Gawith & Hoggarth Ltd, Scotch Flake

Lothar Winands

Der Frühling kann kommen.............

Etwas missmutig und noch ziemlich zerknautscht wache ich auf und es ist Montag, der erste Tag nach der Sommerzeitumstellung. Natürlich hatte ich auch verschlafen und so wollte mir der Kaffee und die erste Pfeife auch noch nicht so recht schmecken. Draussen über dem Fluss lag Nebel und die Sonnenstrahlen kämpften mühsam gegen den wolkenverhangenen Himmel an. Der Gang zum Briefkasten um die Tageszeitung zu holen ermunterte mich auch nicht sonderlich, denn die neuesten Nachrichten können an diesem Morgen das Bild der Welt nicht aufhellen.
Gebeugt über die Lektüre vernehme ich ein Klingeln und der Postbote meldet sich über die Sprechanlage. Zwei Pakete schleppt er herbei und meine Stimmung verbessert sich bereits, da es sich nicht um Nachnahmen oder zollrelevante Sendungen handelt.

Das erste ist ein kleineres Paket, abgeschickt von Daniel Jud aus dem Thurgau und das andere von Synjeco aus Brissago.
Nun, der Tag konnte beginnen. War doch bei der einen Sendung die Europapremiere von zwei neuen Gawith-Tabaksorten enthalten, so kam aus dem anderen eine wundervolle Umverpackung einer neuen Tabakpfeife zum Vorschein.

Ausgiebig beschnuppere ich fremden Tabaksorten und entscheide mich für den neutral riechenden Scotch Flake von Gawith & Hoggarth, um das neue Gerät gleich entsprechend einzurauchen.

Die Pfeife nimmt eine ganze 6" Scheibe dieses Flakes auf und bewaffnet mit Streichhölzern und Stopfer setze ich mich auf die Terrasse, blicke über den Rhein und entzünde den Tabak. Da hatte das Weltgeschehen in unserer Zeitung keine Chance mehr, mit dieser Pfeife und dem Scotch Flake war sofort echte Lebensqualität eingekehrt.

Sehr weich und süss erschliesst sich mir dieser Virginia Tabak ohne auf der Zunge zu kitzeln. Er könnte durchaus auch ein Presstabak für einen Anfänger sein, denn er brennt sehr gleichmässig ab. Auch das Knick & Falt-Einfüllen gestaltet sich sehr leicht ohne Nachstopseln. Der Duft dieses Naturproduktes passt so richtig zum Frühlingsbeginn. Es müssen sehr erlesene Virginia Blätter sein, die hierfür verwendet werden, denn auch nach der Hälfte der Pfeifenfüllung bleibt das weiche schmeichelnde Aroma voll erhalten.

Dringende Besorgungen zwingen mich den Terrassenplatz zu verlassen. Auf dem Postamt, wo ich meine Sendungen aufgebe, sagt die Pöstlerin, dass ich heute aber einen tollen Tabak rauchen würde. Sie meinte, er rieche ausgesprochen angenehm. Als ich mich dann von ihr verabschiedete, äusserte sie auch noch ihre Bewunderung über die neue Pfeife. Komisch, dachte ich mir, als ich wieder ins Auto stieg, so nett war sie doch noch nie. Was so eine neue Tabaksorte bewirken kann.

Seit März 2003 erhältlich bei Synjeco für CHF 16.- / 100 Gramm

 

 

Willi Albrecht

Aus Kendal kommen einige aromatisierte Tabake, die in keinerlei Hinsicht mit den "deutschen" Aromaten zu vergleichen sind. Hier wird nicht gesoßt, bis eine klatschnasse Pampe entsteht, die im gnädigsten Fall den Ursprungstabak überdeckt, hier wird im Gegenteil ein ehrlicher, sauberer Grundtabak mit einem Flavour versehen, welches dem Ausgangsprodukt eine andere Richtung gibt. So auch bei Scotch Flake. Als Basis wurde eine sehr milde Mischung mit überwiegend heißluftgetrocknetem und einer kleineren Menge sonnengetrocknetem Virginia verwendet.

Jedes mal, wenn ich mein Vorratsglas öffne, frage ich mich, wie man den Duft beschreiben könnte. Schokoladig? Mit etwas Zitrone / Orange im Hintergrund? Schwer zu definieren aber auf alle Fälle angenehm und unaufdringlich. Trotz der leichten Aromatisierung scheint mit der Virginia noch spürbar zu sein.

Der Scotch Flake ist sehr dünn geschnitten und kann somit einfach in die Pfeife gedreht oder grob aufgerubbelt werden.

Die schokoladige Note ist im ersten Drittel recht stark präsent um dann später den Zitrustönen etwas mehr Platz zu machen. Und bei jedem Zug ist der Ausgangstabak zu schmecken und erinnert daran, das man Virginia raucht und nicht an einer Tafel Schokolade schnuppert. Weich und angenehm steht der Duft im Raum, über Komplimente wie Lothar sie bekam muß man sich nicht wundern.

Der Abbrand ist wegen der geringen Dichte der Flakescheiben verhältnismäßig schnell, ähnelt schon fast einer Mixture, sodas auch mal eine Pfeifenfüllung möglich ist wenn nicht so viel Zeit zur Verfügung steht. Trockene, saubere Asche und der herrliche Raumduft ist alles, was nach dem Genuß des Scotch Flake übrig bleibt. Man muß sich schon ein wenig beherrschen um nicht gleich nach der nächsten Pfeife zu greifen.

 

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