Samuel Gawith, Cannon Plug
Lothar Winands
Ein Tabak mit einem so heftigen Aroma, dass man nicht nur
eine Pfeife eigens dafür reservieren muss, es braucht möglicherweise
einen eigenen Raum im Haus um diesen Tabak zu geniessen ohne
ein Crossover zu erleben.
Mein Hund James,
der nicht gerade zu der Gattung der Kampfhunde gehört, hat
zu diesem Tabak eine besondere Beziehung gefunden.
Alle die mit ihm spazieren gehen, klagen darüber dass
er an Waldrändern immer abhaut um irgend welches Wild zu
jagen. Bei mir tat er das noch nie und so beobachtete ich ihn
ganz genau, woran das wohl liegen könnte.
Regelmässig
wenn ich mit ihm auf den Randen (Ausläufer des Schwarzwaldes)
gehe, nehme ich meinen blauen Würfel und schneide mir eine
entsprechende Portion Tabak für die Füllungen im Freien.
Normalerweise merkt der Hund wenn man sich Schuhe und Jacke anzieht,
dass sich etwas tut und er möglicherweise mit kann. Bei
mir fängt er dann an zu toben wenn ich mir den Cannon Plug
bereits schneide. Er rast von mir dann zur Haustür und zurück
und jault in Erwartungsfreude. Ich habe dabei regelmässig
Probleme mit Geduld den Plug zu schneiden.
 Dann
auf der Hochebene, kaum aus dem Wagen, weicht er mir nicht von
der Stelle in Erwartung bis meine Pfeife brennt. Beim Laufen
dann bewegt er sich nicht weiter als 5 Meter von mir weg obwohl
auch andere Hunde sich mir und James nähern. Wenn nun eine
richtige Schar an Vierbeinern angezogen vom Duft des Cannon Plugs
herbeiläuft und ebenfalls schnuppert, dann streckt er den
Hals und stolziert stolz wie ein Pfau mit aufgestelltem Schwanz
neben mir und seinen Artgenossen.
Es ist ein Genuss den man nur schwer beschreiben kann, wenn
man den Cannon Plug in freier Natur im Gerät hat. Vor allem
in klarer kalter Winterlandschaft kommt das Aroma voll zum Tragen.
Aladin und die Wunderlampe sowie andere Märchen aus "Tausend
und einer Nacht" fallen einem ein wenn die würzigen
süssen Düfte Gaumen und Nase kitzeln.
Das weiss auch mein
Hund und schon wenn ich den Würfel aus dem Vorratsglas ziehe
fängt er wieder an zu tanzen.
Hergestellt wird der Cannon Plug von Samuel Gawith/Kendal/GB
Erhältlich bei: Synjeco
Preis: 50 gr CHF 8.-
Der Cannon Plug - Versuch einer Annäherung
Joachim Acker
Es war ein trüber Mitwintertag, nasskalt war es und ein
grauer Himmel überspannte das Land. Am Schreibtisch sitzend
kramte ich in meinem Tabakvorrat und nahm einen Tabak heraus
den ich eigentlich ziemlich selten rauchte, den Cannon Plug.
Ein wahrhaft ungewöhnlicher Name für einen Tabak: Kanonen
Plug. So ist es eigentlich nur logisch, dass auf dem kleinen
Bildchen mit dem Tabaknamen eine hochrädrige Kanone, vermutlich
war es eine Feldhaubitze, abgebildet ist.
Plug bedeutet ja eigentlich >Stöpsel<
und so ähnlich wie ein Stöpsel liegt der Tabak auch
vor mir als ich ihn aus seiner Blau bebilderten Aluminiumhülle
befreit hatte: ein rechteckiger, brauner Tabakwürfel, der
einen jener unbeschreiblichen Düfte ausströmte, der
für manche Tabaksorten von Samuel Gawith so typisch war.
Oder wie es in seiner Beschreibung steht: "It somehow smells
of a mysterious combination of exotic spices" Wie wahr dieser
Satz doch ist.
