… zwei, drei, Feuer frei!

von Willi Albrecht

 

Sammeln und Rauchen von Pfeifen, für mich eins der schönsten Hobbies. Doch es gibt noch eine Parallelwelt: die Welt der Pfeifenraucher-Clubs und ihre Langsamrauchwettkämpfe. Ich sprach mit Kurt Eggemann , dem Vorsitzenden des VDP, dem Dachverband, über dieses Thema.

WA: "Seit wann gibt es den Verband Deutscher Pfeifenraucher und was sind die Aufgaben? "
KE:
"Der Verband Deutscher Pfeifenraucher e.V. (VDP) wurde am 16.10.1971 in Würselen gegründet. Als Zusammenschluss vieler Vereine aus allen Teilen Deutschlands fördern wir das wettkampfmäßige Pfeiferauchen und pflegen gesellige Treffen und Veranstaltungen rund um die Pfeife. Bei Clubneugründungen und bei der Durchführung von Veranstaltungen stehen wir beratend zur Seite. Ehrenamtlich versteht sich, wir haben keinerlei Gewinnabsichten."

WA: "Wie kann man sich eine solche Veranstaltung vorstellen?"
KE:
"Am 8. September 2007 richtet zum Beispiel der Kölner Pfeifenclub „De Pief es uss“ (gegründet 1979) die 35. Deutsche Meisterschaft im Pfeifenlangsamrauchen aus. Zu diesem Event erwarten wir die dem VDP angeschlossenen Vereine mit seinen Mitgliedern. Interessierte Pfeifenraucher und Gäste sind natürlich auch herzlich willkommen und haben beim 2. Köln-Pokal dann auch die Möglichkeit einmal wettkampfmäßig festzustellen, wie es sich mit 3 Gramm Pfeifentabak ganz langsam rauchen lässt.2008 wird der älteste Pfeifenraucherclub der Welt „Würselen-Haal“ von 1876 die Europameisterschaft im Pfeifenlangsamrauchen in Würselen ausrichten."

WA: "Wo wird die Deutsche Meisterschaft in Köln stattfinden?"
KE:
"Die Veranstaltung wird im Veranstaltungssaal eines Kölner Innenstadthotels stattfinden, näheres kann ich im Moment noch nicht sagen. Der Programmablauf wird aber rechtzeitig über die Homepage des VDP (www.vdp-pfeifenverband.de) veröffentlicht."

WA: "Gibt es keine Probleme wegen dem drohenden Rauchverbot?"
KE:
"Nein, da es sich bei diesem Pfeifenraucherevent um eine rein private Veranstaltung handelt, erwarten wir kein Rauchverbot wie es leider heute immer häufiger der Fall ist."

WA: "Wie läuft der Wettbewerb konkret ab?"
KE:
"Den Wettbewerbsteilnehmern werden vom Veranstalter drei Gramm Tabak, eine Bruyere-Pfeife in klassischer Form, ein Pfeifenstopfer aus Holz, mit einem Durchmesser von 12-15 mm und eine Länge von 10 cm und zwei Streichhölzern zum Anzünden der Pfeife ausgehändigt. Außer diesen vier Dingen darf nur noch ein Blatt Papier vor dem Teilnehmer liegen. Auf ein Zeichen des Oberschiedsrichters beginnt der Teilnehmer mit der Füllung der Pfeife, dazu stehen ihm fünf Minuten zur Verfügung. Die Stopfmethode ist jedem selbst überlassen. Natürlich darf der Tabak in keiner Weise befeuchtet werden. Die Benutzung von Filtern ist ausdrücklich erlaubt. Nach den fünf Minuten wird der evtl. übrige Tabak von den Schiedsrichtern eingesammelt. Auf Zeichen des Oberschiedsrichters zünden alle Teilnehmer gleichzeitig ihre Pfeifen an und das Abstoppen der Zeit beginnt. Dem Teilnehmern steht eine Minute zur Verfügung, um die Pfeife mit einem oder max. dem zweiten Streichholz anzuzünden, danach beginnt das eigentliche Langsamrauchen. Wenn die Pfeife erloschen ist, muss der Teilnehmer laut Zeichen geben worauf der Schiedsrichter die Zeit einträgt. Tja, und wer am längsten raucht, gewinnt. So einfach ist das."

WA: "Auf was muss denn der Schiedsrichter während des Wettkampfs achten?"
KE:
"Es gibt natürlich ein paar Dinge, die verboten sind. Zum Beispiel darf zwar die Asche aus der Pfeife entfernt werden, nicht aber der Tabak, der dabei heraus gefallen ist, wieder in den Pfeifenkopf zurückgegeben werden. Das Pusten in das Mundstück sowie auf die Glut im Pfeifenkopf ist ebenso wenig erlaubt wie die Pfeife in irgendeiner Weise oder mit irgendwelchen Hilfsmitteln durchzurütteln oder daran zu klopfen. Der Pfeifenstopfer darf übrigens nur benutzt werden, solange der Teilnehmer die Pfeife im Mund hat."

WA: "Wenn man sich die Rauchzeiten ansieht, stellt man fest, das eineinhalb Stunden mit drei Gramm Tabak keine Seltenheit sind. Kannst du etwas zu der Technik verraten oder ist das ein persönliches Geheimnis?"
KE:
"Es hat bestimmt ein jeder Pfeifenlangsamraucher seine persönliche Technik. Allgemein kann man nur sagen, das die innere Ruhe ein sehr wichtiges Kriterium ist."

WA: "Wie muss man sich das Clubleben außerhalb der Meisterschafts-Veranstaltungen vorstellen?"
KE: "Die Clubs veranstalten das ganze Jahr über regelmäßige, auch monatliche Pfeifenrauchabende, veranstalten Sommertreffen, gemeinsame Wochenendfahrten etc. Einer der Höhepunkte ist das Zusammentreffen anlässlich der Deutschen bzw. einer regionalen Meisterschaft. Gibt es doch hier die Gelegenheit mit Freunden aus ganz Deutschland, in jedem Jahr an einem anderen Ort, genussvoll eine gute Tabakpfeife zu rauchen."

WA: "Ist der „normale“ Wettkampfraucher auch ein Pfeifensammler? Sind freehands ein Thema?"
KE: "Ja bestimmt. Aus eigener Erfahrung, weiß ich, dass ein richtiger Pfeifenraucher auch ein Pfeifensammler ist. Freehands sind hier in jeder Sammlung vertreten. Aus diesem Grund würden wir uns auch über mehr Präsenz der Pfeifenmacher bei den verschiedenen Pfeifenraucher-Events freuen."

Lieber Kurt, vielen Dank für das interessante Gespräch. Es bleibt zu wünschen, das die beiden Welten der Pfeifenclubs und der restlichen Pfeifenraucher gerade in den heutigen Zeiten näher zusammenrücken würden. Von der Kölner Veranstaltung und weiteren Aktivitäten werden wir natürlich hier berichten.

Nachtrag:
Im Anschluss an die Deutsche Meisterschaft im Pfeifenlangsamrauchen lädt Peter Heinrichs am daruffolgenden Sonntag dem 9. 9. nach Niederaußem ins Chateau Henri ein. Ab 11 Uhr kann bei Kaffee und Kuchen in aller Ruhe in den Regalen gestöbert und gefachsimpelt werden. Ein spezielles Highlight: es werden ca. 150 freehands namhafter Pfeifenmacher wie etwa Barbi, Bang, Garbe, Joura etc. mit einem Rabatt von 50 % angeboten.