Le Nuvole

Hans-Jürgen Rieger

Aufmerksam und neugierig gemacht durch mehrere Lobeshymnen in diversen Postings der englischsprachigen Newsgroup a.s.p habe ich mich Anfang diesen Jahres dazu entschlossen, bei dem italienischen Pfeifenmacher Maurizio Tombari eine Pfeife der Marke Le Nuvole zu bestellen. Vor etwa zwei Wochen schickte Maurizio mir zwei Fotos von Pfeifen, die sich nur durch die Oberfläche und Farbe von einander unterschieden. Es handelte sich um zwei Bullcaps, die auf den folgenden Bildern zu sehen sind:

Ich ließ mir beide Pfeifen zusenden und zeigte sie einem befreundeten Pfeifenraucher. Schnell war klar, daß wir beide Pfeifen behalten und die Idee einer "Essener Jahrespfeife" war geboren ;-)

Hinter dem recht klangvollen Namen verbirgt sich der Pfeifenmacher Maurizio Tombari aus dem bekannten Pfeifenmacherstädtchen Pesaro an der italienischen Adriaküste. Nach fast zwanzig jähriger Tätigkeit bei so bekannten Marken wie Mastro de Paja und Ser Jacopo hat Maurizio Tombari sich 1996 als Pfeifenmacher selbstständig gemacht und den Namen Le Nuvole aus der Taufe gehoben.

Seine Formen stellen entweder Abwandlungen klassischer Shapes dar oder sind aufgrund von Gebrauchsgegenständen aus dem täglichen Leben oder der Antike entstanden (Korken von Sektflaschen, Amphoren, etc.).

Die Mundstücke sind aus Acryl und besitzen keine Filterbohrung. Hierbei ist anzumerken, daß die Ausführung des Bisses eine Besonderheit darstellt. Trotz der Wahl des relativ harten und spröden Kunststoffes weisen die Mundstücke der Le Nuvole Pfeifen einen derart flachen Biss auf, wie man es sonst nur bei Ebonitmundstücken hinbekommt. Von allen Acrylmundstücken die ich bisher bei italienischen Pfeifen mit vergleichbarer Größe erlebt habe, sind dies die flachesten und angenehmsten. Die Mundstücke tragen auch das weiße Logo der Le Nuvole Pfeifen, welches man als Schlange oder auch als sich kräuselnde Rauchwolken bezeichnen könnte.

Maurizio Tombari bezieht sein Holz aus Kalabrien. Bei den Entwürfen für seine handgemachten Pfeifen wird der Pfeifenmacher, der auch als Maler und Möbeldesigner tätig ist, von seiner ebenfalls in einem künstlerischen Beruf tätigen Ehefrau Stefania unterstützt. Die Oberflächen sind entweder rustiziert, teilrustiziert oder glatt. Für die Farbgebung verwendet Maurizio Tombari nur transparente natürliche Farben. Die Verarbeitung der Pfeifen ist absolut sauber und so gestaltet, wie man es von jemandem, der seit zwanzig Jahren dieses Geschäft betreibt erwarten kann. Die Bohrungen landen dort wo sie hingehören, der Zapfen des Mundstücks ist gefast und genau so lang, wie die Bohrung im Holm tief ist. Einrauchpaste wird nicht verwendet. Ein Übergang vom Holm zum Mundstück ist beim Verdrehen des Mundstückes nicht feststellbar. Am Holm befinden sich die Stempelungen "LE NUVOLE", "LAVORATE A MANO IN ITALIA", eine stilisierte Wolke und das Grading der jeweiligen Pfeife.

Erhältlich sind Le Nuvole-Pfeifen nur direkt über die Homepage von Maurizio Tombari http://www.pipe.it. Dort kann man aus einem Katalog die noch erhältlichen Pfeifen auswählen oder einfach nur betrachten.

Qualitäten:
rustiziert, teilrustiziert, glatt in rötlich-braun und hell-orange

Grading:
aufsteigend von 1 bis 8, wobei er bisher erst zweimal ein 7er und einmal ein 8er Grading vergeben hat (Stand 03/2003).

Preise:
beginnend bei 105,- Euro bis über 600,- Euro. Diese Preise verstehen sich excl. Steuer und Versand.

Fazit:
Mit Le Nuvole gibt es eine weitere italienische Marke, die in einem Atemzug mit L´Anatra, Cavicchi, Ascorti, Caminetto, Rover Art, Ardor, Mastro de Paja, u.s.w. genannt werden muß, teilweise jedoch (noch) ein klein wenig günstiger als diese ist, mit einem angenehmeren Biss bei Mundstücken aus Acryl und spielerisch leichteren Formen. Die Pfeifen erinnern von der Verarbeitung und Oberfläche ein klein wenig an Radice, wobei deren Stücke jedoch preiswerter sind. Anhand der Formen kann man die Zeit von Maurizio Tombari bei Ser Jacopo erahnen.

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