Die perfekte Reinigung der Pfeife

Willi Albrecht

Eine Tabakspfeife muß schon einiges aushalten in ihrem langen Leben. Hitze, Feuchtigkeit, Handschweiß und die offene Flamme des Feuerzeugs sind nur einige Beispiele. Als wäre das nicht genug, beißt man sie auch noch herzhaft in das Mundstück. Bei all diesen Qualen sollte der Besitzer sie so gut wie eben möglich pflegen damit sie ihm lange Freude bereitet.

Es genügt allerdings nicht, einen verwurstelten Pfeifenreiniger durch den Rauchkanal zu ziehen und die Pfeife dann bis zum nächsten Gebrauch wegzulegen. Wenn man aber die wichtigsten Arbeiten regelmäßig ausführt, ist die Sache in ein paar Minuten erledigt und man wird mit sauberen, gut zu rauchenden und schön anzusehenden Pfeifen belohnt.

Die verschiedenen Reiniger
Was würde uns die beste Pfeife, der edelste Tabak nützen, wenn wir nicht an jedem Kiosk unsere Pfeifenreiniger bekämen. Ohne sie würden unsere Pfeifen schnell zu stinkenden und sotternden Jauchetöpfen mutieren. Für die gründliche Reinigung bietet die Industrie sogar verschiedene Ausführungen an, die ich hier kurz vorstellen möchte.

   

Da wäre zuerst der einfache, ziemlich dünne Baumwollreiniger. Er stellt die Ursprungsform aller Reiniger dar und ist in allen erdenklichen Farben auf dem Markt. Seine hohe Saugkraft prädisteniert ihn zum Beispiel für die Aufnahme des Kondensats im Mundstück.Für alle Reinigertypen gilt, das sie manchmal Flusen verlieren, die den Rauchkanal verstopfen können. Ich ziehe sie deshalb vor Gebrauch ein paar mal zwischen Zeigefinger und Daumen durch.

Der Allroundreiniger ist der konische mit eingewobenen Kunstoffborsten. Sein Draht ist stärker als der des eingangs genannten und durch die Bürsten löst er auch festsitzenden Schmutz. In manchen Läden findet man einen Reiniger mit noch härteren Bürsten. Dieser ist dann für die Härtefälle gedacht bei denen der Rauchkanal wegen ausgebliebener Reinigung bereits mit Rückständen langsam zuwächst. Aber so weit lassen wir es ja gar nicht erst kommen.
 
Grundreinigung
Das Wichtigste gleich am Anfang: eine großzügig ausgebreitete Zeitung auf dem Arbeitstisch bietet sich für alle unten aufgeführten Arbeiten an und hilft Ärger zu vermeiden.
   

Nachdem die Pfeife ausgekühlt ist (ca. 20 – 30 Minuten nach dem Rauchen) wird das Mundstück durch Rechtsdrehung und gleichzeitigem Ziehen vom Holm getrennt. Mit einem in der Mitte geknickten Reiniger wird nun der Rauchkanal des Kopfes ordentlich gesäubert. Dieser Vorgang wird mit frischen Reinigern so lange wiederholt, bis der Reiniger sauber bleibt.

Der Rauchkanal des Mundstücks dürfte nach dem Einsatz von einem oder zwei Reinigern gesäubert sein. Bei Filterpfeifen kommt jetzt noch ein Papiertuch zum Einsatz. Zu einem Pfropf gedreht eignet es sich hervorragend zur Reinigung der Filterbohrung und des Mundstückszapfens. Hierbei ist es wichtig, den Pfropfen nicht zu dick zu wickeln, damit man bis in die letzten Ecken kommt und den Zapfen nicht durch zu viel Druck sprengt. Die Pfeife wird nun wieder mit einer Rechtsdrehung zusammengesetzt und darf sich mindestens einen Tag ausruhen.
 
Intensivreinigung
Je nach Art des verwendeten Tabaks (Feuchtigkeit, Saucierung, Abbrandverhalten) wird es von Zeit zu Zeit nötig, die Grundreinigung durch die Zuhilfenahme von alkoholischen Zusätzen zu intensivieren.
   

Auf dem Markt gibt es spezielle Pfeifenreinigungsflüssigkeiten wie etwa Deniclean, Piter oder die kleinen Ampullen, die den rot-weißen Blitzreinigern beiliegen. (Foto) Reiner Alkohol aus der Apotheke oder Hochprozentiges wie Whisky, Rum oder Cognac funktionieren auch tadellos. Ein in diese Flüssigkeit getauchter Reiniger (bei Filterpfeifen auch der Papierpfropf) löst auch die letzten Verschmutzungen und neutralisiert zusätzlich den Geruch der Pfeife. Wichtig: nicht an die Außenseiten der Pfeife kommen weil der Alkohol die Wachsschicht angreifen kann und ordentlich mit trocknen Reinigern nachputzen.