Mit dem Messer wird er auf der Scheidunterlage in kleine Würfelchen
zerteilt, diese in die Pfeife gefüllt und mit Streichhölzern
angezündet. Und dann erfüllt ein Duft meine Stube der
wahrhaftig unbeschreiblich ist, ein Aroma das der Raucher beinahe
als aufdringlich bezeichnen könnte. Vom Virginia, aus dieser
Tabaksorte sollte der Cannon eigentlich bestehen, ist vor lauter
Aromafülle nichts zu spüren. Er fühlt sich eigenartig
an auf der Zunge, sehr weich und mild, ohne Frage. Aber dieses
Aroma ist schon heftig und dazu noch der Geschmack auf der Zunge
der irgendwie an etwas seifiges erinnert. Später dann merkte
ich, dass dieser Tabak ein äußerst penetrantes, ja
geradezu heimtückisches Crossover in der Pfeife hinterlässt.
Dem Leser der diesen Tabak probieren möchte sei also Vorsicht
in der Auswahl seiner Pfeife angeraten. Am Besten nehme er dazu
eine Tonpfeife, die sich zum Kennenlernen neuer unbekannter Tabaksorten
sehr empfiehlt.
Ja, und so sitze ich nun in meiner Stube und rauche diesen
auf seine Art dennoch köstlichen Tabak, schaue den Rauchwolken
nach und beginne in meinen Erinnerungen zu kramen.
Bilder aus längst vergangenen
Tagen tauchen auf: ich sehe mich als kleinen Schulbub wieder
wie wir beim Klassenausflug zum Heidenheimer Schloss auf der
alten Kanone die an der Mauerbrüstung stand und ihr Rohr
drohend auf die Stadt richtete herum turnten. Hörte den
Lehrer, der sehr streng war und keine Auswüchse kindlichen
Leichtsinns duldete, wie er uns Buben ermahnte, die Kanone in
Frieden und in Ruhe zu lassen und herunter zu kommen von diesem
Ding und dies ziemlich plötzlich sonst würde er sauer.
Damals fiel mir der Widerspruch nicht auf: Kanone und Frieden.
Wie oft mag diese alte Kanone, Rauch und Feuer ausspuckend, dem
Gegner den vielfachen Tod gebracht haben?
Plötzlich dachte ich an meinen Großvater wie er mir,
damals war ich noch ein kleiner Junge zehn oder elf Jahre alt,
zu erklären versuchte, warum seine Hände immer zitterten.
Ich dachte daran wie er mir von der großen Schlacht in
Flandern erzählte, stockend und nach jedem Wort suchend,
mit seinen Gedanken und Erinnerungen ringend. Erinnerte mich
wie er von dem nicht enden wollenden Getöse des aus unzähligen
Kanonen abgefeuerten Trommelfeuers erzählen wollte, abbrach
und weinte. Damals verstand ich es nicht, wie auch, ich war ja
noch ein Kind. Es war dies das erste und auch das einzige Mal,
dass er sein Schweigen um das Geschehen im großen Kriege
brach, niemals mehr sprach er davon. Wenn ich ihn in kindlicher
Neugier danach fragen wollte schaute er nur mit leeren Augen
in eine weite Ferne und schüttelte den Kopf.
Jetzt, als ich das Bildchen mit der Kanone
betrachtete, kamen mir all diese Erinnerungen wieder ins Gedächtnis,
seltsam was so ein Bild alles ausmachen, welche Erinnerungen
und längst Vergessenes es freilegen konnte.
Die Pfeife war leergeraucht und wurde im Aschenbecher ausgeleert.
Die Stube, ich selber und meine Kleider rochen nach dem Cannon
Plug.
"The smell to non-smokers is very pleasant though could
be overwhelming at first", so steht noch in der Beschreibung.
Wie wahr es doch ist. Fragt meine Frau danach, sie wird es Euch,
lieber Leser, bestätigen.
Cannon Plug, hergestellt von Samuel Gawith/Kendal/GB. Erhältlich:
siehe den oben stehenden Artikel von Lothar.
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