sorgten unter anderem die Landsknechte die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Europa ihr blutiges Handwerk ausübten:

das rauhe waffenvolk musz stets im rauche leben,
es rauchet, wan es ficht von vielem feuer geben,
es rauchet, wenns tabak, den trocknen dolltrank sauft,
kein wunder, dasz es nun so gerne rauch verkauft.
J. GROB versuchgabe (1678) s. 30; (Grimm, Deutsches Wörterbuch)

Da man dem Tabak große Heilkräfte zuschrieb sah man in ihm ein Heilmittel gegen die Pest und es wurde das Tabakrauchen von ärztlicher Seite sehr empfohlen.

1636 begann die Pest in Holland, genauer gesagt in Nymwegen, die Menschen heimzusuchen und wieder erwies sich der Tabak als gutes Mittel dagegen. Ein holländischer Arzt, Isbrand van Diemerbrook, schreibt darüber:
" Sobald mir die Ausdünstungen der Kranken unerträglich wurden, ließ ich augenblicklich alles liegen und rauchte Tabak. Der Tabak ist das wirksamste Mittel gegen die Pest, doch muß das Blatt von guter Beschaffenheit sein". Geschichte des Rauchens (GdR) Seite 98

Und für die Pestjahre in England galt:
"Die in Eton studierenden Knaben mußten jeden Morgen als Vorbeugungsmittel rauchen. Insbesondere jene Leute, die um die Pflege der Erkrankten bemüht waren oder die Leichen der Opfer auf Karren aus der Stadt zu schleppen hatten, rauchten ununterbrochen, um sich vor der Ansteckung zu schützen". GdR Seite 177 (Siehe auch den Artikel: Der Tabak als Heilpflanze.)

Abraham a Santa Clara schrieb in jenen Jahren über die Pest in Wien und den Tabakgenuß:

"Mich wundert nur, daß bei den hunderterlei Namen dieses Krautes es keiner herba militaris oder Soldatenkraut nennt, zumalen es bei niemand so gewöhnlich als bei diesen, soviel man aber aus Erfahrnis bishero wahrgenommen, hat dieses Kraut eine sehr heilsame Wirkung auch wieder die Pest".
Und später dann: "viel sind aber gleichwohlvon dem tobenden Tod hingerissen worden, als zeuge er, daß er keinen Stand unangefochten lassen wolle". GdR Seite 179

Aus dem Jahre 1701 stammt eine Empfehlung der Stadt Leipzig zu vorbeugenden Maßnahmen gegen die Pest:
>löffel rauten-, rosen-, scordien- oder theriacalischen essig auf vorerwehnte glüende steine gieszen, und also einen dampf, oder rauch erwecken<. Aus: Grimm, Deutsches Wörterbuch.

Daß der Tabakrauch nicht nur zur Pestbekämpfung diente sondern auch bei kranken Pferden sehr nützlich und hilfreich war bezeugt wiederum Samuel Pepys in seinen Tagebüchern. Am 18. August 1667 war Pepys Zeuge eines besonderen Vorfalls:
"Auf dem Rückweg bekam eines unserer vier Kutschpferde einen Krampf und drohte umzufallen. Daraufhin blies der Kutscher dem Pferd etwas Tabak in die Nase, der Gaul nieste und erholte sich sofort". Tagebuch Seite 389

Verlassen wir nun die düsteren Jahre der Pest und wenden wir uns noch einen anderen Aspekt des Rauches zu:

Rauch und Ekstase

Viele der zum Räuchern verwendeten Pflanzen erzeugen einen rauschartigen Zustand der bei dem Raucher schwere Halluzinationen hervorruft, die Wirkung kann mitunter sogar lebensbedrohende Ausmaße annehmen. Diese Pflanzen, die ich hier nicht alle im Einzelnen aufführen werde weil sie für eventuelle Erprober sehr gefährlich sein können, werden psychoaktive Pflanzen genannt.
Schon in der Antike waren manche der Pflanzen bei Tempelpriesterinnen, Schamanen und Sehern in Gebrauch um die Anwender in eine andere Welt zu entführen, aus der sie dann ihr Wissen um das was die Zukunft bringt erhielten.
In Trance und Ekstase ( griech. ékstasis = Aussichheraustreten, Verzückung) verkündeten sie dann als Mittler zwischen den Göttern und Geisterwesen und den Menschen ihre oftmals schwer deutbaren Orakelsprüche und konnten Krankheiten erkennen und heilen.
Zu diesen psychoaktiven Pflanzen gehört auch der Hanf: (Anmerkung 12)
Daß der Hanf ein uraltes Heilmittel ist bezeugt das Arzneimittelbuch des chinesischen Kaisers Sheng-Nung, der den Hanf erstmals im Jahre 2737 v.u.Z. als Wirkstoff gegen Verstopfung, Rheuma, Malaria und andere Beschwerden erwähnte.

