Murray´s Erinmore Plug und Erinmore Flake

Willi Albrecht

 

Erinmore Plug

Welcher Pfeifenraucher kennt das nicht: dauernd ist man auf der Suche nach den besten Tabaken, die der Markt zu bieten hat und immer hat man die Angst im Nacken, das göttlichste aller Kräuter nicht zu entdecken. Die logische Schlußfolgerung aus dieser Misere: soviel wie möglich probieren und den Überblick nicht verlieren.

Da ich gerne Tabake rauche, die nach althergebrachten Methoden wie Flakes, Twists und Plugs hergestellt werden, stieß ich irgendwann auf den Erinmore Plug. Ich sprach mit Joachim darüber und der fackelte nicht lange und bestellte uns in GB ein paar Würfel.

Wenn man das kleine Alu-Tütchen aufschneidet, kann man gleich ein wenig erahnen, was einen erwartet. Ein Duft nach süßen Früchten umschmeichelt die Nase und ein wenig werde ich auch an Rosenblüten erinnert. Ein fast pechschwarzer Würfel Tabak liegt vor mir, ölig glänzend, von gummiartiger Konsistenz und wartet nur darauf, rauchfertig geschnitten und in die Pfeife gestopft zu werden.

Feine Späne schneide ich mit einem scharfen Messer und lasse diese sanft in die Pfeife fallen, klopfe manchmal an die Außenwand, damit sie sich besser verdichten und zünde sie schließlich an.

Welch ein Tabak! Zu dem fruchtigen Geruch kommt jetzt ein kräftiger Tabakgeschmack dazu, der trotzdem weich auf der Zunge ist und keinesfalls beißt oder zwickt. Durch die Nachfermentation in der Presse haben sich die verwendeten Red und Dark Virginias zu einer einzigartigen Einheit verschmolzen.

Der Erinmore Plug ist recht nikotinhaltig, nach kurzer Zeit hat man sich aber daran gewöhnt und raucht ihn langsam und vorsichtig, was dem Geschmack nur zuträglich sein kann. Vor dem Frühstück möchte ich ihn nicht unbedingt rauchen, aber nach einer guten Mahlzeit ist er genau das Richtige.

Ich rauchte ihn in verschiedenen Pfeifen und stellte fest, das er mir sehr gut in einer Corncob schmeckt, eine ideale Kombination. Der kräftige Geschmack hält bis zum Ende der Pfeife an und man kann ihn ohne Probleme bis zum letzten Rest durchrauchen.

 

Man sollte dem Erinmore Plug allerdings schon eine oder mehrere Pfeifen widmen, denn das crossover ist nicht zu verachten.

Erinmore Plug. Hergestellt von Murray´s in Belfast. 50 gr. 6.38 englische Pfund.
Erhältlich fast überall in GB und in vielen Internet Shops.

 

Joachim Acker schreibt über den Erinmore Plug:

Als Erin aus den Fluten erstand;
Gab Gott seinen Segen dem tiefgrünen Land,
Smaragd von Europa - so wird`s immer sein,
im Ring dieser Erde der wertvollste Stein! (Anmerkung 1)

Ungeduldig hatte ich das Paket mit einer neuen Tabaklieferung aus Großbritannien erwartet und als es endlich kam wurde es sogleich mit der gleichen Ungeduld ausgepackt. Einer Ungeduld die einem Pfeifenraucher, folgt man der gängigen und landläufigen Meinung, eigentlich fremd sein sollte.

Erinmore Plug: dunkel, fast schwarz, liegt er vor mir, wartet darauf seiner Bestimmung, seinem unabänderlichen Schicksal zugeführt zu werden.

Ein frisches, leicht und kaum wahrnehmbares fruchtiges Aroma entströmt dem Tabak. Leicht und ohne große Anstrengung zerteilt mein Messer den Plugwürfel. Diesmal schneide ich den Plug nicht in Würfel, sondern in hauchdünne Scheiben die ich zu einer Rolle zusammendrehe und einfach in die Pfeife stecke, obendrauf kommt zum besseren Anzünden noch ein bisschen Gebrösel. Fertig ist die Pfeifenfüllung. Und als er dann entzündet ist und die ersten Rauchwolken meine Stube einzunebeln beginnen, erfüllt ein wunderbarer Duft den Raum. Fragt mich aber nun nicht, welcher Duft, ich könnte es nicht sagen. Nur mit kümmerlichen, stotternden Worten mühevoll umschreiben.

Weich liegt der Geschmack des Tabaks auf meiner Zunge, weich und mild, aber dennoch gehaltvoll und kräftig. Nicht unbedingt als erste Pfeife am frühen Morgen geeignet. Es sei denn der Pfeifenfreund möchte ein leicht schwebendes, sich drehendes Gefühl genießen. Nichts brennt, nichts beisst, ein wahrer Zungenschmeichler ist dieser Plug.

