Tao Nielsen - Pfeifen für den Mann

Willi Albrecht
Juni 2010

Es geht sicher vielen Freunden der handgemachten Pfeife so wie mir: man hat schon oft von Jens Tao Nielsen gelesen, aber gesehen wurde er selten. Er war nie in auf den großen Ausstellungen und hat auch wegen der Chicago-Show seine Insel Tåsinge nicht verlassen. Um so mehr erfreute mich die Nachricht, das Achim Frank es geschafft hatte, ihn zu einem Besuch in Rheinbach zu überreden.

Unwillkürlich asoziiere ich das Leben auf einer dänischen Insel mit Introvertiertheit und Menschenscheu. Doch Tao ist das genaue Gegenteil: mit kräftigem Händedruck begrüßen wir uns und kommen schnell über die Strapazen einer langen Bahnfahrt ins Gespräch über Pfeifen, die alten Zeiten in Svendborg und die guten Steaks in Rheinbach.

Taos Geschichte beginnt in Kopenhagens Einkaufsmeile, der „Strøget“. Beim Erzählen gerät er schnell ins Schwärmen über den wunderschönen Pfeifenladen, in dem er über 3 Jahre arbeitete und seine ersten Eindrücke und Erfahrungen in der Welt der Pfeife sammeln konnte. Als der Wunsch entstand, selber Pfeifen zu fertigen, konnte er bei Erik Nørding anfangen und dort die Grundlagen des Handwerks erlernen. Aber auch hier blieb der ehemalige Seemann nicht lange sesshaft – nach zwei Jahren machte er sich zusammen mit seinem Kollegen Poul Ilsted selbstständig. Als Dritten nahmen die beiden Henrik Jørgensen, einen Bankier, mit ins Boot, der sich zukünftig um die Vermarktung der Pfeifenmarke „Tao & Ilsted“ kümmern sollte. Anfang der 1970er Jahre, auf der Suche nach einer Drehbank, die sie auf Fünen im kleinen Städtchen Svendborg fanden, konnten sie gleich die gesamte dazugehörige und stillgelegte „Nordisk-Pfeifenfabrik“ mit erwerben und bald war das Label „Svendborg Piben“ geboren. Die Pfeifen liessen sich gut verkaufen und nach kurzer Zeit arbeiteten noch 17 weitere Leute in der wiederbelebten Fabrik.

Nach zwei Jahren der erfolgreichen Serienproduktion verließ Poul Ilsted die Firma um sich ausschließlich seinen handmades widmen zu können und auch Tao schlug kurze Zeit später diesen Weg ein. In Svendborg kaufte er einen Pfeifenladen, in dessen Werkstatt er mit der Herstellung seiner bekannten handmades begann.

Taos Pfeifen sind zum größten Teil klein, kompakt und wie dafür geschaffen, locker im Mundwinkel zu hängen. Seine Vorliebe für klassische Formen kann er dabei nicht leugnen, kräftige Bulldog-Varianten und kugelförmige Bents zum Beispiel findet man immer wieder in seinem Repertoire. Er fertigt seine Modelle aus Korsika-Bruyere und versieht sie mit handcut-Mundstücken aus Ebonit, Cumberland oder Kunstbernstein und nimmt gerne einen Silberring als Verzierung. In jüngerer Zeit findet man immer wieder auch mal sandgestrahlte Modelle in schwarz oder tanshell.

Wie wir alle wissen, sind handgemachte Pfeifen nicht „für eine Handvoll Dollar“ zu bekommen, aus diesem Grund wird es in naher Zukunft zusätzlich zu den handmades wieder maschinell vorgefertigte und per Hand gefinishte Pfeifen von Tao geben.

Was mich überraschte, war die Tatsache, das es heutzutage noch Pfeifenmacher gibt, die ohne einen Internetanschluss leben können. So war es auch nicht verwunderlich, das er von der „German Pipemakers & Friends“ in Rheinbach noch nichts gehört hatte. Nachdem ich Tao allerdings unsere HP, das Forum und verschiedene Händlerseiten mit seinen Pfeifen gezeigt hatte, gelobte er Besserung und mit großer Wahrscheinlichkeit wird er sich und seine Arbeit bei der diesjährigen Show dem deutschen Publikum präsentieren.