Herodot war wohl der erste antike Schriftsteller der die Verwendung dieser rauscherzeugenden Heilpflanze beschrieb:

IV-74: "Nun waechst im Skythenlande auch Hanf, eine Pflanze, die abgesehen von der Dicke und Groesse dem Flachs sehr aehnlich ist. Der Hanf ist viel groesser und staerker. Er waechst wild und wird auch angebaut. Die Thraker machen sogar Kleider aus Hanf, die den leinenen aehnlich sind; wer den Hanf nicht genau kennt, wird kaum unterscheiden koennen, ob das Kleid aus Hanf oder Flachs gesponnen ist, und wer noch nie Hanf gesehen hat, wird es fuer eine leinenes Kleid halten."

75: "Die Koerner von diesem Hanf nehmen also die Skythen, kriechen damit unter die Filzdecke und legen die Koerner auf jene gluehenden Steine. Sie fangen an zu rauchen und erzeugen einen so starken Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad dies Dampfbad uebertrifft. Die Skythen werden so froh dabei, dass sie laut heulen.. Das sind ihre Baeder, in Wasser baden sie sich niemals."
Herodot Historiae I C4 Absatz 74&75 (Anmerkung 13)
Der römische Geograph Pomponius Mela meint: "Daß das Einatmen des aufsteigenden Dampfes bei ihnen eine der Trunkenheit ähnelnde Wirkung erweckt hätte". GdR Seite 17
Plutarch, ein griechischer Philosoph und Historiker, führt noch an daß die Skythen dadurch betäubt würden und in tiefen Schlaf versanken. GdR Seite 17
Im übrigen ist es unbekannt ob beide Schriftsteller die Skythen tatsächlich gekannt haben oder ob sie nur den Bericht des Herodot übernahmen und etwas ausschmückten. Fest steht allerdings daß im Altertum die berauschende und betäubende Wirkung verbrannter Hanfkörner bekannt war.

Kommen wir zurück zu den Griechen: Nahezu 1000 Jahre war der Apollo Tempel von Delphi ein Mittelpunkt der Weissagung und des Apollo Kultes. Das Orakel zu Delphi genoß einen ausgezeichneten Ruf nicht nur in Griechenland sondern in der ganzen damaligen Welt. Die Pythien, Singular: Pythia, Jungfrauen die für diesen Dienst ausgewählt wurden, sollen in Wechselschicht ihrem vieldeutigen Handwerk nachgegangen sein.
Sie saß dabei auf einem Dreistuhl im Adyton, dem hinteren und allerheiligsten Teil des Tempels. Aus einer Erdspalte unter ihr stiegen Dämpfe auf die neben anderen, man spricht von Gerste, Bilsenkraut, Lorbeer und Stechapfel, auch Weihrauch enthalten haben sollen. Durch das Einatmen dieser Dämpfe geriet die Pythia in einen rauschartigen Trancezustand und verkündete dann ihre schwer deutbaren Vorhersagen. Allerdings wurde während der archäologischen Ausgrabungen im Tempel weder eine Erdspalte noch irgendetwas anderes, ein unterirdischer Kellerraum an der betreffenden Stelle etwa, gefunden. Auch geologische Untersuchungen erbrachten keine Hinweis. Der Untergrund des Tempels ist reiner Fels, ohne jegliche Verwerfungen. Es scheint als ob dieses sitzen über einer Erdspalte ins Reich der Legende und der Sage gehört.
Berühmt, um dies noch anzuführen, wurde die Inschrift des Apollon-Tempels: Gnothi seauton >Erkenne dich selbst<


Adamus Lonicerus (1528-1586) schrieb in einer Schrift über die Wirkung des Olibanum:
"Der Rauch Olibani ist gut den schwerenden Augen darein gelassene. Benimt die Traurigkeit
mehret die Vernunfft stärcket das Herz und macht ein frölich geblüt." Auch hier begegnen wir wieder dem Weihrauch, diesmal in seiner Eigenschaft als Stimmungsaufheller und Muntermacher.

