Daniel Jud, der Pfeifenbauer aus dem Schweizer Kanton Thurgau

Lothar Winands

 

Als vor 3 Jahren die ersten Pfeifen eines bis dahin unbekannten Pfeifenbauers auf den Markt kamen, pilgerten einige Sammler erwartungsvoll an den Bodensee um die Künste des Daniel Jud zu sichten. Bald darauf bildeten sich Kontakte zwischen Cornelius Mänz und dem Sammler Jörg Lehmann, die dem Thurgauer den ein oder anderen Trick sowie diverse Materialien für die Pfeifenfertigung zukommen liessen. Hier vor allem Horn, Mittel zur Oberflächenbehandlung und Zierhölzer.

Daniel ist von Beruf Mediziner und unterhält eine Arztpraxis für Psychiatrie und Psychotherapie. Als Ausgleich zu diesem anstrengenden Beruf richtete er sich eine komplett ausgestattete Feinmechaniker-Werkstatt in seinem Privathaus in dem kleinen Ort Erlen ein. Als Pfeifenraucher besuchte Daniel vor vielen Jahren, auf Anraten seines damaligen Tabakhändlers, Former, der im Schweizer Jura seine Pfeifen herstellte. Von Former erhielt er einige erste, sehr nützliche Tips zur Pfeifenmacherei und auch einige Bruyère-Blöcke.

Später folgten mehrere Besuche in St. Claude im Jura wobei er Jaques Craen, Besitzer der Fa. Genod über die Schulter schaute, um weitere Fertigkeiten zu erhalten. Von dort bezog Daniel dann auch die meisten Holzstücke.

Bei meinem Besuch in Daniels Werkstatt staunte ich über einen Gerätepark, den ich bisher nur von sehr professionellen Betrieben her kannte. In den Kellerräumen befinden sich neben einer grossen Drehbank eine Sandstrahleinrichtung, Schleif- und Poliergeräte, Bandschleifer, usw. wohl geordnet beieinander. Hier wird dann auch experimentiert mit Metallen wie Titan, Chromstahl, Messing, die bei Ringapplikationen zum Einsatz kommen.

Bei der Oberflächenbehandlung werden neben glatten, gebeizten Köpfen auch rustizierte, sandgestrahlte, und Bearbeitungen mit beiden Vorgängen hergestellt. Durch das Rustizieren und anschliessende Strahlen kommen sehr attraktive Oberflächenmuster heraus. Die Mundstücke werden allesamt aus Ebonit-Stangenmaterial gefertigt. Mundstücke aus Acryl, obwohl pflegeleichter, werden nicht gebraucht, da Daniel aus eigener Erfahrung als Pfeifenraucher das leicht elastische des Hartgummis vorzieht.

Im Laufe der Zeit haben sich aus den Rauchgeräten schöne und für Daniel Jud typische Pfeifenformen entwickelt. Allen ist etwas gemeinsam, sie sind ausgesprochen solide und funktionell gefertigt. Die meisten Pfeifen sind eher mit grösserem oder grossem Füllvolumen, seiner Vorliebe für Flaketabake entsprechend. Auf Wunsch liefert Daniel auch Pfeifen mit der 9mm Filterbohrung.

Als der Verfasser des Berichtes seine erste Daniel Jud Pfeife bei einem Wettbewerb in Barcelona rauchte, war die Neugierde so gross, dass eine ganze Serie von den Pipafumadores geordert wurden.

Schaffhausen, den 25.06.03

Kontakt: daniel.jud@bluewin.ch

 

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