Peter Heinrichs Reserve Cru Nr. 4

Willi Albrecht

Im August 02 kündete Peter die Bereicherung seiner Haustabakpalette durch fünf neue Flakes an. Kurz darauf konnte ich eine kleine Probe eines herrlich nach Karamell duftenden Tabaks ergattern, der mir von der ersten Füllung an gefiel.

Anfang September war es dann endlich soweit, die Tabake wurden morgens ausgeliefert und mittags stand ich im Laden in der Hahnenstraße um mir gleich ein Pfeifchen mit dem Nr. 4 zu stopfen.

Der Flake wird in langen Streifen aufgerollt in einem verschweißten Plastikbeutel geliefert, der sich wiederum in einem Ziplockbeutel befindet. Dieser schließt sehr gut, man kann den Vorrat unbedenklich einige Zeit darin belassen.

In der Farbe erinnert der RC 4 an den Glengarry von Gawith & Hoggarth: ein mittleres Braun, durchzogen von helleren Adern. Zu dem hauptsächlich verwendeten Virginia wurde meines Erachtens auch etwas Burley beigemischt, um das Aroma besser zu transportieren und der Mischung etwas Weiches zu geben.

Der neue Tabak lässt sich ohne weiteres mittels der Knick-Falt-Methode in die Pfeife einbringen, der Abbrand ist vollkommen problemlos und selbst widerspenstige Pfeifen lassen sich spielend und trocken bis zum Boden rauchen.

Um das Raum-Aroma besser abschätzen zu können, machte ich wieder mal meinen einzigartigen Auto-Test. Ich zünde die frisch gestopfte Pfeife im Wagen an und rauche, bis ich der Meinung bin, jetzt müßten die Nebelscheinwerfer eingeschaltet werden. Dann lege ich die Pfeife ab, steige aus, schließe schnell die Tür und umrunde das Gefährt dreimal. Danach steige ich wieder ein und kann nun den Raumduft des Tabaks viel besser erkennen, als wenn ich ihn rauche. Beim RC 4 erlebe ich hier eine kleine Überraschung. Nichts riecht nach Karamell, ein natürlicher, angenehmer Duft von Vanille kommt mir entgegen.

Der Flake ist weich auf der Zunge und sehr angenehm zu rauchen. Der Karamell-Geschmack, der meiner Meinung nach gut zu Tabak passt, ist dezent sodas man hier nicht einen dieser Allerweltsaromaten vor sich hat, die man vor lauter Sauce nur bis zur Hälfte ordentlich rauchen kann. Für mich als Virginia-Raucher wurde hier von Kohlhaase und Kopp eine schöne Bereicherung der Tabakbar geschaffen.

Bedingt durch die guten Abbrandeigenschaften und die etwa mittlere Stärke würde ich den RC 4 auch bedenkenlos dem Einsteiger in Sachen Flakes empfehlen.

 

Joachim Acker

Mein lieber Freund Willi hat mir mit dieser neuen Tabakkreation schon lange den Mund wässrig gemacht, eine Probe die er mir freundlicherweise zukommen ließ, war schnell geraucht und erweckte Lust nach mehr. Also wurden einige Gramm dieses Tabaks bestellt und nun liegen die mittelbraunen, ca. 40 cm langen Flakestreifen vor mir.

Ein, ich möchte es vorsichtig formulieren damit ich nicht übertreibe, lieblicher Geruch steigt in meine Nase, karamelig mit einem gewissen Anteil von Vanille. Das für eine Pfeifenfüllung benötigte Stück wird abgetrennt und gefaltet, geknickt und dann in die Pfeife gesteckt.

Mit der frischgefüllten Pfeife, Streichhölzern und Stopfer gehe ich hinaus in den Garten um die frühherbstliche, immer noch wärmende Sonne zu genießen. Auf der Gartenbank Platz nehmend zünde ich die Pfeife an und bin schon nach wenigen Zügen ob der Mildheit des Tabaks erstaunt. Für meinen Geschmack, RB gewöhnt und verwöhnt, etwas zu mild und daher vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber dies ist, wie alles beim Pfeiferauchen, Geschmackssache.

Weich ist der Tabak ist dann mein nächster Gedanke, weich und mild, sanft könnte man es auch nennen. Nichts beißt, nichts kratzt, ein eindeutiger Zungenschmeichler, ein gutmütiger Tabak der im weiteren Verlauf des Rauchens keinerlei Probleme bereitet.

Ja, nun sitze ich da auf meiner Bank, lasse gemütlich Füße samt Seele baumeln und rauche glücklich und zufrieden meine Pfeife. Dem Rauch nachschauend, wie ich es gerne mache und wie ich es liebe, beginnen meine Gedanken zu wandern.

Mir kommt ein eigenartiger Gedanke in den Sinn: Welche Landschaft könnte man wohl dem Cru Nr. 4 zuordnen? Ein kühner Gedanke, ich gebs zu. Aber denken wir ihn einmal dem Ende zu.

Zuerst kommt mir die wilde Küstenlandschaft meines geliebten Wales in den Sinn, sturmumtoste Felsklippen an denen sich das gellende Geschrei der Möwen bricht, karges steiniges Land, bewachsen mit vom Wind krummgezogenen Bäumen. Wäre dies die Landschaft für diesen Tabak? Nein gebe ich mir selber die Antwort. In solch eine wilde Landschaft passt der Warrior Plug, der St. Bruno und der Condor aber nicht dieser weiche und sanfte Tabak.

Weiterüberlegend stelle ich mir die Wüste vor. Von allen Wüsten dieser Erde kenne ich nun nur den Sinai: hitzedurchglühte Felsen, steinige Böden, Sanddünen, die sich vom Winde getrieben, fortbewegen, wasserlose und stille Einöde. Schwarze Beduinenzelte mit hungrigen Kindern davor, Kamele die träge an irgendetwas herum kauen und den fremden Wanderer misstrauisch beäugen. Nein, auch dies ist nicht die Landschaft in welche unser Tabak hineingehört.

Dann kommt mir eine hügelige Ebene in den Sinn: Schafweide, Rinderweide, Getreidefelder, baumbewachsene Hügel und kleine Bäche. Und ich denke bei mir: ja, das ist es. Das ist die Landschaft, in die solch ein Tabak hinein gehört. Und dann erinnere ich mich der vielen Male die ich in Shropshire/ Mittelengland auf Burlington zu Gast war. Beinahe automatisch kam mir dann ein unvergessliches Jagderlebnis in den Sinn: mit dem Gutsherren war ich auf Jagd als der Herr etwas dunkles auf dem Feldweg sitzen sah. Er fragte mich, ob dies ein Kaninchen sei und als ich nickend bejahte, hob er seine Schrotflinte und schoss. Das Kaninchen flatterte in die Höhe und war mausetot. Auf meine Feststellung hin, dass ein Kaninchen aber nicht flattern würde, erntete ich einen strafenden Blick vom Boss. Es war ein Rebhuhn was erlegt wurde, doppelt peinlich war dann noch, dass Rebhühner zu dieser Jahreszeit geschützt waren.

Meine Pfeife ist leer geraucht, feine Asche rieselt in den nun aufkommenden etwas kühlen Wind.