Um in die Welt der Geister eintreten zu können und dadurch die Kraft zu erlangen Krankheiten zu erkennen und dann zu heilen verwendeten die mittelamerikanischen Chuj-Indianer zum Beispiel das Weidenröschenkraut (Epilobium angustifolium) in das sie den Fliegenpilz einlegen. Sie rauchen dann eine Mischung aus Fliegenpilzstückchen, Tabakblättern und Weidenröschen, gelangen durch den Rauch in Trance und können in diesem Zustand die Krankheiten und ihre Ursachen erkennen und heilen.
Eine ebenfalls wichtige Rolle im Schamanenritus der nordamerikanischen Indianerstämme spielt die Bärentraube, die Indianer nannten sie Kinnickinik (Anmerkung 14 und 15)
Die getrockneten Blätter dieser Pflanze wurden z.B. von den Schwarzfuß-Indianern (Blackfeet) mit dem Tabak vermischt und zur Hinführung in den Trance-und Ekstasezustand geraucht. In diesem Zustand konnte dann mit der Geisterwelt eine Verbindung hergestellt werden und es wurde möglich Krankheiten zu heilen. Zu diesem Zweck wurden unter denTabak auch noch mancherlei andere Kräuter, die ebenfalls berauschende Wirkung beim rauchen zeigten, gemischt: Wacholder, Steppenraute, Schafgarbe um nur einige zu nennen.
Die Irokesen verwendeten für ihre Tabakmischungen, deren Grundsubstanz war der Bauerntabak (Nicotiana rustica), die sie zum Erreichen eines solchen Zustandes bringen sollte Lobelienkrautblätter und Stechapfelblätter. Vor einer Nachahmung sei aber sehr eindrücklich gewarnt. (Anmerkung 16)

Verlassen wir nun den ekstatischen, rauschhaften Rauch und wenden uns dem letzten Kapitel:

Der Rauch in Alltagsleben und Brauchtum

zu. Auch dieser Teil ist genauso vielschichtig und im Grunde nicht auslotbar wie seine Vorgänger, und auch hier kann der Verfasser nur andeuten, auf einiges Wenige eingehen.

Wer von uns kennt ihn nicht den Duft von frischem Räucherlachs, von einem kräftigen Räucherschinken, von geräucherten Würsten? Und hier sind wir auch gleich bei einer der wichtigsten Anwendungen des Rauches im Alltagsleben:

Die Lebensmittelkonservierung mit Rauch
ist, neben dem Trocknen und Einlegen in Flüssigkeiten (Öl oder Essig) wohl eine der ältesten Möglichkeiten oder Verfahren Nahrungsmittel für eine gewisse Dauer haltbar zu machen. Anfangs geschah dies über dem rauchenden Herdfeuer später dann in Räucherkammern oder in speziellen Räucheröfen.
Durch die Bestandteile des Rauches (Phenol, Methylphenole, Kresol und noch vieles andere mehr), wurden die Mikroorganismen abtötet und so das Rauchgut vor dem Verderben über einen gewissen Zeitraum geschützt. Zur Geschmacksverbesserung wurden dem Feuer oftmals noch verschiedene Kräuter oder Beeren (z.B. Wacholderbeeren) beigegeben.
In unserer Zeit unterscheidet man verschiedene Arten der Räucherung:
1. Das Kalträuchern, bei Temperaturen von etwa 15 - 20 Grad über mehrere Wochen hinweg.
2. Das Warmräuchern, die Temperaturen liegen da bei 30 - 50 Grad, ebenfalls über mehrere Wochen.
3. Das Heißräuchern, die Temperaturen liegen da zwischen 70 und 80 Grad. Die Dauer beträgt hier nur wenige Stunden.
Lebensmittel die auf diese Art und Weise haltbar gemacht wurden konnten dann über Wochen, manchmal auch über Monate, gelagert werden.

Der Rauch konservierte aber nicht nur die Lebensmittel sondern auch das Haus selber. Bis weit in das Mittelalter hinein kannte man keinen Kamin zum Rauchabzug. Wohl wird der erste Kamin im Jahre 820 n.Chr. im Kloster St. Gallen nachgewiesen, dies blieb aber ein Einzelfall, erst im Hochmittelalter wurden Schornsteine allgemein gebräuchlich. Die Herdstellen frühmittelalterlicher Häuser lagen in der Mitte des Raumes, der aufsteigende Rauch suchte sich durch Dachluken oder sonstige Öffnungen seinen Weg ins Freie. Durch den Rauch wurden die Balken der Häuser so etwas wie imprägniert und weniger anfällig gegenüber Holzschädlingen gemacht. Erst später wurde über der Feuerstelle ein glockenförmiger Rauchfang gebaut der den Rauch etwas gezielter in das Dach und die dort befindlichen Luken ableitete.

Im Brauchtum unserer Altvorderen spielte das Räuchern ebenfalls eine sehr bedeutende Rolle. Bei den zahlreichen jahreszeitlichen Festen wurden verschiedene Kräuter und Pflanzen ins Feuer geworfen oder in Schalen geräuchert.
Einige dieser Pflanzen wollen wir uns im Hinblick auf den damit verbundenen Brauch näher ansehen.

