Charles Rattray´s / Hal o` the Wynd

Willi Albrecht

Es gab eine Zeit, da waren Hal O` The Wynd und seine Geschwister Old Gowrie und Marlin Flake so etwas wie meine Standard-Tabake. Irgendwann wurden sie durch andere abgelöst um jüngst wiederentdeckt zu werden.

In der dritten Auflage des Pfeifentabak-Breviers von Holtappels liest man:

"Voll rostroter "Honigtau" mit leicht gelber Ader.Kein Latakia oder dunkler Cavendish verändert die einheitlich rote Farbe. Ziemlich überraschend ist die Stärke bei diesem reinen Virginia, aber eine Mischung, die schöpferischen Menschen gefällt."


In der Ausgabe von 1996 wurde dann noch angefügt:

"Sehr beliebt beim häuslichen Typ zum Entspannen oder beim Arbeiten. Der langsame Brand kommt dem Raucher entgegen, der hin und wieder einmal seine Pfeife ablegen möchte, ohne sie gleich wieder anzünden zu müssen"

Und als ob das alles noch nicht reichen würde, liest man heute auf der homepage von Kohlhase & Kopp:

"Dieser Name wurde abgeleitet von dem Schmied der Sage "Die schöne Maid von Perth" der von Scott als "ein Mann von höchst ungewöhnlicher Stärke" beschrieben wurde. Aber hier wie bei allen anderen, wird der Begriff Stärke im Sinne von Vollmundigkeit oder angenehmen Raucheigenschaften verwendet. Der Tabak ist vollkommen auf Virginiabasis aufgebaut - eine Mischung, die Seltenheitswert hat. Etwas ganz besonderes."

Genug des Unfugs, befassen wir uns mit dem Tabak.

Ausschlaggebend für den Kauf war ein Besuch von Jürgen Moritz. Als wir zusammen an meinem PC saßen und verschiedenste Pfeifen besprachen, rauchte Jürgen genüßlich den Old Gowrie. Der herrliche Duft war mir vorher nie so bewußt geworden und ich beschloss, den stärkeren Tabak aus der Reihe, eben den Hal O` The Wynd mal wieder zu kaufen.

 

Öffnet man die 100g-Ringpull-Dose offenbart sich ein höchst angenehmer Duft der mich an Rosinen und Schwarzbrot denken lässt. Keine Vanille, kein Obstsalat, nichts alkoholisches nur purer, dunkler Virginia.

Der Ready-Rubbed-Schnitt ist hervorragend für die Frank´sche Stopfmethodik geeignet. Auf diese Art ist die Pfeife schnell und optimal gefüllt und die Reise in meine Tabakvergangenheit kann beginnen.

Wie so oft fällt die Beschreibung eines natürlichen Tabaks nicht leicht. Der erste Eindruck: dunkler Virginigeschmack mit einer guten Portion Süße im Hintergrund. Dann kommen auch die leichten Noten von Rosinen durch (nicht zu verwechseln mit einem Fruchtaromaten) und ergeben zusammen mit der recht ordentlichen Stärke einen sehr befriedigenden, vollen Rauch. Es gibt einige HOTW-Raucher, die entgegen der Herstellerbeschreibung, das außer dem Virginia eine gute Portion Perique in der Mischung enthalten ist. Ich teile diese Meinung, die pfeffrige, leicht fruchtige Abstimmung lässt darauf schließen.

Der Geschmack bleibt bis zum Ende der Füllung erhalten, driftet im letzten Viertel etwas mehr in den rauchigen Bereich ab, was ich allerdings nicht unangenehm empfinde. Das Raumaroma ist angenehm und sagt einfach: hier war gerade noch ein Pfeifenraucher J

Ich kann den HOTW jedem empfehlen, der keine Angst vor etwas stärkeren Tabaken hat und die Richtung der dunkel fermentierten Virginias erforschen möchte.