 
Reduzieren der Kohleschicht
Nach einer gewissen Anzahl von Füllungen wird man feststellen, dass die Schicht der Verbrennungsrückstände an den Wandungen des Tabakraumes immer dicker wird. Hier sollte man frühzeitig eingreifen und die Stärke auf ca. einen Millimeter reduzieren um ein Zuwachsen zu vermeiden. Frühzeitig deshalb, weil beim Reduzieren einer dicken Kohleschicht die Gefahr besteht, das sie an manchen Stellen vollständig abplatzt, was bedeuten würde, dass die Pfeife bis aufs Holz ausgeschabt werden müßte um ein Durchbrennen zu vermeiden. Danach müßte sie vollständig neu eingeraucht werden.
 
Für das sogenannte „reamen“ des Kopfes gibt es verschiedene Werkzeuge, die sogenannten Pfeifenschlüssel. Von der einfachsten Ausführung (die auch nicht viel taugen) bis zum „Senior-Reamer“ (Foto) gibt es einige dieser unentbehrlichen Werkzeuge bei jedem Pfeifenhändler zu kaufen. Ich möchte hier den Vorgang mit dem „Senior-Reamer“ beschreiben, weil ich ihn für praxistauglich halte und ihn seit Jahren einsetze.
Die Weite der drei Schneidmesser lässt sich mit einer Rändelschraube am oberen Ende an die entsprechende Kopfgröße anpassen. Ich stelle den reamer so ein, das er ca. einen Millimeter Spiel hat und fahre vorsichtig drehend damit an der Innenwandung des Kopfes vorbei, wobei ich immer wieder prüfe, wie stark die verbliebene Schicht noch ist und den Kohlestaub ausschütte. Beim reamen ist rohe Gewalt absolut fehl am Platze. Nur durch vorsichtiges, gewaltfreies Drehen lässt sich die Kohleschicht ohne Schaden zu nehmen auf ein gesundes Maß reduzieren. Im Zweifelsfall würde ich mir die Handhabung beim Kauf an einer mitgebrachten Pfeife demonstrieren lassen.
   
Äußere Kosmetik
Nachdem die Innenreinigung abgeschlossen ist, widmen wir uns der äußeren Erscheinung. Eine Pfeife soll schließlich auch das Auge erfreuen.
   
Beginnen wir mit einer recht hartnäckingen Verunreinigung: die schwarzen Spuren des Feuerzeuges oder Streichholzes am Kopfrand. Gerade bei breiten Wandungen ensteht nach wenigen Füllungen eine erst braune und später zum Schwarz übergehende Schicht durch das Anzünden. Es handelt sich hierbei nicht etwa um verkohltes Holz, sondern eine im warmen Zustand klebrige, im kalten steinharten Ablagerung. Wischt man während des Rauchens ab und zu mit einem Tuch über den Rand, wird diese Verschmutzung gar nicht erst entstehen, aber wer macht das schon.
Um der Sache zu Leibe zu rücken, nehme ich ein Papiertuch oder einen Lappen und befeuchte ihn mit etwas Spucke. Ja, Spucke. Das ist wirklich das beste Mittel um den schwarzen Belag nachhaltig zu entfernen. Selbst Alkohol oder eine Maschinenpolitur können da nicht mithalten. Durch die Feuchtigkeit ist der Kopfrand nun etwas matt geworden, aber keine Angst, auch das bekommen wir wieder hin.
Mit einem weichen Tuch wird Bruyere-Polish auf dem gesamten Kopf aufgetragen und in das Holz einmassiert. Nach ein paar Minuten wird mit einem zweiten Tuch nachpoliert und der Kopf erstrahlt in neuem, seidenmatten Glanz.
Ein trockenes Mikrofasertuch eignet sich hervorragend um das Acryl-Mundstück wieder auf Hochglanz zu bringen. Die Pfeife sieht wieder aus wie frisch aus dem Geschäft. Ist das Mundstück allerdings aus Ebonit, kommt noch eine Ebonit-Politur zum Einsatz. Auftragen, einziehen lassen, kräftig polieren und auch dieses Problem gehört der Vergangenheit an.
   

Die Maschinenpolitur
Natürlich kann man mit einer maschinellen Politur noch bessere und vor allem schnellere Ergebnisse erzielen.