Beifuß, (Anmerkung 17)
Beifuß wurde schon in der Antike als Heilmittel genutzt und half gegen mancherlei Gebrechen. Der griechische Arzt Dioskurides, er lebte im 1. Jahrhundert v.u.Z. verwendete diese Pflanze z.B. um Darmwürmer zu bekämpfen.
In der nordischen Mythologie ist er dem Gott Thor heilig. Beim Verbrennen ihrer Toten legten die Germanen Beifußbüschel auf den Scheiterhaufen.

Im angelsächsischem frühmittelalterlichem Neunkräutersegen wird der Beifuß an erster Stelle erwähnt:
1. Gemyne ðu, mucgwyrt, hwæt þu ameldodest,
Erinnere dich, Beifuss, was du verkündet hast,
2. hwæt þu renadest æt Regenmelde.
was du bekräftigt hast bei der grossen Verkündung [Verkündung vor Gott].
3. Una þu hattest, yldost wyrta.
"Una" [dem Urgott angehörig] heisst du, ältestes Kraut.
4. ðu miht wið III and wið XXX,
Du hast Macht für 3 und gegen 30,
5. þu miht wiþ attre and wið onflyge,
du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung [fliegendes Gift],
6. þu miht wiþ þam laþan ðe geond lond færð.
du hast Macht gegen das Übel, das über Land fährt. (Anmerkung 19)

In England heißt Beifuß noch Heute im Volksmund Hexenkraut >Witch herb<.
Seine volkstümlichen Namen: Sonnwendgürtel, Johannisgürtel, Mugwurz, Schutzkraut weisen auf die einstigen Gebräuche in alter Zeit hin. Beifußbüschel, zu einem Gürtel geflochten und in der Sonnwendnacht ins Feuer geworfen sollten reinigende und kraftspendende Wirkung haben. Ebenso sollte der in ein Feuer geworfene Gürtel die Leiden des Kranken auf das Feuer übertragen. Beifuß, geräuchert in der Johannisnacht (24. Juni) sollte den Spender im kommenden Jahr vor mancherlei Unbill und Gefahren schützen.

 

 

 

Auch das Johanniskraut, (Anmerkung 18)
ist eine sehr alte Heilpflanze, Sagen und Legendenumwoben noch dazu. Sie wird ebenfalls von Dioskurides in seinen Schriften erwähnt.
Das Räuchern von Johanniskraut, möglichst noch dazu in der Johannisnacht, sollte vor bösen Dämonen, Feuer, Blitz und dem Teufel schützen. Dieser Brauch war in alter Zeit besonders in Böhmen und Bayern verbreitet. In der alten Volksheilkunde wurde das Johanniskraut gerne mit dem Knöterich vermischt und zusammen geräuchert, es sollte so verschiedene Krankheiten heilen helfen. Seine ganze Heilkraft entfaltete das Johanniskraut wenn es auch am Johannistage (24. Juni ) gepflückt bzw. gesammelt wurde.

Der St. Johannis Rauch war ein sehr alter Brauch: Am Johannistage wurde unter dem Aufsagen von Gebeten geräuchert um Gicht und Beinschaden zu heilen. Der Hl. Johannes war dem Volksglauben nach der Helfer bei solchen Krankheiten.

Andere Pflanzen mit denen in früheren Zeiten geräuchert wurden waren: Ackergauchheil, der Alant, der bei Brustkrankheiten auch als Tabak geraucht wurde, Arnika wurde besonders gerne bei Gewittern geräuchert, Augentrost (Euphrasia officinalis) wurde im Mittelalter geräuchert um Hell und Weitsichtigkeit zu erlangen, der Rauch des Baldrians wurde zur Geisteraustreibung verwendet und der Eibisch mit dem Haus und Hof gereinigt wurden. Diese Liste liese sich noch lange fortsetzen, doch wir wollen es bei den genannten Beispielen belassen.

Der Rauch begegnet uns auch in sehr vielen Sprichwörtern wieder, eine kleine Auswahl sei hier vorgestellt:

Je mehr der Rauch aufsteigt, je mehr verfliegt er,
Kein Rauch ohne Feuer,
Rauch geht vor dem Feuer her,
Wo Rauch aufgeht, da ist Feuer nicht weit,
Unser Rauch ist besser denn des Nachbarn Feuer,

Wenn Rauch nicht aus dem Hause will,
so ist vorhanden Regens viel.

