 Tom
Eltang "Keep it simple"
Willi Albrecht
Im Februar 2004 hatte ich durch Achim Frank die Möglichkeit,
wohl einen der bedeutendsten Pfeifenmacher kennenzulernen. Auf seiner
Reise quer durch Deutschland machte Tom Eltang unter anderem in Rheinbach
halt und gab mir bereitwillig Auskunft über seine Arbeit.
WA: Wann und wie hat alles begonnen?
TE: Mein Vater war Pfeifenraucher und ich kann mich
noch genau daran erinnern, als mich meine Mutter vom Kindergarten abholte
und wir vor einem Geschäft stehenblieben in dessen Schaufenster
ein paar Pfeifen lagen. Schon damals wußte ich: das wäre
was für mich. Schon während der Schulzeit konnte ich keine
Pfeife liegen sehen, ohne sie zu begutachten. Mit 12 Jahren wurde ich
von einem Auto überfahren, hatte ein Bein gebrochen und konnte
nicht zur Schule gehen. Meine Eltern schenkten mir gegen die Langeweile
einen Hobbyblock von Pibe Dan und ich begann mit einfachsten Mitteln
meine erste Pfeife zu schnitzen.
Nach der Schule, im August 74, ging ich zu Anne Julie und zum Glück
konnte ich gleich dort als Pfeifenmacher anfangen. Nach drei Jahren
wechselte ich zu Pibe Dan wo ich Reparaturen machte und in der verbleibenden
Zeit eigene Pfeifen anfertigen konnte. Später bekam ich die Möglichkeit,
in einer Schreinerei in meinem Wohnort eine kleine Ecke für mich
einzurichten und dort meine Pfeifen zu bearbeiten. Peter Hedegaard vermittelte
mich irgendwann an die deutsche Firma Oldenkott, für die ich einige
Zeit Pfeifen fertigte. Als ein Pfeifenmacher von Stanwell verstarb,
stieg ich dort ein und fertigte zum Teil neue Modelle.
Ich hatte immer den Traum, eine Werkstatt in der Nähe meines Zuhauses
zu haben. Eines Tages wurde ein Haus auf der gegenüberliegenden
Straßenseite frei, das habe ich dann mietete. Neun Jahre hatte
ich dort ein kleines Geschäft und die Werkstatt.
 
 
Peter Heinrichs, der mir immer ein paar Pfeifen abkaufte,
nahm sie mit nach Amerika, wodurch einige Leute auf mich aufmerksam
wurden. Unter anderem auch Marty Pulvers. Damit war der Schritt nach
USA getan. Später kam dann Per Billhäll ins Spiel. Er stellte
ein paar meiner Pfeifen auf seine Internetseite und in kürzester
Zeit war alles verkauft. Durch die Internetpräsenz wiederum interessierten
sich Rex Poggenpohl / Ivan Ries für meine Arbeit. Sie haben mir
viel geholfen und mir Tips gegeben auf was ich achten muß und
was ich besser machen kann. Ich habe so viel Glück gehabt die richtigen
Leute zu treffen. Ohne sie hätte ich nie diesen Erfolg gehabt.
Der endgültige Durchbruch war die Vorstellung meines ersten 7-Tage-Sets
in Chicago. So etwas hatte bisher noch niemand gesehen. Und ich kam
als Neuling dort hin und sagte: „So etwas kann ich machen.“
(lacht). Zu dieser Zeit war es allerdings auch noch einfacher in Amerika
zu verkaufen. Der Absatz wurde immer größer obwohl die Preise
ständig stiegen. Das war eine gute Zeit (lacht).
Das 7-Tage-Set 2001 (Foto: Per Billhäll)