Und ich lehne mich in meinem Sessel zurück und lasse meine Gedanken, getragen vom Rauch des Tabaks, durch Zeit und Raum wandern.

Erinmore Plug, allein schon der Name ist Musik in meinen Ohren. Dunkel klirrend trifft sein Klang mein Ohr, weckt Erinnerungen in meinem Gedächtnis.

Ich denke an die vielen irischen Sagen und Märchen die ich einst als Knabe las. Von gewaltigen Helden, mutigen Frauen und wilden Kämpfen berichteten sie, von Elfen, guten und bösen Geistern, vom Kleinen Volk, das unsichtbar unter den Felsen oder in den Wurzeln riesiger Bäume wohnt.
Und wieder, wie schon so oft, denke ich an Branwen, die walisische Königstocher, unglücklich verheiratet auf der grünen Insel, denke an die große Schlacht die um ihretwillen entbrannte, an all das Leid und Elend das daraufhin folgte.

Erin, du grüne Insel im Atlantik, sturmwindumtost, von den Wellen umspült. Deine Geschichte und deine Sagen sind voller Leid, voller Not. Aber auch voller Größe, voller Menschlichkeit und Güte.
Erin: der uralte keltische Name für Irland: Grünland bedeutet er. Und grün soll die Farbe der Hoffnung sein. Aber wie oft war dies Land ohne Hoffnung? Viel zu oft!

Mir kommen die großen Hungersnöte in den Sinn, damals im 19. Jahrhundert zwischen 1845 und 1850. Eine Million Iren verloren ihr Leben. Eine Million: verhungert oder an den Folgekrankheiten gestorben. Ein schreckliches Elend das menschliche Worte nicht erfassen kann. Und eine Million Iren wanderten nach Amerika aus, dem Land ihrer neuen Hoffnung auf ein besseres Leben. Auf ein Leben jenseits der bitteren Armut, des Hungers und der Pein.

Erin, Èire, Irland, du grüne Insel am Rande der bewohnten Welt: Land der Dichter und Barden, Land der Lieder und Gesänge, Land der Sagen und Märchen, Land des Schmerzes und der Schreie nach Brot.

Ist all dies hineingeflossen, hineingelegt, hineingewoben in deinen Tabak, in den Erinmore Plug?

Anmerkung 1
Gefunden auf: http://www.eastgrove.de/irische_prosa.htm

 

Erinmore Flake GB

Als Alternative zum Erinmore Plug bietet sich der Erinmore Flake an, den es auch in Deutschland zu kaufen gibt. Hier möchte ich aber über den Original-Flake aus Belfast schreiben, denn zum in Deutschland hergestellten gibt es einige Unterschiede, zu denen ich weiter unten noch kommen werde.

Der Geruch des Flakes ist eindeutig süßer und die Farbe der Scheiben unterscheidet sich stark vom Plug. Sie sind dunkelbraun und von hellen Streifen durchzogen. Ich vermute, das zwar die gleichen Grundtabake verwendet wurden, aber ein Unterschied in der Pressdauer und -temperatur besteht.

Das die beiden Tabake aus gleichem Hause stammen und stark miteinander verwandt sind, steht außer Frage, dennoch gibt es eben diese feinen Nuancen, zwischen denen der Raucher wählen kann.

Im Geschmack ist der Flake etwas "heller" und das tiefe satte body fehlt etwas. Dennoch ist auch der Flake ein ehrlicher Tabak, der seinen Geschmack bis zum Ende der Pfeife beibehält. Die Scheiben sind recht locker gepresst, sodaß man sie einfach mit der Knick-Falt-Methode in die Pfeife stecken kann.

Bei der Wahl zwischen den beiden Tabaken muß man wohl auch den Preisunterschied in die Entscheidung mit einbeziehen. Den Flake bekommt man zum Beispiel in der Schweiz für die Häfte des Plugs in GB.

Erinmore Flake NL

Im Osterurlaub in Holland besorgte ich mir eine 50g-Dose bei meinem dortigen Stammhändler Ruud van de Waart in Middelburg. Wir kennen uns noch aus Escudo-Zeiten, ich kaufte ihm drei mal den gesamten Bestand ab.

Im Gegensatz zu dem oben beschriebenen GB-Flake duftet der holländische, der wahrscheinlich mit dem in Deutschland erhältlichen identisch ist, etwas anders. Süsser steigt er mir in die Nase und etwas weniger Tabakgeruch ist auszumachen.

Der originale Flake aus GB scheint mir beim Rauchen eine Spur weicher zu sein, trotzdem hat man auch mit dem holländischen Erinmore einen guten und kräftigen Tabak in der Pfeife. Bei Gelegenheit werde ich den in Deutschland angebotenen probieren und sehen, ob auch hier noch ein Unterschied zu den übrigen zu verspüren ist.