Drei Dinge treiben den Mann aus dem Hause, ein Rauch, ein übel Dach und ein böses Weib.
(Sprichwörter von K. Simrock aus: Grimm, Deutsches Wörterbuch)
Und sicherlich kennt jeder von uns die Stelle aus Goethes Faust:
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut. Faust I, V. 3457

Ein ganz besonderer Räucherbrauch war das Anfertigen eines Kräuterbusches. Dieser Brauch wurde als heidnisch im Jahre 745 n. Chr. verboten, später dann aber unter den Schutz der Kirche gestellt. Die Kräuter, es mußten immer 7, 9, 12, 15 und 19 Sorten sein, wurden meistens im August gesammelt, zu Büscheln gebündelt und im Stall oder Scheune als Schutz vor Geistern und allerlei Ungemach aufgehängt. Von diesem Busch nahm dann der Bauer immer wieder einzelne Zweige ab und räucherte sie. Besondere Heilkraft sagte man den Büschen nach wenn sie mit Weihrauch vermischt im Krankenzimmer geräuchert wurden.

In vielen ländlichen Gebieten war es Früher der Brauch daß zu Weihnachten oder am Dreikönigstag Haus und Hof ausgeräuchert wurden. Es waren die Rau oder Rauchnächte, >rau< in der alten Bedeutung von haarig, behaart, und >rauch< weil an diesen Tagen Haus und Hof ausgeräuchert wurden. Die Rauchnächte waren drei der Zwölf mittwinterlichen Nächte die im alten germanischen Volksglauben von Spuk erfüllt waren: Die Erste am 25. Dez., die Zweite die Neujahrsnacht und die Dritte zum 6. Januar. Oftmals dann noch um eine Vierte, die Thomasnacht (zum 21. Dez.) und auf die Andreasnacht (zum 31.Nov.) erweitert. In den Rauchnächten reitet, so wollte es der Volksglaube, das Wilde Heer unter der Führung Wotans durch die Lüfte, Unheil bringend denjenigen die das Heer erblickten. Die Zwölf Tage nennt man auch Lostage, an diesen Tagen wurde durch losen (Runen werfen z.B. oder durch Wetterbeobachtung) das zukünftige Geschehen vorhergesagt.
An diesen Tagen schritt der Bauer, das Räucherfaß schwenkend, über die Flur seines Besitzes und suchte so die bösen Geister und Dämonen zu vertreiben, das Vieh und die Bewohner des Hofes wurden dabei gleichzeitig vor Krankheiten geschützt. In manchen Gegenden wurde über den Rauch eine Kopfbedeckung gehalten und sie dann aufgesetzt. Man glaubte daß man so das Jahr über vor Kopfschmerzen verschont bleiben würde.
Der Flurumgang der in manchen katholischen Gegenden an bestimmten Tagen im Jahr gemacht wird, bei dem der Priester durch das Schwenken des Weihrauchgefäßes die Felder, Haus und Hof segnet, hat wohl in diesem alten Brauch seinen Urgrund. Vieles im alten heidnischen Brauchtum wurde ja von der Kirche übernommen und mit einem neuen Sinn erfüllt, und so lebt manches heidnische, nun in den christlichen Ritus übernommen, weiter.

Anmerkungen und Quellenangabe

Anmerkung 1
Beim Land Punt gibt es mehrere Lokalisierungsansätze: entweder handelte es sich um das heutige Somalia am Horn von Afrika, oder Eriträa bzw. Äthiopien. Möglich ist es aber auch daß Punt im Süden der arabischen Halbinsel lag, also in etwa den heutigen Jemen umfasste.

Anmerkung 2
Talent: Maß und Währungseinheit im alten Griechenland.
Als Maß: 1 Talent = 26,2 kg
Als Währung:
1 Obole
6 Obolen = 1 Drachme
600 Obolen = 100 Drachmen = 1 Mine
36000 Obolen = 6000 Drachmen = 60 Minen = 1 Talent
Zur Zeit Solons (um 590 v. Chr.) kostete ein Schaf 1 Drachme,ein Rind 5 Drachmen. Zur Zeit des Perikles (461-429 v. Chr.), als Fleisch bereits zehnmalso teuer war, betrug der Tageslohn eines Bauarbeiters eine Drachme.
Quelle: http://www.geschichte.hu-berlin.de/bereiche/ag/Hartmann/mat/numismatik.rtf.

Anmerkung 3
Auszug aus den Inschriften des Tempels von Der-el-Bahri, nach Heinrich Brugsch: Egypt under the Pharaohs, London 1902, 144 ff. und Joh. Dümichen: Geschichte des alten Aegyptens, Berlin 1879, 102 ff.: Quelle: http://www.seniorenakademie-heidenheim.de/senweb/reisen/kap02/hatschep.htm

Anmerkung 4
Tut anch amun, geboren allerdings als Tut ench Aton, war ein Pharao der 18. Dynastie, er regierte von 1319 bis 1309, sein Grab wurde 1922 im Tal der Könige nahezu unversehrt gefunden.

