Gawith & Hoggarth Ltd, Kendal Flake

Joachim Acker

 

Der Duft der aus dem geöffneten Glas in das ich die langen dünn geschnittenen Scheiben des Virginia Tabaks sorgfältig hineingewickelt habe, birgt ein wahres Konglomerat der verschiedensten Aromanuancen. Es ist für mich nahezu unmöglich diese Geruchsvielfalt eindeutig zu definieren und ich schaue deshalb auf die HP von Synjeco, um mehr darüber zu erfahren.

Dort lese ich dann: "over 10 different flavours, including Rose Geranium, Vanilla, Rum, Tanquid, Musk, Heliotropin and Rose Fragrances". Donnerwetter denke ich dann: da haben die Tabakspezialisten im fernen Kendal aber kräftig ins Volle gegriffen. Ja, und so riecht dieser Tabak dann auch. Genau so, blumig und irgendwie fruchtig, ein durchaus angenehmer Duft, finde ich. Aber bei aller Fülle nicht aufdringlich oder gar penetrant.

Den Kendal Flake habe ich übrigens Michael, meinem wackeren Stammtischfreund von den Stuttgarter Pfeifenfreunden, zu verdanken, der mich mit einer sehr großzügigen Probe bedachte.

Und nun sitze ich an meinem Schreibtisch, habe den Tabak mit Bedacht in meine Pfeife hineingedreht, mit dem Daumen etwas angedrückt, dann mit einigen Streichhölzern entzündet und versuche nun, dem Rauch nachschauend, mir möglichst schlaue Gedanken zu diesem Tabak zu notieren.

Der Kendal Flake gehört wohl eher zu den etwas kräftigeren Tabaksorten, raucht sich aber ganz hervorragend, gleichmäßig und ruhig glimmt er vor sich hin. Zu Beginn kommt es mir allerdings so vor, als ob er ein bisschen auf der Zunge beißt, dieser Eindruck verschwindet aber sofort wieder, war wohl nur Einbildung. Der Geschmack, den ich auf der Zunge habe, erinnert mich entfernt ein klein wenig an den Condor Ready Rubbed, da ist unverkennbar, so bilde ich es mir wenigstens ein, eine gewisse Verwandtschaft vorhanden.

Aber, ich muss es ehrlich gestehen, so ganz glücklich bin ich nicht mit diesem Tabak, wenigstens hier in meiner Stube, nicht. Meiner Meinung nach ist der Kendal Flake ein Tabak der im Klima und der Umgebung seiner Heimat am besten zur Geltung kommt. Am Meer geraucht, so stelle ich es mir vor, wird dieser Tabak erst so richtig seine ganze Fülle und Aromastärke entfalten und entwickeln können. Auch in diesem Punkt erinnert er mich an den Condor, der mir in meinem Tal nicht übermäßig schmeckt, den ich aber am Meer in meinem geliebten Wales nicht missen möchte und der dort, trotz des horrenden Preises, zu meinen bevorzugten Tabaksorten zählt. Sicherlich ist da eine gehörige Portion Einbildung mit vorhanden, das gebe ich gerne zu und der geneigte Leser soll sich dadurch nicht abgeschreckt fühlen.

Das Meer kommt mir in den Sinn und ich sehe mich wieder irgendwo auf Anglesey an der Küste sitzen, rauchend und aufs Meer hinaus schauend. Ich bilde mir für einen Moment ein, dass ich den Wind in meinem Gesicht spüre, das Rauschen der See höre, das gellende Geschrei der Möwen, das Tuckern eines vorüber fahrenden Fischerbootes. Dann ist der Gedanke vorüber gegangen und verweht. Ein Hauch von Heimweh und Erinnerung an glückliche Tage bleibt zurück.

Ohne es zu wollen kommen mir die Bilder von gestern Abend im TV in den Sinn: der untergehende Tanker, weit draußen auf der See und doch durch seine gefährliche Ladung noch zu nahe am Ufer der spanischen Küste. Die ersten Bilder ölverschmutzter Strände, Vögel mit verklebten Gefieder, dem Tode geweiht. Fischer deren Existenz aufs höchste gefährdet ist. Wann wird es einmal ein Ende haben mit der Zerstörung unserer Welt? Vermutlich erst dann wenn wir, die Menschen, nicht mehr sind.

Meine Pfeife ist nun leergeraucht, ich rühre den grauen Ascherest mit dem Pfeifenbesteck um und leere ihn im Aschenbecher aus. Ob ich mir diesen Tabak kaufen werde? könnte mich nun der geneigte Leser fragen. Nun, ich habe es schon getan. Gelegendlich rauche ich ihn mal so zwischendurch als Abwechslung zum RB Plug und träume dann von den schroffen Bergen und wilden Küsten in Wales.

Kendal Flake.
Hergestellt von Gawith Hoggarth in Kendal/GB.
Erhältlich bei: Synjeco Preis: 8 CHF pro 50 gr.