Samuel Gawith, 1792 Flake ehemals Cob Flake

Willi Albrecht

In meinem Leben habe ich ja nun schon einige Flakes aus GB rauchen können. Einige zählen heute zu meinen Standardtabaken und andere haben nie wieder den Weg in mein Tabaklager gefunden. Doch was mich beim Öffnen der 1792-Dose erwartete war mir bis dahin noch nicht untergekommen.

Ein Geruch nach altem Leder, modrigem Kartoffelkeller, dunkel und drohend. Alles in allem: sehr verheißungsvoll.

Hart gepresste, fast schwarze Flakestreifen erblicken das Tageslicht, so als ob sie seit ewigen Zeiten in ihrer Dose auf diesen Augenblick gewartet hätten. Ich reiße mir ein paar Stückchen ab, zerbrösele sie noch ein wenig und fülle mir eine Pfeife.

Samuel Gawith & Co. LTD schreiben über ihren Flake: "A full strength, mellow tobacco, comprising a blend of dark fired leaf. Our best-selling premium grade flake starts as 7 lbs of stripped leaf going through a steaming process prior to being pressed, the "cake" having been prepared, is wrapped in a selected leaf and packed by hand into a 12sq.in.press and left for a minimum of 2 hours. The next stage is to place the pressed "cake" into a steam press where it is baked at full heat for 2-3 hours. Once baked, the "cake" has taken on cobs characteristic rich, dark colour. The "cake" is then hardened by being left to cool. The final process of cutting the flake and adding a tonquin flavouring is carried out followed by hand wrapping and packing ready for the pipe."

Dann wird das Aroma wohl von der verwendeten Tonka-Bohne stammen, unter der ich mir aber absolut nichts vorstellen kann.

Auf Gernot Katzers Gewürzseiten, (http://www-ang.kfunigraz.ac.at/~katzer/germ/generic_frame.html?Dipt_odo.html) von der auch das nebenstehende Foto stammt, werde ich fündig und erfahre genaueres: "Süß und aromatisch, heuartig, sehr stark; Geschmack leicht bitter. Für eine Zusammenstellung süßer Gewürze. In den frischen Tonkabohnen ist Coumarin glycosidisch gebunden. Um es freizusetzen, werden die Bohnen für 24 Stunden in Rum eingelegt und danach getrocknet, wobei ein Fermentationsvorgang stattfindet. Danach kann der Coumaringehalt bis zu 10% betragen. Unter der Oberhaut der Samen sind oft Coumarinkristalle sichtbar.
Coumarin ist in einer Anzahl von Pflanzen enthalten, am bekanntesten ist der Waldmeister (Asperula odorata), den man in Alpenländern und auch in den USA traditionell zum Aromatisieren alkoholischer Getränke (Bowle) verwendet.
"

Wir haben es also mit Coumarin, dem Zaubemittel um Tabake zu aromtisieren und haltbarer zu machen, zu tun. Coumarin, der Stoff, der in Deutschland als Tabakzutat verboten ist. Einer der Gründe, warum hier viele dänische und GB-Tabake nicht erhältlich sind. Egal, da muß ich durch.

Ein weicher, süßer Rauch füllt gleich nach den ersten Zügen den Raum. Aber der 1792 ist ein wahrer Wolf im Schafspelz. Hinter der Süße versteckt sich eine gehörige Portion Nikotin, die mich zum vorsichtigen Rauchen zwingt. Ein falscher Zug und die Pfeife steckt im Monitor.Genießt man den Flake allerdings bedächtig und in aller Ruhe, wird man durch einen sättigenden und angenehm kräftigen Tabakgeschmack belohnt der auch einem Latakia-Raucher als Abwechslung willkommen sein könnte. Dem Einsteiger würde ich vom 1792 abraten, es gibt leichtere Wege, die Welt der Virginia-Flakes zu erobern.

Gegen Ende der Füllung weicht die Süße immer mehr dem vollen kräftigen Tabakgeschmack. Manchmal erscheint er mir etwas bitter und kratzig. Wenn ich die Pfeife dann kurz ablege und ein paar Minuten warte, verschwindet dieser Eindruck allerdings. Der Geschmack erinnert mich ein wenig an holländischen Zware Shag, den ich früher zu Zigaretten drehte. Vielleicht auch an die Toscani, die italienische Drei-Männer-Zigarre (einer raucht, zwei halten ihn fest).

Nach einem winterlichen Spaziergang im gemütlichen Sessel sitzend und mit einem Glas kräftigen Malt oder einem Espresso stellt der 1792 einen Genuß der besonderen Art dar. Allerdings würde ich dringend zu einer kleinen Pfeife raten.

Erhältlich ist der 1792 Flake bei Synjeco.

WA