Das 7-Tage-Set 2003
WA: Der größte Teil deiner Pfeifen erhält
das Golden-Contrast-Finish, das mittlerweile zu einem deiner Markenzeichen
geworden ist. Wie kam es dazu?
TE: Die Golden-Contrast-Beizung erlente ich bei Anne
Julie. Über die Jahre vervollkommnete ich die Technik. Ich denke
auch über ein neues, anderes Finish nach. Allerdings soll es sich
von den übrigen Pfeifenmachern abheben und deshalb wird es schwierig
werden. Der Golden Contrast wurde zum Teil zu meinem Markenzeichen,
weil ich farbenblind bin und zum Beispiel rot gebeizte Pfeifen schlecht
in ihrem Aussehen, ihrem hell/dunkel-Kontrast, beurteilen kann.
WA: Aus welcher Region kommt dein Holz.
TE: Ich beziehe mein Holz von überall her. Viele
Leute glauben, das gutes Bruyere nur aus Korsika kommen kann. Das ist
meines Erachtens nicht richtig. Ob eine Wurzel in Marokko, Griechenland
oder sonstwo gewachsen ist, spielt keine Rolle. Aus allen Ländern
in denen die Erica Arborea wächst, kann gutes oder aber auch schlechtes
Holz kommen. Ein großer Teil der Pfeifenmacher konnte sich aber
immer schon das Holz in Korsika aussuchen. Durch diese Selektionsmöglichkeit
war dann natürlich auch weniger schlechtes Holz darunter als in
einem Sack aus Griechenland.
WA: Außer Bambus verwendest du kaum anderes
Ziermaterial?
TE: Bei meinen Pfeifen lege ich größten
Wert auf Balance, die Linie und Harmonie. Applikationen wie etwa Silber
verwende ich nur sehr selten. Meines Erachtens lenken sie nur von der
eigentlichen Pfeife ab, sollen eventuell sogar Schönheitsfehler
ausgleichen oder von ihnen abklenken. Eine gute Pfeife braucht nichts
anderes als einen Kopf aus Bruyere mit einem Stück Kautschuk drin.
Meine Devise: keep it simple!
 
 
WA: Deine neue Werkstatt ist der Traum vieler Kollegen.
War es schwer für dich, die gewohnte Umgebung zu verlassen und
etwas neues zu schaffen?
TE: Als die Besitzerin meiner alten Werkstatt starb
und mein Mietvertrag nicht verlängert wurde, mußte ich mir
etwas neues suchen. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mich vollkommen
neu einzurichten und mir eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Ich lege großen Wert auf absolut einwandfreien Zustand meiner
Werkzeuge. Meine Arbeitsmittel müssen alle an ihrem Platz sein.
Ich will mich auf meine Arbeit konzentrieren können und nicht meine
Zeit mit Suchen vergeuden. In der neuen Werkstatt bin ich bestens ausgerüstet.
Ich habe unter anderem 5 Drehbänke, zwei Bandschleifer und mehrere
Schleifscheiben. Bald werde ich auch selber sandstrahlen können.
WA: Wieviele Pfeifen fertigst du pro Jahr?
TE: Ich mache pro Tag ca. eine Pfeife, oder besser
gesagt, pro Nacht. Ich bin ein Nachtmensch und fange manchmal erst gegen
22 Uhr mit der Arbeit an. Mit einer guten CD im Player beginne ich dann
die Gestaltung an der Schleifscheibe. Hier spielt sich der eigentliche,
kreative Teil des Pfeifenmachens ab, die Pfeife erhält ihre Grundform.
Dies lasse ich einfach geschehen, ich denke zum Teil an ganz andere
Dinge dabei. Nach 20 Minuten ist diese Phase der Formgebung meißt
abgeschlossen. Den Rest wie die Arbeit am Bandschleifer oder das Feilen
der Mundstücke sehe ich eher als solides Handwerk.
 
  
WA: Es gibt viele Meinungen über den Sinn und
Zweck der Einrauchpaste. Was denkst du darüber?
TE: Ich habe vor vielen Jahren mal eine unbehandelte
Pfeife eingeraucht und werde diesen beißenden Geschmack wohl nie
vergessen. Meine Pfeifen werden alle mit einer Paste aus Bimsstein,
Holzkohle und Wasserglas versehen. Sie ist geschmacksneutral und beschleunigt
den Ansatz einer Kohleschicht.
WA: Wie siehst du die Entwicklung des Pfeiferauchens,
insbesondere in Deutschland?
TE: Meines Erachtens haben Internetseiten wie "Pfeife
& Tabak" viel mit der Entwicklung des Pfeiferauchens zu tun.
Es wird über die Sache diskutiert, man kann sich Rat holen und
seinen Wissensdurst stillen. Kurz: die Pfeife ist und bleibt im Gespräch.
Auch der geplante Event in Cuxhaven scheint mir ein richtiger Schritt
zu sein.
Auf Tom Eltangs Homepage findet man weitere interessante
Informationen und Fotos über seine Arbeit:

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