Ein Besuch beim Pfeifenmacher Peter Fischer

Joachim Acker

Vom Munot, der alten Schaffhausener Stadtfestung, hat der Wanderer den schönsten Blick über die Stadt: Das Dachgewirr der Altstadt, den Rhein der hier noch ruhig und sehr klar dem nahen Wasserfall entgegenfließt, bewaldete Hügel erblickt sein schweifendes Auge. Es ist eine wunderschöne Stadt, dieses Schaffhausen am Rhein.

Altehrwürdige Fachwerkhäuser mit prächtigen Erkern, oftmals mit Wandgemälden verziert, künden von Reichtum und Bürgerstolz. In den Gassen und Straßen, auf den Plätzen herrscht wuseliges geschäftiges Leben, Cafes und Gasthäuser laden zum gemütlichen Verweilen ein. Und irgendwo im Gewirr der Gassen und Plätze, etwas abseits vom Trubel eine kleine, schmale Gasse, die Stadthausgasse.
Dort befindet sich die kleine Werkstatt von Peter Fischer.

Ein Schaufenster mit einer kleinen Stellage darin, einige wunderschöne Pfeifen liegen darauf. Dahinter erkennt man die Werkstatt und ihn: den Peter Fischer an der Arbeit. Vielleicht beugt er sich gerade über die Drehbank und drechselt mit kundiger Hand einen Pfeifenkopf, vielleicht steht er auch an der Polierscheibe und gibt einer Pfeife den letzten Glanz.

Ein etwas unscheinbares Geschäft ist es das der Wanderer nun betritt, nur ein kleiner Raum der alles gleichzeitig ist, Ausstellungsraum, Büro, Arbeitsplatz. Der Geruch von Holzspänen, Wachs und Tabak vermischt sich zu einem Kaleidoskop der Düfte, Holzstaub liegt in der Luft, bizzelt ein bisschen in der Nase. Regale, angefüllt mit Krimskrams stehen an der Wand, Flaschen und Dosen, Werkzeug, halbfertige Pfeifen und Mundstückrohlinge liegen auf der Werkbank.

Mittendrinn stehen wir nun, mittendrinn im Reich vom Peter Fischer, dem Pfeifenbauer von Schaffhausen. Freundlich begrüßt er den Fremden, plaudert mit ihm, erzählt in seinem wunderbaren Dialekt manch heitere Episode, manch lustige Anektode aus der Welt der Pfeifenraucher und manchmal auch was aus seinem Leben. Bewegt war es: Kaufmannslehre, Jahre zur See, die ersten zaghaften Anfänge in der Anfertigung von Pfeifen, das mühsame erlernen der handwerklichen Fertigkeiten, lange dauert es bis man ein Meister in seiner Kunst ist. Nebenher noch die Ausübung eines Berufes damit man nicht allein auf den Bau von Pfeifen angewiesen ist. Peter Fischer hat es geschafft, er wurde einer der Großen, seine Pfeifen sind begehrte Stücke in der Welt der Pfeifenfreunde.

Berühmt in aller Welt seine Varianten der uralten Calabash Pfeifen, Einzelanfertigungen die es nur ein einziges Mal auf dieser Erde gibt. Begehrt bei Jägern und Waldläufern seine Schaffhausener Jägerpfeife, horn- und geweihverzierte prächtige Pfeifen, urig anzusehende Einzelstücke, große Kostbarkeiten auch sie. Und dann die Bruyerepfeifen: herrliche Stücke aus ausgesuchten Hölzern, vollendet gefertigt Klassische Formen sind darunter und reine Freehands, alles Einzelstücke, individuell geformt so wie die Maserung des Holzes es vorgibt. Manche seiner Pfeifen sind mit Bernstein, Elfenbein oder mit anderen kostbaren Materialien verziert, so entsteht eine mitunter eigenwillige Verbindung zwischen Holz und Verzierung.

Wenn Sie, geneigter Leser, einmal nach Schaffhausen kommen, dann versäumen Sie nicht dem Gewusel der Einkaufsstraßen zu entfliehen. Besuchen Sie ruhig einmal den Peter Fischer in seiner kleinen Werkstatt die doch soviel Großes zu bieten hat. Und dann verspüren Sie vielleicht die unstillbare Sehnsucht eines jeden Pfeifenrauchers nach einer neuen Pfeife.

So erging es auch Damals dem Wanderer der in diese Stadt kam, er ließ sich nach einer mitgebrachten Lieblingspeife vom Meister eine Neue anfertigen, genau nach seinen Wünschen und Vorstellungen. Am nächsten Tag konnte sie abgeholt werden und ist nun eine Zierde in seiner Pfeifensammlung. Geraucht wurde sie allerdings noch nicht: die unbenützte Schönheit dieser Pfeife läßt die nach ihr greifende Hand immer wieder zurückzucken.