Anmerkung 5
Der Papyrus Ebers stellt das älteste bekannte »Buch« dar. Er stammt aus einer Raubgrabung und konnte durch den Ägyptologen Georg Ebers im Jahr 1873 um eine hohe Geldsumme für das Museum der Stadt Leipzig erworben werden, wo er sich noch heute befindet. Er datiert vom Beginn der 17. Dynastie und ist außerdem der umfangreichste Papyrus, der der Wissenschaft zugänglich ist. Auf 18.63 Metern enthält er 108 Spalten (Nr. 1 bis 110; Nr. 28/29 übersprungen) und 877 Einzeltexte in Form von Rezepten und anderen kurzen Texten, die manchmal keine erkennbare Ordnung aufweisen. Ein Großteil kopiert Werke des Alten Reiches (2660-2160 v. Chr.; 3. bis 6. Dynastie), andere Vorschriften stellen persönliche Beiträge des Schreibers dar.
"Technische" Daten
Name: benannt nach dem Erwerber, dem Ägyptologen Georg Ebers
Erworben: 1873 in Theben, Ägypten
Datierung: letztes Viertel des 16. Jahrhunderts v.Chr.
Maße: 18,63 x 0,30 Meter (zur Handhabung in 29 Fragmente zertrennt)
Sprache: Ägyptisch
Schrift: Hieratisch, von rechts nach links; geschrieben mit schräg gekapptem Binsenstengel in schwarzer und roter Tinte
Erhaltung: Sehr gut! Das Alter von 3600 Jahren sieht man ihm nicht an. Nicht einmal die Auslagerung in eine Hundehütte während des zweiten Weltkrieges hat die Konsistenz und Farbkraft der Tinte beeinträchtigt.
Quelle: http://www.hieroglyphen.net/andere/Ebers/ebers.htm

Anmerkung 6
Hippokrates,
griechischer Arzt, geboren auf Kos um 460 v.Chr., gestorben in Larissa um 370 v.Chr.; gilt aufgrund seiner genauen Beobachtung und Beschreibung der Krankheitssymptome sowie einer kritischen, spekulationslosen Diagnostik als Begründer der wissenschaftlichen Medizin der Antike. Der hippokratische Eid ist Vorbild des Ärztegelöbnisses.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 7
Plinius der Ältere,
Gaius Plinius Secundus, lateinischer Schriftsteller, geboren in Comum (heute Como) 23 oder 24 n.Chr., umgekommen in Stabiae (heute Castellammare di Stabia) 79 beim Vesuvausbruch, Onkel und Adoptivvater von Plinius dem Jüngeren; von seinen Schriften ist die »Naturgeschichte« (»Naturalis historia«) in 37 Büchern erhalten, in der er als Erster in enzyklopädischer Kompilation alle Erscheinungen der Natur dargestellt hat.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 8
Dioskurides, Pedanios (um 40 bis 90), griechischer Arzt, aus Anazarbus in Kilikien (Kleinarmenien, in der heutigen Türkei). Er diente im Heer von Nero und erforschte die Heilwirkungen von Pflanzen. Von ihm wurde das Werk De Materia Medica verfasst, in dem zum ersten Mal Themen der Botanik und der Pharmakologie zuverlässig und ohne abergläubische Elemente behandelt wurden. Es blieb für mehr als anderthalb Jahrtausende das maßgebende Lehrbuch.

Anmerkung 9
Huflattich
(Tussilago farfara), Korbblütlerstaude mit kriechendem Wurzelstock, ca. 25 cm hoch, verbreitet auf der Nordhalbkugel; treibt im Vorfrühling Stängel mit goldgelben Blütenkörbchen, später die hufsohlenförmigen, unterseits weißfilzigen Blätter; in der Volksmedizin bei Katarrhen der oberen Luftwege angewendet.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG
In der Heilkunde wurde Huflattich nicht nur bei Erkrankungen der Atmungsorgane sondern auch bei entzündeten Krampfadern und Kopfschmerzen verwendet. Wegen seiner antiseptischen, stärkenden und auch reinigenden Wirkung wurde er oftmals geräuchert um so duch den rauch Linderung und Heilung zu schaffen

Anmerkung 10
Gagat
griechisch, nach der antiken Stadt Gagas in Kleinasien der (Jet), eine zu Schmuckzwecken verwendete polierbare, bitumenreiche, tiefschwarze Braunkohle.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 11
Über die Bekämpfung der Pest anno 1552 in den Dorfschaften des Rittergutes Gnadstein. Grundherrschaft Gnadstein Nr. 726, fol. 4bff. (im Staatsarchiv Leipzig) Bearbeitet von Martin Ziller, Leipzig

