Tam O´Shanter Flake

Joachim Acker

Es begann leicht zu regnen als ich die kleine Hochebene im Norden von Wales nach einer doch etwas mühseligen Wanderung erreichte. Mein Ziel lag unter einer kleinen Baumgruppe, Feldahornbäume waren es erkannte ich als ich nah genug heran war. Vom Wind zerzauste, krumm gewachsene Äste schüttelten sich im Wind, ließen Regentropfen auf das darunter liegende steinzeitliche Megalithgrab fallen, regennaß glänzten die mächtigen Steinblöcke der uralten Grabanlage. Mit einem Male, wie es typisch ist für Nordwales, rissen die Wolken auf, die Sonne brach durch und hüllte das Land in ein beinahe unwirkliches Licht.


Ich zog meinen Regenumhang aus legte ihn über einen Steinblock und setzte mich drauf, betrachtete staunend und ergriffen das Farbenspiel das mir hier von der Natur beschert wurde.

In meinem Rucksack rumkramend fand ich dann endlich meinen Tabak und die Tasche mit den Pfeifen. Den Tam O`Shanter Flake hatte ich mitgenommen auf diese Wanderung und ihn praktizierte ich nun in meine Pfeife, eine Parker, wenn es den geneigten Leser interessiert. Der Wind ließ ein Streichholz nach dem anderen erlöschen, aber schließlich gelang es mir doch den Tabak zum glimmen zubringen. Ja, dachte ich bei den ersten Zügen, dies ist der pure Genuß. Ein wundervoller Virginia Flake, vielleicht ein bisschen Perique mit reingemischt, ganz dezent und unaufdringlich aromatisiert, erfüllte die Luft mit seinem Duft.

Meine Blicke fielen auf den großen, von den Archäologen ausgegrabenen Raum unter der mächtigen Deckplatte und meine Gedanken begannen zu wandern, verließen Zeit und Raum, tauchten ein in längst Vergangenes und Vergessenes.
Macbeths Hexen fielen mir ein, ich konnte sie mir vorstellen wie sie hier unter dem Stein am Feuer saßen, die Glut schürten die den Kessel erwärmte, eine schauerliche Suppe kochend.

Und dann dachte ich an Tam O` Shanter dem schottischen Bauernburschen, der diesem herrlichen Flake seinen Namen gab. Tam ritt eines Tages nach einen ziemlich ausgiebigen Zechgelage in einem Highland Pub über die Heide zurück auf seinen Hof, es nahte ein Gewitter, in der Ferne sah er schon Wetterleuchten, der Wind pfiff und die ersten Regentropfen peitschten ihm ins Gesicht. Da sah Tam auf der Heide ein Feuer brennen, neugierig ritt er darauf zu und sah eine wilde Schar Hexen um die hochauflodernden Flammen tanzen. Einen wilden Tanz führten sie auf, einen zügellosen Tanz und im Licht eines Blitzes sah er eine junge Hexe, nur mit einem sehr kurzen Röckchen bekleidet, um das Feuer wirbeln. Und hingerissen von diesem Anblick rief Tam der jungen Hexe: "Cutty sark" zu, dies bedeutet im schottischen "kurzes Röckchen". In diesem Moment erlosch der Blitz wieder, die Hexen erkannten den ungebetenen Beobachter und stürzten sich auf ihn. Es gelang ihm nur mit größter Mühe den wütenden Hexen zu entkommen. Die Junge hätte ihn beinahe eingeholt, hielt schon den Schwanz des Pferdes in ihrer Hand, der riß ab und Tam entkam.

Noch lange saß ich auf dem Stein, der Wind zerrte an meinen Haaren und ließ den Rauch der Pfeife im Nu verwehen. Es begann wieder zu regnen und ich machte mich auf den Rückweg ins Dorf, schritt über regennasse Wiesen auf denen müde Schafe neugierig nach dem fremden Wanderer äugten. Der Wind trieb tiefliegende regenschwere Wolken übers Land, peitschte mir Regentropfen ins Gesicht und ließ mich frösteln. Für einen kurzen Moment war es mir als hörte ich in der Ferne Tanzmusik und das Geräusch einen davongaloppierenden Pferdes.

Anmerkung:
Der schottische Dichter Robert Burns ( 1759-1796 ) überlieferte uns die Geschichte von Tam O`Shanter. Der Ausruf "Cutty Sark" wurde namengebend für einen der berühmtesten
Teeclipper der die Weltmeere durchkreuzte. Sie kann in Greenwich/GB besichtigt werden

 

Tam O`Shanter Flake 6"
Erhältlich nur in GB. 50 gr. 6,64 Pfund
http://www.smoke.co.uk/index.htm

 

Willi Albrecht

Es soll ja Zeitgenossen geben, die sich nur mit Tabakproben über Wasser halten und diese holländischen Spezialitäten (Van Anderen) überaus schätzen. Ich gehöre eigentlich nicht zu dieser Kategorie, trotzdem kam ich durch Joachim zu einer größeren Menge Tam O´Shanter, den er mir bei seinem Besuch Ende Mai 02 unter anderem mitbrachte. Dafür erst mal ein großes Dankeschön, über die übrigen Gastgeschenke wird später noch zu lesen sein.

Als Fan von Samuel Gawith´s Best Brown Flake bin ich immer für einen guten, ehrlichen Virginiaflake zu haben und genau das ist der Tam O´Shanter, den man leider nur in GB bekommen kann.

Der Tabak ist in schöne, dünne 6-Zoll-Streifen geschnitten und bietet sich sehr appetitlich dar. Der Geruch im Vorratsglas ist geprägt durch die Virginia-Tabake und durch den Hauch eines, meines Erachtens, fruchtigen Flavours. Wie Joachim schon schreibt, könnte das auch der Hinweis auf eine winzige Beigabe von Perique sein.

Durch die feine Schnittart lässt sich der Tam O´Shanter vorzüglich mittels der Knick-Falt-Methode in die Pfeife einbringen und rauchen. Der Abbrand verlangt flakebedingt etwas mehr Aufmerksamkeit als eine Mixture, belohnt mich aber dafür mit einem wundervollen, weichen und runden Geschmack, den ich von den ersten Zügen an nur als puren Genuß bezeichnen konnte. Hier muß ich wirklich keine 100 Gramm rauchen, um zu wissen, das mir diese Spezialität schmeckt.

Die Stärke würde ich im oberen Medium-Bereich ansiedeln, wodurch man ihn auch durchaus als erste Pfeife des Tages oder für den Flakeeinsteiger empfehlen kann.