Dobie´s Four Square Curlies (violett)

Willi Albrecht

 

Eins vorweg: dieser Curley Cut ist schon vor einiger Zeit vom Markt genommen worden, wahrscheinlich lohnte sich die Produktion nicht mehr wie bei vielen naturbelassenen Tabaken, die den Vanille- und Fruchtmixturen weichen müssen.

Eine Rarität liegt hier vor mir in einer alten, abgegriffenen Dose. "Small mellow discs of spun tobacos each with a complete blend" steht auf dem Deckel und meine Spannung steigt. Das Steueretikett ist noch nicht mit dem Euro-Preis bedruckt und gibt durch die Steuernummer 21102 Stanwell in Bremen als Vertrieb preis. Gekostet hat die 50g-Dose damals 13,50 DM. Billig war er also nicht gerade. Auf der Rückseite der Dose findet man eine weitere Information: "Made in the Kingdom of Denmark under the authority of George Dobie and Son Limited, established 1809 originators of fine pipe tobaccos".

Verschiedene Virginias und ein Kern aus Kentucky wurden für diesen Four Square zu einem Strang gesponnen und dann in dünne Scheibchen geschnitten.

Der Tabak hat ein sehr dunkles Erscheinungsbild, nur ein paar vereinzelte "Vogelaugen" blitzen durch die dunklen Scheiben. Durch die langere Lagerung hat sich kristallisierter Zucker auf den Scheiben gebildet. Unter dem Licht der Schreibtischlampe glitzert der Dobie, als wäre er über nacht von Rauhreif überzogen worden, ein sehr ansprechender, verlockender Anblick.

Der Duft des ungerauchten Tabaks erinnert mich ein wenig an den Stockton von Mac Barens, wobei dieser allerdings etwas "heller", frischer riecht. Etwas Herbes wie dunkles Brot gepaart mit einem kleinen Schimmer von gedörrtem Obst kommt mir in den Sinn.

 

Ich nehme mir etwas von den einzelnen Tabakfäden, die neben den Curlies in der Dose liegen, rolle sie leicht zu einer Kugel, die ich einfach in die Pfeife fallen lasse. Darauf stapele ich die einzelnen Scheiben und gebe dazwischen immer ein wenig aufgelockerten Tabak, um den Abbrand nicht unnötig zu erschweren. Gleich nach dem Anzünden erfüllt ein guter, herzhafter Duft nach naturreinem Rauchkraut mein Zimmer und ich lehne mich entspannt zurück. Kräftiger Geschmack, aber weich auf der Zunge. Nichts beißt oder kratzt, für mich der Beweis, dass gute Grundtabake verwendet wurden. Die Stärke würde ich im Medium-Bereich ansiedeln. Nach ein paar Minuten des Rauchens, wenn die oberen einzelnen Tabakfäden verglimmt sind und die ganzen Scheibchen mit der Glut in Berührung kommen, offenbart sich der Curlie erst richtig. Die natürliche Süße kommt nun noch besser durch und bleibt bis zum Schluß erhalten.

Der violette Dobie lässt sich sauber und trocken durchrauchen und verlangt wenig Aufmerksamkeit. Obwohl es ein geschnittener Strangtabak ist, ist der Abbrand ziemlich schnell. Hier bietet sich auch aus diesem Grund eine Pfeife mit größerem Füllvolumen an. So können die einzelnen Scheiben dann optimal ihr Aroma entfalten.

Die Pfeife ist erloschen, ich schütte die helle Asche aus und ärgere mich, das ich diesen ehrlichen, sauberen Tabak nicht frühzeitig eingelagert habe.


a