Anmerkung 12
Hanf
(Cannabis), Gattung der Hanfgewächse mit der einzigen Art Gewöhnlicher Hanf (Cannabis sativa). Beheimatet ist der Hanf in Indien, Iran und Afghanistan. Die bis 3,50m hohen einjährigen Pflanzen sind zweihäusig und besitzen handförmig gefiederte Blätter. Bei den weiblichen Blütenständen sitzen v.a. an den Tragblättern der Blüten Drüsen, die ein Harz (Haschisch) ausscheiden. Die harzverklebten, getrockneten Pflanzenteile (v.a. die Blütenstände) liefern das Marihuana. Eine aus Asien stammende Kulturform des Gewöhnlichen Hanfs ist der Faserhanf (Kulturhanf, Cannabis sativa ssp. sativa), angebaut in Asien, Europa, Nordafrika, Nordamerika, Chile und Australien. Er wird bei weitem Pflanzenabstand bis 30m hoch und grobfaserig (Riesenhanf, Schließhanf, Seilerhanf), bei dichter Aussaat niedrig und feinfaserig (Spinnhanf). Die Stängelfaser (Bastfaser, Weichhanf) des Hanfs dient zur Herstellung von Nähgarnen (Hanfgarn), Bindfäden, Schnüren und Seilen sowie von Segeltuch, Gurten, Matten und Teppichen. Sie besteht aus zu Bündeln vereinigten Einzelfasern. Fasern aus männlichen und weiblichen Pflanzen unterscheiden sich voneinander durch ihre Feinheit. Die Fasern werden durch Schwingen und Hecheln gewonnen. Die Hanffaser ist weißlich, grünlich oder gelblich, je heller, desto besser die Fasereigenschaften. Die Hanfsamen (nüsschenartige Früchte, auch als Vogelfutter verwendet) liefern ein grünliches Öl, das u.a. zur Seifenherstellung verwendet wird.
Der landwirtschaftliche Hanfanbau, 1982 aus betäubungsmittelrechtlichen Gründen verboten, ist seit 1996 in Deutschland wieder erlaubt. Die jetzt zugelassenen Hanfsorten dürfen jedoch nur maximal 0,3% des Rauschgifts Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten. Seit längerem wird die Verwendung von Hanf als nachwachsendem Rohstoff diskutiert.
Geschichtliches: Schon um 2800 v.Chr. soll der Hanf zur Anfertigung von Kleidern und Seilen angebaut worden sein. Die Griechen lernten Hanf erst nach dem 5.Jahrhundert v.Chr. kennen und gaben ihn unter dem Namen »kannabis« an die Römer weiter. Spätestens im 5.?Jahrhundert v.Chr. war Hanf den Germanen, im 3.Jahrhundert v.Chr. auch den Galliern im Rhônetal bekannt. Die betäubende Wirkung des Hanf wurde im Abendland durch die arabische Medizin bekannt.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Siehe auch : http://www.catbull.com/alamut/Lexikon/Pflanzen/Cannabis%20sativa.htm

Anmerkung 13
Skythen
(Scythen), Sammelbezeichnung für die Nomadenstämme der eurasischen Steppe im 1.Jahrtausend v.Chr.; im engeren Sinn die ab dem 7.Jahrhundert v.Chr. nachweisbaren Skythen des nördlichen Schwarzmeergebiets zwischen Donau und Don, die sich selbst Skoloten nannten; nach Herodot verschiedene Völkerschaften, die durch eine auf das Reiterkriegertum gestützte Dynastie beherrscht wurden. Die Skythen unterhielten rege Handelsbeziehungen zu den griechischen Küstenstädten am Schwarzen Meer; ein Teil von ihnen wurde als Ackerbauern sesshaft (z.B. am Dnjepr und am Bug). 513/512 v.Chr. unternahm der Perserkönig Dareios I. einen erfolglosen Feldzug gegen die Skythen, die im 4./3.Jahrhundert v.Chr. von den Sarmaten verdrängt wurden. Die Reste skythischer Herrschaft (v.a. auf der Krim) beseitigten die Goten im 3.Jahrhundert n.Chr.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 14
Bärentraube Arctostaphylos uva-ursi, zusammengesetzt aus den griechischen Worten arktos für Bär und staphyle für Traube ist ein Heidekrautgewächs, ein Strauch der ca. 30 cm bis 1 m groß wird und trägt immergrüne verkehrt-eiförmige, ledrige, dicke Blätter, die an ihrer Oberseite
glänzen und an ihrer Unterseite matt sind. Die Blüten sind weiss bis rosa und glockig in ihrer Form. Die Beeren schmecken säuerlich-herb und sind scharlachrot.
Eine Verwechslung ist möglich mit der Preiselbeere.Ähnlich ist auch die Alpen-Bärentraube (Arctostaphylos alpinus), die allerdings blauschwarze Beeren trägt
Angeblich fressen die Bären gerne die Früchte, daher rührt der Name Bärentraube,
Im Volksmund nannte man die Pflanze auch Moosbeere, Sandbeere,
Achelkraut, Bärentee, Wolfsbeere und Harnkraut.
Geschichtliches:
Die erste Erwähnung aus dem 12. Jahrhundert stand im Kräuterbuch "Meddygon Myddvai" aus Wales
Ihre allgemeine Verbreitung als Arzneimittel fand die Bärentraube allerdings erst im 18. Jahrhundert