   
Wer einen gewissen Bestand an Pfeifen sein eigen nennt und diesen in „glänzendem“ Zustand erhalten möchte, kommt also früher oder später nicht an der Anschaffung einer Poliermaschine vorbei.
Für den Anfang reicht aber auch zum Beispiel das Hobby-Set von DanPipe bestehend aus einem Vorsatz für die Bohrmaschine und zwei verschiedenen Wachsen (links im Bild)
Zuerst wird ein weißes Vorpolierwachs auf die laufende Scheibe aufgetragen und mit dieser dann die Pfeife poliert. Beim gesamten Poliervorgang ist es wichtig, das Mundstück nicht vom Kopf zu trennen. Auf Dauer könnte sonst der Übergang der beiden Teilen darunter leiden (gebrochene Kanten). Mit einer sauberen Scheibe oder einem weichen Lappen wird nachpoliert um eventuelle Wachsrückstände oder Staub zu entfernen.
Zum Schluß erfolgt die Hochglanzpolitur mit Carnaubawachs (Wachs der südamerikanischen Carnauba-Palme, auch Palmwachs). Wichtig erscheint mir, dass für jedes der Wachse eine Polierscheibe reserviert wird, damit nicht etwa Schleifpartikel vom Vorpolierwachs mit der Hochglanzpolitur in Verbindung kommen, das die Scheiben nicht zu schnell (etwa 1500 Upm) laufen und kein großer Druck ausgeübt wird.

Und ganz wichtig: die Pfeife gut festhalten, den Zeigefinger im Kopf. Es sind schon einige schöne Stücke an der gegenüberliegenden Wand demoliert worden.
   
Aufarbeitung des Ebonit-Mundstücks
Acrylmundstücke sind zwar im Laufe der Jahre immer besser und angenehmer geworden, die Bißfreundlichkeit und Verarbeitungsmöglichkeit von Ebonit- oder Parakautschuk-Mundstücken ist allerdings unübertroffen.
   
Der Nachteil dieses Materials liegt in der fehlenden Lichtbeständigkeit. Mit der Zeit bekommen sie je nach Schwefelgehalt einen grauen, braunen oder grünlichen Belag und schmecken auch entsprechend. Doch auch hier lässt sich mit etwas persönlichem Einsatz Abhilfe schaffen.
Da auch hier wieder das Mundstück an der Pfeife bleiben sollte, wird deren Holm zuerst exakt am Ende mit Tesafilm abgeklebt, damit die Farbe nicht angegriffen werden kann. Das Mundstück wird nun nass mit 400er Schleifpapier bearbeitet bis keine verfärbten Stellen mehr zu sehen sind. Anschließend kommt 1000er Papier zum Einsatz um wieder eine glatte Oberfläche zu erhalten. Wichtig ist auch hier wieder, keine bestehenden Kanten zu brechen. Steg und Sattel sind mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Hilfreich ist hier, das Schleifpapier um einen der Wölbung oder der Kante angepassten Gegenstand zu wickeln.

Bei dieser Gelegenheit lassen sich auch eventuelle Bißspuren beseitigen. Nach dem Trocknen haben wir ein grau-mattes Mundstück vor uns liegen und können mit dem Polieren beginnen.
Um den ursprünglichen Glanz wieder herzustellen, ist eine möglichst glatte Oberfläche erforderlich. Deshalb polieren wir zuerst mit einem braunen Wachs, das feine Schleifkörper enthält. Hat man die Arbeit mit dem 1000er Papier gewissenhaft ausgeführt, kann dieser Schritt eventuell übergangen werden.

Anschließend verfahren wir wie im Absatz „Die Maschinenpolitur“ beschrieben, entfernen das Klebeband, polieren noch einmal über die gesamte Pfeife und können uns zufrieden zurücklehnen.
   
Neutralisieren des Geschmacks
Wenn eine Pfeife anfängt bitter zu schmecken oder sie das Aroma eines Tabaks angenommen hat, den man nicht mehr in ihr rauchen möchte, ist auch mit einer längeren Ruhepause kein Erfolg zu erzielen. Sie muß neutralisiert werden.
   
Zu diesem Zweck wird das Mundstück vom Holm getrennt, der Kopf gereamt (siehe oben) und mit handelsüblichem Speisesalz bis kurz unter der Oberkante gefüllt. In das Salz gibt man einige Tropfen reinen Alkohol aus der Apotheke und stellt die Pfeife über Nacht aufrecht an einen sicheren Ort.
Nach ein bis zwei Tagen sieht man das Ergebnis: Der Alkohol hat eine Menge an braunen Stoffen gelöst, die jetzt im Salz gebunden sind. Das eventuell hart gewordene Salz wird vorsichtig und gewissenhaft entfernt und der Pfeife noch ein bis Tage Ruhe zum Auslüften gegönnt. Eventuell muß der Vorgang wiederholt werden um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Danach sollte sie eigentlich wieder wie neu schmecken.
   

Hier endet meine Übersicht der einzelnen Reinigungs- und Pflegeverfahren. Abschließend möchte ich sagen, das ich all die einzelnen Punkte dieses Artikels nicht als lästige Pflicht, sondern als Teil meines Hobbies rund um das Thema Pfeife sehe. Einer Pfeife zu einem gepflegten Äußeren zu verhelfen, macht mir ähnlich viel Spaß wie der Kauf einer neuen. Naja, nicht ganz so viel :-)

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