Anmerkung 15
In den nordamerikanischen Indianersprachen wurden rauchbare Kräuter und Kräutermischungen Kinnickinik genannt. Bei den östlichen Indianerstämmen galt dieses Wort den getrockneten Blättern der Bärentraube. Siehe Anmerkung 14

Anmerkung 16
Dr. Christian Raetsch, Hanf als Heilmittel, Der Gruene Zweig 154,
erschienen 1992 bei Werner Pieper's Medienexperimente und
Nachtschatten Verlag

Anmerkung 17
Beifuß: (Artemisia), Korbblütlergattung, rund 250 Arten, mit würzigen, meist geschlitzten Blättern und Blütenrispen oder -trauben, v.a. der nördlichen gemäßigten Zone.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 18
Johanniskraut
(Hartheu, Hypericum), Gattung der Hartheugewächse mit etwa 370 Arten in gemäßigten und subtrop. Gebieten. In lichten Gehölzen, auf trockenen Wiesen, an Felsen wächst die bis 10m hohe Art Johanniskraut oder Tüpfelhartheu (Hypericum perforatum) mit elliptischen, durchscheinenden, Öldrüsen enthaltenden Blättern und goldgelben, schwarz punktierten und gestrichelten Blüten; Heilpflanze.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Anmerkung 19
Das aus Nordengland stammende Manuskript MS Harley 585 Brit.Mus. enthält neben einem Herbarium auch einen Rezeptteil, bekannt unter dem Namen Lacnunga (Heilbüchlein). Diese Rezepte, worunter auch der Neunkräutersegen eingereiht ist, befinden sich auf den fol.130 bis 193 und sind in dieser gesammelten Form nur hier überliefert. Die Niederschrift des Lacnungas wird auf die Jahrtausendwende angesetzt und sie wurde als Kopie von wahrscheinlich einem einzigen Schreiber angefertigt. Bei dieser, bzw. während bereits vorhergehenden Abschriften sind nur wenige Schreibfehler auszumachen. Daneben hat der Schreiber zwei Seiten durch offensichtliche Auslassungen unlesbar gemacht. Kleiner Auslassungen und Vertauschung einzelner Passagen lassen sich aber auch im Neunkräutersegen belegen.
Quelle: http://www.galdorcraeft.de/man_9kraut.htm

Das Gilgamesch Epos, Übertragungen von H. Schmökel Kohlhammer Verlag 1978

Herodot Historiae I C4 Absatz 74&75

Herman Müller Karpe: Handbuch der Vorgeschichte Band 1 Seite 165

Wörterbuch der Mythologie von Dr. W. Binder; Stuttgart 1874

Götter und Dämonen Seite 318/123 und 427/176

http://www.catbull.com/alamut/Lexikon/Pflanzen/Cannabis%20sativa.htm

Renate Germer Mumien Zeugen des Pharaonenreiches Artemis&Winkler 1991

Die fünf Bücher der Weisung. Buch 2 Namen (Exodus) 30, Vers 1 und 2 von Martin Buber.

Anmerkung Prof. Dr. Jan N. Bremmer im Artikel: Delphi, das Heilige Orakel. PC Brockhaus Lexikon

Athen: Erechteion: Quelle: http://www.gottwein.de/Hell2000/ath_heph01.htm

Nemesis in Virunum Zeitschrift für klassische Archäologie 18 / III / 2001

Lehrbuch der hebräischen Archäologie W. Nowack Mohr Verlag 1894. Unveränderter Nachdruck 1975 Band 2 Seite 248
Über die Bekämpfung der Pest anno 1552 in den Dorfschaften des Rittergutes Gnadstein. Grundherrschaft Gnadstein Nr. 726, fol. 4bff. (im Staatsarchiv Leipzig)
Bearbeitet von Martin Ziller, Leipzig.
Samuel Pepys >Tagebücher< Seite 260/261 und Seite 264
Geschichte des Rauchens von Egon C.C. Conti Insel Taschebuch 904 Seite177/179 und 180

Grimm, Deutsche Wörterbuch

Grimm, Deutsche Mythologie